Hornhautwucherung bei Katzen – wie helfen bei Pododermatitis?

Verarzten | Vom 28.03.23

Artikel teilen:

fb twi whatsapp mail print

Autor

@confidu


Hornhautwucherung bei Katzen – wie helfen bei Pododermatitis?

Titelbild: Alex Zotov | shutterstock

Hornhautwucherung bei Katzen – wie helfen bei Pododermatitis? Es gibt nichts Süßeres, als die kleinen, weichen Ballen der Katzenpfote. Doch es kann vorkommen, dass sich ihr Aussehen verändert, sie gerötet erscheinen und sich verdicken. Meist steckt eine sogenannte Pododermatitis dahinter, eine Entzündung der Pfotenhaut. Das ist unangenehm für deine Katze und muss behandelt werden.

Wir zeigen dir, was eine Pododermatitis verursacht und wie du sie erkennst – damit du deiner Katze helfen kannst und sie wieder beschwerdefrei durch die Gegend flitzt.

Die Ballen der Katze

Schau dir die Unterseiten der Pfoten deiner Katze einmal genauer an. Vorder- und Hinterpfote unterscheiden sich in der Anzahl der Ballen. Jede Hinterpfote (siehe 2.) hat 5 Ballen: 4 kleine Zehenballen und einen großen Sohlenballen. An den Vorderpfoten (siehe 1.) kommen jeweils noch ein Daumenballen und ein sogenannter Karpalballen hinzu – dort gibt es also 7 Ballen pro Pfote.

Wie viele Ballen hat eine Katzenpfote? Ganz einfach: vorne 7, hinten 5.

Die Ballen sind wahre Wunderwerke der Natur! Sie bestehen aus unbehaarter, dick verhornter Haut, die vor Verletzungen schützt. Unter ihnen liegt ein Fettpolster, das als Stoßdämpfer dient – deswegen fühlen sie sich so weich an. Die Ballen sind wichtig für die Fortbewegung der Mäusejäger und verändern je nach Geschwindigkeit ihre Form. Beim schnellen Laufen sind sie schmaler, was die Reibung verringert. Beim plötzlichen Richtungswechsel und Abbremsen verbreitern sie sich hingegen und geben so mehr Halt.

Die Ballenhaut ist zwar dick, aber nicht mit der menschlichen Hornhaut an den Füßen zu vergleichen. Sie ist von Nerven und verschiedenen Rezeptoren durchzogen, mit denen die Katze Wärme, Druck, Berührung, Vibrationen und Schmerzen wahrnimmt. Außerdem sitzen dort umfunktionierte Schweißdrüsen, die die Ballen befeuchten, damit sie besser auf dem Untergrund haften.

Gesunde Katzenpfote mit leicht ausgefahrenen Krallen.

Bild: RJ22 | shutterstock

Wenn die Ballen krank werden

Die Pododermatitis ist eine komplexe Erkrankung und betrifft verschiedene Bereiche der Pfote. An den Ballen sind die Veränderungen aber am besten zu sehen und fallen deshalb meist zuerst ins Auge. Sind Juckreiz oder Schmerzen vorhanden, lecken und knabbern sich betroffene Katzen die Pfoten oft so intensiv, dass sie die Symptome damit selbst verschlimmern. 

Je nach Ursache kann die Erkrankung recht unterschiedlich aussehen. Milde Formen zeigen sich durch eine leichte Schwellung und Rötung, auch Haarausfall zwischen den Ballen kann vorhanden sein. Weitere Symptome sind Schuppenbildung oder eine starke Verhornung, mit oder ohne Verfärbung der Ballen. Schwere Entzündungen können mit einer starken Rötung, Hautablösung und offenen Geschwüren einhergehen, die mit Krusten oder Eiter bedeckt sein können. Manchmal ist auch das Krallenbett mitbetroffen und scheint gerötet, geschwollen oder vereitert. Oft reißen die betroffenen Krallen dann leicht ein oder ab.



Die Pododermatitis hat verschiedene Ursachen

Wie sich die Pfotenerkrankung zeigt, hängt ganz von der Ursache ab. Entzündungen im Körper sind meist entweder durch Erreger verursacht, also Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze, oder durch ein überreagierendes Immunsystem. Selten kann eine Pododermatitis auch sekundär durch eine Erkrankung anderer Organe entstehen.

Bakterien

Bakterien sind häufige Verursacher einer Krallenbettentzündung. Sie entsteht vor allem, wenn die Katze aufgrund einer anderen Erkrankung bereits geschwächt ist oder sich eine Verletzung an der Pfote entzündet. Ist Eiter zu sehen, sind Bakterien im Spiel und ein Antibiotikum sowie eine gründliche Wundpflege vonnöten.

