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Nährstoff-Lexikon für Hunde

Der Körper ist eine faszinierende Komposition zahlloser Stoffwechselvorgänge. Damit alles reibungslos funktioniert, benötigt dein Vierbeiner eine ganze Reihe verschiedenster Nährstoffe in bestimmten Mengen. Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig führt zu ernährungsbedingten Erkrankungen.

Ist Fleisch die einzige Quelle für Eiweiß? Was sind eigentlich bioaktive Substanzen? Und sind Kohlenhydrate wirklich schlecht?

Lies dich schlau – für eine gesunde Ernährung deines besten Freundes!

Proteine

Proteine

Der Hund benötigt Protein bzw. Eiweiß für die Erhaltung und den Aufbau von Körpergewebe. Es ist ein Baustein für alle Zellen und Gewebe im Körper, einschließlich Muskeln, Knochen, Haut und Haar. Eiweiß ist auch wichtig für die Produktion von Hormonen, Enzymen und Antikörpern. Die Vielfalt der im Körper vorkommenden Proteine ergibt sich aus Unterschieden in ihrer Grundstruktur, was auch Auswirkungen auf die Ernährung hat.

Proteine spielen in der Ernährung unserer Hunde eine vielfältige und wichtige Rolle. Kollagen, eine faserige Form von Protein, ist ein weit verbreiteter struktureller Bestandteil von Haaren, Nägeln, Haut, Bändern, Sehnen und Knorpeln im Körper. Die Skelettmuskulatur enthält große Mengen an Strukturproteinen, insbesondere Aktin und Myosin, die für die lebenswichtige Muskelbewegung erforderlich sind.

Enzyme und Hormone, die ebenfalls Proteine sind, spielen eine entscheidende Rolle für die normale biologische Funktion. Proteine unterstützen die strenge homöostatische Kontrolle im Körper, die dafür sorgt, dass die Systeme innerhalb bestimmter Grenzen sicher funktionieren. Sie dienen auch als Transportmittel für Stoffe im Körper und sind von großer Bedeutung für das Immunsystem.

Modell eines Proteinmoleküls (Hämoglobin)

Bild: ANIRUDH | Unsplash

Wie sind Proteine aufgebaut?

Proteine sind komplexe Moleküle. Sie bestehen aus Aminosäuren. Tiere und Menschen müssen die Bausteine der Proteine, die Aminosäuren, aufnehmen, nicht die Proteine selbst. Aminosäuren sind kleine Moleküle, die jeweils eine Aminogruppe, eine Carboxylgruppe und eine Seitenkette enthalten. Die Aminosäuren sind durch Peptidbindungen zu einer Kette verknüpft.

Die Struktur der Proteine beeinflusst ihren Nährwert. Große, komplexe Proteine sind oft schwer verdaulich und haben einen geringeren Nährwert als kleine, einfache Proteine. Durch die Verarbeitung und das Kochen von Lebensmitteln kann sich die Struktur der Proteine verändern und damit auch der Nährwert.

Aminosäuren: Die Bausteine der Proteine

In der Natur gibt es 22 Aminosäuren, die in Proteinen vorkommen. Sie werden in "essentielle" und "nicht essentielle" Aminosäuren unterteilt. "Essentiell" bedeutet, dass sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, und "nicht essentiell", dass sie vom Körper selbst hergestellt werden können und nicht mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.

Allerdings sind nicht für alle Tiere die gleichen Aminosäuren essentiell. Taurin wird für Hunde als nicht essentielle Aminosäure aufgeführt, da sie diese selbst herstellen können. Bei Katzen hingegen reicht dies nicht aus und sie müssen Taurin zusätzlich mit der Nahrung aufnehmen.

Essentielle Aminosäuren für Hunde:

 

Aus einigen essentiellen Aminosäuren kann der Körper selbst weitere Aminosäuren herstellen. Diese werden als semi-essentielle oder nicht-essentielle Aminosäuren bezeichnet und können, müssen aber nicht mit der Nahrung aufgenommen werden. Daher wird in der tierärztlichen Rationsberechnung häufig ein kombinierter Bedarfswert für diese Aminosäuren angegeben.

Semi-essentielle Aminosäuren für Hunde:

 

Da sich Proteine in ihren Aminosäurebausteinen unterscheiden, liefern die Futterkomponenten Aminosäuren in unterschiedlichen Mengen und ggf. in begrenztem Gehalt. Futtermittel müssen daher sorgfältig ausgewählt werden, um diesem Umstand Rechnung zu tragen und eine ausreichende Versorgung mit allen essentiellen Aminosäuren sicherzustellen.

Eine gängige Methode, dies zu erreichen, ist die Mischung von Proteinquellen als Zutaten, z.B. die Verwendung von tierischen und pflanzlichen Proteinen in einer Ration. Auf diese Weise kann die Aminosäureversorgung in der Ration ausgeglichen werden.

