Titelbild: Erik_Karits | Pixabay
Alternative Mittel gegen Parasiten – wirksam oder leere Versprechungen? Parasitenbekämpfung ist ein wichtiges Thema. Das ist auch daran zu erkennen, dass unzählige alternative Methoden zur Bekämpfung von Parasiten bei Hund und Katze diskutiert und angepriesen werden, um auf Medikamente verzichten zu können. Doch woher weiß man, dass diese wirksam sind? Und wie oft müssen sie überhaupt angewendet werden?
Bei der Beantwortung dieser Fragen helfen wissenschaftliche Erkenntnisse. Wir wollen dir erklären, wie hoch das Risiko für dein Tier ist, sich überhaupt Parasiten einzufangen. Außerdem zeigen wir dir, wie du leere Versprechen erkennst und an aussagekräftige Informationen zur Wirksamkeit von alternativen Parasitenmitteln kommst.
Wie oft gegen Parasiten behandeln?
Die Frage nach dem „wie oft“ kann man nicht generalisiert beantworten. Denn das Risiko, sich verschiedene Parasiten einzufangen, hängt ganz vom Lebensstil ab. Hierbei sind die Kontakte zu Mensch und Tier genauso wichtig wie die Ernährung und der Aufenthalt in der Natur. Anhand dieser Faktoren kann jedes Tier in eine Risikogruppe mit unterschiedlichen Empfehlungen eingestuft werden. In unserer confidu App kannst du die Gruppe für dein Tier ermitteln. So gibt es Tiere, die jeden Monat auf Würmer untersucht oder dagegen behandelt werden müssen und ganzjährig einen Floh- und Zeckenschutz benötigen. Bei anderen reicht eine halbjährliche Kotprobe oder Wurmkur und gelegentliche Untersuchung auf springende und krabbelnde Blutsauger.
Eines haben aber alle Gruppen gemein: Ein gewisses Risiko besteht bei jedem Tier, kein Hund und keine Katze ist absolut sicher vor Parasiten. Auch eine Wohnungskatze zum Beispiel kann sich Flöhe und Würmer einfangen, wenn die Besitzer:innen die mit bloßem Auge unsichtbar kleinen Eier über die Schuhe in die Wohnung tragen.
Wirken Kokosöl, Bernstein und Knoblauch wie Medikamente?
Ein wirksamer und dauerhafter Schutz gegen Flöhe und Zecken ist wichtig, da diese nicht nur Blut saugen, sondern vor allem Überträger von Krankheitserregern wie Viren (u. a. FSME-Virus), Bakterien (u. a. Borrelien) oder einzelligen Parasiten (Babesien) sind. Bei Würmern ist eher die mögliche Übertragbarkeit von Hund und Katze auf den Menschen ein Problem. Am meisten gefürchtet ist hierbei der Fuchsbandwurm, aber auch Spulwürmer und viele mehr können vor allem immungeschwächte Menschen befallen.
Bei den von Tierärzt:innen eingesetzten Antiparasitika kannst du sicher sein, dass sie wirken, denn sie mussten ein streng überwachtes, langwieriges und teures Zulassungsverfahren bestehen. Hierbei ist gesetzlich festgelegt, dass die Wirkung und Unschädlichkeit beim Einsatz an vielen Patienten nachgewiesen werden muss. Erst dann bekommt die Herstellerfirma grünes Licht zur Markteinführung.
Die Suche nach vermeintlich wirksamen, natürlichen Methoden, um einen Parasitenbefall zu verhindern oder zu behandeln, ist absolut nachvollziehbar. Es gibt reich beworbene alternative Mittel zur Behandlung der Plagegeister − von Teebaumöl, Knoblauch, Bernsteinketten und Kokosöl kann man lesen. Einen Nachweis der Wirksamkeit müssen diese Produkte aber nicht erfüllen. Ein Zulassungsverfahren wie bei Medikamenten gibt es für Ergänzungsfuttermittel und Pflegeprodukte nicht. Es gibt zwar einige Vorschriften zur Produktsicherheit, aber es muss keine Wirkung nachgewiesen werden – so wird das teure Zulassungsverfahren von den Herstellerfirmen umgangen. Deshalb solltest du immer die angebliche Wirkung von frei verkäuflichen Produkten gegen Parasiten hinterfragen. Denn sie können nicht nur unwirksam sein, sondern – im Gegenteil – sogar gefährlich für Hund, Katze und Mensch werden.
