Geschlechtsbestimmung bei Kitten und erwachsenen Katzen

Vorsorgen | Vom 28.11.24

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Geschlechtsbestimmung bei Kitten und erwachsenen Katzen

Titelbild: lucky neko | Unsplash

Geschlechtsbestimmung bei Katzen. Ob es sich bei einem Kätzchen um eine Katze oder einen Kater handelt, ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Besonders bei neugeborenen Kätzchen ist die Geschlechtsbestimmung oft eine Herausforderung, da die Unterschiede im Genitalbereich noch nicht deutlich ausgeprägt sind. Aber auch bei erwachsenen Katzen kann es zu Unsicherheiten kommen, wenn das Tier kastriert ist oder du es gerade erst bei dir aufgenommen hast.

In diesem Artikel erfährst du, wie du das Geschlecht deiner Katze sicher bestimmen kannst, welche Merkmale bei Kätzchen und erwachsenen Tieren darauf hinweisen und worauf du bei der Untersuchung achten solltest, um Stress für dich und deine Katze zu vermeiden.

Wie unterscheiden sich Katze und Kater?

Die Unterschiede zwischen einer Katze (weiblich) und einem Kater (männlich) zeigen sich sowohl in den äußeren Merkmalen als auch im Verhalten. Diese können je nach Alter, Kastration und individuellem Charakter variieren. Hier die wichtigsten Unterschiede:

Genitalbereich

  • Katze: Der Abstand zwischen Anus und Vulva ist sehr gering (1-2 cm). Die Öffnung der Vulva ist schlitzförmig.

  • Kater: Der Abstand zwischen After und Penisöffnung ist größer (2-3 cm). Die Penisöffnung ist punktförmig, und bei unkastrierten Katern sind die Hoden deutlich sichtbar.

Körperbau

  • Katze: Katzen sind oft zierlicher und leichter. Der Kopf ist meist schmaler und feiner geformt.

  • Kater: Kater sind in der Regel größer und kräftiger gebaut, mit einem breiteren Kopf (typisch für unkastrierte Kater). Der Körper erscheint insgesamt muskulöser.

Fell und Geruch

  • Kater: Unkastrierte Kater können aufgrund ihrer Duftdrüsen einen stärkeren Geruch haben.

  • Katze: Katzen haben in der Regel keinen ausgeprägten Eigengeruch.

Markierverhalten

  • Kater: Unkastrierte Kater neigen dazu, ihr Revier mit Urin zu markieren, oft mit stark riechendem Urin. Sie streunen häufiger umher und sind in der Paarungszeit oft sehr aktiv.

  • Katze: Katzen markieren seltener mit Urin, zeigen aber während der Rolligkeit typische Verhaltensweisen wie intensives Miauen, Wälzen und erhöhte Aufmerksamkeit.

Sozialverhalten

  • Katze: Katzen wirken oft zurückhaltender und mehr auf ihr Revier fixiert. Sie können jedoch sehr anhänglich sein, besonders während der Rolligkeit.

  • Kater: Kater, insbesondere kastrierte Kater, gelten oft als verspielter und kontaktfreudiger, sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber anderen Katzen.

Kampfverhalten

  • unkastrierter Kater: Unkastrierte Kater neigen zu Revierkämpfen und können aggressiver gegenüber anderen Katern sein.

  • Katze: Auch Katzen verteidigen ihr Revier, tun dies aber oft diskreter und mit weniger körperlicher Auseinandersetzung.

Unterschiedlich groß: links Katze und rechts Kater

Bild: Ajdin Kamber | Shutterstock

Sind weibliche oder männliche Katzen anhänglicher?

Ob weibliche oder männliche Katzen anhänglicher sind, hängt weniger vom Geschlecht als von der Persönlichkeit und der Erziehung der Katze ab. Es gibt jedoch einige Tendenzen, die je nach Geschlecht, Alter und Kastration auftreten können. 

