Kastration von Rüden: Vor- und Nachteile sowie Alternativen zum Kastrieren

Schützen | Vom 27.06.24

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Kastration von Rüden: Vor- und Nachteile sowie Alternativen zum Kastrieren

Titelbild: Caleb Woods | Unsplash

Kastration von Rüden. Die Entscheidung, einen Rüden kastrieren zu lassen, ist eine wichtige und oft auch emotionale Entscheidung, die Hundebesitzer:innen treffen müssen. Die Kastration, d.h. die operative Entfernung der Hoden, kann das Verhalten des Hundes beeinflussen, gesundheitliche Vorteile bringen und unerwünschte Fortpflanzung verhindern. Es gibt jedoch auch Nachteile und Risiken, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Neben der chirurgischen Kastration gibt es heute verschiedene Alternativen, die weniger invasiv sind.

In diesem Artikel beleuchten wir die Vor- und Nachteile der Kastration von Rüden und stellen alternative Methoden vor, um dir eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.

Was spricht für eine Kastration beim Rüden?

Der Gedanke an eine Operation am eigenen Vierbeiner ist immer beunruhigend. Wenn sie nicht aus medizinischen Gründen notwendig ist, sollte man sich gut überlegen, ob der Eingriff in den Hormonhaushalt, die Vollnarkose, die tagelange Bewegungseinschränkung und mögliche Komplikationen bei der Wundheilung den Nutzen aufwiegen. Ob eine Kastration sinnvoll oder notwendig ist, muss daher für jeden Hund individuell entschieden werden. Wir zeigen dir die Vor- und Nachteile der Kastration beim Rüden.

Vorteile der Kastration

  • Verhinderung unerwünschter Fortpflanzung

  • Unterdrückung von ausgeprägtem Rüdenverhalten

  • Verminderung von aggressivem Verhalten gegenüber Rüden

  • Vermeidung von Hoden- und Prostataerkrankungen

  • Verminderung des Risikos verschiedener Erkrankungen (u.a. Harnwegsinfektionen, Diabetes mellitus)

  • Heilung einer bestehenden chronischen Vorhautentzündung (sog. Präputialkatarrh)

Nachteile der Kastration

  • bei zu früher Kastration erhöhtes Risiko für Gelenkerkrankungen

  • erhöhtes Risiko für Übergewicht und damit verbundene Gesundheitsprobleme

  • Veränderungen im Körperbau und Verhalten

  • mögliche Veränderungen des Haarkleides (wolliges Aussehen, insbesondere bei Rassen mit rotem Fell)

  • erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion)

  • mögliche Verhaltensänderungen wie verminderte Aktivität und Spielbereitschaft

  • mögliche Operations- und Narkoserisiken

  • hohe Kosten

  • bei gesunden Rüden medizinisch nicht notwendig

Aggressives Verhalten wird durch Kastration nur reduziert, wenn es hormonell bedingt ist.

Bild: Jeanette1980 | Pixabay

Wie verändert sich ein Rüde nach einer Kastration?

Die Kastration eines Rüden kann sowohl körperliche als auch Verhaltensänderungen zur Folge haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Auswirkungen der Kastration von Hund zu Hund unterschiedlich sein können. Hier sind einige der häufigsten Veränderungen, die nach einer Kastration beobachtet werden können:

  • Gewichtszunahme: Nach der Kastration neigen viele Rüden dazu, an Gewicht zuzunehmen. Das liegt daran, dass sich der Stoffwechsel verlangsamt und der Energiebedarf des Hundes sinkt. Es ist wichtig, die Futtermenge entsprechend anzupassen und für ausreichend Bewegung zu sorgen.

  • Veränderungen des Fells: Bei einigen Rüden kann sich das Fell nach der Kastration verändern. Es kann weicher und dichter werden, besonders bei langhaarigen Rassen.

  • reduziertes Sexualverhalten: Eine der offensichtlichsten Auswirkungen der Kastration ist die Reduzierung des Sexualverhaltens. Rüden zeigen weniger Interesse an läufigen Hündinnen und sind weniger geneigt, Hündinnen zu markieren oder zu verfolgen.

  • aggressives Verhalten: Die Kastration kann dazu beitragen, aggressives Verhalten zu reduzieren, insbesondere wenn es mit dem Sexualtrieb zusammenhängt. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, und nicht alle Formen von Aggression werden durch die Kastration beeinflusst.

