Ohrrandnekrose beim Hund – was tun?

Verarzten | Vom 18.09.23

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Ohrrandnekrose beim Hund – was tun?

Titelbild: Vizslafotozas | Pixabay

Ohrandnekrose beim Hund: Ursachen, Symptome und Behandlung. Wenn plötzlich die Ohrränder deines Hundes einreißen und austrocknen, leidet er möglicherweise unter einer Ohrrandnekrose. Dann ist schnelles Handeln gefragt, um ein Fortschreiten zu verhindern. Wir zeigen dir, was du mit einfachen Mitteln tun kannst, damit sich keine Narben oder Kerben bilden. Erfahre, was es mit der Ohrrandnekrose beim Hund auf sich hat. Wir erklären dir die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten, damit dein Hund wieder gesund wird.

Was ist eine Ohrrandnekrose beim Hund?

Die Ohrrandnekrose ist eine Hautkrankheit, bei der die Ränder der Hundeohren betroffen sind. Nekrose bedeutet „Absterben von Zellen“ und genau das passiert hierbei. Die Ohrmuscheln bestehen überwiegend aus Knorpel und der darüberliegenden Haut und sind sehr dünn. Zwischen diesen beiden Schichten verlaufen Nerven und kleine Blutgefäße. Werden diese geschädigt, kommt es zu einer verminderten Durchblutung der Ohrränder. Die Zellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und sterben ab. Es trifft vor allem Hunde mit dünnen, wenig behaarten Hängeohren wie Pinscher, Dobermann, Rhodesian Ridgeback, Weimaraner und Magyar Viszla. Auch bereits junge Hunde können eine Ohrrandnekrose bekommen.

Die Ursachen für die Schädigung der Blutgefäße sind vielfältig und können nicht immer ermittelt werden. So gibt es die immunvermittelte Ohrrandnekrose, bei der fälschlicherweise körpereigene Abwehrzellen die Blutgefäße angreifen und sie zerstören. Warum sie das tun, ist bisher unklar. Aber auch andere Ursachen wie Zinkmangel, einige Vergiftungen, Milben oder Leishmaniose können zu Ohrrandnekrosen führen.

Symptome

Sichtbar wird die Ohrrandnekrose meist zuerst als Einreißen der Ohren, was zu Blutungen und Verkrustungen führt. Die Ohrränder können sich auch dunkel verfärben, austrocknen und Fell verlieren. Aufgrund der Minderversorgung heilen die betroffenen Stellen nur langsam und oft mit Narbenbildung ab. Dabei entstehen Verdickungen, die Juckreiz hervorrufen und den Hund zum Schütteln, Schubbern und Kratzen animieren. Dadurch und weil die betroffenen Ohrränder generell empfindlich sind, können zusätzlich Verletzungen auftreten und die Heilung wird hinausgezögert. Je nach Grunderkrankung können zudem weitere Symptome an anderen Körperstellen auftreten. 

Manchmal erholt sich der betroffene Ohrrandabschnitt gar nicht mehr und es bleiben unschöne Einkerbungen zurück. Außerdem können weitere Probleme auftreten, etwa wenn es durch starkes Schütteln zum Platzen von größeren Blutgefäßen und einem dicken Blutohr (Othämatom) kommt. 

Folgende Symptome treten bei Ohrrandnekrose auf:

  • verkrustete und blutige Ohrränder

  • Fellverlust am Ohrrand

  • dunkel verfärbte und trockene Ohrränder

  • Kopfschütteln, Schubbern und Kratzen

  • Abwehrbewegungen beim Kopfstreicheln

  • Narben an den Ohrrändern, meist sichtbar als Hauterhebungen

  • weitere Symptome je nach Ursache

In der Tierarztpraxis wird der Patient gründlich untersucht.

Bild: PRESSLAB | Shutterstock

Die Behandlung

Vor der Behandlung steht die Diagnose. Es gilt wie so oft die Regel: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Da es viele verschiedene Ursachen gibt, die eine unterschiedliche Behandlung benötigen, solltest du deinen Hund in einer Tierarztpraxis vorstellen, wenn du erste Anzeichen einer Ohrrandnekrose erkennst. Dort kann das Ohr untersucht, Haut- und Blutuntersuchungen vorgenommen und Gewebeprobe entnommen werden.

Die Behandlung umfasst je nach Ursache verschiedene Medikamente und kann sich über längere Zeit erstrecken. So können Entzündungshemmer, Antiparasitika gegen Milben oder Leishmanien oder Vitaminpräparate zum Einsatz kommen. Bei starken Entzündungen sind zudem Antibiotika und eventuell Schmerzmittel nötig, damit das Ohr abheilen kann. Ein Blutohr muss unter Umständen chirurgisch behandelt werden, genauso wie eine stark fortgeschrittene oder entzündete Ohrrandnekrose.

