Niedliche Plattnase? Warum Möpse unter ihrer kurzen Schnauze leiden

Schützen | Vom 30.03.24

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Niedliche Plattnase? Warum Möpse unter ihrer kurzen Schnauze leiden

Titelbild: Maryna Vechirka | shutterstock

Brachyzephalie bei Hunden. Möpse, Bulldoggen und Boxer sind beliebte Hunde, die oft wegen ihrer platten Nasen und runden Gesichter geliebt werden. Doch was viele nicht wissen: Brachyzephalie, also die Verkürzung von Schädel und Nase, stellt für diese Hunde ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Viele leiden u.a. ihr Leben lang unter Atemnot.

Wir erklären, was Brachyzephalie für die betroffenen Hunde bedeutet und warum man sich die Anschaffung eines brachyzephalen Hundes gut überlegen sollte. Außerdem gibt es Tipps, wie du deinem kurznasigen Liebling das Leben leichter machen kannst.

Was bedeutet Brachyzephalie bzw. Kurzköpfigkeit?

Die Brachyzephalie ist ein äußeres Erscheinungsbild verschiedener Hunderassen. Bei brachyzephalen Hunden ist der Schädel abgeflacht und oft verbreitert, die Nase und die Kieferknochen sind verkürzt. Daraus ergeben sich u.a. große, hervorstehende Augen, kleine Nasenlöcher und eine große Zunge. Diese Merkmale sind im Allgemeinen charakteristisch für kurznasige Hunde, können aber je nach Rasse und Individuum variieren.

Optische Merkmale brachyzephaler Hunde:

  • kurze Schnauze

  • breiter Kopf

  • ausgeprägte Stirnregion

  • kurzer Nasenrücken

  • enge Nasenöffnungen

  • große, heraushängende Zunge

  • große, hervorstehende Augen

Kurznasige Hunde sind keine Erfindung des Zufalls, sondern wurden vom Menschen gezielt gezüchtet. Früher standen praktische Gründe im Vordergrund, z.B. dass Hunde mit kurzer Schnauze einen Vorteil im Kampf gegen Bullen hatten (siehe  z.B. Englische Bulldogge). Nach der Abschaffung der Hunde- und Bullenkämpfe wurden kurznasige Hunde vor allem wegen ihrer „Niedlichkeit“ gezüchtet. Ihr runder Kopf entspricht dem Kindchenschema und wirkt daher auf uns „putzig“.

Hunde im Vergleich: links Labrador, rechts Englische Bulldogge mit kurzer Nase.

Bild links: Petra, Bild rechts: michel kwan | Pixabay

Welche Rassen sind brachyzephal?

Die Brachyzephalie tritt bei vielen Hunderassen auf, aber nicht alle Rassen sind von schweren gesundheitlichen Einschränkungen wie Atemnot durch die Brachyzephalie betroffen, z.B. der Affenpinscher und der Boxer. Die Englische und die Französische Bulldogge sowie der Mops sind dagegen Rassen, bei denen die Brachyzephalie groteske Ausmaße angenommen hat. Bei vielen dieser Rassehunde liegt die Nase mittlerweile auf derselben Höhe wie die Stirn oder ist sogar nach innen gedrückt (siehe Bild), was zu erheblichen Gesundheitsproblemen führt.

Diese Hunderassen sind brachyzephal:

Katzen im Vergleich: links Europäisch Kurzhaar, rechts Perserkatze mit kurzer Nase.

Bild links: Akbar Nemati, Bild rechts: Spike Summers | Pixabay

Gibt es Brachyzephalie auch bei der Katze?

Ja, die Brachyzephalie kommt auch bei Katzen vor. Wie bei den Hunden handelt es sich um eine erbliche Schädelfehlbildung, die durch eine verkürzte Nase und enge Nasengänge gekennzeichnet ist. Wie kurznasige Hunde haben auch brachyzephale Katzen häufig Atemprobleme und sind anfällig für Gesundheitsprobleme wie Augen-, Haut- und Herzerkrankungen sowie Zahnfehlstellungen.