Wir haben einen Faktencheck für die am häufigsten angepriesenen, alternativen Parasitenmittel durchgeführt. Fast kein Produkt zeigte dabei eine zuverlässige Wirksamkeit.
Folgende Mittel wurden beleuchtet:
Kokosöl
Bernstein
Knoblauch und Zwiebeln
ätherische Öle
Margosa-Extrakt
Chrysantheme
effektive Mikroorganismen
Kürbiskerne
Karotten
Bild: grapaiva | Pixabay
Welche Studie ist sicher?
Wissenschaftliche medizinische Studien findet man zum Beispiel bei Google Scholar oder Pubmed. Auf der Suche nach Beweisen stößt man auch dort auf wissenschaftlich erscheinende Beiträge und Studien, die die Wirkung verschiedener Mittel belegen sollen. Das Wort „Studie“ ist allerdings kein geschützter Begriff und bei der Auswertung ist oft Vorsicht geboten. Denn Studien sind nur wertvoll, wenn ihr Ergebnis reproduzierbar ist und verallgemeinert angewendet werden kann. Deshalb sind Einzelfall- und Erfahrungsberichte zwar interessant, aber haben nur einen geringen wissenschaftlichen Wert. Wir haben dir ein paar Kriterien zusammengesucht, an denen du eine nicht aussagekräftige Studie erkennen kannst. Je mehr dieser Kriterien zutreffen, desto geringer ist die Aussagekraft.
Kriterien für zweifelhafte Studien:
geringe Anzahl Probanden (einstellige Tierzahlen) oder gar kein Test am Tier
fehlende Vergleichsgruppe ohne Wirkstoff (Placebogruppe)
Studie nicht blind durchgeführt (Studienleiter weiß, welche Mittel Wirkstoff enthalten oder Placebo sind)
zeitgleiche Anwendung anderer Präparate
keine wissenschaftliche Beurteilung des Ergebnisses, z.B. mit Labortests
Autor:in hat keine Fachexpertise (Hintergrundcheck hilft: An Universität angestellt? Welcher Fachbereich? Andere Studien veröffentlicht? Wer finanzierte die Studie?)
Auch im Einzel- oder Onlinehandel ist Vorsicht geboten. Nur weil eine Produktbeschreibung gut klingt, heißt das nicht, dass auch etwas an der versprochenen Wirkung dran ist. Ebenso kann die Aufmachung von frei erhältlichen Produkten irreführend sein, wenn sie die Verpackung von Medikamenten imitiert.
Bild: zukunftssicherer | Pixabay
Schütze dich und dein Haustier vor Würmern!
Oft sind einfache Verhaltensregeln viel sinnvoller als der Einsatz dubioser alternativer Mittel. Denn besser als eine Behandlung ist ein Schutz vor Ansteckung – und zwar für dich und deine Haustiere. Mit Würmern infizieren sich Hunde und Katzen vor allem über rohes Fleisch, das Fressen von Beutetieren oder den Kontakt zu Kot.
Leider lassen sich nicht bei allen Vierbeinern die Vorkehrungsmaßnahmen umsetzen. Bei Freigängerkatzen zum Beispiel ist es nahezu unmöglich, das Fressen von Mäusen zu verhindern. Da auch eine Kotprobenuntersuchung schwierig ist, sollten sie deshalb regelmäßig gegen Bandwürmer behandelt werden.
Hände und rohe Lebensmittel waschen
Eine gründliche Handhygiene sowie das gründliche Abwaschen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr helfen, mögliche vorhandene Wurmeier zu entfernen. Denn man kann nie wissen, womit die Lebensmittel alles in Kontakt gekommen sind. Besonders bei Bio-Produkten ist Vorsicht geboten.
