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Medikamente für Menschen und Tiere. Viele Tierhalter:innen stehen vor der Frage, ob sie ihrem Vierbeiner in Notfällen oder bei Beschwerden Medikamente aus der eigenen Hausapotheke verabreichen dürfen. Tatsächlich gibt es Wirkstoffe, die sowohl für Menschen als auch für Tiere geeignet sind, deren Anwendung aber in Deutschland strengen gesetzlichen Regelungen unterliegt. Unwissenheit oder falsche Dosierung können bei Haustieren zu schweren gesundheitlichen Schäden führen.
In diesem Artikel beleuchten wir, welche Medikamente aus der Humanmedizin für Tiere zugelassen sind, wann ein:e Tierärzt:in hinzugezogen werden muss und welche rechtlichen Konsequenzen drohen, wenn Tierhalter:innen eigenmächtig handeln. So erfährst du, wie du deinem Tier verantwortungsvoll helfen kannst, ohne gegen Gesetze zu verstoßen.
Sind Tiermedikamente verschreibungspflichtig?
Nein, in Deutschland sind nicht alle Tierarzneimittel verschreibungspflichtig, um eine sichere und sachgerechte Anwendung zu gewährleisten. Die gesetzlichen Grundlagen regeln, welche Präparate frei verkäuflich sind und welche nur von Tierärzten verschrieben werden dürfen. Dabei spielen insbesondere das Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und die EU-Tierarzneimittelverordnung (TAMVO) eine zentrale Rolle.
Das Tierarzneimittelgesetz regelt die Herstellung, Zulassung und Abgabe von Tierarzneimitteln. Die EU-Tierarzneimittelverordnung harmonisiert die Abgabe von Tierarzneimitteln innerhalb der EU und stellt sicher, dass bestimmte Wirkstoffe wie Antibiotika nur bei nachgewiesener Notwendigkeit eingesetzt werden dürfen.
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Verschreibungspflichtige Tierarzneimittel
Viele Arzneimittel, die speziell für Tiere hergestellt werden, sind verschreibungspflichtig, auch rezeptpflichtig genannt. Sie dürfen nur von Tierärzt:innen nach Untersuchung des Tieres angewendet oder abgegeben werden. Dazu gehören:
Antibiotika: für bakterielle Infektionskrankheiten, um die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern
Entzündungshemmer und Schmerzmittel: zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Meloxicam und Carprofen
Hormonpräparate: zum Beispiel zur Fortpflanzungskontrolle oder bei Schilddrüsenerkrankungen
Impfstoffe: müssen von Tierärzt:innen verabreicht werden
Betäubungsmittel: nur für Tierärzt:innen zugänglich, da sie dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegen
Apothekenpflichtige Tiermedikamente
Apothekenpflichtige Medikamente für Tiere dürfen nur in Apotheken verkauft werden, sind aber ohne Rezept erhältlich:
Floh- und Zeckenmittel: Spot-ons, Sprays und Halsbänder, die zugelassene Wirkstoffe wie Fipronil oder Permethrin enthalten
Entwurmungsmittel: Tabletten oder Pasten für Hunde und Katzen mit Wirkstoffen wie Pyrantel oder Praziquantel
Ergänzungsfuttermittel mit heilender Wirkung: Elektrolyte für Durchfallbehandlung
Homöopathika: Homöopathische Tierarzneimittel nehmen in Deutschland eine Sonderstellung ein und gelten als biologische Arzneimittel. So durchlaufen sie keine Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsstudien wie konventionelle Arzneimittel. Laut Arzneimittelgesetz sind sie apothekenpflichtig, aber nicht verschreibungspflichtig.
Freiverkäufliche Tiermedikamente
Diese Produkte dürfen außerhalb von Apotheken verkauft werden, etwa in Zoofachgeschäften oder online:
Pflegemittel und Futterergänzungen: Vitamine, Mineralien, Gelenksupplemente
Fellpflegeprodukte (Shampoos, Sprays, Salben)
einfache Entwurmungsmittel: einige Präparate gegen Würmer, insbesondere für kleine Tiere (z.B. Vögel, Nagetiere)
Milben- und Parasitenmittel: Milben- oder Läusemittel für Ziervögel oder Terrarientiere
Wo werden Tierarzneimittel zugelassen?
Tierarzneimittel werden in Deutschland vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen, je nachdem, ob es sich um ein nationales oder ein europäisches Zulassungsverfahren handelt.
Das Tierarzneimittelgesetz (TAMG) regelt in Deutschland die Zulassung und das Inverkehrbringen von Tierarzneimitteln. Es basiert auf den europäischen Regelungen und stellt sicher, dass nur Arzneimittel auf den Markt kommen, die die Kriterien Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit erfüllen.
Zulassung durch das BfArM:
Das BfArM ist zuständig für die Zulassung von Tierarzneimitteln, die nur in Deutschland vertrieben und angewendet werden sollen. Das Verfahren umfasst:
Unbedenklichkeitsprüfung: Die Arzneimittel müssen auf ihre Unbedenklichkeit für das Tier und auf mögliche Nebenwirkungen geprüft werden.
Wirksamkeit und Qualität: Es wird geprüft, ob das Arzneimittel die versprochene Wirkung hat und ob die Qualität den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Verpackung und Kennzeichnung: Auch hier wird sichergestellt, dass die Informationen klar und korrekt sind, um eine sichere Anwendung durch den Tierhalter zu gewährleisten.
Zulassung durch die EMA:
Für europaweit zugelassene Tierarzneimittel gibt es das zentrale Zulassungsverfahren der EMA, die für alle Mitgliedsstaaten der EU zuständig ist. Dies ist insbesondere für Arzneimittel relevant, die in mehreren EU-Ländern vertrieben werden sollen. Die EMA prüft auch
Sicherheit und Wirksamkeit
Herstellungsprozess und Qualität des Arzneimittels
Im europäischen Verfahren müssen Arzneimittel für alle EU-Länder zugelassen werden, was eine harmonisierte Qualität und Sicherheit gewährleistet.
