Nachhaltigkeit und Tierfutter | Teil 1: Umweltfreundlicher füttern

Füttern | Vom 19.11.24

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Nachhaltigkeit und Tierfutter | Teil 1: Umweltfreundlicher füttern

Titelbild: Monika Wisniewska | Shutterstock

Umweltfreundliche Fütterung von Hunden und Katzen. In einer Welt, die immer mehr auf Nachhaltigkeit setzt, spielt auch die Tierhaltung eine wichtige Rolle - insbesondere die Ernährung unserer Haustiere. Hunde und Katzen sind nicht nur treue Begleiter, sondern haben durch ihre Ernährung auch einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Die Produktion von Tierfutter verbraucht Ressourcen wie Land, Wasser und Energie und ist mit Treibhausgasemissionen verbunden. Angesichts der weltweit wachsenden Zahl von Haustieren und der damit verbundenen steigenden Nachfrage nach Tiernahrung ist es an der Zeit, unsere Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und nach umweltfreundlichen Alternativen zu suchen.

In diesem ersten Teil unserer Serie über nachhaltige Tierhaltung beleuchten wir, wie wir Hunde und Katzen umweltfreundlich füttern können und welche Faktoren bei der Auswahl von Tiernahrung eine Rolle spielen.

Ressourcenverbrauch: Oft wird zu viel gefüttert

Die Futtermenge hat einen direkten Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Tierernährung, da sie bestimmt, wie viele Ressourcen für die Produktion und den Transport des Futters benötigt werden. Häufig wird zu viel gefüttert, was nicht nur zu Übergewicht und anderen Gesundheitsproblemen beim Tier führen kann, sondern auch unnötig Ressourcen verbraucht. Überfütterung bedeutet, dass mehr Futtermittel produziert, verpackt, transportiert und entsorgt werden müssen, was zu höheren CO₂-Emissionen und Umweltbelastungen führt.

Wenn Haustiere mehr Futter erhalten, als sie tatsächlich benötigen, verbrauchen sie mehr Wasser, Land und Energie für die Futterproduktion. Außerdem kann es zu mehr Abfall kommen, da überschüssiges Futter im Müll landet, anstatt nachhaltig genutzt zu werden. Die richtige Portionierung und der bedarfsgerechte Einsatz von Futtermitteln sind daher entscheidend, um den ökologischen Fußabdruck der Tierhaltung zu verringern.

Halte dich deshalb immer an die Fütterungshinweise auf der Verpackung. Tendenziell kannst du sogar etwas weniger geben. Im Idealfall kennst du den genauen Energiebedarf deines Vierbeiners pro Tag. Die Energiemenge in kcal lässt sich aus dem Gewicht berechnen. Die Formel für normalgewichtige Hunde lautet 130 x kg⁰’⁷⁵ Körpergewicht und für Katzen 100 x kg⁰’⁶⁷ Körpergewicht. Das ist dir zu kompliziert? Die confidu App hilft dir weiter und berechnet auch den Nährstoffbedarf für dein Tier.

Wenn du darauf achtest, nur so viel zu füttern, wie dein Tier wirklich braucht, kannst du nicht nur zur Gesundheit deines Haustiers beitragen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs und der Umweltauswirkungen der Tierernährung leisten.

Ressourcen sparen: Weniger Protein füttern

Kommerzielles Fertigfutter hat oft einen viel höheren Eiweißgehalt als notwendig. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch gesundheitsschädlich, denn es kann zu Durchfall führen und belastet die Nieren, was vor allem bei älteren Tieren ein Problem ist und eventuelle Nierenerkrankungen verschlimmern kann.

Du hast gelernt, dass Hunde und Katzen Eiweiß brauchen? Das stimmt, aber sie sind keine reinen Fleischfresser. Schon ihre Vorfahren haben ihre Beutetiere im Ganzen gefressen. So werden nicht nur die Filetstücke verzehrt, sondern auch der pflanzliche Mageninhalt von Maus und Co. Auch Wölfe fressen je nach Nahrungsangebot zum Teil erhebliche Mengen an pflanzlichem Material.

