Urintest: Die Untersuchung von Harnsediment im Labor

Verarzten | Vom 17.05.22

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Urintest: Die Untersuchung von Harnsediment im Labor

Titelbild: Africa Studio | Shutterstock

Die Untersuchung von Harnsediment im Labor. Zur Diagnose von Krankheiten stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Eine davon ist die Untersuchung des Harns. Eine Reihe von Tests kann Aufschluss darüber geben, was Hund oder Katze fehlt, zum Beispiel die Untersuchung des Harnsediments. Du hast das Wort noch nie gehört und kannst dir nichts darunter vorstellen? Dann lies einfach weiter!

Die Harnprobe im Labor

Bei einer Harnsedimentuntersuchung im Labor wird der Urin deines Lieblings genauer unter die Lupe genommen. Als Sediment werden alle festen und unlöslichen Bestandteile bezeichnet, die bei jedem gesunden Tier im Harn vorhanden sind, zum Beispiel Zellen der Blasenwand (sog. Epithelzellen). Sind allerdings Blutzellen im Urin, kann das Hinweise auf mögliche Erkrankungen des Harntrakts oder anderer Organe liefern.

Um das Sediment beurteilen zu können, wird die Urinprobe in eine Zentrifuge gestellt. Diese dreht sich so schnell, dass sich die schweren festen Bestandteile des Harns am Boden des Probengefäßes absetzen. Anschließend wird mit einer Pipette eine kleine Menge der Sedimentschicht entnommen und auf einen Objektträger übertragen. Dieser wird nun unter ein Mikroskop gelegt und das Sediment genau betrachtet.

Harnsediment wird unter dem Mikroskop untersucht.

Bild: H_Ko | Shutterstock

Harnsediment eines gesunden Tieres

Die innere Auskleidung der Harnblase und der Harnröhre besteht unter anderem aus Epithelzellen. Im Laufe der Zeit erneuert sich diese Schicht Stück für Stück, indem ältere Zellen absterben und neue durch Zellteilung gebildet werden. Die abgestorbenen Zellen bzw. deren Bestandteile werden mit dem Urin ausgespült und sind im Sediment sichtbar.

Vereinzelt können rote oder weiße Blutkörperchen durch sehr kleine Risse in der Harnblasen- oder Nierenwand in den Urin gelangen. Kleine Mengen dieser Zellen sind nicht besorgniserregend. Sogenannte Harnzylinder werden in der Niere gebildet und bestehen vor allem aus Eiweißen. Sie lagern sich in den Nierenkanälchen zu zylinderförmigen Gebilden zusammen und werden mit dem Urin ausgeschieden. Auch hier gilt: Ein vereinzeltes Auftreten bestimmter Zylinder ist normal.

Rote Blutkörperchen, stark vergrößert.

Bild: Artem Oleshko | Shutterstock

Harnsediment eines kranken Tieres

Eine erhöhte Anzahl an roten Blutkörperchen kann auf eine Entzündung der Harnblase oder bei Rüden und Katern auch der Prostata hindeuten. Aber auch Verletzungen durch z.B. Harnkristalle oder -steine oder Unfälle können die Ursache sein. Während der Läufigkeit von Hündinnen kann Blut aus der Scheide den abgesetzten Urin verunreinigen und darf nicht als Symptom einer Krankheit fehlgedeutet werden.

Das vermehrte Auftreten weißer Blutkörperchen ist das Hauptsymptom einer Entzündung im Harntrakt. Hierbei handelt es sich meist um eine Blasenentzündung, aber auch eine Entzündung der Nieren oder der Geschlechtsorgane ist möglich. Das gehäufte Auftreten von bestimmten Epithelzellen und Harnzylindern kann auf Störungen in den Nieren hinweisen, wie z.B. auf eine chronische Nierenerkrankung.

Harnkristalle bilden sich unter anderem dann, wenn zu viele Mineralstoffe aufgenommen und wieder ausgeschieden werden. Diese werden unter bestimmten Bedingungen unlöslich, fällen im Urin aus und lagern sich aneinander. Die Kristalle sind aus unterschiedlichen Mineralien zusammengesetzt und können unter dem Mikroskop anhand ihrer spezifischen Formen bestimmt werden.

Eine gesunde Harnblase ist steril, enthält also keine Bakterien. Ist sie mit Keimen infiziert, werden diese mit dem Urin ausgespült und sind im Sediment sichtbar – und das in Massen. Eine leichte Erhöhung des Keimgehalts in der Probe ist bei Spontanharn jedoch normal. Der beim normalen Wasserlassen aufgefangene Urin ist oft verunreinigt, z.B. durch Kontakt zum Fell und hat keine diagnostische Aussagekraft. Nur eine große Bakterienzahl wird genauer untersucht.

Wann das Harnsediment untersuchen lassen?

Eine Sedimentuntersuchung ist bei dem Verdacht einer Entzündung ein wichtiges diagnostisches Mittel, denn hier stehen in aller Regel Bakterien und Harnkristalle als übliche Verdächtige im Raum. Wichtig ist hierbei immer die Identifizierung: Gegen Bakterien benötigt man gezielt wirksame Antibiotika und wenn bekannt ist, um welche Kristalle es sich handelt, kann man eine entsprechende Therapie und Ernährungsumstellung einleiten. Mit dem confidu Forscher Kit - Urin Labor kannst du all das herausfinden – denn es kommt auch auf die inneren (Urin)-Werte an.

Manchmal reicht eine Sedimentuntersuchung allerdings nicht aus. Besonders zur Diagnose von Harnsteinen oder einem Nierenschaden sind bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen sowie Blutanalysen notwendig, die nur in einer Tierarztpraxis durchgeführt werden können.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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