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Geschlechtsbestimmung bei Kitten und erwachsenen Katzen. Du hast deine Katze „Mila“ getauft, doch beim ersten Termin in der Tierarztpraxis eröffnet dir die Tierärztin, dass du einen Kater hast? Oh je… Zugegeben, die Geschlechtsbestimmung bei Kitten ist nicht einfach, da sich Männchen und Weibchen lange sehr ähnlich sehen. Wir zeigen dir, wie du Kater und Katze auseinanderhalten kannst und garantiert den richtigen Namen für dein Fellknäuel findest.
Ab wann Geschlechtsbestimmung bei Katzen?
Wenn Kätzchen geboren werden, sind die äußeren Geschlechtsmerkmale nur minimal ausgeprägt, alles ist noch sehr klein. Deswegen solltest du mit der Geschlechtsbestimmung immer etwas warten, da sich die Kitten noch sehr verändern. Je älter sie werden, desto besser sind die Geschlechter sichtbar. Spätestens mit 8 Wochen ist dann in der Regel eindeutig zu erkennen, ob es sich um einen Kater oder eine Katze handelt.
Auch wenn du sehr neugierig bist und unbedingt erfahren möchtest, um welches Geschlecht es sich handelt, solltest du dein Kätzchen aber nicht zu sehr stressen. Trenne Kitten unter 8 Wochen nicht länger als 5 Minuten von der Mutter und den Geschwistern. Bei älteren Katzen kannst du zur Stressreduzierung die Geschlechtsbestimmung am besten mit einer Schmuse- oder Spieleinheit verbinden.
Katze oder Kater – Geschlecht erkennen bei Kitten
Um das Geschlecht bei deinem Kätzchen festzustellen, musst du dir sein Hinterteil anschauen, denn die Genitalien liegen unter dem After. Ganz kleine Kitten kannst du dazu einfach in Rückenlage in der Hand halten. Der Schwanz zeigt so automatisch Richtung Boden und gibt den Blick auf den Hintern frei. Etwas größere Kätzchen kannst du auf einen Tisch stellen und vorsichtig den Schwanz anheben. Manchmal hilft es auch, sie an der Schwanzbasis zu kraulen – oft heben sie den Schwanz dann von ganz alleine.
Schau dir nun also den Hintern an. Die Genitalien liegen unter dem After, der als Punkt direkt unter dem Schwanzansatz sichtbar ist. Bei einem Weibchen ist mit kurzem Abstand darunter ein kleiner Strich sichtbar, die Vulva. Beides zusammen sieht aus wie ein „i“. Bei Katern hingegen ist mit einem etwas größeren Abstand ein weiterer Punkt erkennbar, die Penisöffnung. Der Penis liegt versteckt darunter und ist nicht sichtbar. Beides sieht aus wie ein Doppelpunkt. Zwischen After und Penisöffnung ist bei Katern mehr Platz, weil dort noch die Hoden fehlen. Kannst du bereits eine kleine Beule erkennen, handelt es sich sicher um ein Katerchen.
Merke: Bei Katzen sieht man ein „i“, bei Katern ein „:“ unter dem Schwanz.
Ab wann sieht man Hoden bei Baby Katzen?
Ein eindeutiges äußeres Geschlechtsmerkmal sind die Hoden. Du kannst sie zwar nicht direkt sehen, aber zusammen mit dem Hodensack, in dem sie liegen. Beides ist als Beule unter dem After erkennbar. Bei Katern entwickelt sich dieses Merkmal aber erst nach der Geburt und ist etwa ab dem ersten Lebensmonat sicher vorhanden.
Denn zuerst muss der sogenannte Hodenabstieg erfolgen, bei dem die Hoden in den Hodensack „wandern“. Die meisten Säugetiere werden nämlich ohne sichtbare Hoden geboren, diese befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt. Der Hodensack ist schon angelegt, aber noch sehr klein. Füllt er sich, wird das ganze Paket gut sichtbar.
Es gibt allerdings drei Ausnahmen:
Die erste ist der sogenannte Kryptorchismus, bei dem die Hoden auf ihrem Weg stoppen und in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt bleiben. Oft tritt er einseitig auf, also nur ein Hoden steigt ab und einer bleibt verschwunden. Bei Kryptorchiden sollte immer eine Kastration erfolgen, da der verschwundene Hoden dazu neigt, Tumoren zu bilden.
Die zweite Ausnahme tritt wesentlich seltener auf. Bei der Hodenagenesie sind ein oder beide Hoden gar nicht angelegt, obwohl es sich genetisch um einen Kater handelt. Das Tier erscheint wie ein Kryptorchide, bei weiteren Untersuchungen kann aber kein Hoden gefunden werden.
Die dritte Ausnahme sind sogenannte Zwitter oder Hermaphroditen. Dies sind Tiere, die Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter aufweisen, also zum Beispiel äußerlich sichtbare Hoden, aber auch in der Bauchhöhle liegende Eierstöcke. Dies ist genetisch veranlagt und die Tiere sind unfruchtbar.
