Arthrose bei Hund und Katze − wenn die Gelenke schmerzen

Verarzten | Vom 18.09.23

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Arthrose bei Hund und Katze − wenn die Gelenke schmerzen

Titelbild: Chendongshan | shutterstock

Arthrose bei Hund und Katze: Vorbeugen, erkennen, behandeln – auch mit Hausmitteln. Arthrose ist ein häufig verwendeter Begriff für verschleißbedingte Gelenkerkrankungen bei Hunden und Katzen. Besonders ältere und übergewichtige Tiere sind anfällig für diese schmerzhafte Erkrankung. In diesem Artikel erklären wir, wie du Arthrose bei deinem Haustier vorbeugen, erkennen und behandeln kannst. Außerdem zeigen wir dir, wie du deinen Vierbeiner mit bewährten Hausmitteln unterstützen kannst.

Was ist Arthrose?

Ältere Tiere sind häufig nicht mehr so temperamentvoll und verspielt. Ist das noch völlig normal oder steckt dahinter eine Erkrankung? Wenn dein Senior erste Anzeichen einer Arthrose zeigt, gab es meist eine unbemerkte Schädigung der Gelenke weit in der Vergangenheit. Die ursprüngliche Ursache ist gar nicht mehr auszumachen und die Folge der damaligen Zerrung, Wachstumsstörung oder Entzündung wird nun deutlich: als Arthrose.

Als Arthrose werden degenerative Veränderungen im Gelenk beschrieben. Degenerativ bedeutet, dass der Gelenkknorpel abgebaut wird und Knochenzubildungen (sogenannte Osteophyten) entstehen. Und auch die Struktur des darunterliegenden Knochens baut sich Stück für Stück um. Diese Vorgänge werden häufig von einer Entzündung begleitet und verursachen in vielen Fällen Schmerzen.

Wer bekommt Arthrose?

Eine Arthrose ist eine sehr häufige Erkrankung, an der bis zu 90 % der großwüchsigen Hunde ab sieben Jahren leiden. Auch bei 90 % der über 12-jährigen Katzen konnten arthrotische Veränderungen der Gelenke im Röntgen nachgewiesen werden. Man kann also davon ausgehen, dass so gut wie jeder Seniorhund und jede Seniorkatze an Arthrose leidet. Doch nicht alle Tiere zeigen (deutliche) Symptome.

Katze beknabbert sich das schmerzende Ellbogengelenk.

Bild: Evtushkova Olga | shutterstock

Symptome von Arthrose

Die ersten Anzeichen einer Arthrose zu erkennen, ist nicht einfach. Aber wenn du deinen Hund gut beobachtest, können dir bereits kleine Veränderungen im Bewegungsablauf und Verhalten Hinweise darauf geben.

Suche eine:n Tierärzt:in auf, wenn dir einer der unten genannten Punkte auffällt. Er/sie kann dabei helfen, die betroffenen Gelenke zu finden und deinem Liebling Schmerzlinderung verschaffen: 

  • Dein Tier ist ruhiger geworden. 

  • Das Aufstehen am Morgen und nach längeren Pausen bereitet Schwierigkeiten. 

  • Dein Tier meidet Treppensteigen oder den Sprung aufs Sofa oder ins Auto. 

  • Dein Tier reagiert scheinbar grundlos aggressiv auf eine normale Berührung. 

  • Dein Vierbeiner geht nicht mehr gerne spazieren und meidet den Kontakt zu spielenden Artgenossen.

  • Dein Tier beleckt und beknabbert ausgiebig bestimmte Körperstellen. 

  • Deine Katze putzt sich weniger, das Fell wirkt ungepflegt.

  • Deine Katze wird unrein.

Es gibt Futtermittel, die gegen Arthrose helfen.

Bild: Jaromir Chalabala | shutterstock

Was tun bei Arthrose? Hausmittel und mehr

Bereits eingetretene Veränderungen an den Gelenken können nur selten rückgängig gemacht werden. Daher liegt der Fokus der Behandlung in der Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung. Damit dies gelingt, gibt es fünf Pfeiler der Arthrosebehandlung (siehe Grafik). Bis auf die Operationen hast du alle Maßnahmen selbst in der Hand und kannst im Alltag viel dazu beitragen, dass es deinem Vierbeiner besser geht.

Schema zur Behandlung von Arthrose bei Hund und Katze.

Gewichtskontrolle und Abnehmen

Viele Arthrose-Patienten sind übergewichtig. Bei Tieren mit Gelenkerkrankungen bedeutet das zusätzliche Gewicht eine stärkere Belastung der Gelenke, Schmerzen sowie einen beschleunigten Gelenkverschleiß.

Finde mit der kostenlosen confidu App heraus, was das Idealgewicht deines Tieres ist und ob es übergewichtig ist. Zu dicke Tiere können mit einer einfachen Reduktionsdiät gezielt abnehmen, ohne den Körper zu belasten. Mit der confidu App kannst du die Diät planen und durchführen. Sie hilft dir bei der genauen Berechnung des Energiebedarfs deines Vierbeiners und sagt dir, wie viel Futter er benötigt.

Muskelaufbau und moderates Training

Auf lange Sicht ist ein angepasstes Bewegungsprogramm enorm wichtig. Durch Training verbessert sich die Muskelspannung und die geschädigten Gelenke werden entlastet.

