Katze erholt sich nicht nach Narkose | Woran liegt das und was tun?

Verarzten | Vom 23.01.24

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Katze erholt sich nicht nach Narkose | Woran liegt das und was tun?

Titelbild: Aleksandar Cvetanovic | unsplash

Was tun, wenn die Katze sich nicht nach einer Narkose erholt? Fast jede Katze wird mindestens einmal in ihrem Leben in Narkose gelegt, und sei es „nur“ für eine Kastration oder eine Zahnreinigung. Wieder zuhause angekommen, verhält sich die Samtpfote dann oft ungewohnt und braucht länger, bis sie wieder ganz die alte ist. Aber kein Grund zur Panik, meistens ist das ganz normal. Selten stecken medizinische Probleme dahinter, um die sich ein:e Tierärzt:in kümmern muss.

Wir wollen dir zeigen, welche Verhaltensweisen nach einer Narkose normal sind und geben dir Tipps, wie du dich gut um deine Samtpfote kümmern kannst. Lerne, Probleme zu erkennen und richtig zu handeln, damit sie schnell wieder fit wird.

Gerät zu Narkoseüberwachung.

Bild: mirkosajkov | pixabay

Ist eine Narkose gefährlich für meine Katze?

Nein, Vollnarkosen sind heutzutage sehr sicher. Das liegt daran, dass die Medikamente, Methoden und Geräte über die Zeit verbessert und weiterentwickelt wurden. So gibt es für jeden einzelnen Patienten eine Risikobewertung und daran angepasste Narkoseprotokolle, denen die Tierärzt:innen folgen können. Das ist sehr wichtig, da vor allem Hochrisikopatienten anders überwacht werden müssen. Denn Katzen mit einer Vorerkrankung haben ein zehnmal höheres Narkoserisiko als gesunde Katzen. Das liegt daran, dass eine Vollnarkose immer eine Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und die Atmung hat. Sind diese Organsysteme bereits vorgeschädigt, kommt es häufiger zu Atemaussetzern, stark verlangsamtem oder unregelmäßigem Herzschlag.

Interessant ist, dass das Narkoserisiko von Katzen etwas höher als das von Hunden ist. Zum einen liegt das an der geringeren Größe. Bei einer Narkose kann der Körper die Temperatur nicht aufrechthalten und verliert an Wärme. Je kleiner das Tier, umso schneller kühlt es aus. Unterkühlung kann zu Herzversagen führen und bewirkt, dass die Medikamente langsamer abgebaut werden. Außerdem arbeitet die Katzenleber anders. Sie verstoffwechselt einige Medikamente anders als die Hundeleber und scheidet sie langsamer aus. Dadurch kann sich die Wirkung verstärken und verlängern. Ein weiteres Problem ist, dass sich Katzen im Vergleich zu Hunden schlechter untersuchen lassen und viele Symptome verstecken. So kann der/die Tierärzt:in nicht immer ausreichend den Gesundheitszustand vor der Narkose beurteilen und Vorerkrankungen erkennen.

Wie lange wirkt eine Narkose bei einer Katze?

Die Dauer einer Narkose hängt ganz von der angewendeten Narkoseart, den angewendeten Medikamenten und der Operation selbst ab. Aber eines ist sicher: Wenn du deine Samtpfote aus der Tierarztpraxis abholst, sollte sie wieder ansprechbar sein, selbstständig schlucken, blinzeln und sich bewegen können. Dabei ist es egal, welche Narkoseart bei ihr angewendet wurde.

Trotzdem ist es völlig normal, dass sie weiterhin schläfrig, etwas verwirrt und torkelig ist – das kann durchaus bis zum nächsten Tag anhalten. Denn die Hauptwirkung der Narkosemittel ist zwar vorüber, aber es dauert noch länger, bis der Körper sie vollständig abgebaut und ausgeschieden hat. Erst dann funktioniert die Koordination wieder völlig einwandfrei.

Du kannst deiner Katze beim Aufwachen helfen. Bereite ihr eine gepolsterte, saubere Liegefläche auf dem Boden vor. Lege sie am besten mit einer saugfähigen Unterlage aus, denn manchmal müssen sich Katzen nach einer Narkose übergeben oder machen unter sich. Du kannst ihr auch eine (nicht zu heiße) Wärmflasche ins Bettchen geben oder sie mit einer Decke zudecken, damit sie nicht auskühlt. Unterkühlte Tiere brauchen länger, um wieder wach zu werden und die Medikamente abzubauen. Achte aber darauf, dass sie gut atmen kann und bedecke den Kopf nicht. Wenn deine Katze wieder etwas zu sich nehmen darf, stelle Futter und Wasser neben sie. Und auch die Katzentoilette sollte nicht zu weit weg sein, um Kraft zu sparen. Beobachte deine Katze in den ersten Stunden nach einer Narkose gut, sei für sie da, aber lass sie in Ruhe ausschlafen.

