Mundgeruch beim Hund: Ursachen und Lösungen für schlechten Atem

Verarzten | Vom 13.09.23

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Mundgeruch beim Hund: Ursachen und Lösungen für schlechten Atem

Titelbild: Taya Ovod | shutterstock

Maulgeruch beim Hund. Ein Atemzug deines Hundes reicht, um dir den Appetit zu verderben? Die häufigsten Ursachen sind Zahnbelag und Zahnfleischentzündungen. Das tut weh und kann zu weiteren Gesundheitsproblemen führen. Wie du diese Probleme erkennst und ihnen vorbeugen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Zahnbelag und Zahnstein beim Hund

Zahnbelag besteht aus Bakterien, die sich auf der Zahnoberfläche als sogenannter Plaque anhäufen. Das kannst du als Gelbfärbung der Zähne beobachten, die du noch leicht mit der Zahnbürste entfernen kannst. Im weiteren Verlauf stapeln sich mehr und mehr Bakterienschichten auf. Gemeinsam mit Mineralstoffen aus der Nahrung bilden sie schließlich den bräunlich bis gräulichen Zahnstein (siehe Bild). Der sitzt bombenfest und stinkt fürchterlich.

Hund mit Zahnstein

Colin Sabatier | unsplash

Die angesiedelten Bakterien ernähren sich vor allem von dem Futter, das dein Hund aufnimmt. Sie produzieren verschiedene Säuren, die auf Dauer den Zahn schädigen, indem sie ihn demineralisieren und so Karies auslösen. Die Bakterien scheiden außerdem Enzyme und Toxine aus, die den Zahnhalteapparat und das Zahnfleisch angreifen. Eine Lockerung der Zähne und eine Zahnfleischentzündung sind die Folge.

Bleiben Zahnstein und Entzündung länger unbehandelt bestehen, kann dein Hund im schlimmsten Fall Zähne verlieren und sogar der Kieferknochen kann angegriffen werden. Außerdem werden die Bakterien kontinuierlich abgeschluckt und können sich in verschiedenen Organen wie Herz, Leber oder Nieren ansiedeln und dort Schaden anrichten.

Können alle Hunde Zahnstein bekommen?

Die Bildung von Plaque und Zahnstein ist zu einem großen Teil Veranlagung. So gibt es Rassen, die stark dazu neigen und andere, die kaum Zahnstein ausbilden. Zum Beispiel entwickeln Border Collies, Fox Terrier und Labradore häufiger Karies. Aber auch eine übermäßige Fütterung von einfachen Kohlenhydraten wie Zucker oder das Vorliegen von chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus begünstigen die Ablagerung von Bakterien auf den Zahnflächen.

Tut Zahnstein weh?

Zahnstein selbst tut nicht weh, aber die dadurch verursachte Karies und Zahnfleischentzündungen. Jede:r, der/die schon einmal Zahnfleischprobleme hatte, wird das nachfühlen können. Zähne und Zahnfleisch sind sehr empfindlich.

Doch wenn du denkst, dass dir dein Hund auf jeden Fall zeigen wird, dass er Zahnschmerzen hat, dann irrst du dich. Denn oft verstecken Hunde ihre Zahnprobleme und fressen trotz Schmerzen weiter. Manchmal gibt es aber andere Hinweise. Zum Beispiel speicheln betroffene Hunde vermehrt oder bevorzugen weiches Futter. Außerdem kann der Maulgeruch mit der Zeit immer schlimmer werden.

Wie erkenne ich Zahnstein beim Hund?

Du kannst die Zahngesundheit deines Hundes selbst beurteilen. Um dir einen Überblick zu verschaffen, inspiziere das Maul zuerst gründlich. Hebe dazu die Lefzen und schaue dir die Zähne und das Zahnfleisch an, vergiss dabei nicht die Backenzähne. Ausgewachsene Hunde haben normalerweise 42 Zähne mit 12 kleinen Schneidezähnen, 4 Eckzähnen, 16 vorderen Backenzähnen und im Oberkiefer 4, im Unterkiefer 6 hinteren Backenzähnen. Gesunde Zähne haben keine gelblichen, bräunlichen oder gräulichen Auflagerungen oder Bruchstellen. Das Zahnfleisch sollte glatt, rosa und glänzend sein (siehe unten).

Achtung: Bei manchen Hunden ist das Zahnfleisch dunkel pigmentiert und die Farbe deshalb nicht beurteilbar. Im Artikel Zahnfleisch beim Hund | Was ist normal, was nicht? findest du weitere Informationen zum Thema.

Fallen dir Zahnstein (siehe oberes Bild), Verfärbungen, Zahnschäden, Schwellungen oder Rötungen auf, solltest du zeitnah eine Tierarztpraxis aufsuchen, damit die Ausmaße der Probleme erfasst und behandelt werden können.

Hund mit gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch

Albina Gavrilovic | shutterstock

Wie behandelt der Tierarzt Zahnstein?

Zuerst wird der/die Tierärzt:in deinen Hund eingehend untersuchen. Denn oft sind weitere Probleme unter dem Zahnfleisch versteckt. Es gibt die Möglichkeit, mit bestimmten Geräten die Zahnfächer zu beurteilen und ein sogenanntes Dentalröntgen anzufertigen.

Hat dein Hund Zahnstein, wird eine Zahnsanierung mittels Ultraschall in Narkose nötig sein. Zahnsteinentfernungen ohne Narkose sind nicht seriös, da hierbei die Gesundheit der Zähne nicht ausreichend beurteilt werden kann. Außerdem lösen das Stillhalten, das Manipulieren im Maul und das Geräusch des Ultraschallgerätes einen immensen Stress bei den Hunden aus. Ist der Hund hingegen in Narkose gelegt, kann der/die Tierärzt:in den Maulraum komplett einsehen und der Patient erleidet viel weniger Stress.

Der Zahnstein wird mit einem Ultraschallgerät von den Zähnen und aus den Zahnzwischenräumen entfernt. Anschließend werden die Zahnoberflächen poliert, denn auf glatten Zähnen finden Bakterien schlechter Halt. Unter Umständen müssen auch Zähne gezogen werden, wenn sie bereits zu stark angegriffen wurden.

Oft wird erst bei der Zahnsanierung das volle Ausmaß der Schädigungen erkennbar, da jeder einzelne Zahn untersucht wird. Das ist auch der Grund, warum viele Tierärzt:innen vor der Zahnsanierung nur einen Mindestbetrag der anfallenden Kosten nennen können. Je nachdem, wie viele Zähne unter welchem Aufwand zusätzlich gezogen werden müssen, kann der Betrag deutlich steigen.

Zähneputzen beugt Zahnstein vor

Laut der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde leiden 80% aller Hunde und Katzen, die älter als 3 Jahre sind, an Erkrankungen der Maulhöhle, also Zahnstein, Zahnfleischentzündung und Co. Lass es bei deinem Vierbeiner nicht so weit kommen und sorge mit einer umfassenden Zahnpflege vor! Im besten Fall kannst du die tierärztliche Zahnsanierung länger hinauszögern oder gar komplett verhindern – das spart Geld und Nerven.

Und Zähneputzen ist gar nicht so schwer, wenn du es nur regelmäßig mit deinem Hund übst. Fange am besten früh an, ihn daran zu gewöhnen. Wir haben eine detaillierte Anleitung mit vielen hilfreichen Tipps für dich im Artikel ABC der Zahnpflege beim Hund | Anleitung zum Zähneputzen zusammengestellt.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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