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Kann man Tierarzneimittel in der Apotheke kaufen?
Ja, in Deutschland können Tierarzneimittel unter bestimmten Voraussetzungen auch in Apotheken gekauft werden. Dabei gibt es jedoch wichtige Unterscheidungen zu beachten:
Apothekenpflichtige Tierarzneimittel:
Einige Tierarzneimittel sind apothekenpflichtig und dürfen nur in Apotheken verkauft werden. Diese Arzneimittel unterliegen bestimmten Vorschriften und können verschreibungspflichtig oder nicht verschreibungspflichtig sein. Apothekenpflichtige Tierarzneimittel müssen grundsätzlich von Apotheker:innen abgegeben werden, die die sachgerechte Anwendung sicherstellen. Beispiele sind diverse Antiparasitika gegen Würmer, Flöhe und Zecken.
Rezeptpflichtige Tierarzneimittel:
Wie Humanarzneimittel unterliegen auch viele Tierarzneimittel der Verschreibungspflicht. Diese Arzneimittel dürfen nur abgegeben werden, wenn Tierärzt:innen ein Rezept ausstellen. Beispiele für verschreibungspflichtige Arzneimittel sind Antibiotika, Schmerzmittel oder spezielle Behandlungen bei schweren Erkrankungen.
Freiverkäufliche Tierarzneimittel:
Es gibt einige wenige Tierarzneimittel, die nicht verschreibungspflichtig und ohne Rezept erhältlich sind. Sie können in Apotheken, aber auch in anderen Geschäften wie Tierhandlungen oder online verkauft werden. Diese Arzneimittel sind in der Regel für die Behandlung weniger schwerwiegender Gesundheitsprobleme oder zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit von Tieren bestimmt. Beispiele für rezeptfreie Tierarzneimittel sind Floh-Halsbänder.
Haben Apotheken Hunde- und Katzenmedikamente?
In Deutschland ist die Verfügbarkeit von Arzneimitteln für Hunde in Apotheken eher eingeschränkt, da Apotheken in der Regel kein Vollsortiment an Tierarzneimitteln führen. Stattdessen verfügen Tierarztpraxen häufig über eine eigene Apotheke und können Tierarzneimittel direkt abgeben.
Apotheken führen ein begrenztes Sortiment an apothekenpflichtigen Arzneimitteln für Hunde, das in der Regel Floh- und Zeckenmittel, Wurmmittel und Hautpflegemittel (z.B. Shampoos oder Cremes gegen Juckreiz) umfasst. Diese Produkte zielen auf vorbeugende Maßnahmen oder häufige Gesundheitsprobleme ab, für die nicht unbedingt eine tierärztliche Diagnose erforderlich ist.
Verschreibungspflichtige Tierarzneimittel sind nur eingeschränkt in Apotheken erhältlich. Für verschreibungspflichtige Medikamente müssen Tierhalter:innen in der Regel in eine Tierarztpraxis gehen, wo sie das Tier vorstellen, untersuchen lassen und dann die benötigten Medikamente direkt aus der Praxisapotheke erhalten.
Möchten Hundehalter:innen ein verschreibungspflichtiges Medikament aus der Tierarztpraxis in einer Apotheke abholen, muss ein tierärztliches Rezept vorgelegt werden. Die Apotheke bestellt dann in der Regel das Medikament.
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Dürfen Hunde und Katzen Medikamente für Menschen bekommen?
Humanarzneimittel dürfen in Deutschland nur unter bestimmten Voraussetzungen und nur von Tierärzt:innen bei Tieren angewendet werden. Voraussetzung ist, dass ein Therapienotstand besteht, d.h. dass für die Behandlung der jeweiligen Diagnose kein speziell zugelassenes Tierarzneimittel zur Verfügung steht.
Das Verfahren wird Umwidmungskaskade genannt und ist in der Verordnung (EU) 2019/6 und im Tierarzneimittelgesetz (TAMG) festgelegt. Es ist klar geregelt, welche Arzneimittel in welcher Reihenfolge bei Tieren angewendet werden dürfen. So müssen vor dem Einsatz eines Humanarzneimittels alle in der EU zugelassenen Tierarzneimittel berücksichtigt werden. So wird sichergestellt, dass Tiere bestmöglich behandelt werden, ohne ihre Gesundheit oder den Verbraucherschutz zu gefährden. Eine EU-weite Datenbank erleichtert Tierärzt:innen den Überblick über verfügbare Medikamente und Arzneimittel aus anderen EU-Ländern können leichter eingesetzt werden, was den Zugang zu Spezialpräparaten verbessert.
Wie läuft die Umwidmungskaskade ab?
Wenn Tierärzt:innen ein Medikament einsetzen möchten, müssen sie zuerst ein in Deutschland zugelassenes Tierarzneimittel für die betreffende Tierart und das gewünschte Anwendungsgebiet wählen.
Beispiel: Dein Hund hat eine Hautentzündung.
Der/die Tierärzt:in prüft, ob es in Deutschland ein Tierarzneimittel gibt, das speziell für Hunde zugelassen ist und diese Infektion behandeln kann, zum Beispiel ein Antibiotikum wie Clavaseptin (Amoxicillin/Clavulansäure).
