Struvite bei Hund und Katze: Harnsteine erfolgreich behandeln

Verarzten | Vom 05.12.23

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Struvite bei Hund und Katze: Harnsteine erfolgreich behandeln

Titelbild: Vera Larina | Shutterstock

Struvite bei Hund und Katze: ein steiniger Weg. Die häufigste Harnsteinart bei Hunden und Katzen besteht aus Phosphor, Magnesium und dem Eiweiß-Stoffwechselprodukt Ammonium und wird Struvit genannt. Wir erzählen dir mehr darüber, wie Struvite entstehen, wie sie diagnostiziert werden und was man dagegen tun kann.

Wie entstehen Struvitsteine?

Harnsteine (sog. Urolithen) treten häufig bei unseren Vierbeinern auf. Sie entstehen unter anderem, wenn sich Mineralstoffe im Urin aneinanderlagern. Zunächst bilden sich kleine, mit dem Auge unsichtbare Kristalle, die nach und nach zu sichtbaren Steinen heranwachsen können – und diese bedeuten Ärger. Die Kristallbildung ist ein langer Prozess und nicht immer führt ein Zuviel an Mineralstoffen automatisch zur Steinbildung. 

Beim Hund entstehen Struvitkristalle, wenn Bakterien in die Harnblase gelangen, die das Enzym Urease bilden. Sie verarbeiten den Harnstoff im Urin zu Ammoniak, der in wässriger Umgebung zu Ammonium reagiert. Jetzt kommen Magnesium und Phosphor (in Form von Phosphat) ins Spiel: Gemeinsam mit dem entstandenen Ammonium formen sie Struvitkristalle in ihrer typischen „Sargdeckel“-Form.

Während beim Hund Urease-bildende Bakterien die häufigste Ursache von Struvitkristallen sind, entstehen diese bei Katzen in den meisten Fällen steril (also ohne Beteiligung von Erregern). Stattdessen sorgt eine Verschiebung des Urin-pH-Wertes in den basischen Bereich für eine Zunahme von Phosphat. Wird gleichzeitig zu viel Magnesium, Phosphor und Protein gefüttert, wird der Harn von diesen Mineralien übersättigt und Kristalle fällen aus.

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Struvit-Kristall in typischer "Sargdeckel"-Form im Urin.

Bild: Todorean-Gabriel | Shutterstock

Welche Symptome bei Struvitsteinen?

Harnkristalle und -steine reizen mit ihrer rauen Oberfläche die Harnwege und verursachen eine Harnwegsentzündung. Anhand der Symptome kann man aber nicht unterscheiden, ob es sich um Urolithen oder eine durch Bakterien verursachte Blasenentzündung handelt. In beiden Fällen kannst du bemerken, dass dein Tier häufiger Urin absetzt, dieser aber meist nur tröpfchenweise kommt. Auch Schmerzen beim Harnabsatz sind typisch und können sich durch eine gekrümmte Haltung oder Schmerzlaute bemerkbar machen. Ist die Entzündung bereits fortgeschritten, kann es zu kleinen Blutungen in der Blase kommen und der Urin verfärbt sich rötlich oder bräunlich.

Urinuntersuchung unter dem Mikroskop.

Bild: H_Ko | Shutterstock

Diagnose von Harnsteinen

Es ist wichtig, eine Harnwegsinfektion durch Bakterien von Problemen mit Harnkristallen abzugrenzen, da sie unterschiedlich behandelt werden. Eine Urinprobe deines Tieres sollte in ein Labor geschickt und untersucht werden. Unter dem Mikroskop wird sichtbar, ob Bakterien oder Kristalle vorliegen. Sind letztere im Urin vorhanden, kann eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung sinnvoll sein, um festzustellen, ob sich bereits Harnsteine gebildet haben.

Struvitsteine behandeln und vorbeugen

Bakterielle Harnwegsinfektionen sollten immer antibiotisch behandelt werden – vor allem, wenn sie der Auslöser für die Steinbildung sind! Eine prophylaktische Anwendung antibakterieller Medikamente beim Vorliegen von Urolithen kann sinnvoll sein, um eine Infektion der gereizten Harnblasenwand zu vermeiden.

In unserem Artikel über die Ernährungsanpassung bei Harnsteinen kannst du nachlesen, welche allgemeinen Regeln für die Ernährung beim Auftreten von Harnkristallen und -steinen gelten. Und hier findest du die genauen Vorgaben für die Fütterung von Hunden mit Struvitsteinproblematik. Vermeide in jedem Fall die Anreicherung von Magnesium und Phosphor im Urin, indem du das Futter deines Tieres an die Empfehlungen anpasst. Kochst du selbst für deinen Vierbeiner? Dann lass dir von uns ein Rezept berechnen, das den besonderen Bedürfnissen deines Lieblings entspricht. Für Fertigfutter-Liebhaber sind spezielle Alleinfuttermittel auf dem Markt. Achte beim Kauf darauf, dass sie explizit zur Auflösung oder Prävention von Struvitsteinen geeignet sind.

Da sich Struvitkristalle vor allem in basischem Urin bilden, ist die Ansäuerung des Harns eine wichtige Therapiemaßnahme. Bestimmte Mineralstoffe im Futter sowie spezielle Ergänzungsfuttermittel senken den Urin-pH-Wert und wirken der weiteren Kristallisierung entgegen.

Nicht immer gelingt die Steinauflösung durch eine Ernährungsanpassung oder der Stein ist bereits so groß, dass er die Harnblase blockiert. In diesem Fall kann eine operative Entfernung notwendig sein. Anschließend solltest du dennoch auf das richtige Futter achten, um eine erneute Steinbildung zu vermeiden!

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Bild: Chendongshan | Shutterstock

Fazit – vor dem Stein ist nach dem Stein

Je früher Harnkristalle diagnostiziert werden, desto schneller kannst du handeln und im besten Fall die Bildung von Harnsteinen vermeiden. Da Urolithen dazu neigen, auch nach einer erfolgreichen Therapie erneut aufzutreten, stellt die Überwachung des Gesundheitszustandes deines Tieres einen wichtigen Faktor zur Vorsorge dar. Mit unserem Forscher Kit - Urin Labor kannst du den Urin deines Tieres bequem von Zuhause aus auf Harnkristalle testen lassen und so aktiv an der Erhaltung der Gesundheit deines Lieblings teilhaben!


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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