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Diabetes mellitus beim Hund: Das richtige Futter. Dein Hund hat die Diagnose Zuckerkrankheit bekommen? Nun ist eine Fütterungsanpassung nötig, damit der Stoffwechsel nicht weiter aus den Fugen gerät und die Krankheit keinen langfristigen Schaden im Körper anrichtet. Doch wie soll die neue Fütterung aussehen und was darf dein Hund fressen? Wir zeigen dir, wie du deinen Vierbeiner mit dem richtigen Futter verwöhnst und seiner Gesundheit Gutes tust. Wir geben dir Tipps zu den richtigen Inhaltsstoffen, der Futtermenge und der Fütterungsfrequenz.
Was passiert bei Diabetes?
Bei Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, handelt es sich um einen gestörten Stoffwechsel des Hormons Insulin. Es ist lebensnotwendig, da es dafür sorgt, dass die Körperzellen mit Energie in Form von Glukose versorgt werden. Passiert das nicht, bleibt der Zucker im Blut und kann sich in den Gefäßen ablagern.
Es gibt zwei verschiedene Mechanismen, die hinter der Erkrankung stecken:
Beim Typ 1 Diabetes produziert der Körper nicht genug Insulin. Das Organ, das für die Insulinproduktion zuständig ist, ist die Bauchspeicheldrüse. Die Ursachen für Typ 1 Diabetes sind multifaktoriell, so können eine Bauchspeicheldrüsenentzündung und auch eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen, da Diabetes familiär gehäuft auftritt. Diabetes Typ 1 muss fast immer mit lebenslangen Insulingaben behandelt werden.
Beim Typ 2 Diabetes wird zwar genug Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert, aber die Zellen sprechen nicht mehr darauf an. Das passiert beispielsweise als Folge von Übergewicht: Nimmt dein Tier über einen langen Zeitraum zu viel Zucker zu sich, stumpfen die Zellen gegen Insulin ab. Die Empfänglichkeit wieder zu fördern, dauert sehr lange und erfordert eine Gewichtsreduktion sowie eine ausgewogene, kohlenhydratarme Ration. Typ 2 Diabetes kommt beim Hund allerdings sehr selten vor und ist eher eine „Katzenkrankheit“.
Diabetes und das richtige Futter
Die Ernährung von an Diabetes erkrankten Hunden ist eigentlich relativ einfach, es gibt ein paar Grundregeln, an die du dich halten kannst. Besonders bei Typ 1 Diabetes sollten keine großen Schwankungen in der Nährstoffzufuhr auftreten, da sie starke Blutzuckerschwankungen zur Folge haben. Deshalb wird die Fütterung eines speziellen Fertigfutters empfohlen, da hier die Zusammensetzung immer annähernd gleich ist und die Nährstoffe im richtigen Verhältnis enthalten sind. Hersteller wie Hill’s oder Royal Canin produzieren solches Diätfutter, das du in deiner Tierarztpraxis oder im Fachhandel erwerben kannst. Das Futter heißt zum Beispiel Hill's Prescription Diet w/d oder Royal Canin Veterinary Diet Diabetic. Wenn du selbst die Rationen zubereiten möchtest, solltest du dir ein ausgewogenes Rezept aussuchen und nicht mehr davon abweichen.
Eine weitere einfach umzusetzende Maßnahme, um große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden, ist das Füttern von mindestens drei kleineren Mahlzeiten am Tag, immer zu den gleichen Zeiten. Empfohlen wird die Unterteilung der Gesamttagesration wie folgt: morgens 25 %, mittags 50 % und abends 25%. Gerade bei Typ 1 Diabetes ist zudem eine strikte Kontrolle der Glukosewerte im Blut Pflicht, um den Erfolg der Maßnahmen zu überwachen und gegebenenfalls die Insulingaben anzupassen. Insulin sollte generell immer nach dem Fressen verabreicht werden, um eine gefährliche Unterzuckerung zu vermeiden, falls dein Hund seine Ration wider erwarten nicht frisst.
Hunde mit Typ 2 Diabetes sind oft übergewichtig. Bei ihnen solltest du zudem abklären lassen, ob weitere Begleiterkrankungen vorhanden sind. Häufig entwickeln sie als Folge der überschüssigen Kilos zusätzlich Gelenk- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ziel ist hier eine langfristige Gewichtsreduktion und Behandlung der Begleiterkrankungen.
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Was darf mein Hund bei Diabetes essen?