Proteinqualität: Was du wissen solltest

Nicht nur die Zusammensetzung, sondern auch die Qualität der Proteinquelle ist wichtig, da minderwertige Proteine einen geringen Nährwert für Hunde haben. Sie werden nicht verdaut und vom Körper weder effektiv noch effizient genutzt.

Es gibt zwei Hauptfaktoren, die die Proteinqualität bestimmen:

  1. biologische Wertigkeit: Ein Maß dafür, wie gut ein Protein vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann. Sie wird durch die Zusammensetzung der Aminosäuren im Futtermittel bestimmt.

  2. Verdaulichkeit: Sie ist ein Maß dafür, wie viel Eiweiß aus der Nahrung tatsächlich vom Körper aufgenommen wird. Hochwertige Eiweißquellen wie Fleisch, Fisch und Eier haben eine höhere Verdaulichkeit als pflanzliches Eiweiß.

Was sind gute Proteine für den Hund?

Hunde benötigen hochwertiges Eiweiß, um gesund zu bleiben. Gute Proteinquellen zeichnen sich durch ihre hohe Verdaulichkeit, ihre biologische Wertigkeit (d.h. wie effizient der Hund das Protein verwerten kann) und die Qualität der enthaltenen Aminosäuren aus.

Fleisch und Innereien sind besonders proteinreiche Futtermittel. Tierische Futtermittel haben im Allgemeinen einen hohen Proteingehalt. Pflanzliche Futtermittel, mit Ausnahme von Hülsenfrüchten, haben dagegen einen geringeren Eiweißgehalt. 

Tierische Proteine sind für Hunde leichter verdaulich und liefern mehr essentielle Aminosäuren, die der Körper benötigt. Die meisten tierischen Proteinquellen enthalten alle neun essentiellen Aminosäuren, die Hunde nicht selbst herstellen können. Neben Eiweiß liefern tierische Quellen auch Vitamine (z.B. B-Vitamine), Mineralstoffe (z.B. Zink, Eisen) und Fettsäuren (z.B. Omega-3-Fettsäuren).

Gute Proteinquellen für Hunde sind:

Bild: Eiliv Aceron | Unsplash

Fleisch

Fleisch ist eine der besten Proteinquellen für Hunde, da es eine hohe biologische Wertigkeit hat und alle essentiellen Aminosäuren enthält, die der Hund benötigt.

  1. Huhn: Leicht verdaulich, fettarm und eine ausgezeichnete Eiweißquelle.

  2. Rind: Enthält viel Eiweiß und Eisen. Mageres Rindfleisch ist besonders geeignet.

  3. Lamm: Reich an Proteinen und eine gute Alternative für Hunde, die auf andere Fleischsorten allergisch reagieren.

  4. Pute: Fettarmes Fleisch mit hohem Proteingehalt.

  5. Wild: Reich an Proteinen, fettarm und oft eine gute Alternative für Hunde mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Bild: u_to38cto4 | Pixabay

Innereien

Innereien wie Leber, Herz und Nieren liefern nicht nur Eiweiß, sondern auch wichtige Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Kupfer und Zink.

  1. Leber: Reich an Eiweiß und Vitamin A. Bei mäßigem Verzehr sehr gesund.

  2. Herz: Hervorragende Quelle für Eiweiß, B-Vitamine und Coenzym Q10, das gut für die Herzgesundheit ist.

Bild: engin akyurt | Unsplash

Fisch

Fisch ist eine ausgezeichnete Proteinquelle und enthält außerdem gesunde Omega-3-Fettsäuren, die gut für Haut, Fell und Immunsystem sind.

  1. Lachs: Eine hochwertige Eiweißquelle mit vielen Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken.

  2. Makrele: Reich an Proteinen und Omega-3-Fettsäuren, gut für Herz und Immunsystem.

  3. Thunfisch: Eine fettarme Proteinquelle, die auch Omega-3-Fettsäuren enthält. Sollte nur in Maßen verzehrt werden, da er auch viel Quecksilber enthalten kann.

Bild: engin akyurt | Unsplash

Eier

Eier sind eine ausgezeichnete Proteinquelle für Hunde und enthalten alle essentiellen Aminosäuren. Sie haben einen sehr hohen biologischen Wert und sind leicht verdaulich.

  1. ganze Eier: Vollwertiges Eiweiß, reich an Vitaminen (z.B. Vitamin B12) und Mineralstoffen (z.B. Selen). Es wird oft als „perfektes“ Protein bezeichnet, da es vom Hund fast vollständig verwertet werden kann.

Bild: Enotovyj| Pixabay

Milchprodukte

Milchprodukte wie Joghurt und Hüttenkäse sind gute Proteinquellen. Sie sollten aber wegen der enthaltenen Laktose nur in Maßen verfüttert werden, sonst kann es zu Blähungen und Durchfall kommen.

  1. Joghurt: Enthält Eiweiß und gesunde Probiotika, die die Darmgesundheit fördern.

  2. Hüttenkäse: Leicht verdaulich und eine gute Eiweißquelle mit geringem Fettgehalt.

Bild: engin akyurt | Unsplash

Pflanzliche Eiweiße

Obwohl Hunde Allesfresser sind und pflanzliche Proteine verwerten können, haben diese einen geringeren biologischen Wert als tierische Proteine. Pflanzliche Proteine können vor allem in Kombination mit tierischen Proteinen gut funktionieren.

