Ataxie bei Katzen | Wenn die Koordination gestört ist

Verarzten | Vom 14.02.23

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Ataxie bei Katzen | Wenn die Koordination gestört ist

Titelbild: rihaij | Pixabay

Ataxie bei Katzen. Ataxie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Katzen zu Koordinationsstörungen und Gleichgewichtsproblemen führt. Die Ursachen können vielfältig sein und bedürfen einer tierärztlichen Abklärung. Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Lies weiter und erfahre alles über Ataxie bei Katzen und wie du helfen kannst.

Woher kommt Ataxie bei Katzen?

Ataxie bei Katzen tritt auf, wenn das Nervensystem oder das Gleichgewichtsorgan des Tieres gestört ist. Dies führt zu Koordinationsstörungen und Gleichgewichtsproblemen, die unsichere und ungeschickte Bewegungen zur Folge haben. Die Ursachen für Ataxie bei Katzen sind vielfältig und reichen von Infektionen und Verletzungen bis hin zu neurologischen Erkrankungen und Vergiftungen.

Häufige Ursachen für Ataxie bei Katzen:

Da es viele mögliche Ursachen für Ataxie gibt, solltest du deine Katze in jedem Fall tierärztlich untersuchen lassen, wenn sie Ataxie zeigt. Die Diagnose erfordert eine gründliche körperliche Untersuchung, neurologische Tests und möglicherweise bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen. Eine angemessene Behandlung kann nur eingeleitet werden, wenn die zugrunde liegende Ursache bekannt ist.

Katzen mit Ohrenentzündungen kratzen sich häufig am betroffenen Ohr.

Bild: Uschi_Du | Pixabay

Die häufigsten Ursachen für Ataxie erklärt

Infektionen

Eine Innenohrentzündung (auch Otitis interna genannt) kann bei Katzen zu Ataxie führen, da das Innenohr für den Gleichgewichtssinn und die Koordination verantwortlich ist. Das Innenohr enthält Sinneszellen und Nerven, die Informationen über die Position und Bewegung des Kopfes verarbeiten. Eine Entzündung im Innenohr kann die Funktion dieser Sinneszellen und Nerven beeinträchtigen, was zu Schwindel, Desorientierung und Ataxie führen kann.

Toxoplasmose ist eine parasitäre Infektion, die das Nervensystem schädigen und bei Katzen zu einer Ataxie führen kann. Betroffen sind vor allem immungeschwächte Katzen. Der Parasit befällt die Nervenzellen und kann Entzündungen hervorrufen, die Koordination und Gleichgewicht beeinträchtigen können. Der Schweregrad der Ataxie hängt von der Schwere der Infektion ab.

Die Feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine Viruserkrankung, die das Nervensystem befallen kann. FIP wird durch das Feline Coronavirus (FCoV) verursacht, das eine Entzündungsreaktion im Körper hervorruft, die zu einer Schädigung des Nervensystems führen kann. Die Ataxie ist ein häufiges neurologisches Symptom der FIP und tritt normalerweise in späteren Krankheitsstadien auf.

Giftige Substanzen

Es gibt mehrere giftige Stoffe und Medikamente, die das Nervensystem von Katzen schädigen und Ataxie verursachen können. Dazu gehören:

  • Permethrin: Ein Insektizid, das in einigen Floh- und Zeckenmitteln für Hunde enthalten ist.

  • Methanol: Ein Lösungsmittel, das in einigen Haushalts- und Reinigungsmitteln enthalten sein kann.

  • Ethylenglykol: Ein Gift, das in Frostschutzmitteln enthalten ist.

  • Blei: Ein Metall, das in einigen Farben, Beschichtungen und anderen Produkten enthalten sein kann.

  • Organophosphate: Eine Gruppe von Insektiziden, die in einigen Haushalts- und Gartenprodukten verwendet werden.

  • Aminoglykoside, insbesondere Gentamicin: Antibiotika, die bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden.

Stoffwechselstörungen

Diabetes mellitus kann bei Katzen zu einer Ataxie führen, da hohe Blutzuckerwerte Nervenschäden verursachen können, die die Koordination und das Gleichgewicht beeinträchtigen. Dies kann zu einer unsicheren Körperhaltung, Schwierigkeiten beim Laufen und Springen und zu Stürzen führen.

Eine Lebererkrankung kann bei Katzen zu Ataxie führen, da die Leber für die Verarbeitung von Giftstoffen im Körper verantwortlich ist. Wenn die Leber nicht richtig funktioniert, können sich Giftstoffe im Körper ansammeln und das Nervensystem schädigen. Außerdem kann ein niedriger Blutzuckerspiegel bei Katzen mit Lebererkrankungen zu Ataxie führen, da die Leber auch für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist.