  • ruhigeres Verhalten: Viele kastrierte Rüden sind insgesamt ruhiger und weniger leicht erregbar. Sie sind oft weniger territorial und zeigen weniger Dominanzverhalten.

  • geringeres Risiko für bestimmte Krankheiten: Die Kastration kann das Risiko für bestimmte Gesundheitsprobleme wie Hodenkrebs und Prostataleiden deutlich verringern.

  • potenzielle Gesundheitsrisiken: Obwohl die Kastration viele Vorteile für die Gesundheit hat, gibt es auch potenzielle Risiken wie ein erhöhtes Risiko für bestimmte orthopädische Probleme und einige Krebsarten.

Sind kastrierte Rüden weniger aggressiv?

Auf diese Frage gibt es kein klares Ja oder Nein. Es kommt darauf an.

Bei der chirurgischen Kastration werden dem Rüden die Hoden entfernt, in denen Sexualhormone wie Testosteron produziert werden. Wenn diese Produktion nicht mehr stattfindet, wird auch das sexualhormonabhängige Verhalten unterbunden. Zu den am häufigsten beschriebenen unerwünschten Verhaltensweisen des Rüden gehören:

  • Markieren mit Urin

  • Herumstreunen auf der Suche nach läufigen Hündinnen

  • Unruhe

  • häufiges Jaulen

  • Besteigen von Hunden, Personen und Gegenständen

  • Imponiergehabe

  • aggressives Konkurrenzverhalten gegenüber Rüden

Auf das Temperament und den Bewegungsdrang des Hundes hat der Testosteronabfall jedoch keinen Einfluss. Auch aggressives Verhalten gegenüber Menschen und Hündinnen tritt unabhängig vom Einfluss der Geschlechtshormone auf und wird durch eine Kastration nicht beeinflusst.

Ist ein kastrierter Rüde anhänglich?

Ja, kastrierte Rüden neigen oft dazu, anhänglicher zu sein, aber dies kann von Hund zu Hund unterschiedlich sein. Die Kastration führt zu einer Verringerung des Sexualtriebs, was dazu führen kann, dass der Hund weniger abgelenkt und aufmerksamer gegenüber seinen Besitzer:innen ist.

Hunde beim Deckakt: Der Rüde ist auf der Hündin.

Bild: cynoclub | Shutterstock

Haben kastrierte Rüden noch Trieb?

Ja, kastrierte Rüden haben immer noch Sexualtrieb, aber dieser ist in der Regel deutlich abgeschwächt. Die Kastration reduziert den Sexualtrieb erheblich, da die Produktion der männlichen Sexualhormone (hauptsächlich Testosteron) gestoppt wird. Folgende Punkte sind relevant:

  • Sexualtrieb: Der Sexualtrieb wird durch die Kastration stark reduziert, aber es ist möglich, dass kastrierte Rüden gelegentlich noch sexuelles Verhalten zeigen, wie z.B. Aufreiten. Dies kann ein erlerntes Verhalten sein oder durch andere Hormone und soziale Faktoren beeinflusst werden.

  • Jagdtrieb: Der Jagdtrieb bleibt in der Regel unverändert, da er nicht direkt mit den Sexualhormonen zusammenhängt. Ein kastrierter Rüde kann daher weiterhin einen starken Jagdtrieb haben.

  • Spieltrieb und sonstige Verhaltensweisen: Andere Triebe, wie z.B. der Spieltrieb, bleiben in der Regel erhalten und werden durch die Kastration nicht negativ beeinflusst.

Insgesamt führt die Kastration dazu, dass der Hund ruhiger und weniger durch hormonell bedingtes Verhalten gesteuert wird. Dies kann sowohl für den Hund als auch für die Halter:innen von Vorteil sein, da es zu einem ausgeglicheneren und besser kontrollierbaren Verhalten führt.

Chemische Kastration als Alternative

Die Alternative zur endgültigen Entfernung der Hoden ist die medikamentöse Kastration, oft auch chemische Kastration genannt. Dabei wird deinem Rüden ein reiskorngroßes Implantat unter die Haut gesetzt, das die Produktion der Geschlechtshormone hemmt. So wird die chirurgische Kastration simuliert und du kannst sehen, wie sich eine Kastration auf das Verhalten deines Hundes auswirken würde. Ist die Wirkung zufriedenstellend, kann nach Ablauf der Wirkungsdauer die klassische Kastration durchgeführt werden.

