Verhütungsmethoden beim Hund | Von der Kastration bis zur Antibabyspritze

Schützen | Vom 28.06.24

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Verhütungsmethoden beim Hund | Von der Kastration bis zur Antibabyspritze

Titelbild: Ksenia Raykova | Shutterstock

Verhütungsmethoden beim Hund. Unsere vierbeinigen Familienmitglieder werden eigentlich spätestens mit Vollendung des ersten Lebensjahres geschlechtsreif, bei größeren Rassen kann das auch erst etwas später eintreten. Mit Beginn der Geschlechtsreife erwacht auch das Interesse am anderen Geschlecht. Da kann es schon mal zu einer ungewollten Trächtigkeit deiner Hündin oder dem ständigen Entlaufen deines Rüden kommen, der die läufige Hündin in der Nachbarschaft wittert. Damit das nicht passiert, gibt es einige Möglichkeiten der Verhütung. Wir erklären sie dir mit allen Vor- und Nachteilen.

Was tun, damit die Hündin nicht läufig wird?

Die Läufigkeit der Hündin kann für Besitzer:innen eine schwierige Zeit sein. Während dieser Zeit kann es zu unerwünschtem Verhalten, Unruhe und einem erhöhten Risiko für ungewollte Trächtigkeiten kommen. Viele Hundebesitzer:innen suchen daher nach Möglichkeiten, die Läufigkeit ihrer Hündin zu verhindern oder zu unterdrücken. Es gibt verschiedene Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, von chirurgischen Eingriffen bis hin zu Hormonbehandlungen. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und die Wahl der richtigen Methode sollte sorgfältig überlegt und in Absprache mit einem/einer Tierärzt:in getroffen werden.

Methoden zur Läufigkeitsverhütung:

  • Kastration: Entfernung der Eierstöcke (Ovarektomie) und gegebenenfalls der Gebärmutter (Ovariohysterektomie)

  • Sterilisation: Durchtrennen oder Abbinden der Eileiter

  • Hormonspritzen (“die Pille” für Hunde): Regelmäßige Injektionen mit synthetischem Progesteron

Sibirische Huskys beim Deckakt

Bild: AlexReut | Shutterstock

Was mach ich, wenn mein Hund ungewollt gedeckt wurde?

Auch das Thema der ungewollten Deckung bei Hündinnen ist für viele Hundebesitzer:innen eine beunruhigende Situation. Es kann schnell passieren, dass eine Hündin während der Läufigkeit von einem Rüden gedeckt wird, auch wenn alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden. In solchen Momenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und schnell zu handeln, um die bestmögliche Lösung für die Hündin und ihre Gesundheit zu finden.

Nach dem Deckakt sollte die Hündin so schnell wie möglich einem/einer Tierärzt:in vorgestellt werden, um die Möglichkeiten zu besprechen und Maßnahmen einzuleiten.

Methoden zur Verhinderung einer Trächtigkeit:

  • “Spritze danach” für Hunde: Hormonspritze nach dem Deckakt, um eine Trächtigkeit zu verhindern, Synonym “Pille danach”

Chirurgische Kastration der Hündin

Bei der Kastration werden der Hündin die Eierstöcke und manchmal auch die Gebärmutter entfernt. Das bedeutet, dass sie nach dem Eingriff weder läufig wird noch trächtig werden kann. Da die Kastration ein chirurgischer Eingriff ist und einige Risiken birgt, muss die Entscheidung von Tier zu Tier individuell getroffen werden.

  • Vorteile: dauerhafte Lösung, verhindert Läufigkeit und das Risiko bestimmter Krankheiten

  • Nachteile: irreversibel, chirurgisches Risiko, Verhaltensänderungen möglich, Gesundheitsprobleme wie Gewichtszunahme und Gelenkerkrankungen möglich

Ausführliche Informationen zum Thema mit allen Vor- und Nachteilen finden sich im Artikel Hündin kastrieren oder nicht? Vor- und Nachteile erklärt.

Sterilisation der Hündin

Die Sterilisation der Hündin ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Eileiter durchtrennt oder verschlossen werden, um zu verhindern, dass Eizellen von den Eierstöcken in die Eileiter und die Gebärmutter gelangen und dort befruchtet werden. Auf diese Weise wird die Fortpflanzung verhindert, aber die hormonelle Funktion der Eierstöcke bleibt erhalten. Durch die Aufrechterhaltung des hormonellen Zyklus ist eine Sterilisation mit massiven Risiken wie einer gefährlichen Gebärmuttervereiterung verbunden. Aus diesem Grund werden Hündinnen immer kastriert und nicht sterilisiert.

