Krise bei den Notdiensten der Tierärzte - was bedeutet das für mich?

Schützen | Vom 05.12.24

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Krise bei den Notdiensten der Tierärzte - was bedeutet das für mich?

Titelbild: confidu

Notdienstkrise in der Tiermedizin. Ein nächtlicher Notfall mit dem geliebten Haustier - für viele Tierhalter ein Alptraum. Was aber, wenn gerade dann keine Hilfe zur Stelle ist? Die Tiermedizin steckt in einer tiefen Notdienstkrise: Überlastete Kliniken und steigende Kosten führen dazu, dass immer mehr Tierärzt:innen ihren Notdienst einschränken oder ganz einstellen. Für Tierbesitzer:innen bedeutet dies längere Anfahrtswege, höhere Kosten und im schlimmsten Fall eine verzögerte Behandlung. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Krise, ihre Auswirkungen auf die Tierhalter:innen und zeigt, wie man sich am besten auf den Ernstfall vorbereitet.

Wann ist ein Tier ein Notfall?

Ein Tier ist ein Notfall, wenn es sich in einer akuten, lebensbedrohlichen Situation befindet oder starke Schmerzen hat, die sofort behandelt werden müssen. Dazu gehören Verletzungen wie starke Blutungen, Atemnot, plötzliche Lähmungen oder anhaltendes Erbrechen und Durchfall, die zu einer Austrocknung führen können. Auch Symptome wie Bewusstlosigkeit, Krämpfe oder Verdacht auf Vergiftung sind deutliche Alarmzeichen.

Ob es sich tatsächlich um einen Notfall handelt, ist für Tierhalter:innen oft schwer einzuschätzen. Eine ausführliche Entscheidungshilfe findest du im Artikel Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze, in dem typische Symptome anschaulich erläutert werden.

Beim Erkennen von Notfällen kann dir auch die confidu App helfen. Der kostenlose, von Tierärzt:innen entwickelte Diagnose Finder enthält alle Notfallsymptome mit einer genauen Beschreibung, wie du sie erkennst. Bist du dir sicher, dass es sich um einen Notfall handelt, erhältst du konkrete Handlungsempfehlungen, wie du deinem Vierbeiner schnell helfen kannst.

Bild: Drazen Zigic | Freepik

Was bedeutet Rufbereitschaft beim Tierarzt?

Rufbereitschaft bzw. Bereitschaftsdienst bedeutet, dass ein:e Tierärzt:in außerhalb der regulären Sprechzeiten telefonisch erreichbar ist, um Notfälle zu behandeln. Im Gegensatz zu einer ständig besetzten Tierklinik ist der/die Tierärzt:in jedoch nicht ständig in der Praxis anwesend, sondern kann bei Bedarf kontaktiert werden und entscheidet, ob ein persönliches Eingreifen erforderlich ist.

Im Notfall kommt der/die Tierärzt:in zur Behandlung in die Praxis. Tierbesitzer:innen sollten beachten, dass der Bereitschaftsdienst oft mit höheren Kosten verbunden ist und dass es sinnvoll ist, im Vorfeld abzuklären, welche Leistungen im Notdienst angeboten werden.

Wann sollte man zur Tierklinik?

Während der Bereitschaftsdienst von Tierarztpraxen in der Regel ausreicht, um kleinere Notfälle oder weniger komplexe Fälle zu behandeln, ist der Besuch einer Tierklinik in bestimmten Situationen die bessere Wahl. Tierkliniken sind sehr gut ausgestattet und verfügen oft über spezialisierte Fachtierärzt:innen und ein Team, das sich rund um die Uhr um schwere oder komplexe Notfälle kümmern kann.

Eine Tierklinik sollte direkt aufgesucht werden, wenn:

  • lebensbedrohliche Zustände wie starke Blutungen, Atemnot, Krampfanfälle oder Bewusstlosigkeit vorliegen.

  • schwere Verletzungen wie offene Brüche oder tiefe Wunden eine intensivere Versorgung erfordern.