Nach dem Einsetzen des Implantats kann es in den ersten 3 bis 4 Wochen vorkommen, dass sich das rüdenhafte Verhalten zunächst verstärkt, bevor die eigentliche Wirkung einsetzt. In dieser Zeit ist der Rüde noch fruchtbar und kann Hündinnen erfolgreich decken. Je nach Hormondosierung im Implantat lässt die Wirkung nach 6 bis 12 Monaten nach, kann aber in manchen Fällen bis zu 3 Jahren anhalten.

Nach Ablauf der Wirkung kann problemlos ein neues Implantat eingesetzt werden, wenn keine Kastration gewünscht wird. Die Häufigkeit der Anwendung ist unbegrenzt. Allerdings sind die Kosten für die dauerhafte chemische Kastration um ein Vielfaches höher als für die chirurgische Kastration. Zum Vergleich: Für eine chirurgische Kastration zahlt man einmalig ca. 200 € bis 400 € (je nach Art der Narkose), für ein Implantat ca. 200 € bis 250 € pro Jahr.

Weitere Informationen zur chemischen Kastration findest du im Artikel Verhütungsmethoden beim Hund | Von der Kastration bis zur Antibabyspritze.

Wann ist das beste Alter einen Hund zu kastrieren?

Mit der Kastration solltest du warten, bis dein Rüde geschlechtsreif ist, denn der richtige Zeitpunkt hängt von der Wachstumsgeschwindigkeit des Hundes ab. Große Hunderassen wachsen langsamer als kleine, sodass ihr hormonabhängiges Wachstum später abgeschlossen ist. Daher haben große Rassen ein höheres Risiko für Knochen- und Gelenkprobleme, wenn sie genauso früh kastriert werden wie kleine Rassen.

Aus diesem Grund gibt es Richtlinien, die sich an der Wachstumsgeschwindigkeit der jeweiligen Hunderasse orientieren. Diese Empfehlungen beziehen sich auf das Endgewicht des ausgewachsenen Hundes. Im Allgemeinen sollten Hunde nicht vor dem sechsten Lebensmonat kastriert werden, da dies negative Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Entwicklung haben kann.

Für den Zeitpunkt der Kastration gelten folgende Richtlinien:

  • Hunde unter 20 kg: nach dem 6. Lebensmonat 

  • Hunde zwischen 20 kg und 39 kg: ab dem 12. Lebensmonat

  • Hunde über 40 kg: ab dem 24. Lebensmonat

Wann ist es zu spät, einen Hund zu kastrieren?

Für eine Kastration ist es nie zu spät. Wie bereits beschrieben, kann durch die Kastration nur das rüdenhafte Verhalten reduziert werden. Dies beginnt mit der erhöhten Produktion von Sexualhormonen, also meist am Ende der Pubertät. Andere Verhaltensweisen wie Dominanz und Aggression gegenüber Menschen und Hündinnen können nur durch konsequentes Training beeinflusst werden.

Sollte dein Hund nicht nur gegenüber Rüden aggressiv sein, kontaktiere unbedingt eine:n Tierverhaltenstherapeut:in oder Tiertrainer:in, um die Ursachen zu beleuchten und das Problem anzugehen. Es ist wichtig, dass dieses Verhalten abgestellt wird, um dich und die Allgemeinheit zu schützen.

Aggressives Verhalten gegenüber Rüden ist häufig hormonell bedingt.

Bild: artellliii72 | Pixabay

Wann ist die Kastration von Rüden notwendig?

Wenn Rüden ausgeprägtes rüdenhaftes Verhalten zeigen, kann eine Kastration dabei helfen, dieses Verhalten zu reduzieren oder sogar ganz abzustellen. Dabei kann die chemische oder die klassische Kastration angewendet werden.

Darüber hinaus gibt es medizinische Gründe, die eine chirurgische Kastration erforderlich machen. Sie ist immer dann notwendig, wenn ein sogenannter Kryptorchismus vorliegt. Das bedeutet, dass ein oder beide Hoden nach der Geburt nicht richtig in den Hodensack absteigen und in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt verbleiben. Das ist an sich kein Problem, aber bei Kryptorchiden ist das Risiko sehr hoch, dass die Hoden im Laufe des Lebens entarten und sich Hodenkrebs entwickelt.

Auch eine gutartige Vergrößerung der Prostata, Hodentumore oder sogenannte Perianaltumore, also Tumore, die in der Nähe des Afters wachsen, machen eine operative Entfernung der Hoden unumgänglich.

