Hornhautverletzung beim Hund – was tun, wie helfen?

Verarzten | Vom 21.11.24

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Hornhautverletzung beim Hund – was tun, wie helfen?

Titelbild: Sabrinasfotos | Pixabay

Hornhautverletzung beim Hund – was tun, wie helfen? Dein Hund kneift plötzlich sein Auge zu und hat sichtlich Schmerzen? Möglicherweise hat er sich das Auge verletzt. Verliere keine Zeit und suche zeitnah eine Tierarztpraxis auf, damit er dort gründlich untersucht wird und die Behandlung beginnen kann. Hornhautverletzungen sind nicht selten und haben gute Heilungschancen, wenn du schnell handelst. Wir erklären dir alles rund um das Thema und zeigen dir, wie du Hornhautverletzungen vorbeugst.

Wie kann es zu einer Verletzung der Hornhaut beim Hund kommen?

Die Hornhaut wird in der Fachsprache Kornea genannt und ist die vordere transparente Schicht des Auges. Sie ist ein Teil des Sehapparates, da sie das Licht passieren lässt, welches durch die Pupille auf die Netzhaut fällt. Sie ist voller Nerven und sehr sensibel.

Hunde können sich die Hornhaut auf unterschiedlichen Wegen verletzen und der Schaden kann oberflächlich oder tief sein. Oberflächliche Kratzer entstehen häufig, wenn sie durchs Gebüsch oder Unterholz rennen und Blätter oder Zweige die Hornhaut berühren.

Auch Fremdkörperverletzungen sind möglich, bei denen die Hornhaut unterschiedlich tief durchdrungen wird. So kann sich ein Dorn einspießen oder eine Katzenkralle die Hornhaut vollständig durchbohren. Bei diesen sogenannten perforierenden Wunden werden öfter auch tieferliegende Strukturen des Auges wie die Regenbogenhaut (Iris) oder Linse verletzt. Dann kann auch Kammerwasser austreten, was häufig als „das Auge läuft aus“ bezeichnet wird. Hier ist Eile gefragt, um das verletzte Auge vor eintretenden Bakterien und einer Infektion zu schützen und das Augenlicht zu retten.

Brachyzephale Hunderassen wie Mops und Französische Bulldogge sind häufiger von Hornhautverletzungen betroffen.

Bild: Istiphoto98 | Unsplash

Besonders gefährdet sind also jene Hunde, die bereits schlecht sehen und daher ihre Augen nur unzureichend vor Gefahren schützen. Auch junge, unvorsichtige oder sehr aufgeregte Hunde neigen dazu, beim Spielen und Rennen die Umwelt um sich herum zu vergessen. Genauso verletzen sich Hunde häufiger, die auf der Jagd durchs Unterholz rennen, oder besonders kampfeslustige Exemplare. Öfter betroffen sind Hunderassen, deren Augen weiter aus der Augenhöhle hervorstehen als bei anderen Hunden. Zu ihnen zählen brachyzephale Hunde wie Mops und Französische Bulldogge oder kleine Hunde mit runden Köpfen wie Chihuahua oder Cavalier King Charles Spaniel.

Was tun bei einer Hornhautverletzung im Auge?

Wenn du die Hornhautverletzung sehen kannst oder der dringende Verdacht auf eine Verletzung besteht, solltest du umgehend in eine Tierarztpraxis gehen. Das Auge ist schmerzhaft und sollte schnellstmöglich behandelt werden. Hornhautverletzungen treten plötzlich und meist nach dem Spielen, Kämpfen oder Rennen durch Vegetation auf. Vielleicht hast du das Ereignis beobachten können. Dein Hund wird wahrscheinlich sein Auge zukneifen und dich nicht an das Auge heranlassen, vielleicht kannst du auch Blut, Tränenflüssigkeit oder austretendes Kammerwasser sehen. Die Augenumgebung oder Lider können geschwollen oder auch verletzt sein.

Wenn du einen Halskragen in Reichweite hast, setze ihn deinem Hund zum Schutz vor Selbstverletzung auf. Ist das Auge mit Erde oder Pflanzenteilen verdreckt, kannst du es mit sauberem Wasser oder steriler Kochsalzlösung spülen, die vielleicht im Verbandskasten vorrätig ist. Auch eine milde Kontaktlinsenlösung kannst du hierfür verwenden. Siehst du einen in der Hornhaut steckenden Fremdkörper, solltest du aber nicht versuchen, ihn zu entfernen. Überlasse dies dem/der Tierärzt:in in der Praxis.