Wir können daher Ressourcen schonen, indem wir den Proteingehalt im Futter reduzieren. Kaufe für deinen Hund nur Fertigfutter mit einem Proteingehalt von maximal 25 % im Trockenfutter und 10 % im Nassfutter. Katzen brauchen mehr Eiweiß als Hunde, aber auch hier sollte der Rohproteingehalt nicht mehr als 45 % im Trockenfutter und 15 % im Nassfutter betragen.

Eine weitere Möglichkeit, die Umwelt zu schonen, besteht darin, tierisches Eiweiß teilweise durch pflanzliche Eiweißquellen zu ersetzen. Denn die Produktion von tierischen Futtermitteln verbraucht viel mehr Energie, Land und Wasser als die Produktion von pflanzlichen Zutaten. Vor allem, wenn du das Futter für deinen Vierbeiner selbst zusammenstellst, ist das eine praktikable Möglichkeit und du kannst Soja und Hülsenfrüchte verarbeiten. Bei Fertigfutter solltest du auf der Zutatenliste nachsehen, ob auch pflanzliche Eiweißquellen verarbeitet wurden.

Hühnerfleisch gilt als nachhaltig.

Bild: Zoe Schaeffer | Unsplash

Futtermittel auswählen: Welches Fleisch ist am nachhaltigsten? 

Bei der Wahl des Futters für Hunde und Katzen spielen die Art der verwendeten tierischen Futtermittel und ihre Herkunft eine zentrale Rolle für die Nachhaltigkeit. Einige Fleischsorten haben einen geringeren ökologischen Fußabdruck als andere, was bedeutet, dass ihre Produktion weniger Ressourcen wie Land, Wasser und Energie verbraucht und weniger Treibhausgase erzeugt. Hier sind einige der besten Fleischsorten aus ökologischer Sicht:

  • Geflügel: Huhn und Pute gehören zu den nachhaltigen Fleischquellen für Haustiere, denn sie verwerten ihr Futter besser und wachsen schneller als andere fleischliefernde Tiere.

  • Insekten: Insekten gelten als eine der nachhaltigsten Proteinquellen für Heimtiere. Die Aufzucht von Insekten benötigt viel weniger Land, Wasser und Futter als die herkömmliche Nutztierhaltung und erzeugt deutlich weniger Treibhausgase. Insektenprotein wird zunehmend in hochwertigem Hundefutter eingesetzt und könnte die Zukunft der nachhaltigen Heimtiernahrung sein.

  • Eier: Eier sind eine ausgezeichnete Proteinquelle und können eine nachhaltigere Wahl für Haustiere sein, insbesondere wenn sie aus ökologischer oder Freilandhaltung stammen. Die Produktion von Eiern hat einen geringeren ökologischen Fußabdruck als die von Fleisch, da Hühner relativ wenig Ressourcen verbrauchen und weniger Treibhausgase produzieren. Die Wahl von Eiern aus artgerechter Tierhaltung trägt dazu bei, die Umweltbelastung zu minimieren.

  • Wildfleisch: Wildfleisch, wie Hirsch oder Wildschwein, kann eine sehr nachhaltige Fleischquelle sein, da die Tiere in freier Wildbahn leben und nicht mit intensiver Landwirtschaft oder Futtermittelproduktion in Verbindung stehen.

  • Lamm: Lammfleisch hat einen größeren ökologischen Fußabdruck als Geflügel, ist aber immer noch nachhaltiger als Rindfleisch. Insbesondere Lamm aus Weidehaltung oder nachhaltiger Landwirtschaft ist eine relativ umweltfreundliche Wahl. Weidehaltung kann sogar zur Förderung der Artenvielfalt beitragen, wenn sie nachhaltig betrieben wird.

  • Rind und Schwein: Diese Fleischsorten haben einen der größten ökologischen Fußabdrücke, da ihre Produktion mit einem hohen Land- und Wasserverbrauch und erheblichen CO₂-Emissionen verbunden ist. Es ist daher ratsam, den Verzehr von Rind- und Schweinefleisch in der Ernährung von Haustieren zu reduzieren, um die Umweltbelastung zu minimieren.

  • Fisch: Fisch ist eine umstrittene Fleischquelle für Haustiere, da die Fischerei oft mit Überfischung oder großen Zuchtanlagen und schädlichen Praktiken verbunden ist. Wenn Fisch als Heimtierfutter gewählt wird, sollte er aus nachhaltiger Fischerei oder Aquakultur stammen, die strenge Umweltstandards einhält.

