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Medikamentöse Therapie der Atopischen Dermatitis. Atopische Dermatitis, eine allergische Hauterkrankung bei Hunden, erfordert oft eine gezielte und langfristige Behandlung, um den quälenden Juckreiz und die Entzündungen unter Kontrolle zu bringen. Für betroffene Hunde und ihre Besitzer:innen kann dies eine Herausforderung sein, da die Krankheit nicht heilbar ist und häufig saisonale oder lebenslange Therapiepläne erforderlich sind.
In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen, darunter Antihistaminika, Kortikosteroide, Immunmodulatoren und innovative Biologika. Von der Linderung akuter Symptome bis hin zur Langzeitkontrolle erklären wir, wie die Medikamente wirken und was bei ihrer Anwendung zu beachten ist, um eine optimale Lebensqualität für den Hund zu erreichen.
Welches Medikament braucht mein Hund?
Die Atopische Dermatitis äußert sich nicht bei jedem Hund gleich, und die Behandlung hängt immer von den vorliegenden Symptomen ab. Tritt z.B. Juckreiz als Folge einer bakteriellen Infektion auf, ist die Behandlung anders als bei Juckreiz ohne Infektion. Auch lokal begrenzte Hautprobleme lassen sich manchmal besser mit einer Salbe behandeln, die auf die betroffene Stelle aufgetragen wird, als mit Tabletten. Hunde, die häufig unter allergischen Reaktionen leiden, müssen unter Umständen dauerhaft mit Medikamenten behandelt werden, um das Immunsystem in die Schranken zu weisen.
Damit es deinem Hund dauerhaft besser geht, braucht es viel Aufmerksamkeit und Ausdauer. Denn es gilt, möglichst genau herauszufinden, was dein Hund braucht. Hierbei benötigst du auf jeden Fall eine:n Tierärzt:in, der/die euch bei der Therapiefindung begleitet und unterstützt.
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Medikamente gegen Juckreiz bei Atopischer Dermatitis
Das auffälligste und häufigste Symptom der Atopischen Dermatitis ist der Juckreiz. Als erstes Anzeichen der Erkrankung wirst du wahrscheinlich feststellen, dass sich dein Hund vermehrt kratzt oder leckt. Besonders betroffen sind das Gesicht, die Ohren und die Hinterseiten der Gliedmaßen. Die Bekämpfung des Juckreizes ist besonders wichtig, denn durch das ständige Kratzen schädigt dein Hund seine Haut zusätzlich. In den kleinen Wunden können sich Infektionserreger wie Bakterien oder Pilze ansiedeln und die Behandlung erschweren.
Welche Medikamente bei Atopischer Dermatitis?
Zur Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Hunden werden verschiedene Gruppen von Medikamenten eingesetzt. Die Medikamente werden häufig in Tabletten- oder flüssiger Form verabreicht. Das geeignete Mittel, die Dosierung und die Häufigkeit der Gabe müssen immer mit einem/einer Tierärzt:in abgesprochen werden. Nachfolgend sind die gebräuchlichsten Medikamentenklassen und ihre Wirkungsweisen aufgeführt:
Antihistaminika
Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin, einem Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Antihistaminika können helfen, den Juckreiz und die Entzündung zu lindern. Häufig verwendete Antihistaminika sind Cetirizin, Chlorpheniramin, Diphenhydramin und Amitriptylin. Obwohl sie bei einigen Hunden wirksam sein können, ist ihre Wirkung oft begrenzt, insbesondere bei schwereren Fällen von Atopischer Dermatitis.
Kortikosteroide
Kortikosteroide sind starke entzündungshemmende Medikamente, die die Immunantwort modulieren. Sie sind oft sehr wirksam bei der Linderung von Juckreiz und Entzündung. Diese Medikamente können oral (z.B. Prednison) oder topisch (z.B. hydrocortisonhaltige Cremes) verabreicht werden. Obwohl sie schnell wirken, können sie bei längerer Anwendung Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Hautveränderungen und eine Schwächung des Immunsystems verursachen. Daher ist es wichtig, sie vorsichtig und unter tierärztlicher Aufsicht anzuwenden.