Die Wahl des richtigen Futters oder der Zutaten bei selbstgemachten Rationen ist abhängig davon, unter welchem Diabetestyp dein Hund leidet und ob er weitere gesundheitliche Probleme hat.
Generell sollte Diabetes-Futter folgendermaßen zusammengesetzt sein:
Kohlenhydrate: 45 - 55 %
davon Fasern: 7 - 18 %
Fett: < 25 %
Protein: 15 - 35 %
Typ 1 Diabetes
Beim häufig auftretenden Typ 1 Diabetes solltest du ein spezielles Diabetes-Fertigfutter wählen. Dieses enthält wenig Zucker und qualitativ hochwertige, gut verdauliche Proteine und mäßig viel Fett. Die enthaltenen Kohlenhydrate sind von der Struktur her „komplex“ und werden langsamer verdaut. Dadurch wird die durch den Abbau der Kohlenhydrate entstehende Glukose nur nach und nach ins Blut freigesetzt, was starke Ausschläge und Schwankungen des Blutzuckers verhindert. Bereitest du selbst Futter zu, gelten dieselben Regeln. Suche dir ein Rezept speziell für Diabetikerhunde. Als Kohlenhydratquelle ungeeignet sind aufgeschlossene Mais- oder Tapiokastärke oder Hirse. Ein Zusatz von Faserstoffen wie Zellulose, Weizenkleie oder Guar kann zusätzlich die Aufnahme von Glukose aus dem Darm vermindern.
Besondere Vorsicht ist bei Leckerlis geboten. Gerade Snacks aus der Tüte enthalten häufig sehr viel Zucker und dieser ist Gift für deinen diabetischen Hund! Zudem werden Leckerlis gerne „zwischendurch“ gegeben, was den Insulinspiegel deines Tieres durcheinanderbringen und im schlimmsten Fall zu einer diabetischen Krise führen kann. Hat dein Hund Typ 1 Diabetes, solltest du also auf Leckerlis verzichten.
Typ 2 Diabetes
Beim Typ 2 Diabetes hast du durchaus eine größere Auswahl, dein Hund ist nicht zwingend auf Diabetes-Futter angewiesen. Ob es sich trotzdem am besten für euch eignet, solltest du individuell mit einem/einer Tierärzt:in besprechen.
Grundsätzlich steht hier jedoch die Behandlung der Ursache im Fokus. Häufig entwickelt sich Typ 2 Diabetes nämlich als Folge von Übergewicht und kann sogar geheilt werden, wenn dein Tier sein Idealgewicht erreicht und hält. Passendes Futter sollte also kalorienreduziert und ebenfalls kohlenhydratarm sein und dafür anteilig mehr Protein und Fett als Futter für gesunde Hunde enthalten. Außerdem solltest du die Futtermenge reduzieren, da dein Hund wahrscheinlich zu viel davon bekommen hat, und seine Bewegung erhöhen.
Leckerlis sind zwar nicht verboten, fördern aber das Abnehmprogramm nicht. Wie bereits oben beschrieben, sind sie oft sehr kalorienhaltig. Das gilt übrigens auch für „natürliche“ Snacks, beispielsweise getrocknete Schweineohren! Das darin enthaltene Protein ist nämlich ebenfalls hochkalorisch und kann den Energiebedarf deines Hundes schnell sprengen. Verwende doch stattdessen sein Trockenfutter als Belohnung und lege am besten morgens etwas von der Tagesration zur Seite. So stellst du sicher, dass dein Vierbeiner seine Diät einhält.
Was nicht füttern bei Diabetes?
Futtermittel, die viel und einfache Zucker enthalten, sind tabu. Sowohl bei Typ 1, als auch bei Typ 2 sind sie ungeeignet und unterstützen das Therapieziel nicht. Bei Hunden, die außerdem mit Insulin behandelt werden, sorgen sie im schlimmsten Fall zu einer Entgleisung des Insulinspiegels und führen zu einer diabetischen Krise, bei der die Organe versagen können.
Hat dein Hund Diabetes mellitus, sollten alle Familienmitglieder, Freunde und andere Kontaktpersonen aufgeklärt werden. Sie dürfen deinem Hund keine Leckerlis geben, zu denen übrigens auch Essensreste gehören. Schon ein kleiner Apfelschnitz oder ein Stück Brot bringen den Insulinhaushalt durcheinander und erhöhen die Kalorienzufuhr deines Tieres. Achte auch beim Gassi gehen darauf, ob andere Hundebesitzer deinem Vierbeiner etwas zustecken. Gehört dein Hund zu der Sorte „Staubsauger“ und liest gerne Undefinierbares vom Boden auf, gilt ab sofort eine Leinenpflicht!