Zu den brachyzephalen Katzenrassen gehören:

  • Britisch Kurzhaar

  • Exotisch Kurzhaar

  • Perser

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Französische Bulldogge mit sehr kurzer Nase und heraushängender Zunge.

Bild: Istvan Csak | Shutterstock

Welche Auswirkungen hat Brachyzephalie bei Hunden?

Brachyzephalie ist zwar keine eigenständige Krankheit, geht aber in vielen Fällen mit gesundheitlichen Problemen einher. Brachyzephale Hunde haben einen verkürzten Schädel, was zu einer Einengung und Stauchung verschiedener anatomischer Strukturen wie den Nasengängen und Tränenkanälen führt. Die Augenhöhlen sind ungewöhnlich flach, wodurch die Augen hervortreten. Viele im Schädelinneren gelegene Weichteilstrukturen sind nicht verkürzt und daher im Verhältnis zu groß, wie z.B. die Zunge und das Gaumensegel. Außerdem führt die kurze Schnauze zu tiefen Gesichtsfalten, und die Anzahl der Zähne ist trotz des geringeren Platzes im Maul nicht geringer als bei Hunden mit langer Schnauze.

Die erschwerte Atmung kann im Laufe der Zeit auch zu Folgeschäden führen. Vor allem die zu engen Nasengänge und der damit verbundene hohe Atemwiderstand belasten im Laufe der Jahre das Gewebe im Rachen- und Kehlkopfbereich. Dadurch verdickt sich das Gewebe, die Atemwege werden immer enger und die Beschwerden nehmen zu. Eine weitere Folge ist die Ausstülpung der Stimmtaschen, die ihrerseits die Atemwege einengen.

Die Hauptprobleme bei brachyzephalen Hunden sind:

  • enge Nasenöffnungen

  • enger Nasengang

  • langes Gaumensegel

  • große Zunge

  • Nasenfalte

  • fehlstehende Zähne

Diese Merkmale führen zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen, einschließlich Atembeschwerden, Überhitzung, Zahn- und Kieferproblemen, Augenproblemen und Hautproblemen.

Folgen der der Brachyzephalie bei Hunden:

  • Atemprobleme: Hunde mit Brachyzephalie haben aufgrund der flachen Nase und des verkürzten Schädels oft eine verengte Atemöffnung. Da Hunde hauptsächlich durch die Nase atmen, haben sie deshalb Schwierigkeiten, ausreichend Luft zu bekommen, was zu Kurzatmigkeit, Schnarchen, lauten Atemgeräuschen und Atemnot führt.

  • Hitzestress: Kurznasige Hunde können sich an warmen und heißen Tagen nur schwer abkühlen, was zu Hitzestress bis hin zum Hitzschlag führen kann. Hunde schwitzen nicht wie Menschen, sondern geben Körperwärme hauptsächlich über die Atmung ab. Dieser Mechanismus ist bei brachyzephalen Rassen mäßig bis stark eingeschränkt.

  • Augenprobleme: Hunde mit Brachyzephalie haben oft ein flaches Gesicht, wodurch die Augen übermäßig hervortreten. Dies erhöht das Risiko von Augeninfektionen und -verletzungen und führt häufig zu einem übermäßigem Tränenfluss, da die Tränenkanäle verformt und nicht durchlässig sind. Außerdem neigen Brachys zum sogenannten Cherry Eye, einem Vorfall der Nickhautdrüse.

  • Hautprobleme: Kurznasige Hunde haben oft ausgeprägte Nasenfalten. Schmutz, Futterreste, Feuchtigkeit, Staub, Parasiten, Hefepilze usw. können sich dort festsetzen und zu unangenehmen und stinkenden Entzündungen führen. Außerdem neigen sie zu Allergien.

  • Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme: Viele brachyzephale Hunde haben aufgrund des zusammengedrückten Schädels Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, weil sie dabei schlecht Luft bekommen.

