Neue Gebührenordnung: Was tun gegen teure Tierarztbesuche?

Neue Gebührenordnung: Was tun gegen teure Tierarztbesuche? Tierärzt:innen in Deutschland müssen ihre Leistungen anhand einer gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenordnung (GOT) abrechnen. Ab 22. November 2022 tritt eine überarbeitete GOT in Kraft, die im Durchschnitt um 60 % höhere Preise vorgibt. Wir erklären dir, warum es die Erneuerung gibt und was das für deinen Geldbeutel bedeutet. Erhalte zudem Tipps, wie du unnötige Kosten vermeidest und Geld sparen kannst. 

Preise für tierärztliche Leistungen

Seit dem Jahr 1999 gibt es die „Gebührenordnung für Tierärzte“ (GOT), die bundesweit für alle Tiermediziner:innen gültig ist. Sie enthält tierärztliche Leistungen mit einer jeweils dafür vorgesehen Gebühr, von der allgemeinen Untersuchung über Labortests bis hin zu speziellen Operationsmethoden. Die vorgegebene Gebühr kann bis zu vierfach abgerechnet werden, abhängig von der Schwierigkeit, dem Zeitaufwand und dem Zeitpunkt der Leistung sowie dem Wert des Tieres und den örtlichen Verhältnissen. Beispiele hierfür sind Notdienstzeiten, eine besonders komplizierte Operation oder ein zappeliger Patient, der nur schwer gebändigt werden kann.

Doch warum das Ganze? Der Sinn der GOT besteht darin, für Transparenz für alle Tierhalter:innen zu sorgen und vor Übervorteilung zu schützen. Außerdem soll eine zu große Schwankung in der Preisgestaltung tierärztlicher Leistungen vermieden werden, um zu verhindern, dass sich Tierärzt:innen auf Kosten der Qualität unterbieten.

Gab es schon Preiserhöhungen?

Die GOT wurde seit 1999 nur einmal angepasst, und zwar im Februar 2020. Üblicherweise erhöhen sich Preise langsam mit den Jahren, da es eine Inflation, also eine Verminderung des Geldwertes gibt. So steigen auch die Kosten für Energie, Mieten, Gehälter usw. Um auch den Tierärzt:innen die Möglichkeit zu geben, wirtschaftlich arbeiten und ihre Gebühren daran anpassen zu können, wurden 2020 die Gebühren der GOT leicht erhöht.

Bei dieser Überarbeitung wurden allerdings nur die Preise betrachtet, an der GOT selbst wurde nichts geändert. Das führte in der Tierärzteschaft zu Protesten, da der Leistungskatalog als veraltet galt und einige moderne Untersuchungs- und Behandlungsmethoden fehlten, wie zum Beispiel die Computertomografie. Daher wurde von vielen Tierärzt:innen eine komplette Überarbeitung der GOT gefordert, die schließlich von Expert:innen erarbeitet und im Juli 2022 vom Bundestag verabschiedet wurde.

Novelle der GOT 2022

Mit der ab 22. November 2022 geltenden Novelle der GOT erhöht sich der einfache Gebührensatz für fast alle tierärztlichen Leistungen – und das teilweise deutlich. So steigt allein der Preis für die Allgemeinuntersuchung, die bei fast jedem Tierarztbesuch durchgeführt wird, beim Hund um 75 % und bei der Katze um 163 %. Die Diskrepanz ist hier so groß, weil Katzen früher günstiger als Hunde abgerechnet wurden und sich dies nun angleicht. Auch bei Impfungen müssen Tierhalter:innen daher mit einem stärkeren Preisanstieg rechnen.

Doch es gibt auch Überraschungen. So sind einige Leistungen in der neuen GOT sogar günstiger als in der alten, zum Beispiel das Anfertigen von Röntgenaufnahmen. Auch die Kastration von Katze und Hündin ist günstiger, weil hier in der neuen GOT die Operationsmethode genauer definiert wird. Somit kostet die reine Entfernung der Eierstöcke ohne Gebärmutter (Ovariektomie) nun weniger als vorher, wo nicht unterschieden wurde, ob die Gebärmutter mit entfernt wird oder nicht.

Neu in die GOT aufgenommene Leistungen sind unter anderem die Computertomografie (700 €) und die Operation eines Bandscheibenvorfalls via Ventral Slot (548,55 €) als neue Operationsmethode. Auch den immer häufiger notwendigen Operationen der seit Jahren populäreren brachyzephalen Rassen zur Erleichterung der Atmung wird Rechnung getragen. So gibt es in der neuen GOT die Leistungen Brachycephalensyndrom, chirurgische Behandlung (487,60 €) und Larynxplastik (463,22 €).

Im Folgenden sind verschiedene tierärztliche Leistungen und deren Gebühren nach der alten und der neuen GOT aufgeführt:

Doch es gibt noch mehr Änderungen. So wird es bei Hausbesuchen obligatorisch, das sogenannte Wegegeld zu berechnen. Weiterhin wird nun gesetzlich festgelegt, dass bei jeder Behandlung eine tierärztliche Rechnung ausgestellt und dem/der Tierhalter:in ausgehändigt werden muss. Auf jeder Rechnung muss eindeutig erkennbar sein, welche Leistung der GOT zu welchem Preis berechnet wurde, hierfür gibt es zugehörige Nummern im Leistungsverzeichnis.

