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Alle Jahre wieder – Silvesterangst bei Hund und Katze rechtzeitig begegnen. Gerade ist Weihnachten geschafft, da fällt uns ein: Silvester steht vor der Tür – die häufig schlimmste Nacht im Jahr unserer Lieblinge. Jedes Tier reagiert unterschiedlich auf die Geräuschkulisse um die Jahreswende. Doch auch nur leichte Stressreaktionen können unbeachtet mit den Jahren zu großer Angst und starker Panik führen. Wir erklären dir alles zum Thema und leiten dich an, wie du deinen Vierbeiner mit Training und Hausmitteln rechtzeitig beruhigen kannst.
Wann muss ich eingreifen?
Leichte Unruhezustände können sich mit den Jahren verstärken und sogar zu starken Panikreaktionen im Alltag führen, beispielsweise durch kleine Knallgeräusche. Mit einfachen Übungen wie Entspannungstraining oder Desensibilisierung kannst du diesen entgegenwirken. Wichtig ist hierbei, dass du mit dem Training rechtzeitig beginnst, das heißt die Geräusche dürfen während der Trainingsphase nicht unkontrolliert auftreten. Ein paar Tage vor Silvester helfen nur noch vorbeugende Maßnahmen zur Geräuschminderung und Medikamente.
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Desensibilisierung und Entspannungstraining – mit Geduld ans Ziel
Die Desensibilisierung funktioniert am besten bei Hunden. Dabei wird dein Tier langsam an das Geräusch gewöhnt und zusätzlich mit einem positiven Gefühl verknüpft. Hierzu dienen Aufnahmen der angstauslösenden Geräusche, beispielsweise von Streaming-Plattformen. Trainiert wird ein- bis zweimal täglich ca. 10 Minuten lang. Spiele zu Beginn das Geräusch so leise ab, dass dein Hund nicht darauf reagiert. Gleichzeitig lässt du deinen Liebling bereits gelernte Kommandos ausführen und belohnst ihn ausgiebig, gerne auch mit Leckerlis. Die Belohnung gibt es nur so lange, wie das Geräusch zu hören ist. Du kannst die Lautstärke erhöhen, sobald sich dein Liebling bei der vorherigen Lautstärke ruhig verhält. Brich bei starken Stressreaktionen wie Zittern, Hecheln oder Unruhe das Training sofort ab und setze es erst nach zwei Tagen mit deutlich reduzierter Lautstärke fort.
Das Entspannungstraining eignet sich auch besser für Hunde als für Katzen. Hierbei bringst du deinem Liebling bei, sich auf Kommando zu entspannen. Daran sollte ein fester Ort, eine bestimmte Decke oder Korb gebunden sein. Mindestens zweimal am Tag wartest du ab, bis sich dein Hund an der gewünschten Stelle vollkommen entspannt. Das erkennst du meist daran, dass der Kopf abgelegt wird. Dann lobst du ihn mit ruhiger und fester Stimme. Wenn dein Hund nach ein paar Tagen von alleine auf den Platz geht und sich entspannt, kannst du zusätzlich das Kommando „relax“ oder „entspann dich“ rufen, immer genau dann, wenn er seinen Kopf ablegt. Als nächsten Schritt schickst du deinen Hund gezielt auf diesen Platz und sagst das Kommando. Wenn er sich entspannt, lobst du ihn sofort. Mit der Zeit kannst du ihn dann aus dem Sitzen oder Stehen heraus mit dem Kommando zum Entspannen auffordern.
Morgen ist schon Silvester – was nun?
An den Tagen vor Silvester und am Silvesterabend sind folgende stressreduzierenden Maßnahmen sinnvoll:
der letzte Spaziergang mit deinem Hund sollte möglichst früh erfolgen, lass ihn dabei nicht von der Leine
für Freigängerkatzen gilt: lass sie schon ab dem Vortag nicht mehr hinaus
schaffe einen sicheren Rückzugsort (ein gemütlicher Ort, möglichst schallgedämpft wie z.B. im Keller, durch Vorhänge aus schwerem Stoff, geschlossene Rollläden)
stelle deiner Katze Futter, Wasser und Katzentoilette in die Nähe ihres Lieblingsverstecks (etwa dem Bett oder der Badewanne)
spiele Musik oder schalte den Fernseher an, um Geräusche von draußen zu überspielen
sucht dein Tier Nähe, lass es zu und bleib dabei ruhig und gelassen
biete besondere Leckerli oder Spielzeuge zur Ablenkung an
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Medikamente und Hausmittel zur Unterstützung
Es gibt verschiedene Mittel, die zur Beruhigung und Angstlösung eingesetzt werden. Dabei unterscheidet man zwischen den Medikamenten, die am Tag selbst der akuten Behandlung dienen, und den (Ergänzungs-) Futtermitteln, die schon 1-2 Wochen vorher gegeben werden und längerfristig wirken. Bei eher leichten Unruhezuständen reichen diese gemeinsam mit den stressreduzierenden Maßnahmen meist aus. Nur bei wirklich schwerwiegenden Fällen von Geräuschangst ist die Anwendung von Medikamenten anzuraten.
