Struvitsteine beim Hund | Welches Futter hilft?

Füttern | Vom 04.08.22

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Struvitsteine beim Hund | Welches Futter hilft?

Titelbild: Aleksey Boyko | Shutterstock

Struvitsteine beim Hund | Welches Futter hilft? Struvitsteine sind die am häufigsten auftretenden Harnsteine beim Hund. Und sie können viel Unheil anrichten – im schlimmsten Fall kann sogar eine komplette Blockade der Harnwege mit Notoperation erfolgen. Doch soweit muss es nicht kommen. Wir erklären, was zur Bildung von Struviten führt und wie du die Fütterung anpassen kannst, um sie wieder loszuwerden.

Was sind Struvitsteine?

Generell entstehen Harnkristalle und -steine, wenn übermäßig viele Mineralien über die Nieren in den Harntrakt gelangen und dort verbinden. Dabei spielt auch der vorherrschende pH-Wert eine Rolle, also ob ein saures, neutrales oder basisches Milieu vorherrscht.

Struvitkristall unter dem Mikroskop.

Bild: Todorean-Gabriel | Shutterstock

Struvite werden auch Tripelphosphat genannt und bestehen aus Phosphor, Magnesium und dem Eiweiß-Stoffwechselprodukt Ammonium. Sie bilden sich in basischem Urin, der einen pH-Wert von über 6,5 hat.

Unter dem Mikroskop sind die prismenförmigen Kristalle gut identifizierbar, sie werden als „sargdeckelförmig“ beschrieben. Lagern sie sich in Massen zusammen, entstehen feste Harnsteine. Diese werden mit dem Urin ausgeschieden, so lange sie klein genug sind und durch die Harnröhre passen, oder lagern sich im Harntrakt ab. Werden sie sehr groß, können sie die ganze Harnblase ausfüllen und den Abfluss von Urin komplett behindern. Dann ist eine Operation zur Entfernung notwendig. Die Steine sind röntgendicht und ab einem Durchmesser von wenigen Millimetern auf Röntgenaufnahmen sichtbar.

Harnblasensteine im Röntgenbild (weiße Kreise).

Bild: wimala namket | Shutterstock

Was fördert Struvitsteine?

Begünstigt wird die Bildung der Struvite vor allem durch bakterielle Harnwegsentzündungen. Die beteiligten Keime produzieren Stoffwechselprodukte, die den normalerweise leicht sauren Harn basischer machen. Aber auch die Ernährung hat Einfluss auf die Entstehung, vor allem wenn die Ration übermäßig viel Protein enthält, das zu Ammonium abgebaut wird.

Viele Futtersorten aus dem Handel enthalten einen zu hohen Anteil an Protein, was zwar die Akzeptanz des Futters erhöht, aber eben negative Effekte auf den Körper haben kann. Struvitsteine können sich bei Hunden jeden alters bilden. Hündinnen haben ein größeres Risiko als Rüden, wahrscheinlich weil sie aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre öfter unter Harnwegsinfektionen leiden.

Auch eine genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen, da einige Hunderassen stärker betroffen sind als andere.

Folgende Hunderassen haben häufiger Struvitsteine:

  • Berner Sennenhund

  • Bichon Frisé

  • Bullterrier

  • Cocker Spaniel

  • Deutscher Schäferhund

  • Golden Retriever

  • Labrador

  • Miniaturpudel

  • Miniaturschnauzer

  • Pekinese

  • Shih Tzu

Gegen Harnsteine hilft es, viel zu trinken.

Bild: Daniel Brunsteiner | Unsplash

Was tun bei Struvitsteinen?

Neben der Behandlung der zugrundeliegenden Harnwegsinfektion mit Antibiotika und Schmerzmitteln, ist eine Futterumstellung essenziell, um die Struvitsteine loszuwerden. Dabei sollte das alte Futter Stück für Stück durch das neue über den Zeitraum einer Woche ersetzt werden. So kann sich der Magen-Darm-Trakt langsam daran gewöhnen und Verdauungsprobleme wie Durchfall und Blähungen werden vermieden.

Während der Behandlung sollten monatliche Kontrolluntersuchungen in der Tierarztpraxis auf dem Programm stehen, um den Erfolg zu dokumentieren und gegebenenfalls die Maßnahmen anzupassen. Den pH des Urins kannst du selbst zuhause mit einem Urinteststreifen zweimal wöchentlich überprüfen. Er sollte zwischen 6,2 und 6,5 liegen. Teile die tägliche Ration für deinen Hund auf zwei Mahlzeiten auf und gibt ihm keine Leckerlis zwischendurch, da jede Aufnahme von Futter den Harn-pH erhöht. Sind die Steine nachweisbar aufgelöst, solltest du das Diätfutter zur Sicherheit noch einen Monat länger verwenden. Danach kannst du entweder ein Diätfutter anbieten, das speziell zur Vorbeugung von Harnsteinen dient, oder ein „normales“ Futter finden, das eine angemessene Menge Protein enthält.