Wenn es kein geeignetes Tierarzneimittel gibt, muss umgewidmet werden. Hier die Stufen der Umwidmungskaskade mit praktischen Beispielen:
Stufe 1: Tierarzneimittel für die jeweilige Tierart oder Indikation
Wenn es in Deutschland kein für die betreffende Tierart und das gewünschte Anwendungsgebiet zugelassenes Tierarzneimittel gibt, müssen Tierärzt:innen ein Tierarzneimittel wählen, das einem anderen EU-Mitgliedstaat für die Tierart und das gewünschte Anwendungsgebiet zugelassen ist.
Gibt es auch dort kein für die betreffende Tierart und das gewünschte Anwendungsgebiet zugelassenes Tierarzneimittel, darf ein Tierarzneimittel für dieselbe Tierart, aber ein anderes Anwendungsgebiet verwendet werden.
Beispiel: Deine Katze hat eine Lungenentzündung.
Es gibt kein geeignetes Medikament für bakterielle Lungenentzündungen bei Katzen. Der/die Tierärzt:in entscheidet sich für ein Tierarzneimittel mit dem gewünschten Wirkstoff, das für Katzen für bakterielle Infektionen des Darms zugelassen ist.
Gibt es in der EU kein für die Tierart zugelassenes Tierarzneimittel mit dem gewünschten Wirkstoff, darf ein Tierarzneimittel für eine andere Tierart, aber das gewünschte Anwendungsgebiet verwendet werden.
Beispiel: Deine Katze hat eine Hautinfektion.
Es gibt kein geeignetes Medikament speziell für Katzen. Der/die Tierärzt:in entscheidet sich für eine tiermedizinische Salbe, die für Hunde zugelassen ist, aber die gleichen Wirkstoffe enthält, die auch für Katzen sicher sind.
Stufe 2: Humanarzneimittel aus anderen Ländern
Nur wenn weder in Deutschland noch in anderen EU-Mitgliedstaaten ein Tierarzneimittel für die betreffende Tierart oder für andere Tierarten zur Verfügung steht, darf ein in Deutschland oder in einem anderen EU-Mitgliedstaat zugelassenes Arzneimittel für Menschen (Humanarzneimittel) eingesetzt werden.
Beispiel: Dein Hund hat eine schwere Magen-Darm-Entzündung.
Der/die Tierärzt:in verschreibt ein Humanarzneimittel wie z.B. Omeprazol (zur Verringerung der Magensäure).
Stufe 3: Individuelle Zubereitungen
Wenn es in Deutschland oder der EU kein geeignetes Tier- oder Humanarzneimittel gibt, kann der/die Tierärzt:in in der Apotheke auf Rezept eine individuelle Arzneimittelzubereitung anfertigen lassen.
Beispiel: Eine Katze hat eine Schilddrüsenüberfunktion und toleriert keine Tabletteneingabe.
In der Apotheke wird eine Salbe zum Einmassieren in die Ohrhaut mit dem entsprechenden Wirkstoff hergestellt.
Stufe 4: Tierarzneimittel aus Drittländern
Tierarzneimittel aus Drittländern (z.B. USA, Kanada) dürfen nur importiert werden, wenn es in der EU keine Alternativen gibt.
Beispiel: Ein aus Osteuropa importierter Hund leidet unter Leishmaniose.
Ein Präparat zur Behandlung der Leishmaniose, das in der EU nicht erhältlich ist, wird aus den USA bezogen.
Warum ist die Umwidmung so streng geregelt?
Die strenge Regelung der Umwidmungskaskade dient mehreren wichtigen Zielen zum Schutz des Tierwohls, der menschlichen Gesundheit und der Umwelt. Die strengen Anforderungen basieren auf dem Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und der EU-Verordnung 2019/6 und verfolgen folgende Hauptziele:
1. Schutz der Tiergesundheit
richtige Wirkstoffe und Dosierung: Tierarzneimittel sind speziell auf die Bedürfnisse und den Stoffwechsel von Tieren abgestimmt. Humanarzneimittel können bei unsachgemäßer Anwendung giftig sein oder schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Beispiel: Ibuprofen und Paracetamol, gängige Schmerzmittel für Menschen, sind für Hunde und Katzen hochgiftig und können zu Nierenschäden oder Magen-Darm-Blutungen führen.
unerwünschte Wirkungen vermeiden: Die Regelung stellt sicher, dass Tiere nur Präparate erhalten, die für die jeweilige Tierart und Erkrankung sicher und wirksam sind.
2. Verhinderung von Antibiotikaresistenzen
Begrenzung des Antibiotikaeinsatzes: Der gezielte Einsatz von speziell für Tiere zugelassenen Antibiotika verringert die Gefahr, dass sich resistente Keime entwickeln, die Tiere und Menschen gefährden können. Beispiel: Breitbandantibiotika wie Amoxicillin dürfen nur eingesetzt werden, wenn es keine Alternativen gibt.
Priorisierung bestimmter Medikamente: Die strenge Umwidmungspflicht sorgt dafür, dass Antibiotika für Menschen nur in absoluten Ausnahmefällen bei Tieren eingesetzt werden. Damit werden wichtige Wirkstoffe vor Resistenzbildung geschützt.
3. Verbraucherschutz bei Lebensmittel liefernden Tieren (LMT)
Wartezeiten einhalten: Bei Tieren, deren Produkte (z.B. Fleisch, Milch, Eier) für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, muss sichergestellt werden, dass keine Arzneimittelrückstände im Lebensmittel verbleiben. Die Umwidmung verhindert den Einsatz ungeeigneter Arzneimittel, deren Rückstände nicht kalkulierbar sind.
Rückverfolgbarkeit: Der Einsatz von Humanarzneimitteln oder atypischen Präparaten bei Nutztieren kann die Lebensmittelsicherheit gefährden, daher sind strenge Dokumentationen vorgeschrieben.