Sehr selten treten Speicherkrankheiten auf, bei denen der Körper bestimmte Stoffe nicht abbauen kann und diese unter anderem im Nervensystem einlagert.

Verletzungen

Verletzungen des Kopfes und der Wirbelsäule können das Nervensystem der Katze beeinträchtigen und eine Ataxie verursachen. Ataxie tritt auf, wenn die Nervenbahnen, die für Koordination und Gleichgewicht zuständig sind, beschädigt werden. Der Schweregrad der Ataxie hängt von der Schwere der Verletzung ab. Bei schweren Verletzungen kann die Ataxie dauerhaft sein, während sie bei leichten Verletzungen vorübergehend auftritt und sich mit der Zeit bessert.

Neurologische Erkrankungen

Es gibt mehrere neurologische Erkrankungen, die eine Ataxie bei Katzen verursachen können. Dazu gehören z. B. bakterielle Entzündungen des Nervensystems, Schlaganfälle (Infarkte), Tumore oder degenerative Erkrankungen, bei denen die betroffenen Nerven geschädigt werden. Bei Infarkten werden Hirnareale unterversorgt und sterben ab, Tumoren verdrängen gesundes Nervengewebe. Degeneration bedeutet, dass meist altersbedingt Nervengewebe abgebaut wird und dadurch an Funktion verliert.

Das kleinste Kätzchen im Wurf hat möglicherweise eine angeborene Erkrankung und ist deswegen in der Entwicklung verzögert.

Bild: Volkov_Alexey | Shutterstock

Angeborene Erkrankungen

Katzen können von Geburt an an einer sogenannten zerebellären Hypoplasie leiden. Es handelt sich um eine Unterentwicklung des Kleinhirns, das für Koordination und Gleichgewicht zuständig ist. Wenn das Kleinhirn unterentwickelt ist, kann es nicht effektiv mit dem Nervensystem kommunizieren, was zu Ataxie führen kann. Die zerebelläre Hypoplasie der Katze wird durch eine Schädigung des Kleinhirns während der fetalen Entwicklung verursacht, die in der Regel durch eine Infektion im Mutterleib mit dem feline Panleukopenievirus (FPV, auch Katzenseuche oder Katzenstaupe genannt). Andere Ursachen können genetische Faktoren oder bestimmte Gifte sein.

Symptome von Ataxie bei Katzen

Ataxie bei Katzen ist durch eine Störung der Koordination und des Gleichgewichts gekennzeichnet, die zu unsicheren und ungeschickten Bewegungen führt. Erkennbar ist Ataxie an einer unsicheren oder wackligen Körperhaltung beim Stehen, Gehen oder Sitzen, außerdem taumeln oder stolpern betroffene Katzen häufig beim Laufen. Katzen mit Ataxie können auch Schwierigkeiten haben, die Entfernung und Höhe von Hindernissen richtig einzuschätzen. Deshalb können sie nicht so sicher oder elegant springen wie andere Katzen. Darüber hinaus haben ataktische Katzen oft Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, da sie Futter und Wasser nur schwer erreichen oder aufnehmen können. Kitten haben es schwerer, sich gegen ihre Geschwister durchzusetzen, die sich sicher bewegen, und sind daher oft kleiner und in ihrer Entwicklung verzögert.

Häufige Symptome der Ataxie bei Katzen:

  • unsichere und wackelige Körperhaltung

  • Taumeln oder Stolpern

  • Unsicherheit beim Springen

  • Schwierigkeiten beim Fressen und Trinken

Zusätzlich können Symptome auftreten, die mit der Ursache der Ataxie zusammenhängen. Bei Entzündungen des Innenohrs treten häufig zu Kopfschiefhaltung, Augenzittern (Nystagmus), Erbrechen durch Schwindel und Schwerhörigkeit auf. Eine Toxoplasmoseinfektion kann auch andere neurologische Symptome wie Krampfanfälle, Verhaltensänderungen und Sehstörungen verursachen. Die Ataxie bei der FIP kann von leichten Symptomen wie Gangunsicherheit und Schwierigkeiten beim Springen bis hin zu schweren neurologischen Störungen wie Krämpfen und Lähmungen reichen.

Kann man Ataxie heilen?

Die Heilungschancen für Ataxie bei Katzen hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. In einigen Fällen kann die Ataxie durch eine geeignete Behandlung der Erkrankung oder durch die Entfernung von Giften oder Schadstoffen behoben werden. In anderen Fällen, wie bei degenerativen neurologischen Erkrankungen, kann die Ataxie möglicherweise nicht vollständig geheilt werden, aber eine symptomatische Behandlung kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Katze zu verbessern.