Vermeide eine Überbelastung deines Vierbeiners. Hierzu zählen insbesondere Sprünge, plötzliche Richtungswechsel wie beim Ballspielen, Klettern und Beutespiele mit einer Angel. Gleichförmige Bewegungen wie Schwimmen oder regelmäßiges, entspanntes Laufen auf weichem Untergrund fördern hingegen die Ausbildung der Muskulatur.

Knorpel aufbauen mit speziellem Futter

Mit der Fütterung kannst du deinem Tier viel Gutes tun und die Gelenke unterstützen. Wir haben dem Thema deshalb einen eigenen Artikel mit dem Titel Futter für die Gelenke – Besonderheiten zur Fütterung bei Arthrose gewidmet.

So gibt es unter anderem Futterergänzungen, die Stoffe enthalten, die beim Knorpelaufbau helfen. Auch wenn bei der Arthrose der Knorpel übermäßig abgebaut wird, versucht der Körper, den geschädigten Knorpel wieder zu reparieren. Das gelingt ihm aber nur mäßig bis schlecht, je nach Schädigung. Präparate mit Grünlippmuschelextrakt unterstützen hierbei den Knorpelaufbau, denn sie enthalten Stoffe, die im Knorpel eingebaut werden.

Schmerzen nehmen

Bevor dein Liebling sein Idealgewicht erreicht und sein Trainingsniveau verbessert, wird er wahrscheinlich auf die Gabe von Schmerzmitteln angewiesen sein. In schweren Fällen von Arthrose kann es auch sein, dass dein Vierbeiner dauerhaft Medikamente nehmen muss, um schmerzfrei zu leben. Gib deinem Hund oder deiner Katze aber niemals Medikamente, die für Menschen bestimmt sind. Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) sind giftig für Tiere, da sie diese Medikamente anders abbauen als Menschen.

Ein:e Tierärzt:in wird dir die richtigen Präparate verschreiben. Zurückgegriffen wird dabei auf entzündungshemmende und zugleich schmerzstillende Mittel (meist NSAID). Wenn nötig können auch stärkere Präparate mit Cortison oder Opioiden helfen, damit der Teufelskreis aus Entzündung und Schmerz durchbrochen wird. Ist dein Tier einmal gut eingestellt mit den Medikamenten, kannst du über die confidu App einfach Nachschub erhalten.

Hausmittel

Es gibt ein paar Hausmittel, die dein Tier mit Arthrose bekommen kann. Sie sollen unter anderem die im Gelenk vorhandenen Entzündungen mildern. Hierzu zählen Kurkuma, Maulbeerextrakt und Teufelskralle. Es gibt allerdings keine wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit bei dieser Anwendung.

Wenn du Ergänzungsfuttermittel kaufst, solltest du aber darauf achten, dass sie für Hund oder Katze bestimmt sind, um keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorzurufen. Gerade Katzen können sehr empfindlich reagieren.

Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist eine alternative Behandlungsmethode, die auch bei Hunden und Katzen mit Arthrose eingesetzt werden kann. Dabei werden Blutegel auf die betroffene Stelle gesetzt, um das betroffene Gewebe zu behandeln. Die Egel saugen Blut und geben gleichzeitig antithrombotische und entzündungshemmende Substanzen in die betroffene Region ab.

Diese Substanzen können dazu beitragen, Schmerzen zu reduzieren, Entzündungen zu lindern und die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern. Die Blutegeltherapie kann als Ergänzung zu herkömmlichen Arthrosebehandlungen wie Medikamenten oder Physiotherapie eingesetzt werden.

Weitere Informationen zur Blutegeltherapie bei Hunden und Katzen findest du im Artikel Blutegeltherapie bei Arthrose: Wirksam gegen Schmerzen bei Hund und Katze. Hier wird die Anwendung bei Arthrose näher beschrieben und es werden weitere mögliche Anwendungsgebiete der Blutegeltherapie bei Haustieren aufgeführt.

Gelenkinjektionen

Bei stark entzündeten Gelenken kann versucht werden, die Entzündung durch die Injektion von sogenannten Radionukliden zu stoppen. Die Nuklide werden von den entzündeten Zellen aufgenommen und setzen dort lokal geringe Mengen Strahlung frei. Das kann die Entzündungsreaktion herunterregulieren. Das Verfahren wird allerdings nur von wenigen Spezialist:innen angeboten.

Operationsmöglichkeiten

Wenn die Arthrose zu weit fortgeschritten ist und alle bisher ergriffenen Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, kommt man manchmal nicht um eine Operation herum. Hierbei kann das Gelenk künstlich versteift werden, was zwar die Bewegung einschränkt, aber eine Schmerzfreiheit garantiert. Weitere Optionen sind das teilweise Entfernen stark geschädigter Knochen und das Einsetzen eines künstlichen Gelenks, was vor allem an Hüfte, Ellenbogen und Knie durchgeführt wird.



Fazit

Arthrose betrifft fast alle älteren Tiere. Wenn die Gelenke beginnen zu schmerzen, kannst du deinem Vierbeiner helfen. Geh bei Anzeichen von Schmerzen frühzeitig in die Tierarztpraxis, damit dein Tier untersucht werden kann. Mit einer Gewichtsabnahme, gezieltem Training und der Gabe von knorpelaufbauenden Futterzusätzen wird dein Liebling noch lange Spaß an Bewegung haben.

Mit etwas Geschick, Geduld und einer angepassten Therapie kann dein Liebling annähernd ein beschwerdefreies Leben führen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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