Viren

Virale Hauterkrankungen treten seltener auf. Meist stecken dann Pockenviren oder Katzenschnupfenerreger dahinter. Im Vordergrund stehen bei diesen Erkrankungen aber meist Symptome an anderen Körperstellen als den Pfoten. Pocken verursachen Geschwüre an Augen und Lippen und Katzenschnupfen ist einer Erkältung ähnlich und betrifft die Atemwege.

Parasiten

Es gibt verschiedene Milbenarten, die eine Pododermatitis hervorrufen. Eines haben sie gemeinsam: Sie lösen einen heftigen Juckreiz aus. So können Freigänger von kleinen, orangen Herbstgrasmilben befallen werden, wenn sie durch Wiesen und Gehölz streifen. Durch direkten Kontakt zu Katzen oder über geteilte Decken können sich Freigänger und auch Wohnungskatzen mit der Krätzemilbe Notoedres cati infizieren. Die Hautveränderungen sehen dabei borkig-schuppig aus.

Hautpilze

Meist sind junge Kätzchen von Hautpilzen betroffen. Die vornehmlich veränderten Stellen sind hierbei der Kopf, die Ohren, die Pfoten, die Vorderbeine und der Schwanz – es bleibt in der Regel nicht bei einer Stelle. Hautpilze verursachen meist kreisrunde, haarlose Stellen, die leicht schuppig sind. Juckreiz kann vorhanden sein.

Immunvermittelt

Bei immunvermittelten Erkrankungen reagiert der Körper auf harmlose Reize und schadet sich dadurch selbst. Die alarmierten Immunzellen schütten Botenstoffe aus, die Entzündungen, Geschwüre und Juckreiz verursachen. Meist stecken Allergien gegen Futtermittel, Flohspeichel und Mückenstiche dahinter. Auch die atopische Dermatitis, eine generelle Überempfindlichkeit auf Umweltstoffe wie Hausstaubmilben, Pollen und Pilzsporen, führt zu Pfotenveränderungen. Weiterhin gibt es auch Erkrankungen, bei dem sich das Immunsystem gegen verschiedene Teile des eigenen Körpers richtet. Diese Erkrankungen haben komplizierte Namen und heißen unter anderem Pemphigus foliaceus, Lupus erythematosus und plasmazelluläre Pododermatitis.

Sekundär

Als letztes gibt es Erkrankungen verschiedener innerer Organe, die sekundär zu Ballenveränderungen führen. Oft kommt es zu Haarausfall an der Pfote oder zu einer sogenannten Hyperkeratose, also einer übermäßigen Verhornung der Ballen. Meist handelt es sich um Tumorerkrankungen, zum Beispiel der Thymusdrüse, Gallengänge oder Bauchspeicheldrüse.

Katzen lecken sich oft intensiv an den erkrankten Pfoten.

Bild: EvaGai | shutterstock

Was tun bei Problemen mit den Ballen?

Zeigt deine Katze Veränderungen an den Pfoten, steckt in den allermeisten Fällen eine Erkrankung dahinter. Abnutzungserscheinungen sind selten, denn normalerweise strapazieren Katzen ihre Pfoten wenig und pflegen sie beim Putzen selbst. Außerdem produzieren die Ballen ein fettendes Sekret, das sie geschmeidig hält. 

Nur in seltenen Fällen können die Ballen von Freigängern trocken und rissig werden. Wenn es draußen friert oder Schnee fällt und deine Katze durch das Streusalz läuft, können die Ballen angegriffen werden. Dann kannst du ihr etwas Pfotenbalsam oder Wundheilsalbe auftragen. Doch denk immer daran: Deine Katze wird wahrscheinlich den größten Teil davon wieder ablecken. Verwende also nur geeignete Produkte.

Was tun, wenn sich die Ballen ablösen?

Wenn sich die Ballenhaut plötzlich ablöst, kann das mehrere Ursachen haben. Zum einen geschieht dies bei Verbrennungen oder Verbrühungen. Wenn deine Katze also über eine glühende Herdplatte läuft oder einen heißen Tee umkippt, wird die Haut geschädigt und löst sich ab. Zum anderen können auch Putzmittel Verätzungen und eine Hautablösung verursachen. Sei immer vorsichtig mit Gefahrenquellen und bewahre Putzmittel so auf, dass deine Katze keinen Zugang hat. 

Wenn sich deine Katze verbrannt, verbrüht oder verätzt hat, solltest du sofort die betroffenen Pfoten mit lauwarmem Wasser abspülen. Das dient der Abkühlung und Abschwellung und entfernt ggf. das Putzmittel. So kann es keinen weiteren Schaden anrichten. Du verhinderst zudem, dass deine Katze es ableckt und sich zusätzlich den Mund, die Speiseröhre und den Magen verätzt. Je nach Schweregrad der Verletzung solltest du spätestens am nächsten Tag eine Tierarztpraxis aufsuchen und den Patienten vorstellen.

Was tun, wenn die Ballen aufgerissen sind?