Im schlimmsten Fall kann Brachyzephalie zum schwerwiegenden Brachyzephalen Atemnotsyndrom bzw. brachyzephalen obstruktivem Syndrom (BOS) führen, das die Lebensqualität des betroffenen Hundes stark beeinträchtigt und sogar lebensbedrohlich sein kann. Am häufigsten sind Französische Bulldoggen (41,8 % aller Frenchies), Cavalier King Charles Spaniel (20,5 % aller CKCS), Möpse (26 % aller Möpse), American Bulldogs (19,2 % aller Bulldogs) und Englische Bulldoggen (19 % aller Engl. Bulldoggen) betroffen.¹

¹ Veterinary Medical Guide to Dog and Cat Breeds, J.S. Bell, K.E. Cavanagh, L.P. Tilley, F.W.K. Smith, 2012 Tenton NewMedia

Hat jeder Mops Atemprobleme?

Ja, so gut wie jeder Mops und sowie viele andere brachyzephale Hunderassen haben aufgrund ihrer anatomischen Merkmale Atemprobleme, insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder warmen Temperaturen. Diese Atemprobleme verschwinden leider nie von selbst und verschlimmern sich häufig im Laufe des Lebens. Erschwerend kommt hinzu, dass brachyzephale Hunde häufig übergewichtig sind.

Sogenannter Retro-Mops mit längerer Nase, längeren Beinen und längerem Schwanz.

Bild: Incygneia | Pixabay

Adoptieren oder nicht? Zucht von brachyzephalen Hunden

Da vor allem Cavalier King Charles Spaniel, Englische Bulldogge, Französische Bulldogge und Möpse unter gesundheitlichen Problemen leiden, raten wir generell von der Adoption von Welpen dieser Rassen ab. Nur ein Rückgang der Nachfrage und ein Umdenken in der Zuchtpraxis können dazu beitragen, dass diese Rassen weniger leiden.

Glücklicherweise ist in den letzten Jahren das öffentliche Bewusstsein für die gesundheitlichen Gefahren der Brachyzephalie gestiegen. Viele Tierärzt:innen und Tierschutzorganisationen sprechen sich gegen die bisher praktizierte Zucht brachyzephaler Hunde aus. Sie fordern eine Änderung der Zuchtstandards für diese Rassen, um die Gesundheit der Hunde zu verbessern. Eine Möglichkeit, die Gesundheit brachyzephaler Hunde zu verbessern, wäre die Zucht auf längere Nasen der Hunde. Dies würde die Atemwege der Hunde erweitern und ihnen das Atmen erleichtern.

Einige Züchter:innen haben sich diesem Ziel bereits verschrieben, wodurch u.a. der sogenannte Retro-Mops entstanden ist. Er hat eine längere Schnauze als „normale“ Möpse und längere Beine, wird aber von den Zuchtvereinen nicht anerkannt, da meist andere Rassen mit eingekreuzt wurden, um das Zuchtziel zu erreichen. Wenn du trotzdem eine Kurznase aufnehmen möchtest, solltest du darauf achten, dass die Brachyzephalie wenig ausgeprägt ist und die Nase möglichst lang ist.

Was vor der Adoption eines Brachys bedenken?

Es ist wichtig, dass zukünftige Besitzer:innen von brachyzephalen Hunden sich der möglichen Gesundheitsprobleme bewusst sind und eng mit einem/einer Tierärzt:in zusammenarbeiten, um die Gesundheit ihres Hundes zu überwachen, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung zu ergreifen.

Da brachyzephale Rassen i.d.R. sehr krankheitsanfällig sind, muss außerdem im Laufe eines Hundelebens mit hohen Tierarztkosten gerechnet werden. Vor allem die Haltung von Cavalier King Charles Spaniels, Englischen und Französischen Bulldoggen sowie Möpsen kann schnell sehr teuer werden. Nicht selten übersteigen die gesamten Tierarztkosten den Wert eines Kleinwagens. Deshalb lohnt es sich, frühzeitig eine Tierkrankenversicherung abzuschließen. Doch Vorsicht! Nicht jede Versicherung deckt rassetypische Behandlungen und Operationen ab. Informiere dich vorher genau über die Tarife und Vertragsbedingungen. Bei manchen Hunden kann ein chirurgischer Eingriff zur Korrektur der Atmung und zur Verbesserung der Lebensqualität notwendig sein, der mehrere tausend Euro oft selbst bezahlt werden muss.