Auf keinen Fall solltest du deinem Liebling sogenannte Neuroleptika mit dem Wirkstoff Acepromazin geben, bekannt unter den Namen Vetranquil® oder Sedalin®. Diese Mittel wirken hauptsächlich muskelentspannend, das heißt, dein Tier kann sich nicht mehr richtig bewegen, ist aber bei vollem Bewusstsein. Dies kann eine Geräuschangst noch verstärken, da dein Liebling den Geräuschen hilflos ausgeliefert ist und seine Angst nicht zeigen kann. Beruhigende, akut angstlösende Medikamente für den Silvesterabend kannst du in der Tierarztpraxis erhalten. Während diese wirken, sollte dein Hund beobachtet werden. Hier gibt es das Präparat Sileo® mit dem Wirkstoff Dexdemetomidin, das als Gel auf die Maulschleimhaut aufgetragen wird. Außerdem können Benzodiazepine wie Alprazolam verwendet werden, allerdings halten diese Medikamente relativ lange vor (bis zu 8 Stunden).
Als (Ergänzung-) Futtermittel bei leichten Unruhezuständen werden Formulierungen angeboten, die unter anderem das angstlösende bioaktive Peptid Alpha-Casozepin enthalten. Diese müssen aber über einen längeren Zeitraum vor dem problematischen Zeitraum gefüttert werden, da die Wirkung erst nach 2 Wochen eintritt. Zu nennen sind hier das Ergänzungsfuttermittel Zylkene® sowie das Futtermittel Royal Canin Calm®.
Des Weiteren gibt es beruhigende Pheromone, also chemische Botenstoffe, die Signale im Körper auslösen. Sie werden über einen Verdampfer an die Luft abgegeben und wirken nur auf dein Tier. Sie sind als unterstützende Maßnahmen bei mäßiger Aufregung nützlich. Für Hunde ist dies das Produkt Adaptil®. Es verströmt das Dog Appeasing Pheromon, das eigentlich von der Mutterhündin abgesondert wird, und sorgt für Ruhe und Entspannung. Das Pendant für Katzen heißt Feliway®. Der hier genutzte Duftstoff wird eigentlich von den Katzen selbst in den Wangendrüsen produziert, wenn sie sich geborgen fühlen.
Kreativität kann weiterhelfen
Es gibt noch weitere mögliche stressreduzierende Maßnahmen. Allerdings ist ihr Nutzen umstritten und eher anekdotisch belegt oder die Durchführung kann sich als schwierig gestalten. Doch gerade bei sehr ängstlichen Exemplaren kann ein Ausprobieren nicht schaden – vielleicht findet ihr ja die perfekte Methode für euch.
Der sogenannte Anxiety Wrap (also Angstwickel, Anleitung siehe Bild) soll durch mäßigen Druck auf den Körper zur Erniedrigung der Herzfrequenz und somit Beruhigung führen. Allerdings wird dies nicht von allen Hunden und nur sehr wenigen Katzen toleriert. Du hast bessere Erfolgschancen, wenn dein Hund bereits an Kleidung wie Mäntel gewöhnt ist. Ähnlich ist es mit einem Gehörschutz, zum Beispiel dem Mutt-Muff®: Dein Tier muss diesen tolerieren. Außerdem schirmt er so gut vor Geräuschen ab, dass es sich unter Umständen bei unerwarteten Berührungen erschrecken kann.
Von einem häufig empfohlenen Hausmittel wollen wir abraten: Eierlikör. Alkohol kann in zu hohen Mengen schädlich für deinen Liebling sein, außerdem wirkt er nicht angstlösend, sondern hypnotisch und sedativ. Das heißt, dein Vierbeiner döst zwar ein, die Angst wird ihm aber nicht genommen.
Fazit zum Besiegen der Silvesterangst
Die besten Ergebnisse liefern eine Kombination aus Training, Lärmschutz und angstlösenden (Ergänzungs-) Futtermitteln oder Medikamenten. Daher ist ein frühzeitiges Vorbereiten wichtig für einen entspannten Jahreswechsel für alle Familienmitglieder. Und wenn einfach gar nichts hilft, ist vielleicht ein Ausflug in eine einsame Gegend eine Alternative, wo es kein Feuerwerk und Böllerwerfen gibt.
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