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Welcher Fisch bei Diabetes?
Fisch hat den Ruf, generell ein gesundes Lebensmittel zu sein. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren haben einen positiven Einfluss auf den Körper und gelten unter anderem als entzündungshemmend. Doch Vorsicht! Verschiedene Fischprodukte haben einen unterschiedlichen Nährstoffgehalt. Diabetische Hunde sollten deshalb Fisch und Meeresfrüchte meiden, die Kohlenhydrate und sehr viel Fett enthalten, besonders wenn du selbst die Rationen zubereitest. Da es sich um relativ teure Futtermittel handelt, sind sie selten in Fertigfutter verarbeitet.
Möchtest du Fisch füttern, nimm folgende Sorten:
Barsch
Dorsch
Forelle
Hecht
Heilbutt
Kabeljau
Sardelle
Schellfisch
Folgende Sorten sind sehr fettreich und sollten nur selten gefüttert werden:
Hering
Makrele
Lachs
Thunfisch
Vermeide folgende Fischsorten und Meeresfrüchte:
Aal
Austern
Flusskrebse
Garnelen
Jakobsmuscheln
Kaviar
Hering
Miesmuscheln
Tintenfisch
Um den Vorteil der Omega-3-Fettsäuren auf den Körper zu nutzen, ist auch ein Hinzufügen von etwas Fischöl zu jeder Ration möglich.
Welches Fleisch bei Diabetes beim Hund?
Hat dein Hund Typ 1 Diabetes, solltest du lieber spezielles Diätfutter verwenden, anstatt selbst zu kochen. Dies verhindert, dass der Glukosespiegel im Blut unkontrolliert ausschlägt und dein Hund in eine diabetische Krise rutscht.
Beim Typ 2 ist es durchaus möglich, selbst zu kochen. Die genaue Tagesration solltest du immer mit einem/einer Tierärzt:in absprechen, um die benötigte Kalorienmenge zu bestimmen. Da Typ 2 Diabetiker häufig abnehmen müssen, kannst du fettarmes Fleisch wie beispielsweise Hühnchen oder Pute verwenden. Vermeiden solltest du Ente oder Gans, sowie Rind und Schwein, denn deren Muskelfleisch ist fettreicher.
Bei Diabetes geeignete Fleischsorten:
Huhn
Pute
Ungeeignete Fleischsorten:
Ente
Gans
Rind
Schwein
Welches Gemüse füttern bei Diabetes?
Auch hier gibt es Unterschiede im Nährstoffgehalt zwischen den verschiedenen Sorten. Außerdem sind nicht alle Gemüsearten zur Fütterung geeignet, da sie weitere Inhaltsstoffe besitzen, die auf den Körper wirken. Kohl kann Blähungen oder Verstopfungen verursachen, während Spinat durch seinen hohen Anteil an Oxalat zu Harnsteinen führen kann.
Folgendes Gemüse ist für Diabetiker geeignet:
Salat
Zucchini
Gurke
Möhren
Paprika
Pilze
Außerdem hat Gemüse den Vorteil, dass es viele Ballaststoffe enthält. Diese sättigen und können deinem Hund beim Abnehmen helfen. Zudem sind Pflanzen Lieferanten sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe, die zu den nicht lebensnotwendigen Nährstoffen zählen. Man hat jedoch herausgefunden, dass sie positive Effekte auf die Gesundheit deines Lieblings haben, indem sie Entzündungen hemmen, die Zellalterung verlangsamen und krebshemmend wirken. Ein Vertreter dieser Nährstoffgruppe sind die Carotinoide, die Karotten und anderen Gemüsesorten ihre Farbe verleihen.
Diabetes natürlich behandeln
Nach heutigem Wissensstand gibt es keine Möglichkeit, Typ 1 Diabetes ohne Medikamente zu behandeln. Hunde, die daran erkranken, sind auf das tägliche Spritzen von Insulin angewiesen, sonst droht Lebensgefahr. Therapien mit pflanzlichen Mitteln können die Medikamentengabe nicht ersetzen.