  1. Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Erbsen): Reich an pflanzlichem Eiweiß, Ballaststoffen und Vitaminen. Sie werden häufig in kommerziellem Hundefutter verwendet.

  2. Quinoa: Enthält mehr Protein als viele andere pflanzliche Quellen und liefert außerdem essentielle Aminosäuren.

Bild: Robert Gunnarsson | Unsplash

Insektenproteine

Insekten wie die Larven der schwarzen Soldatenfliege und Mehlwürmer werden zunehmend als alternative Proteinquelle verwendet, da sie umweltfreundlich sind und eine gute Proteinqualität bieten.

Diese Proteine sind hypoallergen und können eine gute Wahl für Hunde mit Futtermittelunverträglichkeiten sein.

Wie viel Protein ist gut für Hunde?

Im Körper unserer Hunde findet ein ständiger Eiweißaustausch statt. Der Körper wird ständig repariert und Teile werden ersetzt. Der Proteinbedarf von Hunden variiert daher je nach Alter, Aktivität, Gesundheitszustand und speziellen Ernährungsbedürfnissen.

Außerdem werden nicht alle Proteine, die ein Hund frisst, vollständig aufgenommen und verwertet. Die Verdaulichkeit spielt eine wichtige Rolle bei der Berechnung des tatsächlichen Bedarfs.

Allgemeine Richtlinien für den Proteinbedarf

Erwachsene Hunde im Erhaltungsstoffwechsel benötigen 2,0-2,5 g verdauliches Rohprotein pro kg Körpermasse (KM)⁰’⁷⁵ pro Tag.

Wachsende Hunde benötigen zusätzliches Eiweiß, um die Bausteine für Wachstum und Entwicklung zu liefern. Trächtige und säugende Hündinnen benötigen Eiweiß, um die Entwicklung der Welpen und die Produktion nahrhafter Milch zu unterstützen.

Aktive Hunde, Arbeitshunde und Hunde, die Hundesport betreiben, benötigen häufig einen höheren Eiweißgehalt in der Nahrung als erwachsene Hunde, um die zusätzlichen Anforderungen an ihren Körper und den Aufbau von Muskelmasse zu unterstützen.

Rekonvaleszente Hunde, die sich von einer Verletzung oder Krankheit erholen, profitieren oft von einer erhöhten Proteinzufuhr. Hunde mit Nieren- oder Lebererkrankungen sollten dagegen weniger Eiweiß erhalten, um die erkrankten Organe zu entlasten.

Ältere Hunde können ebenfalls von einer erhöhten Eiweißzufuhr profitieren, da ihre Fähigkeit, Eiweiß effizient zu verdauen und aufzunehmen, mit zunehmendem Alter abnehmen kann. Es ist offensichtlich, dass Eiweiß wichtig ist, um die Gesundheit, Struktur und Funktion des Körpers unserer Hunde zu unterstützen.

Was passiert, wenn ein Hund zu viel Protein bekommt?

Eiweiß wird im Körper nicht gespeichert. Erhalten gesunde Hunde zu viel Eiweiß, können sie es sehr effizient verstoffwechseln. Eiweiß, das über den Bedarf hinaus aufgenommen wird, wird von einem gesunden Körper problemlos über die Leber abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Wenn der Urin übermäßig riecht und sogar Rasen und Pflanzen "verbrennt", liegt das meist an Verbindungen, die bei der Eiweißverarbeitung im Körper ausgeschieden werden.

Bei bestimmten gesundheitlichen Problemen ist die natürliche Ausscheidung von überschüssigem Eiweiß jedoch eingeschränkt. In diesen Fällen kann es erforderlich sein, den Eiweißgehalt in der Nahrung zu steuern, um die normale Funktion zu unterstützen. Beispielsweise ist bei Hunden mit stark eingeschränkter Nierenfunktion eine Begrenzung der Eiweißzufuhr erforderlich.

Die biologische Wertigkeit des Proteins und damit seine Qualität wird durch die Zusammensetzung der Aminosäuren im Futtermittel bestimmt.

Was passiert bei Proteinmangel?

Eiweißmangel ist selten, es sei denn, die Tiere sind extrem ausgehungert oder vernachlässigt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sie aus dem Tierschutz stammen.

Je nach Schweregrad äußert sich ein Eiweißmangel durch:

  1. verminderte Fresslust

  2. erhöhte Anfälligkeit für Hautinfektionen, Parasitenbefall und Durchfallerkrankungen

  3. stumpfes und brüchiges Fell

  4. vermindertes Wachstum

  5. Trägheit

  6. Gewichtsverlust

  7. verzögertes Wachstum

  8. verzögerte Mineralisierung des Skeletts

  9. verminderte Fortpflanzungsfähigkeit

  10. Erschöpfungszustände