Jede Verletzung, die über einen oberflächlichen Kratzer hinausgeht, solltest du in einer Tierarztpraxis abklären und versorgen lassen. Denn der Umfang der Verletzung ist oft schwer abzuschätzen und es können sich auch Fremdkörper in die Pfote einspießen. Durch eine professionelle Behandlung lassen sich zudem Infektionen vermeiden. Du kannst die Erstversorgung übernehmen, damit die Wunde geschützt ist, bevor ein:e Tierärzt:in draufschaut. Außerdem wird er/sie dir zeigen, wie du die Wunde in der Heilungsphase versorgen kannst.

Jeder kann mit etwas Übung einen Pfotenverband anlegen.

Bild: Kittisak Srithorn | shutterstock

Hat sich deine Katze an der Pfote verletzt, kann es stark bluten. Zum Stillen der Blutung und Erstversorgung generell brauchst du Wunddesinfektionsmittel, eine Pinzette und Verbandszeug mit sterilen Kompressen, Mullbinden, etwas Polsterwatte, Klebeband und einer Schere.

So legst du einen Pfotenverband an:

  • Wunde mit sauberem Wasser reinigen

  • sichtbare Fremdkörper entfernen (tiefe und große Fremdkörper entfernt der/die Tierärzt:in)

  • Wunde desinfizieren, mit Kompresse abdecken

  •  auf stark blutende Wunde einige Minuten Druck mit Daumen auf Kompresse ausüben

  • kleine Wattestreifen zwischen alle Zehen stecken als Druckschutz (vorne nicht den Daumen vergessen!)

  • gesamte Pfote mit Watte bis über das nächste Gelenk umwickeln, sonst rutscht der Verband später

  • Mullbinde drumwickeln und mit Klebestreifen festmachen

In der Tierarztpraxis wird der Verband dann entfernt und nach der Wundversorgung ein neuer angelegt. Wenn du dabei sein kannst, schau dabei gut zu. Dann siehst du, ob du deine Technik eventuell noch etwas verbessern kannst. Scheue dich nicht, dabei Fragen zu stellen!

Was tun, wenn sich die Pfoten häuten?

Bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen wie Pemphigus und Lupus kann es aussehen, als wenn sich die Pfote häutet. Meist sind die Ballen am Übergang von behaarter zu unbehaarter Haut betroffen. Das Besondere ist, dass sich die Veränderungen dann auch an anderen Körperstellen wie der Nase oder den Ohrmuscheln befinden.

Entdeckst du diese Symptome, benötigt deine Katze Medikamente, um das Immunsystem zu unterdrücken. Das stoppt den Verlauf der Erkrankung und die Haut kann heilen. In der Tierarztpraxis wird zur Sicherung der Diagnose eine kleine Biopsie der betroffenen Haut entnommen und im Labor untersucht.

Wann muss ich zum Tierarzt?

Jede Veränderung der Ballen sollte von einem/einer Tierärzt:in abgeklärt werden. Häufig stecken Erkrankungen oder Verletzungen dahinter, die behandelt werden müssen und sehr unangenehm für deine Katze sind. Das Herausfinden der Ursache ist dabei leider nicht immer einfach. Häufig kann man ihr nur mit einer gründlichen Anamnese und Untersuchung der ganzen Katze sowie verschiedenen diagnostischen Mitteln auf die Schliche kommen. Wichtig ist aber immer eine frühzeitige Behandlung der Symptome. Je nach Ursache kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz: Antibiotika, Antiparasitika, Präparate gegen Pilze oder Cortison bei immunbedingten Problemen. Ob die betroffene Pfote zusätzliche Pflege benötigt, wird dir dein:e Tierärzt:in sagen. Außerdem ist meist der Einsatz eines Halskragens nötig, damit die Katze mit dem Knabbern aufhört und die Pfote heilen kann.

Gesunde Pfoten, glückliche Katze.

Bild: Darkmoon_Art | pixabay

Fazit zu Pfotenproblemen bei Katzen

Sind die Pfoten deiner Katze gerötet, geschwollen oder anderweitig verändert, leidet sie womöglich an einer Pododermatitis. Warte nicht lange ab, sondern stelle deine Katze zur nächsten Sprechstunde in einer Tierarztpraxis vor. Die Erkrankung ist sehr unangenehm und benötigt in den meisten Fällen eine medikamentöse Behandlung. Dann werden die kleinen Ballen an der Katzenpfote schnell wieder weich und niedlich.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


Auch Interessant

Natürliche Alternative: Hausmittel für Hund und Katze

Verarzten | Hausmittel

Natürliche Alternative: Hausmittel für Hund und Katze

24.09.24

Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze

Verarzten | Notdienst

Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze

29.08.24

Erste Maßnahmen bei Erbrechen | Wie kann ich meinem Hund helfen?

Verarzten | Erbrechen

Erste Maßnahmen bei Erbrechen | Wie kann ich meinem Hund helfen?

16.08.24