4. Einheitliche Standards in der EU
Transparenz und Vergleichbarkeit: Die strenge Kaskade und die neue EU-Datenbank für Tierarzneimittel stellen sicher, dass alle Tierärzt:innen in der EU Zugang zu den gleichen Standards haben. Das schafft Vertrauen und beugt Missbrauch vor.
Handel mit Tierarzneimitteln: Einheitliche Regeln stellen sicher, dass Tierarzneimittel in der EU sicher angewendet werden und keine ungeprüften Präparate importiert werden.
5. Schutz der Umwelt
Eindämmung von Arzneimittelrückständen: Durch den Einsatz spezieller Tierarzneimittel wird das Risiko minimiert, dass Arzneimittel in die Umwelt gelangen (z.B. über den Kot oder den Urin der Tiere). Humanarzneimittel können andere Auswirkungen auf die Umwelt haben und Ökosysteme gefährden.
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Kann ich meinem Hund oder meiner Katze Medikamente für Menschen geben?
Nein, du solltest deinem Tier niemals selbstständig Medikamente für Menschen geben, denn viele Humanarzneimittel sind für Hunde und Katzen ungeeignet oder sogar giftig. Obwohl manche Wirkstoffe sowohl bei Menschen als auch bei Tieren verwendet werden, unterscheiden sich die Dosierungen und Stoffwechselvorgänge erheblich. Humanarzneimittel sollten nur nach Verordnung durch eine:n Tierärzt:in unter Einhaltung der gesetzlichen Umwidmungskaskade verabreicht werden.
Warum Humanarzneimittel für Hunde gefährlich sein können:
toxische Wirkstoffe: Einige Arzneimittel, die für Menschen harmlos sind, können bei Hunden schwere Nebenwirkungen oder Vergiftungen hervorrufen. Beispiele sind:
Paracetamol: Paracetamol ist hochgiftig für Hunde und Katzen und kann zu Leberschäden oder tödlichen Vergiftungen führen.
Ibuprofen: Ibuprofen kann schwere Magen-Darm-Blutungen, Nierenschäden oder Vergiftungen verursachen.
Acetylsalicylsäure: ASS (u.a. in Aspirin enthalten) ist bei falscher Dosierung giftig, besonders bei jungen oder empfindlichen Tieren.
falsche Dosierung: Hunde und vor allem Katzen haben einen anderen Stoffwechsel als Menschen. Selbst Medikamente, die für beide Tierarten geeignet sind, können bei falscher Dosierung tödlich sein.
ungeeignete Zusatzstoffe: Viele Humanarzneimittel enthalten Zusatzstoffe wie Xylit (Süßstoff), der für Hunde hochgiftig ist und zu lebensbedrohlicher Unterzuckerung oder Leberschäden führen kann.
Welches menschliche Schmerzmittel kann man Hund und Katze geben?
Kein menschliches Schmerzmittel sollte Hunden oder Katzen ohne tierärztliche Rücksprache verabreicht werden, da die meisten Humanarzneimittel für Tiere giftig sind. Einige Ausnahmen, wie z.B. Metamizol (Novalgin) oder Tramadol, können in angepasster Dosierung von Tierärzt:innen verschrieben werden.
Kann man einem Hund Paracetamol oder Ibuprofen geben?
Nein! Paracetamol ist giftig für Hunde und kann Leberschäden verursachen. Auch Ibuprofen ist sehr gefährlich für Hunde und verursacht Magen-Darm-Blutungen, Nierenversagen oder neurologische Störungen.
Was passiert, wenn mein Hund Ibuprofen gefressen hat?
Wenn dein Hund Ibuprofen gefressen hat, kann es sich um einen medizinischen Notfall handeln. Ibuprofen ist für Hunde hochgiftig und kann schon in kleinen Mengen schwere, lebensbedrohliche Folgen haben. Ibuprofen wirkt toxisch auf den Magen-Darm-Trakt, die Nieren und das zentrale Nervensystem. Es hemmt bestimmte Enzyme (COX-1 und COX-2), die eine Schutzfunktion für die Magenschleimhaut und die Nieren haben. Dies kann zu Magen-Darm-Blutungen, Nierenversagen und neurologischen Symptomen führen.
Wenn dein Hund Ibuprofen gefressen hat, solltest du zunächst herausfinden, um welche Menge es sich handelt. In der confidu App gibt es einen Rechner, mit dem du ausrechnen kannst, ob dein Hund eine Menge aufgenommen hat, die zu einer Vergiftung führt, oder weniger. Er gibt daraufhin Entwarnung oder empfiehlt dir, sofort eine Tierarztpraxis aufzusuchen.
Gib dem/der Tierärzt:in die geschätzte Menge, die dein Hund aufgenommen hat, sowie sein Gewicht an. Wenn möglich, nimm die Packung Ibuprofen mit. Versuche nicht, selbst Erbrechen auszulösen oder andere Hausmittel anzuwenden. Dies kann den Zustand verschlimmern.
Bei frischer Aufnahme wird der/die Tierärzt:in versuchen, den Mageninhalt zu entfernen. Dies kann durch medikamentös induziertes Erbrechen oder durch eine Magenspülung erfolgen. Er/sie kann auch Aktivkohle verabreichen, um den Wirkstoff zu binden und eine weitere Aufnahme zu verhindern. Außerdem wird meist eine Infusionstherapie durchgeführt, um die Nierenfunktion zu stabilisieren. Medikamente wie Omeprazol oder Sucralfat können die Magenschleimhaut schützen. Der Hund wird anschließend auf mögliche Komplikationen wie Nierenversagen oder neurologische Symptome überwacht.
Kann ich meiner Katze Ibuprofen geben?
Nein! Ibuprofen ist für Katzen sehr giftig und kann schnell zu Nierenversagen und Tod führen. Katzen sind besonders empfindlich, da sie viele Medikamente nicht richtig abbauen können.