  • Milchprodukte: Milchprodukte wie Joghurt, Frischkäse und Quark können ebenfalls in die Ernährung von Haustieren integriert werden. Sie haben jedoch aufgrund der intensiven Milchviehhaltung oft einen hohen ökologischen Fußabdruck. Milchkühe produzieren bei der Verdauung Methan, ein Treibhausgas, das deutlich klimaschädlicher ist als CO₂. Zudem ist der Anbau und die Verarbeitung von Futterpflanzen für Milchkühe ressourcenintensiv und trägt zur Emission von Treibhausgasen bei. Der CO₂-Fußabdruck von Milchprodukten ist daher höher als der anderer tierischer Produkte wie z.B. Eier.

Sind regionale Produkte und Bio-Futter immer besser?

Ob regionale und biologische Produkte immer besser für die Umwelt sind, hängt von mehreren Faktoren ab, die sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen. Regionale Produkte haben aufgrund der kürzeren Transportwege eine bessere Klimabilanz, da weniger Treibhausgase durch den Transport entstehen. Für Hunde- und Katzenfutter kann dies bedeuten, dass regional erzeugtes Fleisch und Zutaten nachhaltiger sind als importierte Alternativen.

Bei Bioprodukten ist die Bewertung komplexer. In der ökologischen Landwirtschaft leben die Tiere länger und benötigen mehr Futter, wodurch insgesamt mehr Treibhausgase wie Methan entstehen und mehr Ressourcen verbraucht werden. Paradoxerweise hat konventionell erzeugtes Fleisch hier oft eine bessere Klimabilanz. Allerdings sollte man auch die Vorteile der ökologischen Tierhaltung berücksichtigen: Sie fördert die Artenvielfalt, sorgt für bessere Lebensbedingungen der Tiere und vermeidet den Einsatz von Chemikalien, die Böden und Gewässer belasten.

Regional erzeugte Produkte sind also in der Regel klimafreundlicher. Bei der Entscheidung zwischen Bio und konventionell gilt es abzuwägen: Während Bio-Produkte ökologisch und ethisch vorteilhafter sein können, ist konventionell erzeugtes Fleisch oft klimafreundlicher. Die Entscheidung hängt davon ab, welcher Aspekt - Klimabilanz, Tierwohl oder Artenvielfalt - für den Einzelnen im Vordergrund steht.

Verschiedene Fleischsorten in der Auslage einer Fleischerei

Bild: Darth Liu | Unsplash

Tierfutter in Lebensmittelqualität: Ist das notwendig?

Muss ein Haustier mit Futtermitteln in Lebensmittelqualität gefüttert werden? Das ist eine moralische Frage, die jede:r für sich beantworten muss. Denn oft steht Fleisch auf dem Speiseplan, das hohen Qualitätsansprüchen genügt und auch für den menschlichen Verzehr geeignet wäre. Das ist gut gemeint, schießt aber aus ökologischer Sicht vielleicht etwas über das Ziel hinaus. Dieses Futter steht dann den Menschen nicht als Nahrung zur Verfügung, was in der Regel die Fleischproduktion erhöht.

“Normales” Tierfutter ist deshalb nicht schlechter oder gesundheitsschädlicher, sondern enthält neben Muskelfleisch auch andere Bestandteile, die der Mensch nicht essen würde. Dazu gehören zum Beispiel Knochenmehl, Knorpel, Sehnen und verschiedene Organe. Weitere Informationen und Erklärungen zur Zusammensetzung von Tierfutter finden sich im Artikel Hunde- und Katzenfutter: Was landet in den Näpfen unserer Haustiere?



Fazit

Der wichtigste Ausweg aus dem Fleischdilemma besteht also darin, nur so viel tierische Nahrung wie nötig an unsere Haustiere zu verfüttern und dabei auf Quellen wie Huhn oder Wild zurückzugreifen. Wie wäre es mit einem vegetarischen Tag pro Woche? Probiere aus, ob dein Vierbeiner daran interessiert ist. Für Hunde eignen sich auch Karotten- oder Obststückchen als Snack und Belohnung.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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