  • Vorteile: verhindert Trächtigkeit, weniger invasiv als Kastration

  • Nachteile: die Hündin bleibt läufig, hormonell bedingtes Verhalten bleibt erhalten, hohes Risiko für Pyometra, wird nicht durchgeführt

Ist eine Hündin nach der Sterilisation noch läufig?

Ja, eine sterilisierte Hündin kann weiterhin läufig werden, da die Eierstöcke und damit die hormonelle Steuerung der Fortpflanzungszyklen nicht entfernt werden. Die Sterilisation verhindert nur die Befruchtung, nicht aber die Läufigkeit.

Wann soll eine Hündin sterilisiert werden?

Hündinnen dürfen nicht sterilisiert, sondern müssen kastriert werden. Der Begriff Sterilisation wird immer wieder fälschlicherweise als Synonym für Kastration verwendet. Dies ist medizinisch nicht korrekt. Bei der Sterilisation werden nur die Eileiter durchtrennt, die Eierstöcke bleiben im Körper und produzieren weiterhin Hormone. Bei der Kastration hingegen werden die Eierstöcke und damit die Hormone entfernt.

Hündinnen werden nicht sterilisiert, da dies mit einem hohen Risiko einer Pyometra (Gebärmuttervereiterung) verbunden ist, da bei der Sterilisation die Eierstöcke und damit die Hormonproduktion intakt bleiben.

Was kostet eine Sterilisation bei meiner Hündin?

Da die Sterilisation bei Hündinnen nicht durchgeführt wird und nicht als Standardverfahren in der Veterinärmedizin gilt, gibt es in der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) keine speziellen Positionen oder Preise dafür. Tierärzt:innen empfehlen in der Regel die Kastration als risikoärmere Methode zur Verhinderung der Fortpflanzung der Hündin.

Was ist besser: Kastration oder Sterilisation?

Die Kastration wird als die bessere Option angesehen. Bei der Kastration werden die Eierstöcke vollständig entfernt, was eine zuverlässige Verhinderung der Fortpflanzung ermöglicht. Ungewollte Trächtigkeiten und Geburten werden vermieden. Die Entfernung der Eierstöcke verringert das Risiko verschiedener Gesundheitsprobleme, einschließlich Pyometra (Gebärmuttervereiterung). Dies ist eine ernste Erkrankung, die ohne rechtzeitige Behandlung lebensbedrohlich sein kann.

Im Gegensatz dazu bleibt bei der Sterilisation der Hormonhaushalt der Hündin weitgehend intakt, da nur die Eileiter durchtrennt oder verschlossen werden. Das bedeutet, dass die Hündin weiterhin läufig werden kann und das Risiko einer Pyometra besteht.

Hündin mit Gesäugetumor kurz vor der Operation.

Bild: P.Fabian | Shutterstock

Hormonspritzen zur Verhütung bei Hündinnen

Als Alternative zur chirurgischen Kastration besteht die Möglichkeit, die Läufigkeit der Hündin durch Hormonspritzen zu unterdrücken. Proligeston ist ein synthetisches Gestagen (ein Hormon, das die Wirkung des natürlichen Hormons Progesteron nachahmt). Es wird in Deutschland unter dem Handelsnamen Delvosteron® vertrieben und hauptsächlich zur Unterdrückung der Läufigkeit bei Hündinnen eingesetzt. Proligeston wirkt, indem es die natürliche Wirkung von Progesteron nachahmt, einem Hormon, das während des Zyklus der Hündin erhöht ist und die Fortpflanzungsfunktionen reguliert. Durch die Verabreichung von Proligeston wird der natürliche Zyklus der Hündin unterbrochen, wodurch die Läufigkeit und somit die Möglichkeit einer Trächtigkeit unterdrückt wird. Diese Methode ist also vergleichbar mit der Pille für die Frau.

Proligeston wird in Form einer Injektion verabreicht. Die erste Injektion erfolgt normalerweise während des Anöstrus (Ruhephase des Zyklus), um die nächste Läufigkeit zu verhindern. Nach der ersten Injektion folgt eine zweite nach drei Monaten und eine dritte nach vier Monaten. Danach kann die Behandlung alle fünf Monate wiederholt werden. Die Injektion wirkt mehrere Monate und muss regelmäßig wiederholt werden, um eine kontinuierliche Unterdrückung der Läufigkeit zu gewährleisten. Die Methode ist reversibel und die Läufigkeit kann vorübergehend unterdrückt werden. Eine Rückkehr zur Fruchtbarkeit ist nach Absetzen des Medikaments möglich.