Ablauf der Kastration von Rüden

Die Kastration eines Rüden ist ein chirurgischer Routineeingriff, bei dem die Hoden und Nebenhoden entfernt werden. Die Kastration erfolgt in mehreren Schritten, die sorgfältig geplant und durchgeführt werden, um die Sicherheit und das Wohlbefinden des Hundes zu gewährleisten. Im Folgenden wird der Ablauf detailliert beschrieben:

Vorbereitung vor dem Eingriff

  • Nüchternheit: In der Regel muss der Hund 12 Stunden vor dem Eingriff nüchtern bleiben. Das bedeutet, dass er kein Futter, aber bis zu zwei Stunden vor der Operation Wasser bekommen darf. Dies verringert das Risiko von Komplikationen während der Narkose.

  • Voruntersuchung: Am Tag der Operation wird eine gründliche Untersuchung durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Hund gesund genug für die Narkose und die Operation ist. Dazu können auch Blutuntersuchungen gehören, um die Funktion der Organe zu überprüfen.

Der chirurgische Eingriff

  • Narkose: Der Hund wird unter Vollnarkose gesetzt, um sicherzustellen, dass er während des Eingriffs keine Schmerzen verspürt und sich nicht bewegt. Die Narkose wird überwacht, um die Vitalfunktionen des Hundes zu kontrollieren.

  • Vorbereitung des Operationsfeldes: Das Operationsfeld wird rasiert und desinfiziert, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

  • Inzision und Entfernung der Hoden: Der/die Tierärzt:in macht einen kleinen Schnitt vor dem Hodensack oder im Hodensack selbst und entfernt beide Hoden und die anhaftenden Nebenhoden. Die Blutgefäße und Samenstränge werden abgebunden, um Blutungen zu vermeiden.

  • Wundverschluss: Die Wunde wird in der Regel mit selbstauflösenden Fäden verschlossen, die nicht entfernt werden müssen. Manchmal wird auch ein Hautkleber verwendet, um die Wunde zu verschließen.

Nach der Operation

  • Überwachung: Nach der Operation wird der Hund in einem Aufwachraum überwacht, bis er aus der Narkose erwacht ist. Der/die Tierärzt:in kontrolliert regelmäßig die Vitalwerte, um sicherzustellen, dass der Hund sich gut erholt.

  • Schmerzbehandlung: Der Hund erhält Schmerzmittel, um die postoperativen Schmerzen zu lindern, und eventuell Antibiotika, um Infektionen vorzubeugen.

  • Anweisungen zur Nachsorge: Der/die Tierärzt:in gibt den Besitzer:innen detaillierte Anweisungen für die Pflege des Hundes nach der Operation. Dazu können die Vermeidung von körperlicher Aktivität, die Kontrolle der Wunde und die Verabreichung von Medikamenten gehören.

Erholungsphase

  • Ruhigstellung: Der Hund sollte in den ersten Tagen nach der Operation ruhig gehalten werden, um die Wundheilung zu fördern. Bewegung sollte auf ein Minimum reduziert werden.

  • Tragen eines Schutzkragens oder -bodys: Um zu verhindern, dass der Hund die Wunde leckt oder beißt, kann ein Schutzkragen (Trichter) oder ein spezieller Body erforderlich sein.

  • Wundkontrolle: Die Wunde sollte regelmäßig auf Anzeichen einer Infektion wie Rötung, Schwellung oder Eiterbildung kontrolliert werden. Bei Auffälligkeiten sollte der/die Tierärzt:in kontaktiert werden.

  • Nachsorge: Meist wird ein bis zwei Tage nach der Operation eine Nachsorgeuntersuchung in der Tierarztpraxis durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Wunde gut heilt und keine Komplikationen auftreten. Nach etwa zwei Wochen werden gegebenenfalls die Fäden gezogen.

Der gesamte Heilungsprozess dauert in der Regel 10 bis 14 Tage. Während dieser Zeit sollte der Hund gut überwacht und die Nachsorgeanweisungen des/der Tierärzt:in genau befolgt werden, um eine reibungslose Genesung zu gewährleisten.

Kastrierter Beagle mit kleinem Hodensack (Skrotum).

Bild: beagelsbenni | Pixabay

Was passiert mit dem Hodensack nach der Kastration?