Katzen bevorzugen nach einer Narkose oft warme Orte wie die Heizung zum Schlafen.

Bild: olivierk5 | pixabay

Katze nach Narkose tagelang müde

Es kann vorkommen, dass Katzen noch mehrere Tage nach der Operation müde sind und mehr schlafen als üblich. Manchmal dauert es länger, bis die Narkosemittel vollständig vom Körper abgebaut und ausgeschieden werden. Das betrifft vor allem Katzen, die zu dick sind oder an einer Vorerkrankung von Herz, Leber oder Nieren leiden. 

Es kann auch in Ausnahmefällen vorkommen, dass Katzen unbeabsichtigt etwas mehr Narkosemittel bekommen, als nötig ist. Im Regelfall wird jede Katze vor dem Eingriff gewogen, gründlich untersucht und die Narkose daran angepasst. Bei sehr wilden Tieren ist dies aber manchmal unmöglich und der/die Tierärzt:in kann das Gewicht nur schätzen.

Ein weiterer Grund für eine anhaltende Müdigkeit ist die Operation selbst. Oft schlafen Katzen danach mehr, weil sich der Körper regenerieren muss. Die Energie, die sonst für Bewegung und Spiel verbraucht werden würde, steht so der Wundheilung zur Verfügung. Und weniger Bewegung ist zusätzlich förderlich, damit Haut, Knochen und andere Gewebe wieder besser zusammenwachsen können.

Ist es normal, dass die Katze nach der Narkose torkelt?

Wenn die Katze noch unter dem Einfluss der Narkosemittel steht, ist auch ihre Koordination davon beeinflusst. Erst wenn sie den „Rausch“ vollständig ausgeschlafen hat, funktioniert alles wieder wie vorher. Deshalb ist es wichtig, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt keiner Gefahr ausgesetzt ist. Das Katzenbett sollte auf dem Boden liegen, Treppen oder andere Stolperfallen sollten nicht erreichbar sein. Du kannst deine Katze auch erst einmal in einem Raum unterbringen, der wenige Sprunggelegenheiten bietet und in dem es dunkel und ruhig ist. Denk dabei an die Katzentoilette und daran, ihr Wasser und Futter bereitzustellen, sobald sie wieder fressen darf.

Kuschle mit deiner Katze viel nach der Narkose. Das spendet Wärme und Geborgenheit.

Bild: Jeffrey Blum | unsplash

Meine Katze zeigt nach der Narkose Wesensveränderung

Nach einer Narkose verhält sich deine Katze anders als sonst? Sie versteckt sich viel, ist hyperaktiv, ängstlich oder sogar aggressiv? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen können der Praxisaufenthalt und die Operation für manche Katzen ein traumatisches Erlebnis sein. Sie sind an einem ihnen unbekannten Ort, fremde Menschen, Geräusche und Gerüche umgeben sie. Das kann starken Stress auslösen und zu Verhaltensänderungen führen. Lass ihr etwas Zeit, damit sie sich wieder beruhigen kann.

Es gibt ein paar Tricks, um den Stress für deine Katze zu reduzieren.

Transportbox: 

Die Transportbox sollte ein Alltagsgegenstand sein und nicht nur herausgeholt werden, wenn der Tierarztbesuch ansteht. Sie kann zum Beispiel als Schlafhöhle im Zimmer stehen. Auch ein regelmäßiges Training mit Leckerlis kann helfen, dass deine Katze gerne in die Transportbox steigt. 

vertraute Gerüche:

Am Operationstag kannst du eine Kuscheldecke oder ein T-Shirt von zuhause mitbringen, denn der vertraute Geruch beruhigt deine Katze. 

eigenes Futter mitgeben:

Sollte deine Katze etwas länger in der Praxis oder Klinik bleiben müssen, kannst du auch das gewohnte Futter von zuhause mitgeben. 

kurzer Aufenthalt:

Damit deine Katze so kurz wie möglich in der ungewohnten Umgebung ist, hole sie schnellstmöglich nach dem Eingriff wieder ab. Die Praxis wird dich benachrichtigen, sobald sie wieder wach ist.

Entspannung durch Kuschelhormone:

Ist deine Katze sehr stressanfällig, kannst du zuhause Feliway® einsetzen. Es handelt sich um ein sogenanntes Pheromon, das verdampft wird und einen beruhigenden Effekt auf Katzen hat. Es imitiert Duftstoffe, die Katzen selbst ausscheiden, um sich gegenseitig zu versichern, dass alles in Ordnung ist.

