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Scheinsträchtigkeit bei Hunden: Symptome, Ursachen und Behandlung. Unkastrierte Hündinnen erleben sie jedes Jahr mindestens zweimal – die Scheinträchtigkeit. Diese Phase kann oft stressig sein, sowohl für die Hündin als auch für die Besitzer. In unserem Artikel erklären wir, was während der Scheinträchtigkeit im Körper deiner Hündin passiert und wie du sie unterstützen kannst, besonders wenn die Symptome stark ausgeprägt sind.
Was ist Scheinträchtigkeit?
Die Scheinträchtigkeit ist ein normaler Vorgang bei unkastrierten Hündinnen, der ca. 4-12 Wochen nach der Läufigkeit auftritt. Die Hündin zeigt hierbei mütterliches Verhalten wie Nestbau und Milchfluss, ohne trächtig gewesen zu sein. Daher ist der Begriff Scheinträchtigkeit nicht ganz zutreffend, da die vorherrschenden Symptome dem natürlichen Verhalten NACH der Geburt entsprechen. Eine Scheinträchtigkeit entsteht durch die Hormonveränderung während des Zyklus und entwickelt sich in der Regel ca. ein bis drei Monate nach der Läufigkeit.
Manche Hündinnen zeigen nach jeder Läufigkeit eine deutliche Scheinträchtigkeit, bei anderen Hündinnen sind die Symptome sehr schwach und werden vom Tierhalter nicht bemerkt. Wovon diese unterschiedliche Ausprägung der Symptome abhängt, ist noch nicht bekannt. In jedem Fall ist eine Scheinträchtigkeit ein normaler Vorgang und muss erst bei ausgeprägten Symptomen behandelt werden.
Wieso wird meine Hündin scheinträchtig?
Im Rudel war es früher wichtig, dass auch andere Tiere außer dem Muttertier die Welpen mitversorgen konnten. Daher war es sinnvoll, dass auch nicht tragende Hündinnen ein mütterliches Verhalten entwickelten. Nach der Läufigkeit wird sowohl bei trächtigen als auch bei nicht trächtigen Weibchen das Hormon Progesteron in den Eierstöcken produziert.
Progesteron dient dazu, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten und vorerst den Hormonzyklus anzuhalten, der zu einer erneuten Läufigkeit führen würde. Die Trächtigkeit dauert ca. 64 Tage und gegen Ende kommt es zur Anbildung der Milchdrüsen. Ab diesem Zeitraum sinkt die Konzentration des Progesterons im Blut wieder und die des Hormons Prolaktin steigt an. Dies führt zur Milchproduktion und zu Verhaltensveränderungen.
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Was sind die Symptome einer Scheinträchtigkeit?
Die betroffenen Hündinnen sind unruhig, verweigern das Fressen, tragen ihr Spielzeug herum und bauen sogar ein Nest. Auch Aggressivität gegenüber anderen Tieren oder Menschen kann vorkommen. Die Hündinnen lecken häufig am geschwollenen Gesäuge, was den Milchfluss anregt. Die Symptome können unbehandelt zwei bis drei Wochen anhalten.
Wie wird eine Scheinträchtigkeit diagnostiziert?
Der Vorbericht einer unkastrierten Hündin, die vor ca. einem Monat läufig war und nun die typischen Symptome zeigt, ist in der Regel ausreichend. Es müssen aber immer eine Trächtigkeit, Entzündung des Gesäuges oder tumoröse Veränderungen ausgeschlossen werden.
Wie kann ich eine Scheinträchtigkeit behandeln?
Bei Symptomen wie einem stark geschwollenen Gesäuge und ausgeprägten Verhaltensstörungen wie Aggressivität muss das oben genannte Hormon Prolaktin durch die Gabe von Prolaktinhemmern (Cabergolin, Metergolin) ausgeschaltet werden. Diese Medikamente müssen mindestens 5 Tage gegeben werden, auf jeden Fall aber 2 Tage über die Symptome hinaus.
Bei weniger starken Symptomen reicht es, wenn du die Spielzeuge entfernst und deine Hündin möglichst häufig ablenkst, z.B. durch Spaziergänge. Du darfst das Gesäuge nicht stimulieren – das heißt, Salben und Melken sind verboten! Am besten fasst du es gar nicht an. Es gibt auch einige Hausmittel, die deiner Hündin vielleicht helfen können und die Ausprägung stärkerer Symptome verhindern.
Solltest du eine Trächtigkeit nicht ausschließen können, darf keine medikamentöse Behandlung erfolgen.
Kann ich die Entwicklung einer Scheinträchtigkeit verhindern?
Die Entstehung einer Scheinträchtigkeit kann nur durch eine Kastration verhindert werden. Durch diese wird die Produktion der verursachenden Hormone gestoppt, da die Eierstöcke entfernt werden. Allerdings solltest du deine Hündin nicht während der Scheinträchtigkeit kastrieren lassen, da die Gefahr besteht, dass sie dann über einen sehr langen Zeitraum Symptome einer Scheinträchtigkeit zeigt. Der beste Zeitpunkt für eine Kastration ist 3 Monate nach der Läufigkeit.
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Meine Hündin ist kastriert – aber trotzdem scheinträchtig!?
Bei kastrierten Hündinnen, die nach der Kastration mehr als einmal scheinträchtig werden, kann es sein, dass Reste des Eierstockgewebes in der Bauchhöhle verblieben sind. Eine weitere Ursache kann eine Schilddrüsenunterfunktion sein. Diese Möglichkeiten müssen umgehend in einer Tierarztpraxis abgeklärt werden.
Ist die Scheinträchtigkeit schädlich für meine Hündin?
Eine Scheinträchtigkeit kann bei starken Symptomen neben der Gefahr einer Milchdrüsenentzündung auch eine psychische Belastung für deine Hündin sein. Bei regelmäßig auftretenden Scheinträchtigkeiten mit ausgeprägten Symptomen raten wir dir zu einer Kastration.
Wenn du noch offene Fragen zu dem Thema hast oder dein Hund selbst betroffen ist, zögere nicht, den confidu Diagnose Finder oder eine:n Tierärzt:in deines Vertrauens zu kontaktieren.
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