Nach der Kastration eines Rüden bleibt der Hodensack (Skrotum) in der Regel erhalten, da nur die Hoden entfernt werden. In den ersten Tagen nach der Operation kann der Hodensack geschwollen sein und Blutergüsse aufweisen. Dies ist eine normale Reaktion auf die Operation und sollte innerhalb weniger Tage abklingen.

Sobald die Schwellung und die Blutergüsse abgeklungen sind, beginnt der Hodensack allmählich zu schrumpfen. Da keine Hoden mehr vorhanden sind, wird das Gewebe weniger straff und der Hodensack kann kleiner und weicher werden. Wochen bis Monate nach der Kastration schrumpft der Hodensack weiter und passt sich an die fehlenden Hoden an. Bei manchen Hunden verschwindet das Skrotum fast vollständig, bei anderen bleibt es als kleiner, leerer Beutel sichtbar.

Im Allgemeinen sollte der Hodensack nach der Kastration keine Probleme bereiten und mit der Zeit immer weniger auffallen.

Hat ein Rüde nach der Kastration Schmerzen?

Ja, die Hoden werden durch einen oder zwei Hautschnitte im Hodensack entfernt. Da die Haut sehr empfindlich ist, kann es in den ersten Tagen nach der Operation zu Wundschmerzen kommen. Deshalb sollten Rüden einige Tage nach der Operation Schmerzmittel bekommen.

Wenn die Wunde stark schmerzt, verleitet dies die Rüden dazu, die Wunde zu lecken. Das Belecken der Wunde kann die Heilung verlangsamen und Bakterien in die Wunde eindringen lassen, was zu Infektionen führen kann. Außerdem frisst und trinkt ein Hund, der Schmerzen hat, möglicherweise nicht genug.

Kosten: Was kostet es, einen Hund zu kastrieren?

Tierärztliche Leistungen werden in Deutschland durch die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) geregelt. Dabei handelt es sich um einen Katalog, in dem verschiedene tierärztliche Untersuchungen, Behandlungen und Operationen mit einem Mindest- und einem Höchstpreis aufgeführt sind.

Die Höhe des Honorars setzt sich aus verschiedenen Positionen zusammen und ist somit abhängig von den zusätzlich durchgeführten Untersuchungen, der Narkoseform, der Operationsdauer, der Operationsmethode und der Menge der verwendeten Medikamente und Verbrauchsmaterialien. Daher gibt es keinen einheitlichen Preis für die Kastration von Rüden. Die Inhalationsnarkose ist zwar fast dreimal so teuer wie die Injektionsnarkose, macht die Operation aber besser kontrollierbar und damit wesentlich sicherer.

Eine Kastration kann folgende GOT-Positionen enthalten:

GOT-Position Tierärztliche Leistungen 1-facher Gebührensatz
16 Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Hund, Katze, Frettchen 23,62 €
643 Eingehende Untersuchung einzelner Organe, klinisch 15,39 €
221 Injektion subkutan, intrakutan, intramuskulär (Hund, Katze, Frettchen) 11,50 €
377 Injektionsnarkose intramuskulär, Hund, Katze, Frettchen 23,44 €
377 Kastration, Rüde 70,60 €
§ 7/§ 9 verabreichte und abgegebene Medikamente 20 € (geschätzt)
§ 7 Verbrauchsmaterial (z.B. Handschuhe, Abdecktücher, Nahtmaterial, Tupfer, Kanülen, Spritzen) 10 € (geschätzt)
Zwischensumme 174,55 €
Mehrwertsteuer 19 % 33,16 €
Summe 207,71 €

Lass dich von deinem/deiner Tierärzt:in beraten und über die Kosten aufklären. Er/sie kann dir genau erklären, wie die Operation durchgeführt wird und dir einen konkreten Kostenvoranschlag machen.

Und noch ein Tipp: Wenn du einen Hund aus dem Tierschutz adoptierst, ist er meistens schon kastriert.

Nachsorge: Wie lange dauert es, bis ein Rüde nach der Kastration wieder fit ist?

Die Heilungsdauer nach einer Kastration kann unterschiedlich sein. In der Regel dauert es etwa 10 bis 14 Tage, bis die Wunde äußerlich verheilt ist und die Fäden gezogen werden können. Eine Naht ist jedoch nicht immer notwendig. Einige Tierärzt:innen benutzen selbstauflösendes Nahtmaterial oder vernähen die Haut gar nicht.