Medikamente können bei vielen Ursachen für Ataxie helfen.

Bild: kholywood | Shutterstock

Die richtige Behandlung von Ataxie bei Katzen

Die Behandlung von Ataxie bei Katzen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Medikamente

Wenn die Ataxie durch eine bakterielle Infektion verursacht wird, z.B. bei einer Innenohrentzündung, kann eine Antibiotikatherapie erforderlich sein. Ist die Ataxie auf eine Vergiftung zurückzuführen, kann die Entfernung des Giftstoffs und eine unterstützende Therapie wie Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie notwendig sein. Bei neurologischen Erkrankungen kann eine symptomatische Behandlung wie Kortikosteroide, Krampflöser oder Vitaminpräparate empfohlen werden, um die Symptome der Ataxie zu lindern. Auch virale Erkrankungen lassen sich nur symptomatisch behandeln. Bei parasitären Erkrankungen können Antiparasitika helfen. 

Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In den meisten Fällen kann eine Ataxie geheilt oder zumindest gelindert werden, in schweren Fällen kann sie jedoch bestehen bleiben oder sogar fortschreiten. Angeborene Ataxien bleiben ein Leben lang bestehen.

Übungen

In manchen Fällen kann Physiotherapie oder Rehabilitation helfen, um die Bewegungsfähigkeit der Katze zu verbessern. Dein:e Tierärzt:in oder ein:e spezialisierte:r Therapeut:in kann dir Übungen empfehlen, die auf die Bedürfnisse deiner Katze zugeschnitten sind.

Hier sind einige allgemeine Übungen, die helfen können, die Koordination und den Gleichgewichtssinn deiner Katze zu verbessern:

  1. Laserpointer-Übungen: Verwende einen Laserpointer, um deine Katze dazu zu bringen, sich auf den Punkt zu konzentrieren und sich zu bewegen. Achte darauf, dass deine Katze nicht überanstrengt wird und sich nicht zu sehr bewegt, da dies die Ataxie verschlimmern kann.

  2. Hindernisparcours: Stelle eine Reihe von Hindernissen auf, die deine Katze überwinden muss, z.B. kleine Hütchen, Tunnel oder niedrige Stangen. Stelle die Hindernisse in einer einfachen Anordnung auf und achte darauf, dass sie für die Katze sicher sind.

  3. Gleichgewichtsübungen: Lass deine Katze auf einem Kissen oder einer stabilen Schaumstoffmatte balancieren. Das kann helfen, die Koordination und das Gleichgewicht zu verbessern.

Es ist wichtig, die Übungen langsam und kontrolliert durchzuführen und die Katze nicht zu überfordern. Achte darauf, dass deine Katze nicht stürzt oder sich verletzt. Wenn du unsicher bist, welche Übungen für deine Katze geeignet sind, wende dich an eine:n Tierärzt:in oder eine:n Tierphysiotherapeut:in.

Lebenserwartung von Katzen mit Ataxie

Die Lebenserwartung von Katzen mit Ataxie hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ataxie ist ein Symptom, das auf verschiedene Erkrankungen hinweisen kann, die die Lebensqualität und die Lebenserwartung der Katze beeinträchtigen können. Die Prognose hängt von der Art der Erkrankung ab, die die Ataxie verursacht, und davon, wie frühzeitig und erfolgreich die zugrunde liegende Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird.

In einigen Fällen, z.B. bei leichten Vergiftungen, kann eine frühzeitige und angemessene Behandlung dazu beitragen, dass sich die Katze vollständig erholt und eine normale Lebenserwartung hat. In anderen Fällen, z.B. bei degenerativen neurologischen Erkrankungen, kann die Ataxie fortschreiten und die Lebenserwartung verkürzen. Eine frühzeitige Diagnose und eine geeignete Behandlung sind wichtig, um die Lebenserwartung der Katze zu maximieren.



Fazit zu Koordinationsstörungen bei Katzen

Koordinationsstörungen bei Katzen, auch Ataxie genannt, können verschiedene Ursachen haben. Die Symptome von Ataxie können variieren und Schwierigkeiten beim Gehen, Stehen, Springen oder beim Koordinieren von Bewegungen umfassen. Wenn eine Katze Anzeichen von Ataxie oder anderen neurologischen Problemen zeigt, ist es wichtig, dass sie tierärztlich untersucht wird, um die Ursache festzustellen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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