  • Spezialuntersuchungen wie CT, MRT oder Ultraschall erforderlich sind, die eine Tierarztpraxis oft nicht anbieten kann.

  • sofortige chirurgische Eingriffe notwendig sind, z.B. bei Magenverdrehung oder Kaiserschnitt.

  • Vergiftungen mit unbekannten Substanzen vorliegen, die schnelles Handeln und Zugang zu Gegenmitteln erfordern.

Der tierärztliche Bereitschaftsdienst eignet sich dagegen für weniger komplexe Notfälle wie kleinere Verletzungen, anhaltendes Erbrechen oder Durchfall, die keine Spezialausrüstung oder umfangreiche Diagnostik erfordern. Du solltest im Zweifelsfall immer zuerst telefonisch mit der Praxis oder Klinik Kontakt aufnehmen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Strukturwandel in der Tiermedizin

Die Tiermedizin hat sich in den letzten Jahrzehnten sowohl demographisch als auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen stark verändert. Dieser Strukturwandel zeigt sich besonders deutlich in der Zusammensetzung der Tierärzteschaft und führt zunehmend zu Problemen, insbesondere im Notfalldienst.

Wandel der Berufsstruktur

Vor 50 Jahren war die Tiermedizin ein männlich dominierter Beruf. Heute sind rund 90 % der Tiermedizinstudierenden Frauen, und auch bei den Tierärzt:innen bis 59 Jahre dominieren die Frauen (siehe Grafik). Diese Entwicklung ist grundsätzlich positiv zu bewerten, spiegelt sie doch eine größere Geschlechtergerechtigkeit wider. Allerdings hat diese Entwicklung auch praktische Konsequenzen: Viele Frauen, die in der Tiermedizin tätig sind, übernehmen nach wie vor einen Großteil der familiären Verantwortung, wie z.B. die Kindererziehung. Dies führt häufig zu Teilzeitbeschäftigungen, die die Personalkapazitäten in den Praxen und Kliniken reduzieren.

Altersstruktur der Tierärzteschaft

Stand 31.12.2023 | Deutsches Tierärzteblatt | 2024; 72 (7)

Arbeitsbedingungen und sozialer Wandel

Der tierärztliche Beruf ist körperlich und emotional anspruchsvoll. Immer mehr Tierärzt:innen erleben während ihrer Arbeit schwierige Situationen mit sogenannten malignen Kund:innen, die vor allem im Notdienst unter Stress beschuldigen, beleidigen oder sogar gewalttätig werden. Solche Erfahrungen halten viele davon ab, in der Notfallversorgung zu arbeiten.

Hinzu kommt ein Generationswechsel in den Arbeitsschwerpunkten: Viele junge Tierärzt:innen legen großen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance und lehnen Arbeitsmodelle ab, die ihre mentale und physische Gesundheit gefährden. Nachteinsätze, Wochenenddienste und Feiertagsarbeit sind daher für viele nicht mehr akzeptabel.

Auswirkungen auf die Notfallversorgung

Der Strukturwandel in der Tiermedizin hat gravierende Auswirkungen auf die Notfallversorgung. Immer weniger Tierärzt:innen sind bereit, rund um die Uhr zu arbeiten. Viele Kliniken schließen ihren Notdienst oder bieten ihn nur noch eingeschränkt an. In einigen Regionen haben Kliniken ihren Status aufgegeben und den Notdienst ganz eingestellt.

Für Tierhalter:innen bedeutet das oft lange Anfahrtswege von über 1,5 Stunden zur nächsten Notfallklinik oder -praxis. Aber auch dort ist die Situation angespannt: Kliniken und Praxen, die noch einen Notdienst anbieten, sind häufig überfüllt. Das führt zu langen Wartezeiten oder sogar zur Ablehnung der Behandlung, wenn der Fall nicht als akuter Notfall eingestuft wird.

Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie dringend neue Ansätze für die Organisation der tiermedizinischen Notfallversorgung benötigt werden, um den Bedürfnissen von Tierärzt:innen und Tierhalter:innen gerecht zu werden.

Leeres Wartezimmer: Im Notdienst kann davon nur zu träumen sein.

Bild: DanielCubas | Pixabay

Notdienst ist teuer - und das muss so sein

Da vor allem die Kosten für die Bereitstellung von Personal im Notdienst höher sind als zur regulären Sprechstunde, ist eine Notfallbehandlung für Tierbesitzer:innen immer teurer. Nur so können Tierkliniken und -praxen den Notdienst überhaupt anbieten und gleichzeitig wirtschaftlich bleiben.

Diesen Umständen wird auch in der tierärztlichen Gebührenordnung (GOT) Rechnung getragen, nach der alle Tierärzt:innen in Deutschland ihre Leistungen abrechnen müssen. Im Notfalldienst muss mindestens der doppelte, maximal der vierfache Satz des Regelsatzes abgerechnet werden, hinzu kommt bei jeder Behandlung eine Notdienstgebühr von 50 Euro plus Mehrwertsteuer. Und zwar unabhängig davon, ob es sich tatsächlich um einen Notfall gehandelt hat oder nicht.

Ausführliche Erläuterungen zur Berechnung der Notfallkosten und Kostenbeispiele findest du im Artikel Was kostet ein tierärztlicher Notfall? Beispiele für Hund und Katze.

Lösungsansätze finden

An der Notdienstkrise können die Tierbesitzer:innen nicht viel ändern, das ist Aufgabe des tierärztlichen Berufes. Aber sie können etwas tun, um den Notdienst zu entlasten. Denn es werden immer noch viel zu viele Fälle vorgestellt, die keine Notfälle sind. Der Artikel Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze hilft dir, besser einzuschätzen, was ein Notfall ist und was bis zum nächsten Tag warten kann. Denn oft erscheinen die Symptome schlimmer, als sie sind. 

Aber auch das Gegenteil kommt vor. So warten Tierbesitzer:innen teilweise zu lange ab, weil sie denken, das Problem werde sich schon von alleine lösen. Klassischerweise wird dann am Sonntagnachmittag der Notdienst aufgesucht, weil es immer schlimmer wird und die Sorge um den geliebten Vierbeiner nun groß ist. Der Gang zum Notdienst kann also vermieden werden, wenn man rechtzeitig eine Tierarztpraxis aufsucht und nicht wartet, bis sich die Symptome verschlimmern und zum Notfall werden. 

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Tierarztbesuch kann die confidu App helfen. Der kostenlose Diagnose Finder enthält viele Symptome von Hunden und Katzen, auch Notfallsymptome, und zeigt dir nach Beantwortung einiger Fragen die Dringlichkeit des Problems an. Bei leichten Symptomen erhältst du Handlungsempfehlungen für zu Hause, mit denen du deinen Vierbeiner wieder gesund machen kannst.

Trotzdem kann es natürlich zu Notfällen kommen. Damit du im Notfall keine Zeit mit der Suche nach einem tierärztlichen Notdienst verlierst, solltest du dich regelmäßig erkundigen, welche Klinik oder Praxis in deiner Nähe einen Notdienst anbietet. Wenn dein Tier dann einen Notfall hat, ist es gut, sich dort telefonisch anzumelden. So kannst du sicher sein, dass die gewählte Klinik oder Praxis tatsächlich geöffnet ist und noch freie Kapazitäten hat. Außerdem kann sich das Personal auf deinen Notfall vorbereiten und so Zeit sparen.

Bild: freepik | Freepik

Fragen rund um den Tierarztberuf

Ist Tierarzt ein gefragter Beruf?

Ja, der tierärztliche Beruf ist nach wie vor für viele Menschen attraktiv, die sich für Tiere und Medizin begeistern. Jedes Jahr bewerben sich zahlreiche Interessenten um die begrenzten Studienplätze für Veterinärmedizin, was zeigt, dass die Nachfrage nach diesem Studium groß ist.