Anders hingegen sieht es beim Typ 2 Diabetes aus, denn bei diesen Hunden funktioniert die Insulinproduktion meist normal. Die Zellen sprechen lediglich nicht auf das Hormon an. Eine natürliche Behandlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht, aber über eine wie oben beschrieben angepasste Fütterung kann man dem erkrankten Hund viel Gutes tun.
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Was tun bei Diabetes Notfall?
Diabetes mellitus ist leider eine Erkrankung, die mit einigen Komplikationen einhergehen kann. Die häufigsten sind die Hypoglykämie, bei der zu wenig Zucker im Blut ist, und die diabetische Ketoazidose als Folge von besonders hohen Glukosemengen.
Hypoglykämie bedeutet übersetzt „zu niedriger Blutzuckerspiegel“. Das kann passieren, wenn du deinem Tier zu viel Insulin verabreichst oder nicht ausreichend fütterst. Als Folge dessen wird zu schnell viel Glukose aus dem Blut in die Zellen geschleust, wodurch der Blutzuckerspiegel stark abfällt. Dein Hund wird schwach, zittrig oder apathisch. Bekommt er nicht sofort Energie in Form von Glukose, kann der Kreislauf zusammenbrechen. Es gibt spezielle Pasten, die du direkt auf die Maulschleimhäute verteilen kannst, im Notfall eignen sich auch Marmelade oder Honig dazu. So wird die Glukose schnell über die Schleimhaut aufgenommen, ohne dass dein Hund aktiv fressen muss.
Das Gegenteil der Hypoglykämie ist die Hyperglykämie, also ein krankhaft erhöhter Glukosespiegel. Er tritt auf, wenn nicht genug Insulin vorhanden ist, zum Beispiel wenn du die Insulingabe vergisst, unterdosierst oder das Futter zu viele leicht verdauliche Kohlenhydrate enthält. Hunde, die häufig in diesen Zustand rutschen, magern ab, leiden unter Erbrechen, Bauchschmerzen und dehydrieren. Im schlimmsten Fall können sie ins Koma fallen.
Sowohl eine Hypoglykämie, als auch eine diabetische Ketoazidose sind Notfälle und müssen sofort in einer Tierarztpraxis oder -klinik behandelt werden! Die Symptome sind häufig so ähnlich, dass du nicht daran unterscheiden kannst, was das Problem ist. Eine Blutzuckermessung kann dann Aufschluss darüber geben.
Endstadium – wann Hund mit Diabetes einschläfern?
Grundsätzlich ist Diabetes mellitus keine tödlich verlaufende Erkrankung. Im Gegenteil: Studien haben gezeigt, dass kranke Hunde in Behandlung fast annähernd so lange leben wie gesunde. Mit einer adäquaten Therapie ist die Lebensqualität hoch und dein Vierbeiner kann dich noch lange begleiten.
Ob und wann ein Hund mit Diabetes eingeschläfert werden sollte, kannst nur du gemeinsam mit einem/einer Tierärzt:in entscheiden. Jeder Fall ist anders und muss individuell beurteilt werden. Nur wenn die Lebensqualität stark eingeschränkt ist, dein Hund leidet und keine Therapiemöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen, macht es Sinn, über eine Erlösung nachzudenken. Häufig sind eher weitere Erkrankungen oder das Zusammenspiel verschiedener Probleme der Grund, warum ein Einschläfern gerechtfertigt ist.
Fazit zu Diabetes beim Hund
Je nachdem, ob dein Vierbeiner an Typ 1 oder Typ 2 Diabetes leidet, unterscheidet sich die richtige Therapie und auch die Fütterung. Für Typ 1 Diabetiker eignet sich spezielles Fertigfutter am besten, das immer zu denselben Uhrzeiten gefüttert wird. Leckerlis zwischendurch sind tabu!
Bei Hunden mit Typ 2 Diabetes kannst du die Fütterung etwas flexibler gestalten. Hier steht im Vordergrund, den Kaloriengehalt zu reduzieren und die Ration kohlenhydratarm zusammenzustellen. Auch hier sind Leckerlis nicht vorteilhaft, denn sie verhindern oft ein erfolgreiches Abnehmen.
Grundsätzlich gilt: Rede immer mit einem/einer Tierärzt:in und besprecht die optimal an deinen Hund angepasste Therapie und Fütterung! Denn Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die schlimmstenfalls schnell lebensgefährlich werden kann und deshalb engmaschig kontrolliert werden sollte.
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.