Das Ohr mit Pflaster und Halskrause schützen

Damit eine Ohrrandnekrose nicht voranschreitet, müssen die kleinen Verletzungen abheilen. Da die betroffenen Bereiche nur wenig durchblutet sind, geschieht dies nur langsam. Außerdem können die empfindlichen Ohrränder leicht verletzt werden, wenn der Bereich nicht geschützt wird.

Mit folgenden Maßnahmen kannst du das Ohr schützen:

  1. Am Kratzen hindern: Greife schnell ein, wenn du deinen Hund dabei erwischst. Manchmal hilft nur eine Halskrause.

  2. Ohr am Kopf festmachen: Fixiere das Ohr am Kopf, um es beim Schütteln zu schützen. Nutze eine abgeschnittene Strumpfhose. Kopfverbände halten oft nicht.

  3. Ohr desinfizieren: Desinfiziere das Ohr täglich, um Infektionen vorzubeugen. Nutze dazu milde Wunddesinfektionsmittel oder eine Wundspüllösung. 

  4. Pflaster anbringen: Nach der Desinfektion kannst du spezielle Gel-Pflaster (Hydrokolloidverbände) anbringen, die die Heilung fördern und den Ohrrand schützen. Sie sind zum Beispiel als Blasenpflaster oder Ballenschutz erhältlich. Beachte: Das Ohr darf vorher nicht mit Salben oder Cremes behandelt werden. Klebe je ein Pflaster von oben und von unten auf den betroffenen Ohrrand, lass sie dabei etwas überstehen. Drücke die Pflaster sanft mit den Fingern fest. Schneide überstehende Teile ab, lass aber einen Rand von etwa 0,5 cm stehen. Entferne das Pflaster nach maximal einer Woche. Wiederhole die Anwendung, wenn das Ohr noch nicht geheilt ist.

Anleitung für das Ohrenpflaster: 1. Ohr desinfizieren | 2. Ohr abtrocknen, kurz warten | 3. erstes Pflaster von unten anbringen | 4. zweites Pflaster von oben aufkleben | 5. Ränder abschneiden, 0,5 cm Rand stehen lassen

Salben, Tinkturen und Co.

Wenn du kein Pflaster anbringen möchtest oder es nicht so gut funktioniert, kannst du den Ohrrand auch mit verschiedenen Wundsalben oder Tinkturen behandeln. Sie dienen der Heilungsförderung und schützen vor Umwelteinflüssen. Am besten eignet sich Präparate mit Calendula (Ringelblume) oder Manukahonig. Sie wirken außerdem entzündungshemmend, leicht desinfizierend und regen die Durchblutung an. Trage die Salbe oder eine verdünnte Tinktur einmal täglich dünn auf den betroffenen Ohrrand auf.

Von reiner Zinksalbe hingegen ist abzuraten, da sie die Haut austrocknet, nicht einzieht und Rückstände hinterlässt. Für Tiere mit Wunden gibt es daher eine Mischung mit Lebertran. Lebertran-Zink-Salbe schützt die Haut, macht sie geschmeidiger und verringert die Gefahr von Wundinfektionen.

Produkte mit Propolis, Gelee Royal und Manukahonig haben eine antibiotische Wirkung und fördern die Heilung.

Bild: Simon Kadula | Unsplash

Hausmittel bei Ohrrandnekrose 

Bevor du eine Salbe oder die Pflaster kaufst, kannst du auch erst einmal nachschauen, ob du nicht das eine oder andere Hausmittel im Schrank findest. Propolis, Gelee Royal und Manukahonig haben eine antibiotische Wirkung, fördern die Heilung und können einmal täglich dünn auf den Ohrrand aufgetragen werden.

Wie eine Ohrrandnekrose verhindern? 

Vor allem wenn dein Hund kurzhaarig ist und Schlappohren hat oder er schon einmal eine Ohrrandnekrose hatte, solltest du die Ohrränder mit hautfreundlichen Salben, Cremes oder Öls geschmeidig halten. Geeignet sind hierfür besonders Propolis-Salbe oder Melkfett mit Ringelblumenextrakt, die du alle drei bis vier Tage dünn auftragen kannst. Schaue dir dabei die Ohren deines Hundes genau an. Nimm auch kleine Veränderungen ernst, da sie sich schnell verschlimmern können. Entdeckst du kleine, trockene Stellen, Risse, Verhärtungen oder Krusten, solltest du mit der Behandlung beginnen. Ist es das erste Mal, oder sind die Ohrränder stark verändert oder gar eitrig, gehe spätestens am nächsten Tag in eine Tierarztpraxis.

Fazit

Ohrrandnekrosen solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Je früher sie erkannt und behandelt werden, desto besser ist die Heilungschance. Mit Vorsichtsmaßnahmen, Hygiene, Pflastern und Cremes kannst du einiges dazu beitragen, um deinen Hund bei der Heilung zu unterstützen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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