Keine Küsse ins Gesicht
Hunde und Katzen lecken sich bekanntlich am Po und können so vorhandene Wurmeier aufnehmen. Damit du vor eine Ansteckung verschont bleibst, solltest du auf nasse Küsse ins Gesicht verzichten. Auch ein Händewaschen nach dem Streicheln ist ratsam, vor allem vor dem Essen.
Rohes Fleisch einfrieren
Wenn du rohes Fleisch oder rohe Innereinen fütterst, sollten diese vorher mindestens eine Woche lang bei -17 bis -20 °C tiefgefroren werden. Auf diesem Weg werden enthaltene Parasitenstadien abgetötet. BARFen birgt allerdings noch weitere Risiken wie die Übertragung von durchfallerregenden Bakterien. Deshalb ist generell eher davon abzuraten, da es so viel zu beachten gibt.
Kein Zugang zu Beutetieren
Lass deinen Hund beim Spazieren oder im Garten nicht unbeobachtet und erziehe ihn so, dass er nicht ohne deine Erlaubnis frisst. Auf der Jagd sollten mitgeführte Hunde keine entnommenen Inneren der erlegten Tiere fressen.
Kot aufsammeln
Um eine Ansteckung über Hunde- und Katzenkot zu minimieren, solltest du möglichst unmittelbar nach dem großen Geschäft den Kot deines Vierbeiners aufsammeln, egal ob beim Spaziergang oder im Garten. Außerdem empfiehlt es sich, Sandkästen nach dem Spielen abzudecken, um die ungewollte Nutzung als Katzentoilette zu verhindern.
Bild: laureettaawilliams | Pixabay
Schütze dich und dein Haustier vor Flöhen und Zecken!
Einen Befall von Flöhen und Zecken vorzubeugen ist nicht ganz einfach. Einen sicheren Schutz bieten nur Antiparasitika, die beim Blutsaugen von Floh und Zecke aufgenommen werden und diese abtöten. So haben sie keine Chance, Krankheiten zu übertragen.
Repellentien
Gegen Zecken und Flöhe gibt es verschiedene Produkte, die abschreckend auf die Krabbler wirken. Diese sogenannten Repellentien wirken aber unterschiedlich effektiv.
Büsche und Wiesen meiden
In der Zeckensaison, die leider immer länger wird und mittlerweile von März bis Oktober reicht, solltest du Gebüsche, Dickichte und hohes Gras beim Spaziergang meiden. Sie sind ein Paradies für Zecken und beherbergen oft unzählige Exemplare in allen Größen.
Absuchen und entfernen
Du solltest deinen Vierbeiner nach dem Spaziergang auf Zecken absuchen, besonders die haarlosen Stellen. Frei krabbelnde oder bereits festgesaugte Zecken solltest du umgehend entfernen und abtöten, etwa in Desinfektionsmittel oder durch Verbrennen, denn leider sind die Biester zäh.
Umgebung behandeln
Einem Flohbefall vorzubeugen ist schwierig. Auch hier hilft nur ein regelmäßiges Absuchen des Fells mit dem Flohkamm, um einen Befall frühzeitig zu erkennen. Dann sollten zuverlässig wirksame Antiparasitika zum Einsatz kommen. Damit die Flöhe dauerhaft verschwinden, sollte die gesamte Umgebung des betroffenen Tieres behandelt und gereinigt werden. Im Artikel Flöhe bekämpfen: Warum man Flöhe nicht unter den Teppich kehren sollte erklären wir dir wie.
Fazit
Hinterfrage immer angeblich wirksame Produkte gegen Parasiten, die nicht als Medikament zugelassen wurden. Viele Präparate halten nicht, was sie versprechen, oder sind sogar schädlich. Um dich und deinen Liebling vor Parasiten und durch sie übertragbare Krankheiten zu schützen, kannst du stattdessen vorbeugen und einfache Verhaltensregeln befolgen.
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.