  • Vorteile: nicht invasiv, reversibel

  • Nachteile: Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und erhöhtes Risiko für Gebärmuttervereiterung, regelmäßige Tierarztbesuche erforderlich, wird nicht empfohlen

Nebenwirkungen der Antibabyspritze für die Hündin

Eine Hormonspritze mit Proligeston als Alternative zur Operation klingt zunächst vielversprechend. Die hormonelle Unterdrückung der Läufigkeit birgt jedoch ein hohes Risiko von Nebenwirkungen. Manche verlieren Hündinnen an Energie, werden müde und träge und können Übergewicht entwickeln.

An der Einstichstelle kann es zu Schmerzreaktionen und Haarausfall kommen. Vor allem aber steigt das Risiko für Gebärmuttervereiterungen (sogenannte Pyometra) und Gesäugetumore stark an. Auch die Gefahr, an Diabetes mellitus zu erkranken, ist erhöht.

Die Anwendung von Hormonspritzen wird auch bei Zuchttieren nicht empfohlen, da der Eintritt der Läufigkeit nach Absetzen des Medikamentes nicht vorhersehbar ist und eine Belegung oft nicht erfolgreich ist.

Wann gibt man Spritze gegen Läufigkeit?

Bei dieser Verhütungsmethode ist es wichtig, dass die regelmäßigen Intervalle (alle 5 Monate) eingehalten werden. Außerdem muss die erste Injektion während der Zyklusruhe, d.h. 3 Monate nach der letzten Läufigkeit, verabreicht werden.

Was kostet die Hormonspritze für die Hündin?

Die Spritze zur Unterdrückung der Läufigkeit muss etwa alle 5 Monate von einem/einer Tierärzt:in verabreicht werden und kostet jedes Mal etwa 50 €.

Wer keine Welpen haben möchte, sollte nach einem ungewollten Deckakt schnell eine Tierarztpraxis aufsuchen.

Bild: Pawel Rajtar | Shutterstock

Pille danach bzw. Spritze danach - Antihormone für Hündinnen

Für Hündinnen gibt es ein Medikament, das nach einem ungewollten Deckakt gespritzt werden kann, um eine Trächtigkeit zu verhindern. Dieses Medikament wird Pille danach, Spritze danach oder Antihormon genannt und enthält das Hormon Aglepriston. Es wirkt ähnlich wie die Pille danach beim Menschen und soll die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter verhindern. Das Medikament muss zweimal im Abstand von 24 Stunden verabreicht werden.

Wie lange Spritze danach beim Hund?

Die Spritze danach für Hündinnen sollte möglichst bald nach dem Deckakt verabreicht werden, wirkt aber bis zum 45. Tag nach der Befruchtung. Sie führt in 90 % der Fälle innerhalb einer Woche zum Abbruch der Trächtigkeit. Es besteht jedoch ein Restrisiko von fünf bis zehn Prozent, dass einzelne Föten - zum Teil schwer geschädigt - in der Gebärmutter überleben.

Wie viel kostet eine Abtreibungsspritze bei Hunden?

Der Preis für die Spritze danach beim Hund kann variieren und hängt auch von den angewandten Untersuchungsmethoden ab, z.B. zur Feststellung einer Trächtigkeit. Die Kosten für die tierärztlichen Leistungen richten sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Hinzu kommen die Kosten für das Medikament. Es ist mit Kosten von mindestens 100 € zu rechnen.


Was sind die Verhütungsmethoden beim Rüden?

Die Fortpflanzungskontrolle bei Rüden ist ein wichtiges Thema für viele Hundebesitzer:innen, die eine unerwünschte Fortpflanzung verhindern und gleichzeitig das Wohlbefinden und das Verhalten ihres Hundes optimieren möchten. Es gibt verschiedene Methoden der Empfängnisverhütung beim Rüden, von permanenten chirurgischen Eingriffen bis hin zu reversiblen Hormonbehandlungen. Jede Methode hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen.