Französische Bulldogge mit Hautfaltendermatitis, erkennbar an geröteten Hautfalten.

Bild: MeBream | Shutterstock

Symptome der Brachyzephalie bei Hunden

Aufgrund der anatomischen Veränderungen sind brachyzephale Hunde für gesundheitliche Probleme prädisponiert. Diese sind für Besitzer:innen sind u.a. erkennbar an folgenden Symptomen:

  • Schnarchen: Schnarchen ist eines der häufigsten und auffälligsten Symptome, auch im Wachzustand. Was oft als niedlich interpretiert wird, ist ein Ausdruck von Atemnot, da u.a. ein zu langes Gaumensegel die Atmung erschwert.

  • Hecheln: Hecheln dient der Wärmeabgabe und tritt vor allem bei Anstrengung und Temperaturen über 20°C auf.

  • Überhitzen: Brachyzephale Hunde sind anfälliger für Hitzestress und Hitzschlag, da sie ihre Körpertemperatur nicht ausreichend über die Atmung regulieren können. Dies äußert sich in einem Anstieg der Körpertemperatur, Hecheln und Kollaps bis hin zum plötzlichen Versterben.

  • geringe Belastbarkeit: Durch die verengten Atemwege wir der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, weshalb kurznasige Hunde wenig belastbar sind. Hundesport wie Agility ist z.B. für viele von ihnen nicht möglich.

  • Würgen: Würgen und Erbrechen treten häufig während oder nach Belastung auf.

  • blaue Zunge: Die Zunge kann sich blau verfärben, wenn die Hunde durch Atembeschwerden mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden.

  • Schlafstörungen: Durch die Entspannung im Schlaf verlegen das große Gaumensegel und der Zungengrund die Atemwege bei Kurznasen, weshalb sie im Schlaf nicht richtig atmen können und immer wieder unruhig aufwachen.

  • Juckreiz und Hautentzündungen: Brachyzephale Hunde sind anfälliger für Allergien und andere Hauterkrankungen. Die ausgeprägten Nasenfalten führen häufig zu Hautfaltendermatitis.

  • getrübte Augen: Die hervorstehenden Augen sind anfällig für Trockenheit und Hornhautverletzungen, z.B. wenn der Hund durch Büsche streift.

  • Schwierigkeiten beim Fressen: Aufgrund ihrer kurzen Schnauze bekommen brachyzephale Hunde bei der Futteraufnahme oft schlecht Luft. Sie können zudem Schwierigkeiten beim Schlucken oder Kauen haben und neigen dazu, beim Fressen mehr Luft zu schlucken, was zu Blähungen führen kann.

  • Sabbern: Brachyzephale Hunde können einen erhöhten Speichelfluss aufweisen, da sie Schwierigkeiten haben, den Speichel zu schlucken.

  • Maulgeruch: Da brachyzephale Hunde in der Regel zu eng stehende oder schiefe Zähne haben, sind sie anfälliger für Zahnprobleme wie Zahnbelag und Zahnfleischerkrankungen.

  • entzündete Augen: Ein- oder ausgerollte Augenlider (Entropium und Ektropium) sowie fehlgebildete und verlegte Tränenkanäle begünstigen Augenentzündungen.

  • Vorfall der Nickhautdrüse: Brachyzephale Hunde neigen zum sogenannten Cherry Eye. Dabei erscheint die Nickhautdrüse als rosa Vorwölbung im inneren Augenwinkel.

Schnarchen und Co.: Hat mein Hund Atemprobleme?