Gründe für das Interesse am Beruf:

  • Liebe zu Tieren: Viele Menschen träumen davon, kranken oder verletzten Tieren zu helfen und sehen in diesem Beruf eine Möglichkeit, ihre Tierliebe mit einer sinnvollen Tätigkeit zu verbinden.

  • vielfältige Tätigkeitsfelder: Der Beruf bietet eine Vielzahl von Spezialisierungen, z.B. in der Kleintiermedizin, der Großtiermedizin, der Forschung oder im öffentlichen Gesundheitswesen.

  • gesellschaftliches Ansehen: Tierärzt:innen genießen oft ein hohes Ansehen und werden für ihre Arbeit geschätzt.

Herausforderungen für angehende Tierärzt:innen:

  • hohe Auswahlkriterien: Der Numerus clausus für das Studium ist in vielen Ländern sehr hoch, was den Zugang zum Beruf erschwert.

  • anspruchsvolles Studium: Das Tiermedizinstudium gilt als anspruchsvoll und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Inhalte aus verschiedenen Bereichen wie Medizin, Biologie und Chemie. Außerdem müssen Praktika in verschiedenen Bereichen absolviert werden, u.a. in Schlachthöfen.

  • Arbeitsbedingungen: Viele, die sich für den Beruf entscheiden, unterschätzen die Belastungen durch lange Arbeitszeiten, Notdienste und emotional herausfordernde Fälle.

Welche Branche ist Tierarzt?

Tierärzt:innen gehören zur Gesundheitsbranche, genauer gesagt zum Bereich der tiermedizinischen Versorgung. Ihre Tätigkeit kann in verschiedene Teilbereiche unterteilt werden, je nachdem, wo und wie sie arbeiten. Tierärztliche Dienstleistungen sind dem Dienstleistungssektor zuzuordnen, da sie sich auf die Betreuung, Beratung und Behandlung von Tieren konzentrieren.

Teilbereiche der Tiermedizin:

  • Kleintierpraxis/Kleintierklinik: Behandlung von Haustieren wie Hunden, Katzen, Kaninchen und anderen Heimtieren.

  • Großtierpraxis: Behandlung von Nutztieren wie Rindern, Schweinen, Schafen oder Pferden, oft mit Schwerpunkt auf Herdengesundheit und Wirtschaftlichkeit.

  • spezialisierte Tiermedizin: Spezialgebiete wie Chirurgie, Kardiologie, Onkologie oder Dermatologie für Tiere.

  • öffentlicher Dienst: Aufgaben in der Lebensmittelkontrolle, Tierseuchenbekämpfung, im Tierschutz und andere staatliche Tätigkeiten.

  • Forschung und Industrie: Entwicklung von Arzneimitteln, Impfstoffen oder Futtermitteln sowie wissenschaftliche Forschung.

  • Tierschutz und Wildtiermedizin: Betreuung von Wildtieren in Zoos, Auffangstationen oder Schutzprojekten.

Bild: Helcim Payments | Unsplash

Was verdienen Tierärzte in Deutschland?

Je nach Berufserfahrung, Tätigkeit und Art der Anstellung variieren die Gehälter von Tierärzt:innen in Deutschland erheblich. Nach den Gehaltsempfehlungen des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (BPT) liegen die empfohlenen Mindestgehälter für Tierärzt:innen in Vollzeit bei ca. 3.500 bis 4.000 € brutto monatlich im ersten Jahr. Mit zunehmender Berufserfahrung und Qualifikation kann das Gehalt steigen, so dass ein:e Tierärzt:in nach 10 Berufsjahren bis zu 4.000 bis 5.000 Euro € monatlich verdienen kann.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese Zahlen häufig Idealwerte aus den Empfehlungen der Berufsverbände widerspiegeln. In der Realität liegen die tatsächlichen Gehälter oft darunter, vor allem in kleineren Praxen oder bei Anstellungen ohne Tarifbindung. Ein großer Unterschied besteht zwischen denjenigen, die nach Tarif bezahlt werden, und denjenigen, die nicht tarifgebunden sind. Ohne Tarifbindung können die Gehälter deutlich niedriger ausfallen, was die Attraktivität des Berufes insbesondere in ländlichen Gebieten beeinträchtigen kann. Darüber hinaus beeinflussen weitere Faktoren wie Standort, Praxisgröße und Fachrichtung die Höhe des Gehalts.