Methoden zur Verhütung beim Rüden:

  • Kastration: Entfernung der Hoden

  • Sterilisation: Durchtrennen oder Abbinden der Samenleiter (Vasektomie)

  • Hormonimplantat: Implantat, das kontinuierlich Hormone abgibt und die Testosteronproduktion unterdrückt

  • Hormonspritze: hormonelle Unterdrückung des Geschlechtstriebes, KEINE Verhütungsmethode!

Die chirurgische Kastration ist die am häufigsten angewandte Verhütungsmethode bei Hunden.

Bild: stefamerpik | Freepik

Chirurgische Kastration

Die chirurgische Kastration ist die am weitesten verbreitete Methode zur Empfängnisverhütung beim Rüden. Dabei werden dem Rüden die Hoden entfernt und die Hormon- und Spermienproduktion irreversibel gestoppt. Sexualhormonbedingte Verhaltensweisen wie Markieren, Aggressivität gegenüber anderen Rüden oder Herumstreunen werden durch die Kastration vermindert oder verschwinden ganz.

  • Vorteile: dauerhafte Lösung, verhindert rüdenhaftes Verhalten und das Risiko bestimmter Krankheiten

  • Nachteile: irreversibel, chirurgisches Risiko, Gesundheitsprobleme wie Gewichtszunahme und Gelenkerkrankungen möglich

Im Artikel Kastration von Rüden: Vor- und Nachteile sowie Alternativen zum Kastrieren findest du vertiefende Informationen zum Thema Rüdenkastration.

Sterilisation von Rüden

Die Sterilisation des Rüden, auch Vasektomie genannt, ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Samenleiter durchtrennt oder abgebunden werden. Dadurch wird verhindert, dass Spermien in das Ejakulat gelangen und somit eine Fortpflanzung möglich ist. Im Gegensatz zur Kastration, bei der die Hoden entfernt werden, bleiben bei der Sterilisation die Hoden intakt, so dass die Hormonproduktion und die damit verbundenen rüdenhaften Verhaltensweisen erhalten bleiben.

  • Vorteile: theoretisch reversibel, natürliches hormonelles Verhalten bleibt erhalten

  • Nachteile: keine Verhaltensänderung, chirurgisches Risiko, selten durchgeführt

Wird ein Hund nach der Sterilisation ruhiger?

Nein. Da bei der Sterilisation die Hoden intakt bleiben und somit die Testosteronproduktion nicht beeinflusst wird, führt der Eingriff nicht zu einer Veränderung des Hormonhaushaltes. Daher bleibt das rüdenhafte Verhalten des Hundes wie Aggressivität, Dominanz und sexuelle Aktivität in der Regel unverändert. Ein Hund wird durch die Sterilisation also nicht ruhiger.

Wann Rüden sterilisieren?

Ein Rüde kann theoretisch zu jedem Zeitpunkt sterilisiert werden. Eine untere Altersgrenze wie bei der Kastration gibt es nicht, da hormonelle Veränderungen nicht betroffen sind. Die Entscheidung sollte jedoch in Absprache mit einem/einer Tierärzt:in getroffen werden, der/die den Gesundheitszustand und die individuellen Bedürfnisse des Hundes berücksichtigen kann.

Was kostet eine Sterilisation beim Rüden?

Die Kosten für die Sterilisation eines Rüden können variieren, da sie von mehreren Faktoren abhängen, u.a. von den durchgeführten Voruntersuchungen, der Art der Narkose, der Dauer der Operation, der Operationsmethode und der Menge der verwendeten Medikamente und Verbrauchsmaterialien. In der Regel liegen die Kosten zwischen 200 € und 400 €.

In Deutschland sind tierärztliche Leistungen in der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) geregelt. Sie ist ein Katalog, in dem verschiedene tierärztliche Untersuchungen, Behandlungen und Operationen mit einem minimalen und einem maximalen Preis aufgeführt sind.

Rüde kastrieren oder sterilisieren?

Die Entscheidung zwischen Kastration und Sterilisation hängt von den Zielen und Bedürfnissen der Hundehalter:innen ab.

Die Kastration bietet eine dauerhafte Lösung zur Verhinderung der Fortpflanzung und kann unerwünschtes hormonelles Verhalten (sogenanntes rüdenhaftes Verhalten) wie Aggression, Territorial- und Sexualverhalten reduzieren. Sie wird häufig empfohlen, wenn Verhaltensänderungen gewünscht werden oder gesundheitliche Probleme wie Hodentumore oder Prostataleiden vorliegen.