Die vollständige Heilung der inneren Wunden und des Gewebes kann 4 bis 6 Wochen dauern. Während dieser Zeit sollte dein Rüde weiterhin vorsichtig behandelt und körperliche Anstrengung vermieden werden. Es ist auch wichtig, auf Anzeichen von Komplikationen wie Entzündungen oder Infektionen zu achten. Du kannst sie an einer Rötung, Schwellung oder einem unangenehmen Geruch der Wunde erkennen. Auch Fieber kann ein Anzeichen sein. Suche gegebenenfalls eine Tierarztpraxis auf.

Wie lange darf ich mit meinem Hund nach der Kastration spazieren gehen?

In den ersten zwei Wochen nach der Operation sollte die körperliche Aktivität deines Rüden eingeschränkt werden, damit die Wunde gut heilen kann. Das bedeutet, dass Spaziergänge nur an der Leine durchgeführt werden sollten. Die Länge der Spaziergänge sollte jedoch nicht eingeschränkt werden, solange der Hund sich nicht überanstrengt.

Nach der Kastration wird oft eine Halskrause als Leckschutz eingesetzt.

Bild: Iryna Kalamurza | Shutterstock

Wie lange muss ein Rüde nach der Kastration die Halskrause tragen?

Häufig wird den Rüden nach der Kastration ein Halskragen verordnet, um die Wunde vor dem Belecken und damit vor Infektionen und Wundheilungsstörungen zu schützen. Der Leckschutz sollte so lange auf dem Hund bleiben, bis der/die Tierärzt:in grünes Licht gibt. Bei Rüden ist in der Regel eine Woche ausreichend. Frag aber im Zweifelsfall einfach nach, dein:e Tierärzt:in wird dir gerne Auskunft geben.

Was darf der Hund nach der Kastration nicht?

Um die Operationswunde zu schützen, sollten frisch operierte Hunde keine körperlich anstrengenden Aktivitäten wie Rennen, Springen und Klettern ausüben. Auch Raufen mit anderen Hunden ist in den ersten zwei Wochen tabu.

Außerdem sollte der Hund die Wunde nicht belecken. Halte eine Halskrause bereit, falls dein Hund noch keine trägt. Es ist nicht immer leicht zu beurteilen, wie sehr die Wunde schmerzt oder den Rüden stört. Wenn der Rüde nicht aufhören kann zu lecken, deutet dies auf starke Schmerzen hin. Rüden sollten daher in den ersten Tagen nach der Operation ein Schmerzmittel erhalten.

Wie nennt man einen kastrierten Hund?

Im Gegensatz zu den Nutztierarten, bei denen zwischen kastrierten und unkastrierten männlichen Tieren unterschieden wird, gibt es beim Hund keine vergleichbare Bezeichnung. Es gibt nur den Fachbegriff “Kastrat”, der aber für alle kastrierten Tiere gilt.

Dies sind die Bezeichnungen für kastrierte Nutztiere:

  • Bulle oder Stier wird zum Ochsen

  • Hengst wird zu Wallach

  • Schafbock wird Hammel

  • Ziegenbock bleibt Ziegenbock

  • Eber wird zu Borg

  • Hahn wird zu Kapaun

Dies liegt wahrscheinlich daran, dass es für Nutztiere wichtig ist, ob sie fortpflanzungsfähig sind oder nicht. Einerseits ändert sich dadurch ihr Wert, da ein kastriertes Nutztier keine Nachkommen zeugen kann, die wiederum einen Wert haben und Fleisch, Milch, Wolle usw. produzieren. Andererseits sind kastrierte Nutztiere wesentlich friedlicher und weniger gefährlich für Mensch und Tier. Niemand würde z.B. einen Stier vor einen Karren oder einen Hengst vor eine Kutsche spannen.

Fazit: Kastration ja oder nein?

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Kastration des Rüden neben der Therapie von hormonell bedingten Erkrankungen und dem Wunsch nach Unfruchtbarkeit unter Umständen auch eine Lösung zur Beseitigung von rüdenhaftem Verhalten darstellt.

Durch die Möglichkeit, den Hund zunächst probeweise mit einem Implantat kastrieren zu lassen, kann auch festgestellt werden, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Bleibt das aggressive oder sehr ängstliche Verhalten trotz Implantat bestehen, muss damit gerechnet werden, dass dieses Verhalten nicht hormonabhängig ist und sich nach einer chirurgischen Kastration sogar noch verstärken kann. Verhaltenstherapie und konsequentes Training sind dann unumgänglich.


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