Wie viel verdient man als Tierarzt in Österreich netto?

Das Gehalt von Tierärzt:innen in Österreich variiert je nach Region, Erfahrung und Spezialisierung. Das Einstiegsgehalt für Angestellte in Tierarztpraxen und -kliniken liegt bei ca. 2.560 € brutto im Monat. In Großstädten wie Wien können erfahrene Tierärzt:innen bis zu 5.800 € monatlich verdienen, in ländlicheren Regionen sind die Gehälter mit ca. 3.500 € brutto niedriger. Mit zunehmender Berufserfahrung und Spezialisierung steigen die Gehälter. So können Tierärzt:innen mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung bis zu 6.800 € brutto verdienen.

Für selbstständige Tierärzt:innen mit eigener Praxis sind Jahresgehälter von bis zu 70.000 € möglich, wobei spezialisierte Fachrichtungen ein höheres Einkommen versprechen.

Wo auf der Welt werden Tierärzte am besten bezahlt?

Die Gehälter von Tierärzt:innen sind weltweit sehr unterschiedlich. Zur besseren Vergleichbarkeit ist es sinnvoll, die Gehälter in Euro zu betrachten. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass in vielen Ländern, in denen Tierärzt:innen gut verdienen, die Lebenshaltungskosten deutlich höher sind als in Deutschland. Folgende Länder zahlen Tierärzt:innen im Allgemeinen die höchsten Gehälter:

  • Vereinigte Staaten: Tierärzt:innen verdienen in den USA durchschnittlich etwa 125.000 Euro (135.000 USD) pro Jahr. In einigen spezialisierten Bereichen können die Gehälter noch deutlich höher liegen.

  • Australien: In Australien liegt das durchschnittliche Jahresgehalt bei etwa 85.000 Euro (136.000 AUD). Auch hier können Fachrichtungen wie Chirurgie zu höheren Gehältern führen.

  • Neuseeland: In Neuseeland verdienen Tierärzt:innen ebenfalls rund 85.000 Euro (136.000 NZD) im Jahr. Die Gehälter in Neuseeland sind mit denen in Australien vergleichbar.

  • Kanada: In Kanada liegt das durchschnittliche Jahresgehalt bei 67.000 Euro (100.000 CAD). In größeren Städten und bei bestimmten Spezialisierungen kann es auch höher liegen.

  • Schweiz: In der Schweiz liegt das Durchschnittsgehalt für Tierärzt:innen bei etwa 80.000 Euro und ist damit eines der höchsten in Europa. In spezialisierten Bereichen und für erfahrene Tierärzt:innen sind auch höhere Gehälter möglich.

Skelett einer Giraffe in der veterinärmedizinischen Bibliothek der Freien Universität Berlin

Bild: César | Wikimedia Commons

Was braucht man, um Tierarzt zu werden?

Der Weg zum Tierarztberuf ist in Deutschland anspruchsvoll und erfordert mehrere Schritte:

  • Abitur: Um Tiermedizin studieren zu können, ist zunächst das Abitur erforderlich. Das Abiturzeugnis muss bestimmte Anforderungen erfüllen, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Mathematik.