Leider wird das Schnarchen kurzköpfiger Hunderassen oft völlig missverstanden. Es handelt sich dabei nicht um Wohlfühl- oder Kommunikationslaute wie das Schnurren der Katze oder das Grunzen des Schweins. Alle schnarchenden Atemgeräusche beim Hund deuten auf eine unnatürliche Verengung der oberen Atemwege und damit verbundene Atemprobleme hin. Atemnot wird von Mensch und Tier immer als lebensbedrohlich empfunden und stellt eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar.

Im Artikel Wir sagen „Ja“ zur Nase! Gesundheitliche Probleme bei kurzköpfigen Rassen findest du eine Checkliste mit weiteren Auffälligkeiten. Mit ihr kannst du testen, ob dein kurznasiger Hund vom Brachyzephalen Atemnotsyndrom betroffen ist.

Übergewichtige Kurznasen sollten unbedingt abnehmen, um leichter Luft zu bekommen und fitter zu werden.

Bild: Stacey Kennedy | Pixabay

Wie brachyzephalen Hunden helfen?

Aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten benötigen brachyzephale Hunde besondere Pflege und Aufmerksamkeit, um ihre Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten. Bedenke, dass jeder Brachy individuell ist und unterschiedliche Bedürfnisse haben kann. Eine enge Zusammenarbeit mit deinem/deiner Tierärztin und die Beobachtung deines Hundes werden dir helfen, die besten Maßnahmen für seine Gesundheit zu ergreifen.

Hier sind einige Möglichkeiten, wie du deinem brachyzephalen Hund helfen kann:

  • regelmäßige tierärztliche Betreuung: Regelmäßige Tierarztbesuche sind wichtig, um die Gesundheit deines Hundes zu überwachen. Dort können mögliche Probleme frühzeitig erkannt und Behandlungen empfohlen werden.

  • Brustgeschirr: Ein Halsband kann bei Zug Druck auf den Hals ausüben, was zu Luftnot führen kann. Ein Geschirr hingegen verteilt den Druck gleichmäßig um den Brustkorb und minimiert das Risiko von Verletzungen am Hals und das Abschnüren der Atemwege.

  • Gewichtskontrolle: Übergewicht kann Atemprobleme und andere Gesundheitsprobleme verschlimmern. Achte darauf, dass dein Hund ein gesundes Gewicht hat, um seine Atemwege zu entlasten. Wenn er bereits zu dick ist, sollte er langsam mit einer Reduktionsdiät abnehmen.

  • Überhitzung vermeiden: Brachys können ihre Körpertemperatur nur schlecht regulieren. Setze deinen Hund daher keiner Hitze aus und vermeide starke körperliche Anstrengungen, besonders an warmen Tagen. Verlege die Gassirunden an Sommertagen auf die kühleren Morgen- und Abendstunden. Achte darauf, dass deinem Hund immer genügend Wasser zur Verfügung steht.

  • spezielle Ernährung: Wähle ein ausgewogenes und qualitativ hochwertiges Futter und überfüttere deinen Hund nicht. Auf jedem Futter findest du Angaben zu den Mengen. Stellst du das Futter selbst zusammen, solltest du die benötigten Nährstoffe und die Futtermenge genau berechnen. Achte auf die Größe der Futterbrocken, da Brachys oft Schwierigkeiten beim Fressen haben.

  • Stress reduzieren: Brachyzephale Hunde können empfindlicher auf Stress reagieren, was ihre Atemprobleme verschlimmern kann. Schaffe eine ruhige und stressfreie Umgebung für deinen Hund und halte dich an Routinen.

  • Augenpflege: Wenn die Augen deines Hundes tränen, solltest du die Augenumgebung regelmäßig reinigen, um Entzündungen vorzubeugen. Hunde mit hervorstehenden Augen sollten nicht durch Büsche o.Ä. rennen, um sich die Hornhaut nicht zu verletzen.

  • Schlafposition: Brachys können in bestimmten Schlafpositionen besser atmen. Biete ihm verschiedene Schlafmöglichkeiten an und beobachte, wo und in welcher Position dein Hund am besten atmet und am wenigsten schnarcht.