Kann ich meiner Katze Novalgin geben?
Nur nach tierärztlicher Anweisung! Der Wirkstoff Metamizol kann bei Katzen in bestimmten Fällen verschrieben werden, z.B. bei starken Schmerzen. Die Dosierung muss von dem/der Tierärzt:in genau berechnet werden, da eine Überdosierung schwere Nebenwirkungen haben kann.
Kann ich meinem Hund Buscopan Plus geben?
Nein! Das Plus" in Buscopan Plus enthält Paracetamol, das für Hunde giftig ist. Reines Buscopan (ohne Plus, Wirkstoff: Butylscopolamin) kann in bestimmten Fällen, z.B. bei Krämpfen, von Tierärzt:innen empfohlen werden, jedoch nur nach Rücksprache.
Kann ich meinem Hund Aspirin geben?
Nur in Ausnahmefällen und nach tierärztlicher Rücksprache! Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) kann für Hunde schädlich sein, insbesondere bei falscher Dosierung. Es besteht ein hohes Risiko für Magen-Darm-Blutungen und Leberschäden. Für Katzen ist Aspirin hochgiftig!
Welche Schmerzmittel für Hunde bei Gelenkschmerzen?
Bei Gelenkschmerzen verschreiben Tierärzt:innen oft:
Carprofen (z.B. Rimadyl): nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAID)
Meloxicam (z.B. Metacam): lindert Entzündungen und Schmerzen
Tramadol: bei stärkeren Schmerzen, oft in Kombination mit NSAIDs
Ergänzend helfen Ergänzungsfuttermittel wie Glucosamin oder Chondroitin. Weitere Informationen zur Behandlung von Arthrose findest du im Artikel Arthrose bei Hund und Katze − wenn die Gelenke schmerzen.
Welche Schmerzmittel für Hunde ohne Rezept?
Es gibt keine rezeptfreien Schmerzmittel, die für Hunde sicher sind. Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Ibuprofen oder Paracetamol können bei falscher Anwendung gefährlich sein. Ein Tierarztbesuch ist notwendig, um geeignete Medikamente zu verschreiben.
Kann man Schmerzmittel für Hunde in der Apotheke kaufen?
Ja, verschreibungspflichtige Schmerzmittel für Hunde können mit einem tierärztlichen Rezept in der Apotheke gekauft werden. Dazu gehören z.B. Metacam (Meloxicam) oder Rimadyl (Carprofen). Schmerzmittel ohne Rezept sind nicht erhältlich.
Welches menschliche Schmerzmittel für Katzen?
Kein menschliches Schmerzmittel darf eigenständig bei Katzen angewendet werden. Katzen reagieren auf viele Substanzen sehr empfindlich. Tierärzt:innen können in bestimmten Fällen Humanmedikamente wie Metamizol (Novalgin) oder Tramadol verschreiben, jedoch nur in angepasster Dosierung.
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Kann man Antibiotika für Menschen auch Hunden und Katzen geben?
Grundsätzlich dürfen Humanantibiotika Hunden und Katzen nur nach tierärztlicher Verordnung verabreicht werden. In Deutschland ist dies durch die Umwidmungskaskade geregelt, die besagt, dass Humanarzneimittel nur dann eingesetzt werden dürfen, wenn keine geeigneten Tierarzneimittel zur Verfügung stehen. Falsche Dosierung oder ungeeignete Wirkstoffe können zu schweren Nebenwirkungen führen. Außerdem soll die Bildung von Resistenzen gegen Reserveantibiotika für den Menschen verhindert werden.
Kann ich meiner Katze 500 mg Amoxicillin für Menschen geben?
Nein! Die Dosierung von 500 mg Amoxicillin ist für eine Katze viel zu hoch und kann schwere Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen oder Leberschäden hervorrufen. Wenn ein Antibiotikum wie Amoxicillin benötigt wird, berechnet der/die Tierärzt:in die genaue Dosierung anhand des Gewichts und des Gesundheitszustands der Katze. In der Regel beträgt die Dosierung für Katzen etwa 10-20 mg/kg Körpergewicht, abhängig von der Infektion.
Können Katzen Augmentin für Menschen einnehmen?
Nur unter tierärztlicher Kontrolle. Augmentin (Amoxicillin mit Clavulansäure) wird in der Tiermedizin verwendet, allerdings in einer speziell angepassten Dosierung. Die Clavulansäure kann bei unsachgemäßer Anwendung zu Verdauungsstörungen führen. Der/die Tierärzt:in entscheidet, ob das Präparat geeignet ist und berechnet die richtige Dosis.
Kann ich meiner Katze menschliches Ciprofloxacin geben?
Nur nach tierärztlicher Verschreibung. Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone, das auch in der Tiermedizin eingesetzt wird. Es kann jedoch bei falscher Dosierung starke Nebenwirkungen hervorrufen. Katzen reagieren empfindlich auf diese Substanz und eine Überdosierung kann zu neurologischen Störungen oder Schäden am Bewegungsapparat führen.
In welchen Ländern sind Antibiotika frei verkäuflich?
In vielen Ländern, insbesondere in der EU, sind Antibiotika verschreibungspflichtig, um ihren Gebrauch zu kontrollieren und Resistenzen vorzubeugen. Es gibt aber auch Länder, in denen Antibiotika frei verkäuflich oder leichter zugänglich sind, z.B. Indien, Mexiko, Thailand und einige afrikanische Länder.
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Kann man Katzen Schlafmittel geben?