Immunmodulatoren
Diese Medikamente, wie z.B. Ciclosporin (Atopica), wirken, indem sie das Immunsystem gezielt unterdrücken und so Entzündungsreaktionen reduzieren. Ciclosporin wird häufig bei chronischer Atopischer Dermatitis eingesetzt und kann eine gute Alternative zu Kortikosteroiden sein, da es weniger Nebenwirkungen hat, aber länger braucht, um seine Wirkung zu entfalten.
Biologika
Neuere Behandlungsmöglichkeiten sind Biologika, die gezielt in bestimmte Immunmechanismen eingreifen. Ein Beispiel ist Oclacitinib (Apoquel), das die Wirkung der juckreizauslösenden Zytokine hemmt. Diese Medikamente können eine sehr wirksame Option sein, da sie speziell für die Behandlung von Atopischer Dermatitis entwickelt wurden und weniger Nebenwirkungen haben als herkömmliche Therapien.
Topische Behandlungen
Zusätzlich zu systemischen Therapien können topische Behandlungen wie spezielle Shampoos und Lotionen helfen, die Haut zu beruhigen, Entzündungen zu reduzieren und Juckreiz zu lindern. Einige Shampoos enthalten Inhaltsstoffe wie Haferflocken, die beruhigende Eigenschaften haben.
Fettsäuren
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können in die Ernährung integriert werden, um die Hautgesundheit zu fördern und Entzündungen zu reduzieren. Diese Fettsäuren helfen, die Hautbarriere zu stärken und können die Textur der Haut verbessern.
Sind Antibiotika bei Atopischer Dermatitis nötig?
Nein, Antibiotika sind zur Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Hunden nicht direkt erforderlich, da diese Erkrankung in erster Linie durch eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene und nicht durch bakterielle Infektionen verursacht wird. Dennoch können Antibiotika in bestimmten Situationen erforderlich sein.
Hunde mit Atopischer Dermatitis neigen zum Kratzen, Lecken und Beißen, was die Haut schädigen und offene Wunden verursachen kann. Diese geschädigte Haut ist anfälliger für bakterielle Infektionen, die als sekundäre Infektionen bezeichnet werden. In solchen Fällen kann der/die Tierärzt:in Antibiotika verschreiben, um die Infektion zu behandeln.
Es ist wichtig, dass Antibiotika nur auf Anweisung eines/einer Tierärzt:in verabreicht werden. Er/sie entscheidet nach einer gründlichen Untersuchung und Beurteilung der Symptome, ob Antibiotika verabreicht werden müssen. Der Einsatz von Antibiotika sollte immer mit Vorsicht erfolgen, um die Entwicklung resistenter Bakterien zu vermeiden.
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Wie funktioniert eine Desensibilisierung beim Hund?
Die Desensibilisierung, auch Immuntherapie oder Hyposensibilisierung genannt, ist eine Behandlungsmethode für Hunde mit Atopischer Dermatitis, die darauf abzielt, die Empfindlichkeit des Immunsystems gegenüber bestimmten Allergenen zu verringern. Nachfolgend sind die wichtigsten Schritte und die Funktionsweise der Hyposensibilisierung aufgeführt:
1. Allergietest
Vor Beginn der Hyposensibilisierung führt der/die Tierärzt:in in der Regel einen Allergietest durch. Dies kann durch Hauttests oder Blutuntersuchungen geschehen, um die spezifischen Allergene zu identifizieren, die die Atopische Dermatitis des Hundes auslösen.
2. Identifizierung der Allergene
Die Testergebnisse helfen bei der Identifizierung der Allergene, auf die der Hund empfindlich reagiert. Zu diesen Allergenen können Umweltfaktoren wie Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder bestimmte Futtermittel gehören.
3. Allergenexposition
Sobald die Allergene identifiziert sind, wird mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT) begonnen. Dabei werden dem Hund regelmäßig kleine, kontrollierte Mengen des Allergens verabreicht. Dies kann in Form von Injektionen oder als orale Lösung erfolgen.