  • Hautpflege: Reinige die Hautfalten deines Hundes täglich mit einem feuchten Tuch und trockne sie danach gründlich ab, um Hautfaltenentzündungen durch Pilze und Bakterien zu vermeiden. Es ist sehr wichtig, dass hier keine Feuchtigkeit entsteht.

  • chirurgischer Eingriff: In schweren Fällen ist ein chirurgischer Eingriff zur Erweiterung der Atemwege und zur Verbesserung des Wohlbefindens des Hundes empfehlenswert. In Deutschland bieten einige spezialisierte Tierkliniken die Brachyzephalen-Operation an.

Wissenswertes zur Brachyzephalen OP

Die Brachyzephalen-Operation ist ein aufwändiger, chirurgischer Eingriff, der durchgeführt wird, um die Atmung bei kurznasigen Hunden zu verbessern. Er ist vor allem nötig bei Hunden, die am Brachyzephalen Atemnotsyndrom leiden und nur schwer Luft bekommen. In Deutschland führen z.B. die Universitätstierklinik in Leipzig, die AniCura Tierklinik in Bielefeld, die Tierklinik Dr. Trillig und die Tierklinik Hofheim diese Eingriffe durch.

Bei der Brachyzephalen-OP werden Verengungen im Mund- und Nasenraum an mehreren Stellen operativ durch folgende Maßnahmen erweitert:

Kürzung des zu langen Gaumensegels: Das Gaumensegel ist ein Gewebestück, das vom Gaumen bis zum Rachen reicht. Bei brachyzephalen Hunden ist es oft verlängert und behindert die Luftzufuhr, was zu Schnarchen führt. Eine Verkürzung des Gaumensegels vergrößert den Nasenrachenraum und erleichtert die Atmung.

  • Erweiterung zu enger Nasenöffnungen: Die Nasenlöcher brachyzephaler Hunde sind oft klein und eng. Eine Erweiterung der Nasenlöcher verbessert die Luftzufuhr.

  • Abtragung fehlgefalteter Nasenmuscheln: Die Nasenmuscheln sind für die Riechfunktion und die Thermoregulation verantwortlich. Durch die Verkürzung der Nasenhöhle sind sie missgebildet, unverhältnismäßig groß und eng, wodurch der Luftstrom stark behindert wird. Sie können mit Laser abgetragen und verkleinert werden.

  • Entfernung hervorgetretener Kehlkopftaschen: Durch die dauerhafte Atemnot können sich die Stimmtaschen vorwölben und die Stellknorpel zusammenfallen, was den Kehlkopfeingang einengt. Die Stimmtaschen können chirurgisch entfernt und die Kehlkopfknorpel angezogen werden.

  • Ausdünnung des Zungengrundes: Die Basis der Zungengrund ist bei Kurznasen oft zu voluminös. Insbesondere während der Erschlaffung der Rachenmuskulatur im Schlaf kann dies die Atemwege verlegen. Mit Lasertechnik kann der Zungengrund abgetragen und die Atemöffnung erweitert werden.

Die Operationstechniken werden umgangssprachlich auch Gaumensegel-OP oder Nasen-OP genannt. Zusätzlich gibt es weitere Operationstechniken, die nicht nur eine kosmetische, sondern auch medizinische Relevanz haben. So kann eine ausgeprägte Nasenfalte chirurgisch verkleinert werden, um das Risiko für Hautfaltenentzündungen zu verringern. Auch ein- oder ausgerollte Lider (Entropium und Ektropium), die zu Augenentzündungen führen, können operativ korrigiert werden.

Insgesamt ist die Brachyzephalen-Operation ein wirksamer Eingriff, der die Lebensqualität brachyzephaler Hunde erheblich verbessern kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es oft nicht möglich ist, durch die Operation alle Probleme zu beseitigen. Auch nach der Operation können Atemprobleme auftreten, insbesondere bei Hitze und Anstrengung.

Wie lange dauert eine Gaumensegel OP?