Schlafmittel sollten Katzen niemals ohne tierärztliche Anweisung verabreicht werden. Viele Schlafmittel, die für Menschen entwickelt wurden, sind für Katzen gefährlich oder sogar tödlich, da sie auf bestimmte Wirkstoffe empfindlich reagieren und ihr Stoffwechsel anders funktioniert. Katzen können viele Substanzen nicht richtig abbauen, da ihnen bestimmte Leberenzyme fehlen:
Benzodiazepine (z.B. Diazepam): Können in seltenen Fällen eingesetzt werden, führen aber bei Überdosierung zu schwerer Sedierung oder Koma.
Antihistaminika (z.B. Diphenhydramin): Werden manchmal als Beruhigungsmittel eingesetzt, können aber bei Katzen paradoxe Reaktionen wie Unruhe oder Erregung hervorrufen.
Barbiturate und Opioide: Hohe Toxizität, dürfen nur in Ausnahmefällen von Tierärzt:innen verabreicht werden.
Schlafmittel sind außerdem für Menschen dosiert, was bei Katzen aufgrund ihres geringen Körpergewichts schnell zu einer Überdosierung führt. Und auch in der richtigen Dosierung können Schlafmittel Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall, Atemdepression oder Krämpfe hervorrufen.
Wann kann ein Schlafmittel für Katzen notwendig sein?
Ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel für Katzen kann in bestimmten Situationen erforderlich sein, wenn das Tier unter extremem Stress, Angst oder Unruhe leidet. In solchen Fällen kann der/die Tierärzt:in ein Medikament verschreiben, das die Katze beruhigt und ihre Symptome lindert. Hier sind einige Beispiele, wann ein Beruhigungsmittel für Katzen hilfreich sein kann:
1. Angst und Stress (z.B. bei Reisen)
Reisen oder Transport: Wenn eine Katze mit dem Auto, Flugzeug oder einem anderen Transportmittel reisen muss, kann der Stresspegel extrem hoch sein. Ein Beruhigungsmittel kann helfen, die Katze zu entspannen und die Reise für sie weniger traumatisch zu machen.
Tierarztbesuche oder Operationen: Manche Katzen sind sehr nervös oder ängstlich, wenn sie in die Tierarztpraxis gebracht werden. Beruhigungsmittel können helfen, die Katze zu beruhigen und die Untersuchung zu erleichtern.
2. Trennungsangst
Trennung von Besitzer:innen: Katzen, die unter starker Trennungsangst leiden, insbesondere während der Abwesenheit ihrer Besitzer:inne, benötigen im Extremfall Beruhigungsmittel, um sich zu entspannen und ihre Angst zu lindern.
3. Laute Umgebung (z.B. Feuerwerk oder Gewitter)
Lärm oder Stress durch plötzliche Geräusche: Manche Katzen reagieren mit starkem Stress auf laute Geräusche wie Feuerwerk, Gewitter oder laute Bauarbeiten. In solchen Fällen können Beruhigungsmittel helfen, die Katze zu entspannen und Panikreaktionen zu vermeiden.
4. Aggressivität oder Verhaltensprobleme
Aggressivität: Katzen, die aggressiv oder übermäßig gestresst reagieren, insbesondere bei Begegnungen mit anderen Tieren oder Menschen, können manchmal von Beruhigungsmitteln profitieren, die helfen, die aggressive Reaktion zu mildern und eine sichere Interaktion zu ermöglichen.
5. Nach chirurgischen Eingriffen oder medizinischen Behandlungen
postoperative Erholung: Nach Operationen oder medizinischen Eingriffen kann es notwendig sein, Katzen zu beruhigen, insbesondere wenn sie sich aufgrund von Schmerzen oder Angst unruhig verhalten oder sich selbst verletzen (z.B. Wunden lecken).
Gängige Beruhigungsmittel für Katzen sind:
Acepromazin: Ein häufig verschriebenes Beruhigungsmittel, das eine beruhigende Wirkung hat, ohne die Katze vollständig zu sedieren.
Diazepam: In manchen Fällen verschreibt der/die Tierärzt:in Diazepam, um Angstzustände zu lindern oder Krampfanfälle zu verhindern.
Gabapentin: Wird manchmal für Katzen mit Angstzuständen oder nach Operationen verschrieben, um Schmerzen zu lindern und die Katze zu beruhigen.
Alternative Lösungen zum Stressabbau ohne Medikamente:
Feliway: Ein Pheromon, das eine beruhigende Wirkung auf Katzen hat, insbesondere bei Stress oder Angst.
natürliche Beruhigungsmittel: Produkte mit Baldrian, Kamille oder Lavendel, die weniger stark wirken als Medikamente, aber bei leichtem Stress helfen können.
ruhiger Rückzugsort: Ein geschützter Ort in der Wohnung, an dem die Katze Ruhe und Geborgenheit findet.
Routine: Katzen mögen Routine und sichere Tagesabläufe mit festen Fütterungs- und Spielzeiten.
Können Hunde und Katzen Antihistaminika für Menschen einnehmen?
Ja, Hunde und Katzen können unter bestimmten Umständen Antihistaminika erhalten, allerdings nach tierärztlicher Verordnung und in der richtigen Dosierung. Antihistaminika sind Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren, einer Substanz, die bei allergischen Reaktionen im Körper freigesetzt wird. Sie werden häufig eingesetzt, um allergisch bedingten Juckreiz, Atopische Dermatitis oder saisonale Allergien zu behandeln.
Welches Antihistaminikum für Hunde und Katzen?
Es gibt eine Reihe von Antihistaminika, die für Hunde und Katzen geeignet sind, aber die richtige Wahl hängt vom Gesundheitszustand und den spezifischen Symptomen des Tieres ab. Die folgenden Antihistaminika werden in der Tiermedizin häufig eingesetzt:
Diphenhydramin (z.B. Benadryl): Wird häufig bei Allergien, Hautreaktionen und Reiseangst eingesetzt. Hat eine beruhigende Wirkung, kann also bei stressbedingtem Verhalten helfen.