Weibliche Katzen werden oft als unabhängiger und zurückhaltender beschrieben. Sie verteidigen ihr Territorium und legen manchmal mehr Wert auf ihre Unabhängigkeit. Katzen können aber auch sehr anhänglich sein, besonders während der Rolligkeit (bei nicht kastrierten Tieren). In dieser Zeit suchen sie viel Nähe und Zuwendung. Kastrierte Katzen wirken oft ausgeglichener und weniger territorial, was sie zugänglicher und anhänglicher machen kann.

Kater, insbesondere kastrierte Kater, gelten oft als kontaktfreudiger und verspielter. Sie suchen oft aktiv den Kontakt zu Menschen und anderen Tieren. Kastrierte Kater zeigen meist ein ruhiges, anhängliches Verhalten und genießen die Nähe ihrer Besitzer:innen. Unkastrierte Kater hingegen sind oft sehr territorial und streunen umher, was sie weniger anhänglich macht.

Jede Katze hat ihren eigenen Charakter. Manche sind von Natur aus verschmust, andere eher unabhängig - unabhängig vom Geschlecht. Katzen, die von klein auf viel positive Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten, neigen zu einem anhänglicheren Verhalten.

Ab wann Geschlechtsbestimmung bei Katzen?

Wenn Kätzchen geboren werden, sind die äußeren Geschlechtsmerkmale nur minimal ausgeprägt, alles ist noch sehr klein. Deshalb sollte man mit der Geschlechtsbestimmung immer etwas warten, da sich die Kitten noch stark verändern. Je älter sie werden, desto deutlicher sind die Geschlechter zu erkennen. Spätestens mit 8 Wochen kannst du in der Regel eindeutig erkennen, ob es ein Kater oder eine Katze ist.

Auch wenn du sehr neugierig bist und unbedingt wissen möchtest, welches Geschlecht es ist, solltest du dein Kätzchen nicht zu sehr stressen. Trenne Kätzchen, die jünger als 8 Wochen sind, nicht länger als 5 Minuten von ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Bei älteren Katzen kannst du die Geschlechtsbestimmung am besten mit einer Kuschel- oder Spielrunde verbinden, um den Stress zu verringern.

Schema zur Unterscheidung von Katzen und Katern am Geschlecht

Katze oder Kater – Geschlecht erkennen bei Kitten

Um das Geschlecht deines Kätzchens zu bestimmen, musst du sein Hinterteil untersuchen, denn die Geschlechtsorgane befinden sich unterhalb des Afters. Ganz kleine Kitten kannst du einfach auf dem Rücken liegend in der Hand halten. Der Schwanz zeigt dann automatisch nach unten und gibt den Blick auf den Po frei. Etwas größere Kätzchen kannst du auf einen Tisch stellen und vorsichtig den Schwanz anheben. Manchmal hilft es auch, sie an der Schwanzwurzel zu kraulen - dann heben sie den Schwanz oft von selbst an.

Nun schau dir das Hinterteil an. Die Geschlechtsorgane befinden sich unterhalb des Afters, der als Punkt direkt unter dem Schwanzansatz sichtbar ist. Bei einem Weibchen sieht man etwas weiter unten einen kleinen Strich, die Vulva. Beide zusammen sehen wie ein „i“ aus. Beim Kater hingegen ist in etwas größerer Entfernung ein weiterer Punkt sichtbar, die Penisöffnung. Der Penis ist darunter versteckt und nicht sichtbar. Beides zusammen sieht aus wie ein Doppelpunkt. Zwischen After und Penisöffnung ist bei kleinen Katern mehr Platz, weil dort noch die Hoden fehlen. Wenn du schon eine kleine Beule erkennen kannst, handelt es sich mit Sicherheit um einen Kater.

Merke: Bei Katzen siehst du unter dem Schwanz ein „i“, bei Katern ein „:“.

Ab wann sieht man Hoden bei Baby Katzen?

Ein deutliches äußeres Geschlechtsmerkmal sind die Hoden. Man sieht sie nicht direkt, sondern zusammen mit dem Hodensack, in dem sie liegen. Beides ist als Beule unterhalb des Afters erkennbar. Beim Kater entwickelt sich dieses Merkmal allerdings erst nach der Geburt und ist etwa ab dem ersten Lebensmonat sicher vorhanden. 