  • Studium der Veterinärmedizin: Das Studium der Veterinärmedizin dauert in Deutschland in der Regel 5,5 Jahre. Während des Studiums werden Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Pathologie, Chirurgie und Tierzucht vermittelt. Es wird an 5 universitären Einrichtungen angeboten:

  • praktische Ausbildung: Während des Studiums müssen die Studierenden umfangreiche praktische Erfahrungen sammeln. Dazu gehören Praktika in verschiedenen Bereichen wie Tierkliniken, Tierarztpraxen, landwirtschaftlichen Betrieben, Schlachthöfen und Veterinärbehörden. Diese Praxisphasen sind für die Anwendung des theoretischen Wissens und die Entwicklung der beruflichen Handlungskompetenz unerlässlich.

  • Staatsexamen: Am Ende des Studiums müssen die Absolventen eine Prüfung ablegen, die als Staatsexamen bezeichnet wird. Sie besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Nach bestandenem Staatsexamen erhalten die Absolventen den Titel "Tierärzt:in".

  • Approbation: Nach bestandenem Staatsexamen wird die Approbation erteilt, die zur Ausübung des tierärztlichen Berufes berechtigt.

  • Zusatzqualifikationen (optional): Wer sich weiter spezialisieren möchte, kann nach dem Studium Zusatzqualifikationen erwerben. Dazu gehören zum Beispiel Facharztausbildungen in Bereichen wie Tierchirurgie oder Tierzahnheilkunde.

Weitere Informationen zum Studium der Veterinärmedizin in Deutschland und zu den spezifischen Anforderungen findest du auf den Internetseiten der einzelnen Universitäten und in den offiziellen Richtlinien der Bundestierärztekammer.

Welche ist die beste Uni für Tiermedizin in Deutschland?

In Deutschland gibt es mehrere Universitäten, die als besonders gut für das Studium der Veterinärmedizin gelten. Besonders hervorzuheben sind die Tierärztliche Hochschule Hannover und die Ludwig-Maximilians-Universität München, die in verschiedenen internationalen Rankings regelmäßig Spitzenplätze belegen und eine exzellente Ausbildung bieten. Beide Universitäten bieten hervorragende Forschungsmöglichkeiten und verfügen über enge Verbindungen zu tiermedizinischen Einrichtungen und Kliniken, die den praktischen Teil des Studiums unterstützen.

Ist es schwierig, Tierarzt zu werden?

Ja, es ist schwierig, Tierärzt:in zu werden, denn der Weg ist lang und anspruchsvoll. Einige der Herausforderungen sind:

  • Zugang zum Studium: Der Zugang zum Studium der Veterinärmedizin ist sehr kompetitiv. In Deutschland gibt es eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen, die meist über ein Auswahlverfahren (z.B. Abiturnote oder Wartesemester) vergeben werden. Die Abiturnote muss in der Regel sehr gut sein (oft zwischen 1,0 und 1,5), um einen Studienplatz zu erhalten, da die Nachfrage nach Studienplätzen in der Veterinärmedizin sehr hoch ist.

  • Studium durchhalten: Das Studium selbst ist anspruchsvoll und umfasst komplexe Themen aus den Bereichen Naturwissenschaften, Anatomie, Physiologie, Pathologie und Chirurgie. Es dauert mindestens 5,5 Jahre und erfordert nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch umfangreiche praktische Erfahrungen und Praktika. Viele Prüfungen stellen das Wissen auf die Probe und machen das Studium für viele anspruchsvoll.

  • praktische Ausbildung: Auch die praktische Ausbildung, die während des Studiums und durch Praktika in Tierkliniken, Schlachthöfe oder landwirtschaftlichen Betrieben erfolgt, stellt eine Herausforderung dar, da sie nicht nur zeitintensiv, sondern auch körperlich und emotional sehr belastend sein kann. Tierärzt:innen sind häufig mit schwierigen Situationen konfrontiert, wie z.B. der Behandlung von kranken oder verletzten Tieren, was stressig und emotional belastend sein kann.

  • berufliche Anforderungen: Am Ende des Studiums müssen angehende Tierärzt:innen das Staatsexamen ablegen, das ebenfalls sehr anspruchsvoll ist. Darüber hinaus erfordert der Beruf eine hohe emotionale Belastbarkeit und die Fähigkeit, auch in schwierigen und stressigen Notfallsituationen ruhig und professionell zu handeln.