Die Sterilisation verhindert die Fortpflanzung, ohne das hormonelle Verhalten zu beeinflussen. Sie eignet sich für Besitzer:innen, die die Fortpflanzung verhindern möchten, ohne die natürlichen Verhaltensweisen ihres Hundes zu verändern. Das Risiko hormonell bedingter Erkrankungen bleibt jedoch bestehen.

Insgesamt bietet die Kastration in vielen Fällen mehr gesundheitliche Vorteile und kann Verhaltensprobleme lösen, während die Sterilisation eine weniger invasive Methode ist, um die Fortpflanzung zu verhindern, ohne hormonelle Veränderungen herbeizuführen.

Wer die Wirkung einer Kastration testen möchte, kann seinem Hund einen Hormonchip implantieren lassen.

Bild: jaminriverside | Pixabay

Kastration auf Probe: Hormonchip für Rüden

Beim Rüden gibt es eine gute Alternative zur chirurgischen Kastration in Form eines Implantats, das unter die Haut eingesetzt wird. Am häufigsten wird das Präparat Suprelorin® verwendet, ein Hormonimplantat mit dem Wirkstoff Deslorelin. Deslorelin ist ein synthetisches Analogon des natürlichen Hormons Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). Deslorelin wirkt auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die für die Produktion der Sexualhormone verantwortlich ist. Durch die kontinuierliche Freisetzung von Deslorelin wird die Hypophyse stimuliert, was zunächst zu einer erhöhten Testosteronproduktion führt und eine Verstärkung unerwünschter Verhaltensweisen bewirken kann. Diese anfängliche Stimulation führt jedoch rasch zu einer Desensibilisierung der Rezeptoren in der Hypophyse, wodurch die Produktion von Gonadotropinen und damit von Testosteron und Spermien unterdrückt wird.

Das Implantat wird von dem/der Tierärzt:in ohne Narkose mit einer Kanüle unter die Haut eingesetzt und gibt kontinuierlich kleine Mengen des Hormons ab. Der Chip muss nach Ende der Wirkung nicht entfernt werden, sondern löst sich auf. Es gibt zwei verschiedene Dosierungen (4,7 und 9,4 mg) mit unterschiedlicher Wirkdauer. Die Wirkung setzt 6 bzw. 8 Wochen nach dem ersten Einsetzen ein, daher sollten behandelte Hunde in den ersten 6 bzw. 8 Wochen lang von läufigen Hündinnen ferngehalten werden. Suprelorin 4,7 mg wirkt für mindestens 6 Monate, Suprelorin 9,4 mg für 12 Monate.

Die chemische Kastration ist eine gute Methode, um zu testen, wie sich eine chirurgische Kastration auf das Verhalten des Hundes auswirken würde. Das Implantat führt zu den gleichen körperlichen Reaktionen wie eine chirurgische Kastration, ist aber vollständig reversibel.

  • Vorteile: nicht-chirurgische Methode, reversibel, unterdrückt rüdenhaften Verhalten, verringert das Risiko von Hodentumoren und Prostataproblemen

  • Nachteile: initiale Testosteronerhöhung, regelmäßige Erneuerung alle 6-12 Monate, langfristig höhere Kosten, Nebenwirkungen

Wie verändert sich ein Rüde nach Hormonchip?

Nach der Verabreichung eines Hormonchips wie Suprelorin kann sich das Verhalten eines Rüden ähnlich wie bei einer chirurgischen Kastration deutlich ändern. Die Hauptwirkung des Chips besteht in der Senkung des Testosteronspiegels, wodurch das rüdenhafte Verhalten abnimmt. Die Hunde werden weniger aggressiv und territorial und neigen weniger dazu, andere Hunde zu markieren oder anzugreifen. Auch das Sexualverhalten, wie das Besteigen von Menschen oder Gegenständen, wird häufig reduziert. Hat sich der Rüde diese Verhaltensweisen jedoch angewöhnt, kann der Chip das Verhalten nicht beeinflussen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Veränderungen allmählich eintreten und es etwa sechs Wochen dauert, bis die volle Wirkung des Chips sichtbar wird.

Wird ein Rüde durch Kastrationschip ruhiger?