In der Tierarztpraxis wird der Hund gründlich untersucht.

Bild: David Marc | Pixabay

Wie wird eine Hornhautverletzung behandelt?

Zuerst muss das Auge eingehend untersucht werden. Es kann nötig sein, dass dein Hund dafür in Narkose gelegt wird. Das Ausmaß der Verletzung kann der/die Tierärzt:in unter anderem mit einer fluoreszierenden Flüssigkeit sichtbar machen. Außerdem können Proben von der Wunde genommen werden, zum Beispiel wenn sie infiziert zu sein scheint. Ob tieferliegende Strukturen des Auges verletzt sind, kann eine Ultraschalluntersuchung ans Licht bringen. Röntgen, CT- oder MRT-Aufnahmen können weitere Verletzungen der Augenhöhle oder des Schädels generell darstellen, etwa wenn dein Hund einen Unfall hatte.

Ist das Ausmaß der Verletzungen erfasst, wird das Auge behandelt. Bei oberflächlichen, harmlosen Wunden reichen ein Halskragen und antibiotische Augentropfen und ein Schmerzmittel für einige Tage zur Heilung aus. Ist die Verletzung tiefergehend, infiziert oder betrifft weitere Strukturen des Auges, ist die Behandlung aufwändiger. Die Antibiotika müssen dann oft zusätzlich über das Maul verabreicht werden und der Einsatz von Schmerzmitteln ist über längere Zeit ein Muss. Außerdem kommen weitere Augentropfen zum Einsatz, die verhindern, dass die Pupille beim Verheilen verklebt und somit die Sicht eingeschränkt wird. Eventuell vorhandene Fremdkörper werden entfernt oder es ist ein operativer Eingriff nötig, um verletzte Strukturen zu reparieren. Ist die Hornhaut perforiert, kann sie genäht und mithilfe einer künstlichen Kontaktlinse, dem am oberen Augenrand befestigen dritten Augenlid oder vorübergehend zusammengenähten Lidern bei der Heilung geschützt werden. In einigen Fällen ist das Auge so stark geschädigt, dass es entfernt werden muss.

Was kostet eine Hornhaut OP?

Die Kosten für Operationen hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem der Art und Schwere der Verletzung, dem Gesundheitszustand des Patienten sowie den Fähigkeiten und der Ausstattung des/der Chirug:in. Außerdem kommen weitere Kosten für eine stationären Unterbringung, Medikamente oder Zubehör hinzu. Die Gesamtkosten liegen meist nicht unter 1000 €, können aber auch weitaus höher sein. Es ist immer ratsam, Geld für sein Haustier für mögliche Erkrankungen und unvorhersehbare Operationen zurückzulegen. Auch eine Tierkrankenversicherung ist eine gute Option, um die bestmögliche Versorgung seines Tieres zu sichern, wenn man wenig Erspartes hat.

Bei Hornhautverletzungen sind Medikamente fast immer ein Muss.

Bild: Liudmyla Guniavaia | Shutterstock

Gibt es Medikamente, die helfen?

Hornhautverletzungen können ohne Medikamente nicht gut heilen. Am wichtigsten sind Antibiotika, da sie bakterielle Entzündungen bekämpfen. Die Außenseite der Hornhaut ist nicht steril und bei Verletzungen sind immer Bakterien vorhanden, die die Heilung behindern und sich in das Auge und den Körper ausbreiten können. Je nach Schwere der Verletzung werden sie als Augentropfen oder über das Maul verabreicht. Häufig verwendete Wirkstoffe bei Augenverletzungen sind Neomycin, Polymyxin B, Gentamicin oder Ciprofloxacin.

Auch Schmerzmittel wie Meloxicam und Carprofen sind wichtig für die Abheilung. Zum Einen nehmen sie deinem Hund die Schmerzen und er wird ruhiger, zum Anderen wirken sie entzündungshemmend.

Manchmal müssen zudem Augentropfen verabreicht werden, die die Pupille weit stellen. Dies ist nötig, wenn die Gefahr besteht, dass sie im Heilungsprozess verklebt und nicht mehr weit gestellt werden kann. Dann würde dein Hund an Sehkraft verliert, weil weniger Licht ins Auge fällt. Der pupillenweitende Wirkstoff heißt Atropin.