Insgesamt erfordert der Weg in die Tiermedizin ein hohes Maß an akademischer Leistung, praktischer Erfahrung und emotionaler Stärke. Wer jedoch eine Leidenschaft für Tiere hat und bereit ist, sich den Herausforderungen zu stellen, kann diesen Weg erfolgreich gehen.

Hat ein Tierarzt einen Doktortitel?

Nein, Tierärzt:innen führen in Deutschland nicht automatisch den Doktortitel. Der Titel „Dr. med. vet.” (Doktor der Veterinärmedizin) wird nur im Rahmen einer Promotion verliehen, wenn der/die Tierärzt:in eine Doktorarbeit (Dissertation) erfolgreich abgeschlossen und verteidigt hat. Dies ist keine Pflicht, sondern eine zusätzliche akademische Leistung, die durch umfangreiche wissenschaftliche Forschung und eine schriftliche Dissertation erworben wird. Tiermedizinstudierende in Deutschland schließen das Studium mit dem Staatsexamenszeugnis und der Approbation ab und erwerben den Titel „Tierarzt” bzw. „Tierärztin“, jedoch nicht den Doktortitel.

Wie lange arbeitet man als Tierarzt?

Die Arbeitszeiten von Tierärzt:innen sind je nach Spezialisierung, Arbeitsumfeld und persönlichen Vorlieben sehr unterschiedlich. Hier einige allgemeine Informationen:

Arbeitsstunden pro Woche

  • Vollzeit: Tierärzt:innen arbeiten in der Regel 40 bis 50 Stunden pro Woche. In Privatpraxen oder Kliniken kann diese Zeit auch überschritten werden, insbesondere wenn Notdienste oder Wochenendarbeit erforderlich sind.

  • Notdienste: Vor allem in der Notfallmedizin und in Tierkliniken kann es zu unregelmäßigen Arbeitszeiten mit Nacht- und Wochenenddiensten kommen. Notdienste machen oft einen erheblichen Teil der Arbeitszeit aus, was zu längeren Arbeitszeiten führen kann.

  • Teilzeit: Einige Tierärzt:innen entscheiden sich für eine Teilzeitbeschäftigung, um eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen, was in den letzten Jahren aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeiten immer häufiger vorkommt.

Viele Tierärzt:innen bleiben bis zum Rentenalter (in der Regel um das 65. Lebensjahr) im Beruf, einige scheiden aufgrund der körperlichen und emotionalen Anforderungen auch früher aus dem aktiven Berufsleben aus. Die berufliche Lebenserwartung von Tierärzt:innen kann daher variieren, aber in der Regel bleiben viele bis zu 30-40 Jahre im Beruf, oft mit einer schrittweisen Reduzierung der Arbeitsstunden im Laufe der Jahre.

Darüber hinaus sind Stress und körperliche Belastung durch die Arbeit mit Tieren und Tierhalter:innen wichtige Faktoren, die die Lebensarbeitszeit beeinflussen können. Personen, die in spezialisierten Bereichen arbeiten, wie z.B. in der Chirurgie, können eine höhere Anzahl von Arbeitsstunden und eine intensivere Belastung erfahren.

Fazit zu tierärztlichem Beruf und Notdienst

Das Notdienstangebot wird immer knapper. Seit Jahren nimmt die Abdeckung der Notdienstzeiten durch Tierkliniken und Tierarztpraxen ab, vor allem weil Personal fehlt. Deshalb solltest du den Notdienst nur in wirklichen Notfällen aufsuchen und bei anderen gesundheitlichen Problemen lieber die reguläre Sprechstunde aufsuchen. In vielen Fällen kannst du deinen Vierbeiner bei leichten Symptomen auch alleine zu Hause versorgen. Mit Hilfe des confidu Diagnose Finders kannst du dir individuelle Anweisungen besorgen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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