Chlorpheniramin: Ein weiteres Antihistaminikum, das häufig bei leichten allergischen Reaktionen eingesetzt wird. Es wirkt weniger beruhigend als Diphenhydramin.
Hydroxyzin: Ein stärkeres Antihistaminikum, das häufig bei schwereren Allergien oder bei Juckreiz und Entzündungen der Haut eingesetzt wird.
Cetirizin: Ist weniger beruhigend und wird unter tierärztlicher Aufsicht häufig zur Behandlung saisonaler Allergien und Hautprobleme bei Hunden und Katzen eingesetzt.
Kann ich meinem Hund Cetirizin geben?
In einigen Fällen kann Cetirizin bei Hunden eingesetzt werden, jedoch nur unter tierärztlicher Aufsicht. Cetirizin ist ein modernes Antihistaminikum, das für manche Hunde mit Allergien oder Hautproblemen geeignet ist. Es wird häufig zur Behandlung von saisonalen Allergien, Juckreiz und Hautentzündungen eingesetzt.
Im Allgemeinen wird Cetirizin von Hunden gut vertragen, aber mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit oder leichte Verdauungsstörungen.
Kann man einem Hund Zyrtec geben?
Zyrtec ist ein Markenpräparat mit dem Wirkstoff Cetirizin und kann unter tierärztlicher Aufsicht auch Hunden verabreicht werden. Die Anwendung von Zyrtec bei Hunden wird in der Regel zur Behandlung von allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Hautentzündungen oder saisonalen Allergien eingesetzt. Die Dosierung sollte jedoch immer von einem/einer Tierärzt:in bestimmt werden.
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Magensäureblocker: Kann ich dem Hund Pantoprazol geben?
Ja, Pantoprazol kann Hunden verabreicht werden, aber nur unter tierärztlicher Aufsicht. Pantoprazol gehört zur Gruppe der Protonenpumpenhemmer (PPI) und wird zur Verringerung der Magensäureproduktion eingesetzt. In der Tiermedizin wird Pantoprazol bei Hunden zur Behandlung von Erkrankungen wie Magen-Darm-Geschwüren, Gastritis oder saurem Reflux eingesetzt.
Medikamente für Menschen wie Pantoprazol werden für Hunde anders dosiert, eine falsche Dosierung kann schädlich sein. Auch andere Erkrankungen müssen vorher ausgeschlossen werden. In der Veterinärmedizin werden häufig andere Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker wie Omeprazol oder Famotidin eingesetzt, da diese bei Tieren gut untersucht sind.
Wie erkenne ich, ob mein Hund Sodbrennen hat?
Sodbrennen bei Hunden ist nicht immer leicht zu erkennen, da Hunde ihre Beschwerden nicht direkt äußern können. Es gibt jedoch typische Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass ein Hund an Sodbrennen leidet. Meist sind diese Symptome auf Reflux zurückzuführen, bei der Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt und dort Reizungen verursacht.
Anzeichen von Sodbrennen beim Hund:
Schmatzen und Schlucken: Der Hund schmatzt häufig, als ob er etwas im Maul hätte, und schluckt übermäßig. Manchmal verstärkt sich dieses Verhalten nach dem Fressen.
Aufstoßen oder Würgen: Geräusche wie leichtes Aufstoßen, Husten oder Würgen können auf Reflux hinweisen.
ungewöhnliches Verhalten beim Fressen: Der Hund zögert oder verweigert das Fressen, weil das Schlucken unangenehm oder schmerzhaft sein könnte. In anderen Fällen frisst der Hund sehr hastig, um den Schmerz kurzfristig zu betäuben.
Erbrechen: Erbrechen von weißem Schaum, Magensäure oder unverdautem Futter, besonders kurz nach dem Fressen.
Mundgeruch: Saurer, ungewöhnlicher Geruch aus dem Maul kann auf Reflux oder Magensäure hinweisen.
Lecken von Gegenständen oder Pfoten: Manche Hunde lecken ihre Pfoten oder Gegenstände, weil sie sich unwohl fühlen.
Unruhe und Bauchschmerzen: Der Hund wirkt unruhig, wälzt sich häufig oder zeigt eine gekrümmte Haltung (gekrümmter Rücken), was auf Schmerzen im Bauchraum hinweisen kann.
Schwäche oder Abgeschlagenheit: Chronisches Sodbrennen kann die Energie deines Hundes beeinträchtigen, da es langfristig zu Entzündungen und Nährstoffverlusten führen kann.
Eine genaue Diagnose ist entscheidend, da die Symptome auch auf andere Erkrankungen wie Gastritis, Magengeschwüre oder eine Fremdkörperaufnahme hinweisen können. Bei anhaltendem Sodbrennen kann eine Anpassung der Fütterung helfen. Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag sind besser als eine große und entlasten den Magen-Darm-Trakt. Dein Hund sollte auch kein fettreiches oder schwer verdauliches Futter bekommen.
Was neutralisiert Magensäure beim Hund?
Die Neutralisierung der Magensäure beim Hund erfolgt in der Regel durch Medikamente oder durch angepasste Ernährungs- und Haltungsmaßnahmen. Bei Problemen wie Sodbrennen, Magengeschwüren oder Gastritis sollte die Behandlung immer mit einem/einer Tierärzt:in abgesprochen werden. Mögliche Ansätze sind:
1. Medikamente, die die Magensäure neutralisieren
Antazida: Diese Medikamente binden überschüssige Magensäure und neutralisieren sie direkt. Sie werden bei Hunden jedoch selten eingesetzt, da sie nur kurzfristig wirken. Beispiele sind Calciumcarbonat (z.B. enthalten in Maaloxan) und Magnesiumhydroxid.