Wird auch mein Tierarzt teurer?

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird jede Tierarztpraxis und -klinik ihre Preise mit Inkrafttreten der GOT Novelle anheben. Nur so kann gewährleistet werden, dass unsere Vierbeiner nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und mit neuen Techniken auf hohem Qualitätsniveau untersucht und behandelt werden. Erkundige dich in deiner Haustierarztpraxis, ob und inwieweit sich die Preise dort ab November verändern werden, wenn du genaueres wissen möchtest.

Was kann ich gegen hohe Tierarztkosten tun?

Ein Haustier zu haben, kostet Geld. Tierbesitzer:innen sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass der Vierbeiner nicht leidet und mit allem versorgt wird, was er zum Leben benötigt. Somit fallen die Kosten nicht nur monatlich für Futter, verschiedenes Zubehör und Spielzeuge an, sondern auch gelegentlich für die tiermedizinische Versorgung. Hierzu zählen Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen, aber auch Behandlungen von unvorhersehbaren Erkrankungen oder nach Unfällen. Lies weiter und erhalte wertvolle Tipps, wie du unnötige Tierarztkosten vermeidest und Geld sparen kannst.

Better safe than sorry

Ein Haustier zu haben ist so ähnlich, als hätte man ein Kleinkind. Unsere Vierbeiner erkunden und fressen alles, was ihnen interessant erscheint. Beuge daher möglichen Gefahrensituationen vor. Lass keine verschluckbaren Gegenstände, Medikamente, Giftiges oder Putzmittel herumstehen. Angekippte Fenster sind eine Falle für Katzen und können schwere Verletzungen verursachen, wenn sich deine Katze dort einklemmt. Pass beim Spazierengehen mit dem Hund auf, dass er im Straßenverkehr angeleint ist, nicht in Scherben tritt oder in einen Kampf gerät.

Unnötige Tierarztbesuche vermeiden

Nicht jedes Symptom muss zwangsläufig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Häufig handelt es sich nämlich um Lappalien oder milde, vorübergehende Probleme. Diese von schwerwiegenden Symptomen zu unterscheiden, ist allerdings nicht ganz einfach. Deshalb wurde die confidu App mit dem Diagnose Finder entwickelt. In wenigen Minuten verrät er dir die Diagnose inklusive Dringlichkeit und ob du in eine Tierarztpraxis gehen solltest. Wenn dies nicht nötig ist, bekommst du eine genaue Anleitung, was du tun kannst, damit es deinem Tier schnell besser geht. Im Bedarf werden deinem Vierbeiner auch Medikamente verschrieben und dir nach Hause geliefert.

Notdienst nur im Notfall aufsuchen

Ein Tierarztbesuch im Notdienst kostet wesentlich mehr als zur normalen Sprechstunde. Gemäß GOT wird zusätzlich zu den Behandlungskosten im maximal vierfachen Satz immer auch eine Notdienstgebühr von 50 € berechnet. So kommen schnell mehrere hundert Euro für den Besuch zusammen. Außerdem bieten aufgrund von Personalmangel immer weniger Tierarztpraxen und -kliniken einen Notdienst an, weshalb nicht so viele Patienten behandelt werden können. Daher kann es zu massiven Wartezeiten oder sogar einer Ablehnungen der Behandlung kommen.

Suche den Notdienst daher nur im Notfall auf. Eine Entscheidungshilfe zum Festzustellen, bei welchen Symptomen es sich um Notfälle handelt, findest du im Artikel Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze.

Geld zurücklegen

Tierbesitzer:innen wird geraten, monatlich etwas Geld für den Vierbeiner wegzulegen. Auf diese Weise gibt es ein Polster für eventuelle größere Ausgaben. Allerdings kann es trotzdem sein, dass die angesparte Summe nicht die Kosten etwa für eine Notoperation deckt.

Tierkrankenversicherung abschließen

Besser abgesichert bist du, wenn du eine Tierkrankenversicherung für den geliebten Vierbeiner abschließt. Die Zahl versicherter Hunde und Katzen steigt seit Jahren an und es werden immer mehr Tarife angeboten. Klassiker sind die OP-Versicherung und die Krankenvollversicherung. Früher waren viele Rassen, Altersgruppen und Behandlungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen, was sich gewandelt hat. Mittlerweile gibt es sogar speziell auf verschiedene Hunde- und Katzenrassen angepasste Versicherungspakete.

Fazit zur GOT Novelle

Der Tierarztbesuch wird ab dem 22. November 2022 teurer, das ist Fakt. Die längst überfällige Novelle der GOT passt die Gebühren der tierärztlichen Leistungen an die heutigen Kosten an und enthält nun auch neueste Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Damit dein Haustier nach wie vor umfassend gesundheitlich versorgt werden kann, solltest du dir ein paar Gedanken machen, wie du unnötige Tierarztbesuche vermeiden und notwendigen Tierarztkosten begegnen kannst. Tierkrankenversicherungen sind daher attraktiver denn je und eine sinnvolle Investition.

Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.