Ein weiterer Grund für ein verändertes Verhalten deiner Katze nach einer Narkose sind Schmerzen. Das von der Operation betroffene Gewebe ist geschwollen und tut vor allem in den ersten Tagen nach dem Eingriff weh. Wer selbst einmal operiert wurde, hat das bereits erlebt – bei Tieren ist das nicht anders. Schmerzen sind auch ein Grund, warum manche Katzen nach einer Operation nicht richtig fressen wollen. Deswegen sollte dein Liebling noch über mehrere Tage hinweg Schmerzmedikamente erhalten und sich so wenig wie möglich bewegen. Ausgiebiges Toben und Spielen muss erst einmal warten.

Nach der Narkose sehen die Augen meiner Katze komisch aus

Die Augen deiner Katze sind ganz verklebt nach der Operation? Keine Sorge, das ist nichts Krankhaftes. Durch die eingesetzten Narkosemittel funktioniert der Blinzelreflex nicht, was zum Eintrocknen der Augen und kleinen Verletzungen führen kann. Deshalb müssen sie künstlich feucht gehalten werden und es wird am Anfang des Eingriffs etwas Augensalbe aufgetragen. Es handelt sich meist um eine Pflegesalbe, die keine Arzneimittel wie Antibiotika enthält. Deine Katze wird sich die überschüssige Salbe selbst wegputzen, sobald sie die erste gründliche Körperwäsche vornimmt.

Ein weiteres Phänomen, was einige Katzen nach einer Narkose zeigen, ist ein beidseitiger Nickhautvorfall. Die Nickhaut ist das dritte Augenlid, das sich als weiße Membran vor die Augen schiebt, weil sich durch die Narkose alle Muskeln entspannen. Das kann auch nach dem Aufwachen noch einige Stunden andauern und geht von allein wieder weg.

Halskragen sind wichtig als Leckschutz und schützen vor Verletzungen durch Kratzen.

Bild: Sophie McAulay | shutterstock

Wann zum Tierarzt?

Nur in den seltensten Fällen ist es nötig, nach der Narkose erneut eine Tierarztpraxis aufzusuchen. Innerhalb von ein bis zwei Tagen sind die Katzen in aller Regel wieder voll wach und sie selbst. Lass deiner Samtpfote Zeit, sich zu erholen und auszuruhen. Wenn sie einen Halskragen oder einen Body bekommen hat, um die Operationswunde zu schützen, solltest du diese in keinem Fall entfernen! Zu oft passiert es, dass Katzen ohne solch einen Schutz die Wunde öffnen und erneut operiert werden müssen. Um deiner Katze den Umgang mit dem Halskragen zu erleichtern, kannst du den Deckel der Katzentoilette abnehmen und Stühle oder Ähnliches, an dem sie hängenbleiben kann, aus dem Raum entfernen.

Es gibt wenige Fälle, in denen du nach einer Operation in die Tierarztpraxis gehen solltest, auch wenn du keinen Nachsorgetermin hast. Wenn deine Katze auch 2 Tage nach der Operation noch nichts frisst, muss die Ursache gefunden werden. Vielleicht wirkt das Schmerzmittel nicht oder sie benötigt eines – dein:e Tierärzt:in wir dir weiterhelfen. Die Futteraufnahme ist wichtig, damit deine Katze Kraft bekommt und wieder fit wird. Ein weiterer Grund ist ein schlecht sitzender Verband. Ist er abgerutscht, obwohl das operierte Bein nicht bewegt werden soll, muss er unbedingt erneuert werden. Und auch wenn er zu eng anliegt, kann das deiner Katze schaden und Druckstellen verursachen. Ein deutlicher Hinweis auf einen zu eng sitzenden Verband ist, wenn deine Katze hartnäckig versucht, diesen loszuwerden und nicht davon ablassen kann.



Fazit

Vollnarkosen sind bei Katzen sehr sicher. Sie werden routinemäßig durchgeführt, gut vorbereitet und überwacht. Jede:r Tierärzt:in muss dich vorher über die Risiken einer Narkose aufklären. Scheue dich dabei nicht, weitere Fragen zu stellen.

Wenn deine Katze alles geschafft hat und wieder zuhause ist, solltest du in den ersten Stunden bei ihr bleiben und darauf achten, dass sie sich nicht verletzt. Denn die Nachwirkungen der Narkose können noch etwas länger anhalten. Gib ihr Liebe, Zuwendung und Ruhe und sie wird im Handumdrehen wieder ganz die alte sein.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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