Ja, viele Rüden werden durch den Kastrationschip ruhiger. Die Verringerung des Testosteronspiegels kann zu einer Verringerung von aggressivem und dominantem Verhalten führen, was oft als "ruhiger" oder "gelassener" empfunden wird. Der Chip kann auch dazu beitragen, das allgemeine Stressniveau des Hundes zu senken, was zu einem entspannteren Verhalten führt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Verhaltensprobleme hormonell bedingt sind und dass in einigen Fällen weiteres Training oder Verhaltensmanagement erforderlich sein kann. Die individuelle Reaktion auf den Hormonchip kann variieren, und nicht alle Rüden zeigen eine deutliche Verhaltensänderung.

Welche Nebenwirkungen hat ein Kastrationschip?

Der Einsatz eines Kastrationschips kann neben den erwünschten Verhaltensänderungen auch einige unerwünschte Nebenwirkungen haben. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist ein vorübergehender Anstieg des Testosteronspiegels kurz nach der Implantation, der zu einer Verstärkung unerwünschter Verhaltensweisen führen kann, bevor der Hormonspiegel wieder absinkt. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Appetitveränderungen und Gewichtszunahme, da der verminderte Testosteronspiegel den Stoffwechsel verlangsamen kann. In einigen Fällen kann es an der Implantationsstelle zu lokalen Reaktionen wie Schwellungen oder Infektionen kommen. Langfristige hormonelle Veränderungen können sich auch auf das Fell und die Haut des Hundes auswirken.

Wie verändert sich das Fell nach Kastrationschip?

Eine häufig beobachtete Auswirkung des Hormonchips auf das Fell des Rüden ist eine Veränderung der Fellstruktur und -dichte. Da Testosteron eine Rolle bei der Fellentwicklung spielt, kann die Reduktion dieses Hormons dazu führen, dass das Fell weicher, dünner oder weniger glänzend wird. Manche Hunde entwickeln ein so genanntes "Welpenfell", das flauschiger und weicher ist als ihr vorheriges Erwachsenenfell. Diese Veränderungen sind besonders auffällig bei Rassen mit dichtem oder doppelschichtigem Fell. Einige Hunde können auch ein erhöhtes Risiko für Hautprobleme wie trockene Haut oder Hautinfektionen haben, da die hormonellen Veränderungen das Hautmilieu beeinflussen.

Wie viel kostet ein Hormonchip für Rüden?

In Deutschland liegt der Preis für einen 6-Monats-Chip in der Regel zwischen 80 € und 150 €. Ein 12-Monats-Chip kann entsprechend teurer sein, oft im Bereich von 150 bis 250 Euro. Diese Kosten beinhalten in der Regel das Implantat selbst und die Implantationsgebühr. Es ist ratsam, sich bei verschiedenen Tierarztpraxen nach den genauen Kosten zu erkundigen, da diese variieren können.

Was ist besser: Kastration oder Chip?

Ob eine chirurgische Kastration oder ein Hormonchip besser ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen des Hundes und den Präferenzen der Besitzer:innen ab. Die chirurgische Kastration ist dauerhaft und erfordert keine weiteren Eingriffe oder Nachbehandlungen, während der Hormonchip regelmäßig erneuert werden muss. Für Hunde, die wieder fruchtbar werden sollen, bietet der Chip eine reversible Option. Der Chip ist weniger invasiv und vermeidet die Risiken eines chirurgischen Eingriffs, ist jedoch mit langfristigen Kosten und wiederholten Tierarztbesuchen verbunden.

Bei bestimmten Gesundheitsproblemen wie Hodentumoren oder Prostatavergrößerung ist eine chirurgische Kastration unumgänglich. In jedem Fall solltest du deine Entscheidung in Absprache mit einem/einer Tierärzt:in treffen, um die beste Option für deinen Hund zu wählen.

Rüden sollten nur in Ausnahmefällen Hormonspritzen erhalten.

Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV | Shutterstock

Hormonspritze für Rüden

Die Hormonspritze beim Rüden ist keine Verhütungsmethode im engeren Sinne. Sie dient der hormonellen Unterdrückung des Geschlechtstriebes beim Rüden, die jedoch nicht zur Zeugungsunfähigkeit führt und die Spermienqualität nicht beeinflusst. Lediglich das rüdenhafte Verhalten wird reduziert. Hierfür stehen zwei verschiedene Wirkstoffe (Proligeston und Delmadinonacetat) zur Verfügung, die injiziert werden können.