Weiterhin gibt es pflegende Augentropfen oder -salben, die zum Beispiel Vitamin A oder Panthenol enthalten und die Hornhaut bei der Heilung unterstützen. Auch homöopathische Augentropfen können zusätzlich zur tierärztlich verordneten Medikation helfen. Sie enthalten beispielsweise Extrakte der Pflanze Euphrasia (Augentrost). Sprich bitte immer mit dem/der behandelnden Tierärzt:in ab, wenn du weitere Präparate verwenden willst, die er/sie nicht verordnet hat. Manchmal gibt es Wechselwirkungen, die beachtet werden müssen und die Heilung gefährden können.

Hat der Hund Schmerzen?

Augenverletzungen tun weh! Vielleicht hast du selbst schon einmal eine Hornhautverletzung gehabt oder einfach nur Staub ins Auge bekommen – keine angenehme Erfahrung. Die Hornhaut von Mensch und Hund enthält viele Nerven und ist sehr sensibel. Wird sie geschädigt, entstehen Schmerzen. Das ist auch der Grund, warum dein Hund sein Auge reflexartig zukneift, wenn es verletzt wird. Schmerzmittel sind deshalb ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Hornhautverletzungen.

Ein Halskragen schützt das verletzte Auge.

Bild: Counselling | Pixabay

Wie lange dauert die Heilung?

Die Dauer der Heilung hängt von mehreren Faktoren ab. Zuerst von der Art der Verletzung: Je oberflächlicher und kleiner, desto besser und schneller heilt sie im Allgemeinen ab. Hornhautabschürfungen sind oft nach spätestens einer Woche verschwunden. Tiefere Verletzungen können hingegen je nach Ausmaß mehrere Wochen bis zur Heilung benötigen und unter Umständen zu bleibenden Schäden wie Narben, chronischen Augenentzündungen oder Sehverlust führen. Schwer geschädigte Augen müssen eventuell sogar entfernt werden.

Ein weiterer Faktor für die Heilungsdauer ist die sogenannte Compliance der Besitzer:innen, also dem Folgen des durch den/die Tierärzt:in verordneten Behandlungsplans. Hierzu zählt, dass die Medikamente in der besprochenen Menge und Häufigkeit verabreicht werden. Besonders Augentropfen müssen anfänglich häufig angewendet werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und das Auge funktionsfähig zu halten. Das kann bedeuten, dass du alle zwei Stunden die Augen tropfen musst. Stell dir am besten einen Wecker als Hilfestellung und setze niemals die Arzneimittel ohne tierärztliche Rücksprache ab. Tierarztbesuche zur Kontrolle des Heilungsfortschrittes sind ein Muss, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Zudem solltest du dem Auge bis zur Heilung Ruhe geben und es vor Wiederverletzung schützen. So sollte dein Hund nur an der Leine spazieren gehen und ausgiebiges Spielen und andere für das Auge riskante Aktivitäten vermeiden. Weiterhin wichtig ist ein konsequent getragener Halskragen. Die Verletzung ist schmerzhaft oder juckt manchmal bei der Heilung, was die Hunde zum Kratzen und Schubbern verleitet. Dieses Verhalten kann das bereits geschädigte Auge aber weiter schädigen. Vertraue deinem Hund nicht zu sehr, auch wenn er sich schwer mit dem Kragen tut. Setze ihn nicht ab, bevor du das Okay von dem/der Tierärzt:in bekommst. Ansonsten kann sich die Heilung verzögern und die Behandlungskosten weiter ansteigen.

Hornhautverletzung vorbeugen

Besonders wenn du einen Hund mit hervorstehenden Augen oder einer Sehschwäche hast, sollte er nicht durch dichte Vegetation, also Büsche und Sträucher rennen. Sei auch vorsichtig, wenn dein Hund auf Katzen trifft. Lass sie besser nicht zu nahe kommen, damit die Begegnung nicht mit einer Kralle im Auge deines Hundes endet.

Ist dein Hund unbelehrbar oder sehr empfindlich, gibt es auch spezielle Brillen oder Masken zum Schutz der Augen, die du ihm aufsetzen kannst. Sie müssen allerdings gut passen und von deinem Hund toleriert werden, außerdem sind sie recht teuer.



Fazit

Hornhautverletzungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Stelle die Verletzung immer einem/einer Tierärzt:in vor, damit sie von ihm/ihr gründlich untersucht werden. Je nach Schwere der Verletzung ist unter Umständen auch eine Operation nötig, um das Auge zu reparieren und die Sehkraft zu erhalten. Mit Hilfe von Halskragen und konsequent durchgeführter Medikation sind die Heilungschancen aber meist gut und Spätfolgen vermeidbar.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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