Zunächst muss nämlich der sogenannte Hodenabstieg stattfinden, bei dem die Hoden in den Hodensack „wandern“. Die meisten Säugetiere werden nämlich ohne sichtbare Hoden geboren, diese befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt. Der Hodensack ist bereits angelegt, aber noch sehr klein. Wenn er sich füllt, wird das ganze Paket gut sichtbar.

Es gibt jedoch drei Ausnahmen: 

  • Kryptorchismus: Hierbei bleiben die Hoden auf ihrem Weg stecken und verbleiben in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt. Oft tritt er einseitig auf, d.h. nur ein Hoden steigt ab und der andere bleibt verschwunden. Bei Kryptorchiden sollte immer eine Kastration durchgeführt werden, da der verschwundene Hoden zur Tumorbildung neigt.

  • Hodenagenesie: Bei der Hodenagenesie fehlen ein oder beide Hoden, obwohl es sich genetisch um einen Kater handelt. Das Tier sieht aus wie ein Kryptorchide, aber bei weiteren Untersuchungen können keine Hoden gefunden werden. Hodenagenesie tritt wesentlich seltener auf als Kryptorchismus.

  • Zwitter: Zwitter oder Hermaphroditen sind Tiere, die Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter aufweisen, also zum Beispiel äußerlich sichtbare Hoden, aber auch in der Bauchhöhle liegende Eierstöcke. Dies ist genetisch bedingt und die Tiere sind unfruchtbar. Hermaphroditen haben in der Regel keine weiteren Einschränkungen.

Hoden im Hodensack bei einem unkastrierten Kater

Bild: Akira | Unsplash

Geschlecht erkennen bei erwachsener Katze

Theoretisch ist die Geschlechtsbestimmung bei erwachsenen Katzen meist einfacher als bei Jungtieren, da alles größer und besser zu erkennen ist. In der Praxis sind jedoch die meisten Katzen und Kater kastriert und die gut sichtbaren Hoden wurden entfernt.

Du kannst also immer zuerst schauen, ob das Tier einen sichtbaren Hodensack und Hoden hat - dann handelt es sich eindeutig um einen Kater. Unkastrierte Kater sind oft auch größer als Katzen und haben einen kräftigeren Kopf. Am besten siehst du das im Vergleich. Wenn du keine Hoden findest, musst du dir wie bei den Kätzchen den After und die Geschlechtsöffnung genauer ansehen: Katzen haben ein „i“ (After und schlitzförmige Vulva), Kater ein „:“ (After und Penisöffnung) unter dem Schwanz.

Trächtige Katze mit sichtbaren Zitzen

Bild: Lenar Musin | Shutterstock

Wie viele Nippel haben männliche Katzen?

Kater und Katzen können nicht anhand ihrer Zitzen unterschieden werden, da Kater in der Regel genauso viele Zitzen haben wie Katzen. Beide tragen in der Regel 6 bis 8 Zitzen, wobei die Anzahl individuell variieren kann. Anzahl und Anordnung der Zitzen sind bei Katzen nicht geschlechtsspezifisch, da sie bei beiden Geschlechtern während der Embryonalentwicklung gebildet werden. 

Die Zitzen haben bei Katern keine Funktion, da sie keine Milch produzieren. Katzen können größere Zitzen haben, wenn sie trächtig sind oder säugen. Ansonsten sind die Zitzen bei Katzen und Katern gleichermaßen unauffällig und klein.

Dreifarbige Glückskatzen sind fast immer weiblich.

Bild: Hasan Albari | Pexels

Geschlecht an Fellfarbe erkennen

Es gibt einige Besonderheiten, die es ermöglichen, das Geschlecht von Katzen relativ sicher anhand der Fellfarbe zu bestimmen. Diese wird nämlich über das X-Geschlechtschromosom vererbt. 