4. Langsame Steigerung
Die Dosis der Allergene wird langsam erhöht, um das Immunsystem des Hundes daran zu gewöhnen, ohne eine Überreaktion hervorzurufen. Dieser Prozess kann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.
5. Ziel der Hyposensibilisierung
Ziel der Hyposensibilisierung ist es, die Überempfindlichkeit des Hundes gegenüber den Allergenen zu reduzieren. Im Idealfall führt dies dazu, dass der Hund weniger oder keine Symptome mehr zeigt, auch wenn er den Allergenen ausgesetzt ist.
6. Langzeitwirkung
Nach einer erfolgreichen Hyposensibilisierung kann die Wirkung lange anhalten, auch wenn die Therapie irgendwann beendet wird. Einige Hunde profitieren ein Leben lang von der Behandlung, während andere wieder Symptome zeigen können und eine erneute Therapie erforderlich ist.
Obwohl diese Methode bisher nur in der Humanmedizin routinemäßig eingesetzt wird, kann sie auch bei Hunden zum Erfolg führen. Wenn du dich genauer darüber informieren möchtest, kontaktiere eine:n Fachtierärzt:in für Hauterkrankungen und Allergien.
Was ist der Unterschied zwischen Desensibilisierung und Hyposensibilisierung?
Desensibilisierung und Hyposensibilisierung sind häufig synonym verwendete Begriffe, die sich beide auf die Behandlung zur Verringerung einer allergischen Reaktion beziehen.
Wie lange dauert eine Hyposensibilisierung bei einem Hund?
Eine Hyposensibilisierung bei Hunden dauert in der Regel 6 bis 12 Monate, um eine spürbare Wirkung zu erzielen. In einigen Fällen kann es jedoch bis zu 2 Jahre dauern, bis der volle Nutzen sichtbar wird. Die Behandlung beginnt mit einer Phase der allmählichen Dosissteigerung, gefolgt von regelmäßigen Erhaltungsdosen.
Welche Nebenwirkungen hat eine Hyposensibilisierung?
Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung bei Hunden sind selten, können aber auftreten. Sie umfassen lokale Hautreaktionen an der Injektionsstelle (Rötung, Schwellung, Juckreiz), allgemeinen Juckreiz und gelegentliches Unwohlsein, in seltenen Fällen akute allergische Reaktionen wie Schwellung oder Atemnot.
Was kostet eine Hyposensibilisierung beim Hund?
Die Kosten einer Hyposensibilisierung variieren je nach Region und Behandlungsdauer. Im Allgemeinen liegen die Kosten für die Ersttests und die ersten Präparate zwischen 300 und 500 €. Die Erhaltungsphase kann dann zwischen 30 und 80 € pro Monat kosten. Insgesamt belaufen sich die jährlichen Kosten oft auf 500 bis 1.000 €. Darin sind auch die regelmäßigen Tierarztbesuche enthalten.
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Fazit
Die medikamentöse Behandlung der Atopischen Dermatitis bei Hunden zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der betroffenen Tiere zu verbessern. Häufig eingesetzte Medikamente sind Antihistaminika, Kortikosteroide, Immunmodulatoren und neuere Biologika. Antihistaminika können bei leichten Fällen helfen, während Kortikosteroide aufgrund ihrer schnellen Wirkung häufig bei akuten Schüben eingesetzt werden. Immunmodulatoren wie Ciclosporin wirken langfristig, indem sie das Immunsystem regulieren und Entzündungen reduzieren. Biologika, die gezielt bestimmte Immunantworten blockieren, zeigen vielversprechende Ergebnisse und haben weniger Nebenwirkungen.
Trotz der Verfügbarkeit verschiedener Medikamente sind die Reaktionen individuell verschieden und die Therapie muss oft angepasst werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem/der Tierärzt:in ist daher entscheidend, um die effektivste und sicherste Behandlungsstrategie zu entwickeln. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und gegebenenfalls die Medikation anzupassen. Letztendlich kann eine umfassende Therapie, die auch Umweltfaktoren und Pflege berücksichtigt, entscheidend dazu beitragen, die Beschwerden der Hunde zu minimieren und ihre Lebensqualität zu verbessern.
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