Hormonspritzen bergen ein hohes Risiko von Nebenwirkungen und die Fortpflanzung wird nicht vollständig verhindert. Sie sollten wegen der möglichen Nebenwirkungen und der geringen Zuverlässigkeit nur in seltenen Fällen oder bei speziellen Erkrankungen wie der gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt werden.

  • Vorteile: nicht-chirurgische Methode, reversibel, unterdrückt rüdenhaften Verhalten

  • Nachteile: Fortpflanzungsfähigkeit bleibt erhalten, regelmäßige Erneuerung alle 5 Monate, langfristig höhere Kosten, Nebenwirkungen

Wie schnell wirkt Hormonspritze bei Rüden?

Die Wirkung der Hormonspritze setzt in der Regel innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche nach der Verabreichung ein. In dieser Zeit sinkt der Testosteronspiegel, was zu einem verminderten Sexualverhalten führt. Da die Spermienproduktion jedoch nicht eingestellt wird, bleibt die Fortpflanzungsfähigkeit des Rüden erhalten.

Wie schnell wirkt Hormonspritze bei Rüden?

Die Wirkungsdauer der Hormonspritze variiert je nach verwendetem Präparat und Dosierung. In der Regel hält die Wirkung vier Wochen an. Proligeston- und Delmadinonacetat-Spritzen wirken typischerweise fünf Monate. Nach dieser Zeit kann eine erneute Injektion erforderlich sein, um die Wirkung aufrechtzuerhalten.

Was kostet die Hormonspritze für den Hund?

Die Kosten für eine Hormoninjektion beim Rüden liegen in der Regel zwischen 30 € und 70 € für eine einmalige Injektion. Da die Wirkung nur vorübergehend ist und regelmäßige Nachbehandlungen erforderlich sind, können die Gesamtkosten im Laufe der Zeit höher sein als bei einer einmaligen chirurgischen Kastration.

Fazit zu Verhütungsmethoden – was ist die beste Methode für meinen Hund?

Die Wahl der besten Verhütungsmethode für Hündin und Rüde ist eine komplexe Entscheidung, die eine sorgfältige Abwägung verschiedener Faktoren erfordert. Die Gesundheit des Tieres, sein Verhalten, die Lebensumstände der Besitzer:innen und die langfristigen Ziele spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Bei Hündinnen ist die Kastration häufig die bevorzugte Methode, da sie nicht nur eine dauerhafte Empfängnisverhütung bietet, sondern auch das Risiko bestimmter Gesundheitsprobleme wie Gebärmutterentzündungen und Gesäugetumore verringert. Sie kann auch das Verhalten stabilisieren, insbesondere bei Hündinnen, die unter starken hormonellen Schwankungen leiden. Der Eingriff ist jedoch irreversibel und kann mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und Fellveränderungen einhergehen.

Bei Rüden bietet die Kastration ebenfalls eine dauerhafte Lösung und kann Verhaltensprobleme wie Aggression und Markieren verringern. Auch hier sind gesundheitliche Vorteile wie die Verringerung des Risikos von Prostataproblemen und Hodenkrebs zu berücksichtigen. Die Irreversibilität der Kastration und mögliche Nebenwirkungen wie verminderte Aktivität und Gewichtszunahme sollten jedoch berücksichtigt werden.

Als Alternative zu chirurgischen Eingriffen stehen für beide Geschlechter hormonelle Verhütungsmethoden zur Verfügung. Ein Hormonchip, der den Geschlechtstrieb vorübergehend unterdrückt, ist eine reversible und weniger invasive Option für Rüden. Diese Methode kann verwendet werden, um die Wirkung einer chirurgischen Kastration zu testen.

Hormonspritzen wie Proligeston oder Delmadinonacetat sind eine weitere Möglichkeit, das Fortpflanzungsverhalten vorübergehend zu kontrollieren. Diese Injektionen können das Verhalten beeinflussen, ohne die Fortpflanzungsfähigkeit vollständig zu unterdrücken, bergen jedoch ein höheres Risiko von Nebenwirkungen, sind weniger zuverlässig als dauerhafte Methoden und werden daher nur noch selten angewandt. 

Die Entscheidung, welche Methode am besten geeignet ist, sollte immer in enger Absprache mit dem/der Tierärzt:in getroffen werden, der die individuellen Bedürfnisse und den Gesundheitszustand des Tieres kennt. Letztendlich geht es darum, die beste Balance zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Wohlbefinden des Tieres zu finden, um sowohl kurz- als auch langfristig eine optimale Lebensqualität zu gewährleisten.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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