Rot gefärbte Samtpfoten sind in der Regel Kater. Kater besitzen ein X- und ein Y-Chromosom. Die Vererbung der roten Farbe erfolgt nur über das X-Chromosom, das Y-Chromosom hat darauf keinen Einfluss. Weibliche Tiere hingegen besitzen zwei X-Chromosomen, die für die Fellfarbe codieren. Für eine rein rote Fellfarbe müssen beide X-Chromosomen die Information „rot“ enthalten, sonst würde eine Mischfarbe entstehen. Damit diese beiden roten X-Chromosomen vererbt werden, müssen also auch beide Elterntiere eine rote Fellfarbe haben, was relativ selten vorkommt. Bei Katzen hingegen genügt es, wenn ein Elterntier die Veranlagung weitergibt. 

Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten dreifarbigen Katzen, auch Schildpatt oder Glückskatzen genannt. Sie sind fast immer weiblich. Das liegt daran, dass diese Färbung nur dann auftritt, wenn zwei X-Chromosomen vorhanden sind, auf denen insgesamt drei verschiedene Farbanlagen kodiert sind. Männchen hingegen haben nur ein X-Chromosom und können daher nicht so viele Fellfarben tragen. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Auch Kater können schildpatt sein: Wenn sie aufgrund eines Gendefekts zwei X- und ein Y-Chromosom besitzen. Sie sind dann aber immer unfruchtbar.

Wer bei der Geschlechtsbestimmung auf Nummer sicher gehen will, sollte der Samtpfote trotzdem einmal unter den Schwanz schauen. Wie du das Geschlecht erkennst, erklären wir weiter oben im Artikel.

Rote Katzen sind meistens männlich.

Bild: Oleksandr P | Pexels

Können weibliche Katzen rot sein?

Ja, weibliche Katzen können rot (orange, rötlich oder ginger) sein, wenn auch seltener als Kater. Die rote Farbe wird durch das Orange-Gen (O-Gen) auf dem X-Chromosom bestimmt. Weibliche Katzen haben zwei X-Chromosomen (XX), Kater haben ein X- und ein Y-Chromosom (XY).

Da Kater nur ein X-Chromosom besitzen, reicht ein einziges Orange-Gen (O) für die rote Fellfarbe aus. Weibliche Katzen benötigen das Orange-Gen auf beiden X-Chromosomen (OO), um vollständig rot zu sein. Daher sind etwa 80 % der roten Katzen Kater.

Katze ist doch ein Kater

Wenn sich herausstellt, dass deine Katze doch ein Kater ist, dann ist das eben so und macht eigentlich keinen Unterschied. Wichtig ist es nur, wenn du mit deiner Samtpfote züchten möchtest.

Aber was ist mit dem Namen? Wenn dir der bereits vergebene Name gefällt, kannst du ihn einfach behalten - deiner Samtpfote wird es egal sein, ob er zu ihrem Geschlecht passt oder nicht. Oder du wandelst den weiblichen Namen in einen männlichen um oder umgekehrt. Wie wäre es zum Beispiel mit Milo statt Mila?

Du kannst aber auch ganz kreativ sein und dich von den geschlechtsspezifischen Namen lösen. Wie wäre es zum Beispiel mit Lebensmitteln? Brokkoli, komm her! Hier ist ein Leckerli, Nutella. Hey Espresso, runter vom Tisch! Auch Automodelle oder -marken können als lustige Namen dienen, zum Beispiel Corolla, Clio oder Bentley. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.



Fazit

Die Geschlechtsbestimmung bei Kätzchen und erwachsenen Katzen ist nicht ganz einfach, aber mit etwas Übung durchaus machbar. Schau dir das Hinterteil an, ob du die schlitzförmige Vulva sehen kannst, die mit dem After ein „i“ bildet - dann handelt es sich um eine Katze. Ist unter dem After in einiger Entfernung ein weiterer Punkt oder sogar zusätzlich der Hodensack zu sehen, hast du einen Kater vor dir. Bei Glückskatzen und roten Exemplaren kannst du das Geschlecht meist schon von weitem erraten. Und wenn du dir nicht sicher bist, kann dir ein:e Tierärzt:in in der Praxis oder beim confidu Videoanruf helfen, das Geschlecht zu bestimmen.

Und egal, ob deine Samtpfote ein Kater, eine Kätzin oder im ganz seltenen Fall sogar ein Zwitter ist, sie ist mit Sicherheit das perfekte Haustier für dich und wird dir viel Freude bereiten.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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