Die Gaumensegel-OP wird wie die restliche Brachyzephalen-Operation in Vollnarkose durchgeführt. Meist wird Lasertechnik eingesetzt, um die zu großen Strukturen zu kürzen. Die Operation dauert etwa zwei Stunden, je nach durchgeführten Maßnahmen aber auch länger oder kürzer. Nach der Operation muss der Hund i.d.R. einige Tage zur Überwachung in der Klinik bleiben.

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Bild: thodonal88 | Shutterstock

Kosten einer Brachyzephalen OP

Die Kosten für eine Brachyzephalen-Operation liegen je nach Umfang des Eingriffs zwischen 1.000 und 5.000 €, hinzu kommen die notwendigen Vor- und Nachuntersuchungen. So sind u.a. Computertomografie-Aufnahmen in Narkose notwendig, um die anatomischen Verhältnisse zu klären, die Operation zu planen und das Ergebnis zu beurteilen. Allein eine CT-Untersuchung kostet nach der Gebührenordnung für Tierärzte mindestens 416,50 € brutto, hinzu kommen weitere Kosten für die Narkose, Medikamente, Betreuung etc.

Wann tritt Besserung nach einer Gaumensegel OP ein?

Die Prognose nach einer Brachyzephalen-OP hängt immer vom Ausmaß der krankhaften Veränderungen ab. Ist bereits ein fortgeschrittener Kehlkopfkollaps als Folge jahrelanger Atemnot vorhanden, kann sie oft nur eingeschränkt Erfolg erzielen. Je früher also die Atemwege bei schwerer Atemnot erweitert werden, desto besser können Folgeschäden verhindert werden. Nur bei einigen wenigen Hunden tritt trotz aller unterstützenden Maßnahmen keine Besserung ein.

Ab welchem Alter ist eine Brachyzephalen OP möglich?

Tiere mit schweren Atembeschwerden können und sollten bereits ab einem Alter von ca. 4 Monaten operiert werden. Je später operiert wird, desto größer ist das Risiko, dass durch die Atemnot und die unnatürlichen Druckverhältnisse irreparable Folgeschäden im Atmungstrakt an Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien entstehen können.

Es gibt jedoch auch kein Höchstalter, ab dem eine Brachyzephalen-Operation nicht mehr empfohlen werden kann. Grundsätzlich kann auch bei älteren Tieren durch eine Operation eine deutliche Linderung der Atemnot und damit eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.

Prognose: Kann das Gaumensegel nachwachsen?

Es kann vorkommen, dass der Erfolg einer Brachyzephalen-Operation nicht dauerhaft anhält, z.B. weil sich Narbengewebe bildet. Deshalb sollten operierte Hunde nach etwa 6 Monaten erneut bei dem/der Chirurg:in vorgestellt werden. Bei der Untersuchung kann festgestellt werden, ob eine Auffrischung des operierten Bereichs durch minimal-invasive Methoden (z.B. am Gaumen und Zungengrund) oder eine Entfernung von Narbengewebe nötig ist. Bei vielen Kliniken ist diese Leistung mittlerweile im Behandlungsumfang enthalten. Wiedervorstellung an.

Fazit zu Mops, Frenchie und Co.

Obwohl brachyzephale Hunde wie Mops, Französische und Englische Bulldogge für viele Menschen optisch attraktiv sind, ist ihr Erscheinungsbild mit erheblichen gesundheitlichen Problemen verbunden. Die verkürzte Schnauze der brachyzephalen Rassen führt häufig zu Atemproblemen, da die Hunde durch die verengten Atemwege nicht ausreichend Sauerstoff aufnehmen können. Hinzu kommen weitere Gesundheitsprobleme wie Augen-, Haut- und Herzerkrankungen, Zahnprobleme und Überhitzung.

Die Zucht brachyzephaler Hunde wird von vielen Tierärzt:innen und Tierschutzorganisationen kritisiert, da sie mit erheblichem Leid für die Tiere verbunden ist. Eine Linderung der Atemnot kann oft nur durch aufwändige und teure Operationen und andere Behandlungen erreicht werden.


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