Protonenpumpenhemmer (PPI): Medikamente wie Omeprazol oder Pantoprazol reduzieren die Magensäureproduktion. Sie sind wirksam bei Erkrankungen wie Gastritis oder Refluxösophagitis. Diese Medikamente wirken länger und werden häufig bei Hunden eingesetzt.
H2-Blocker: Wirkstoffe wie Famotidin oder Ranitidin reduzieren die Magensäureproduktion, indem sie die Histaminrezeptoren im Magen blockieren. Sie wirken schneller als PPI, aber nicht so stark.
2. Ernährungstipps zur Neutralisierung der Magensäure
kleine, häufige Mahlzeiten: Statt einer großen Mahlzeit am Tag sollten Hunde mehrere kleine Mahlzeiten erhalten, um den Magen zu entlasten und die überschüssige Säure zu reduzieren.
leicht verdauliches Futter: Futter mit wenig Fett und hochwertigen Proteinen ist ideal. Kauartikel sollten vermieden werden.
Futter mit geringem Säuregehalt: Bestimmte Diätfutter, die speziell für Hunde mit Magenproblemen entwickelt wurden, helfen, die Magensäureproduktion zu reduzieren.
kein Trockenfutter auf nüchternen Magen: Trockenfutter kann bei empfindlichen Hunden die Magensäureproduktion anregen. Es sollte angefeuchtet oder durch Nassfutter ersetzt werden.
3. Hausmittel (nur nach tierärztlicher Rücksprache)
Haferflockenwasser: Beruhigt den Magen und kann die Säure binden.
Heilerde: In Wasser gelöst und in kleinen Mengen verabreicht, kann Heilerde überschüssige Säure binden.
Flohsamenschalen: Flohsamenschalen fördern die Verdauung und beruhigen die Magenschleimhaut.
Milchprodukte in kleinen Mengen: Magerquark oder Naturjoghurt können den Magen beruhigen, sollten aber in Maßen gegeben werden, da nicht alle Hunde Milchprodukte gut vertragen.
4. Weitere Maßnahmen
Körperhaltung: Nach dem Fressen sollte sich der Hund für 20 bis 30 Minuten nicht hinlegen, um den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre zu verhindern.
erhöhter Futternapf: Ein leicht erhöhter Futternapf hilft, den Reflux zu minimieren.
Wichtige Hinweise
keine Selbstmedikation: Verabreiche deinem Hund niemals Humanmedikamente wie Antazida, PPI oder H2-Blocker ohne Rücksprache mit einem/einer Tierärzt:in. Falsche Dosierung oder ungeeignete Wirkstoffe können schädlich sein.
dauerhafte Beschwerden: Wenn dein Hund wiederholt Probleme mit Magensäure hat, sollte ein:e Tierärzt:in die Ursache abklären, denn es könnten Grunderkrankungen wie Gastritis, Magengeschwüre oder Reflux vorliegen.
Kann ich meiner Katze menschliches Famotidin geben?
Famotidin ist ein Antihistaminikum, das häufig zur Verringerung der Magensäure verwendet wird und in der Humanmedizin zur Behandlung von Magen-Darm-Problemen wie Sodbrennen oder Magengeschwüren eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der H2-Blocker, die die Produktion von Magensäure hemmen.
Famotidin kann unter bestimmten Umständen bei Katzen eingesetzt werden, jedoch nur unter tierärztlicher Aufsicht und in der richtigen Dosierung. Famotidin ist ein Medikament, das in der Tiermedizin auch zur Behandlung von Magenübersäuerung und damit verbundenen Erkrankungen wie Gastritis oder Magengeschwüren eingesetzt wird.
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Kann man Augentropfen für Menschen auch bei Katzen anwenden?
Tierärzt:innen verschreiben manchmal Augentropfen aus der Humanmedizin, wenn sie kein geeignetes veterinärmedizinisches Präparat finden. Häufig verwendete Medikamente sind:
Tränenersatzmittel: Präparate wie Hylo-Comod (Hyaluronsäure) oder Vidisic Gel können zur Befeuchtung der Augen bei trockenen oder gereizten Augen verwendet werden.
antibiotische Augentropfen: In bestimmten Fällen können Tropfen mit Wirkstoffen wie Gentamicin oder Chloramphenicol verschrieben werden, um bakterielle Infektionen zu behandeln.
antihistaminische oder entzündungshemmende Augentropfen: Diese sollten nur auf Anweisung von Tierärzt:innen verwendet werden, da sie die Augen zusätzlich reizen können.
Welche Augentropfen sind für Katzen schädlich?
Einige Augentropfen für Menschen sind für Katzen ungeeignet oder sogar giftig. Tropfen, die Kortikosteroide enthalten, können die Immunabwehr des Auges unterdrücken und Infektionen mit Pilzen oder Viren verschlimmern. Außerdem verhindern sie die Wundheilung bei Hornhautverletzungen. Einige Tropfen enthalten Konservierungsstoffe wie Benzalkoniumchlorid, die die empfindliche Hornhaut von Katzen schädigen können. Augentropfen gegen Glaukom oder Augeninnendruck für Menschen, die Timolol oder Brimonidin enthalten, können bei Katzen schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wenn sie nicht speziell verschrieben werden.
Fazit
Die Anwendung von Humanarzneimitteln bei Tieren ist in Deutschland streng reglementiert und nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Nach der Umwidmungskaskade, die im Tierarzneimittelgesetz (TAMG) geregelt ist, dürfen Humanarzneimittel bei Tieren nur dann angewendet werden, wenn für die jeweilige Tierart und Indikation kein zugelassenes Tierarzneimittel zur Verfügung steht. Dies muss immer von einem/einer Tierärzt:in entschieden und dokumentiert werden.
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.