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Geschlecht erkennen bei erwachsener Katze
Bei erwachsenen Katzen ist die Geschlechtserkennung meist theoretisch einfacher als bei Kitten, da alles größer und besser erkennbar ist. Praktisch sind die meisten Katzen und Kater aber kastriert und die gut sichtbaren Hoden somit entfernt.
Zuerst kannst du also immer schauen, ob das Tier einen sichtbaren Hodensack und Hoden hat – dann handelt es sich eindeutig um einen Kater. Unkastrierte Kater sind oft auch vom Erscheinungsbild her größer als Katzen und haben einen mächtigeren Kopf. Am besten kannst du dies natürlich im Vergleich sehen. Wenn du keine Hoden findest, musst du dir wie bei den Kitten den After und die Geschlechtsöffnung näher anschauen: Katzen haben ein „i“ (After und schlitzförmige Vulva), Kater einen „:“ (After und Penisöffnung) unter dem Schwanz.
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Geschlecht an Fellfarbe erkennen
Es gibt ein paar Besonderheiten, bei denen man das Geschlecht von Katzen anhand der Fellfarbe relativ sicher bestimmen kann. Diese wird nämlich über das X-Geschlechtschromosom vererbt.
Bei rot gefärbten Samtpfoten handelt es sich meist um Kater. Männliche Tiere besitzen ein X- und ein Y-Chromosom. Die Vererbung der roten Farbe erfolgt nur auf dem X-Chromosom, das Y-Chromosom hat keine Auswirkung darauf. Weibliche Tiere haben hingegen zwei X-Chromosomen, die die Fellfarbe verschlüsseln. Für eine gänzlich rote Fellfarbe müssen beide X-Chromosomen die Information „rot“ enthalten, sonst würde sich eine Mischfarbe ausprägen. Um diese zwei roten X-Chromosomen vererbt zu bekommen, müssen demnach auch beide Eltern eine rote Fellfarbe besitzen, was nur relativ selten vorkommt. Bei Katern hingegen genügt es, wenn ein Elterntier die Anlage weitervererbt.
Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten dreifarbigen Katzen, auch Schildpatt oder Glückskatzen genannt. Sie sind fast immer Weibchen. Das kommt daher, dass sich diese Färbung nur ausprägt, wenn zwei X-Chromosomen vorhanden sind, auf denen insgesamt drei verschiedenen Farbanlagen codiert sind. Männliche Tiere haben hingegen nur ein X-Chromosom und können deshalb nicht so viele Fellfarben tragen. Es gibt allerdings eine Ausnahme, bei der auch Kater ein Schildpattmuster haben können: Wenn sie durch einen Gendefekt zwei X- sowie ein Y-Chromosom besitzen. Sie sind dann aber immer unfruchtbar.
Wenn du bei der Geschlechtsbestimmung sichergehen willst, solltest du der Samtpfote aber trotzdem auch einmal unter den Schwanz schauen.
Katze ist doch ein Kater
Wenn sich jetzt also herausgestellt hat, dass deine Katze doch ein Kater ist, dann ist das eben so und macht eigentlich keinen Unterschied. Es ist nur wichtig, wenn du mit deiner Samtpfote züchten möchtest. Doch was ist nun mit dem Namen? Gefällt dir der bereits gegebene Name, kannst du ihn einfach beibehalten – deine Samtpfote wird sich nicht daran stören, ob er zu ihrem Geschlecht passt oder nicht. Oder du wandelst den weiblichen Namen in eine männliche Form um oder anders herum. Wie wäre es bei Mila zum Beispiel mit Milo?
Du kannst bei der Namensgebung aber auch so richtig kreativ werden und dich von den geschlechtsabhängigen Namen abwenden. Wie wäre es zum Beispiel mit Lebensmitteln? Brokkoli komm her! Hier ist ein Leckerli, Nutella. Hey Espresso, runter vom Tisch! Auch Automodelle oder -marken können als witzige Namen herhalten, zum Beispiel Corolla, Clio oder Bentley. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Fazit
Die Geschlechtsbestimmung bei Kitten und erwachsenen Katzen ist nicht ganz einfach, aber mit etwas Übung durchaus machbar. Schau dir das Hinterteil an, ob du die schlitzförmige Vulva sehen kannst, die mit dem After ein „i“ formt – dann handelt es sich um eine Katze. Ist unter dem After mit etwas Abstand ein weiterer Punkt oder sogar zusätzlich der Hodensack zu sehen, hast du einen Kater vor dir. Bei Glückskatzen und roten Katern kannst du sogar meist von Weitem das Geschlecht erraten. Und wenn du dir nicht sicher bist, kann dir immer ein:e Tierärzt:in in der Praxis oder beim confidu Videoanruf helfen, das Geschlecht zu bestimmen.
Und egal, ob deine Samtpfote männlich, weiblich oder im sehr seltenen Fall sogar ein Zwitter ist, ist sie ganz sicher das perfekte Haustier für dich, das dir viel Freude bereitet.
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.