Um eine weitere Bildung von Harnkristallen zu verhindern, ist eine Erhöhung der Flüssigkeitsaufnahme wichtig. Versorge dazu deinen Hund mit mehr Wasser und animiere ihn zum Trinken. Zum einen kannst du seinem Futter eine halbe bis ganze Tasse Wasser hinzufügen und kurz einweichen lassen. Besonders bei Trockenfutter trinken Hunde oft zu wenig. Eine weitere Möglichkeit ist das Aufstellen von mehr Wassernäpfen in der Wohnung oder das Aromatisieren des Trinkwassers mit etwas Thunfischwasser oder ungesalzener Brühe. Wechsel das Wasser 3x täglich.

Selten reichen die Maßnahmen nicht aus und besonders große Harnsteine müssen operativ entfernt werden.

Was darf Hund bei Struvitsteinen fressen?

Am einfachsten ist die Verwendung eines speziell entwickelten Diätfutters zur Auflösung von Struvitsteinen. Das Futter enthält eine angemessene Menge an Protein, Phosphor und Magnesium und säuert den Urin an. Beispiele hierfür sind Hill’s Prescription Diet Canine s/d oder Royal Canin Urinary S/O.

Möchtest du selbst das Futter zubereiten, sollte es denselben Richtlinien folgen wie das Fertigfutter. Wichtig ist hierbei, dass du genau den Bedarf deines Hundes berechnest und das Futter danach zusammenstellst.

Die Richtlinien für die Futterzusammensetzung sind:

  • weniger als 8 % Protein in der Trockenmasse

  • weniger als 0,1 % Phosphor in der Trockenmasse

  • zwischen 0,04 und 0,1 % Magnesium in der Trockenmasse

Hunde sind Allesfresser, da sie sich im Laufe der Jahrtausende an die Ernährung des Menschen angepasst haben. Sie benötigen deshalb das Protein in der Nahrung nur wegen der enthaltenen essenziellen Aminosäuren, die als Bausteine für den Körper dienen. Wenn du selbst das Futter zusammenstellen möchtest, solltest du deshalb die Ration vielschichtig gestalten und viel Getreide und Gemüse verwenden. Da verschiedene Futtermittel haben einen unterschiedlichen Gehalt an Nähr- und Mineralstoffen, eignen sich nicht alle Zutaten gleich gut.

Nutze folgende Futtermittel bei Struvitsteinen:

  • Muskelfleisch (Rind, Lamm, Huhn, Pute, Pferd, Ziege und Wild roh oder erhitzt, Schweinefleisch nur erhitzt)

  • Nudeln oder Reis (15 min länger kochen als angegeben)

  • Milchprodukte (Hüttenkäse, Frischkäse, Speisequark, Joghurt, Magerquark und Buttermilch)

  • Ei (gekocht, ohne Schale)

  • Fenchel, Gurke, Kohlrabi, Möhre, reife Tomaten, Salat und Zucchini (roh geeignet)

  • Blumenkohl, Brokkoli, Chinakohl, grüne Bohnen, Kürbis, rote Beete, Sellerie und Spinat (nur gekocht verfüttern)

  • pflanzliche Öle (Distel-, Hanf- oder Sonnenblumenöl) und Lachsöl

Was nicht füttern bei Struvitsteinen Hund?

Wichtig ist, dass dein Hund bis zur vollständigen Auflösung der Struvitsteine nur das spezielle Diätfutter bekommt, da sonst die Behandlung viel länger dauern oder sogar fehlschlagen kann. Essensreste vom Tisch und Leckerlis sind also tabu! Als Alternative für Kaustangen und Co. kannst du Kauwurzeln oder Kauspielzeuge anbieten. Um sie deinem Hund schmackhafter zu machen, gibt es einen Trick: Lege sie mit etwas gebratenem Speck oder Fleisch in eine Plastiktüte und über Nacht in den Kühlschrank, so überträgt sich das Aroma.

Wenn du das Futter selbst zubereitest, solltest du auf einige Zutaten verzichten. Sie können die Behandlung der Struvitsteine behindern oder neue Probleme hervorrufen.

Vermeide folgende Futtermittel bei Struvitsteinen:

  • Süßkartoffeln und Kartoffeln (heben den Harn-pH an)

  • Erbsen, Mais und weiße Bohnen (sehr kalorienreich und blähend)

  • getrocknete Kauartikel (Ochsenziemer, Schweineohren und Pansen)

  • Zwiebeln, Knoblauch, Lauchgewächse (in größeren Mengen giftig)

  • Avocado, Trauben und Rosinen (giftig, sie sollten nie gefüttert werden)

Der Harn-pH kann einfach mit Teststreifen gemessen werden.

Bild: smile23 | Shutterstock

Wie lange dauert es, bis sich Struvitsteine auflösen?

Die Zeit, die zur Auflösung der Harnsteine benötigt wird, hängt von einigen Faktoren ab. Unter anderem ist die Größe der Steine ausschlaggebend: Je größer sie sind, desto länger kann es dauern. Kleinere Steine können bereits nach einem Monat verschwunden sein, in der Regel dauert es aber eher 2 bis 3 Monate. Daher ist es wichtig, regelmäßige Urin- und Röntgenuntersuchungen zur Kontrolle des Fortschritts durchzuführen.



Fazit

Struvitsteine sind lästig, aber gut in den Griff zu bekommen. Mit einer angepassten Fütterung, die weniger Protein, Phosphor und Magnesium enthält und zusätzlich den Urin ansäuert, können bereits gebildete Harnsteine mit etwas Geduld und Durchhaltevermögen verschwinden.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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