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Die Körpersprache der Hunde. Hunde sind Meister der Kommunikation, sowohl untereinander als auch mit uns Menschen. Zu ihrem Repertoire gehören vor allem ihre Stimme und ihre Körperbewegungen. Doch ihre Botschaften zu entschlüsseln, kann manchmal eine Herausforderung sein. Wir möchten dir helfen, die vielfältigen Ausdrucksformen in Form von Mimik, Körperhaltung und Lauten zu verstehen. Damit schaffen wir die Grundlage dafür, dass du deinen eigenen Hund und andere Vierbeiner besser deuten und auf verschiedene Situationen angemessen reagieren kannst. Die Fähigkeit, die subtile Körpersprache von Hunden zu verstehen, ermöglicht eine tiefere Bindung und ein harmonischeres Miteinander.
Wie kommunizieren Hunde?
Diese Grundregel hat Paul Watzlawick für die menschliche Kommunikation aufgestellt, doch sie gilt genauso für Hunde. Hunde kommunizieren über alle fünf Sinne. So gibt es die optische (sehen), akustische (hören), taktile (tasten), olfaktorische (riechen) und gustatorische Kommunikation (schmecken). Für die Kommunikation unter Hunden spielen neben der Körpersprache deshalb vor allem Gerüche eine große Rolle. So können Hunde erkennen, ob ein Rivale im Revier oder eine Hündin läufig ist, außerdem können Beutetiere aufgespürt und der eigene Geruch durch Wälzen überdeckt werden. In diesem Artikel widmen wir uns aber der optischen und akustischen Kommunikation genauer, da diese am einfachsten für uns begreifbar ist.
Hunde kommunizieren mit dem ganzen Körper. Hierbei sind vor allem die Körperhaltung, die Stellung von Ohren und Schwanz und der Gesichtsausdruck von Bedeutung. Aber sie nutzen auch ihre Stimme und bellen, knurren oder fiepen.
Was sagt die Körpersprache des Hundes aus?
Die Kommunikation kann beabsichtigt sein, aber es gibt auch eine unabsichtliche Körpersprache. Deshalb können wir unserem Hund auch meist ansehen, ob es ihm gut geht oder er krank ist.
Hunde können mit der Körpersprache alle möglichen Gefühlslagen ausdrücken, z.B. Freude, Neugier, Angst und Wut. Oder aber sie wollen dem Gegenüber etwas klarmachen, etwa dass sie ihn mögen, dominieren oder sich ihm unterwerfen. Unbeabsichtigt zeigen sie uns hingegen, ob sie entspannt oder aber krank sind. Symptome können zwar teilweise unterdrückt werden, je nach Charakter und Leidensfähigkeit des Hundes, können aber z.B. Schmerzäußerungen, Mattsein oder ein verminderter Appetit früher oder später nicht mehr versteckt werden.
Wie erkennt man, ob es dem Hund gut geht?
Gesunde Hunde haben eine feuchte, kühle Nase. Diese Behauptung hast du sicher schon gehört und es wäre doch so einfach, wenn wir an der Nase den Gesundheitszustand unserer Hunde erkennen könnten. Doch so leicht ist es nicht.
Du kennst deinen Hund am besten und weißt, wie er sich normalerweise verhält. Abweichungen von diesem Verhalten können auf eine Erkrankung hinweisen, aber es steckt natürlich nicht immer etwas Ernstes dahinter. Es ist wichtig, dass du deinen Hund gut im Auge behältst und Auffälligkeiten nachgehst. Nur, wenn du Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Juckreiz, Fellverlust oder verminderter Appetit ernst nimmst, kannst du ein Verschlimmern und Verschleppen von Erkrankungen verhindern. Der confidu Diagnose Finder kann dir dabei helfen, die Schwere von Symptomen einzuschätzen und gibt dir Ratschläge, wie du handeln solltest. Denn nicht immer ist ein Tierarztbesuch nötig, vielen harmlosen Problemen kannst du selbst mit einer Futterumstellung oder anderen Maßnahmen begegnen.
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Was will mein Hund mir sagen?
Das ist die große Frage aller Fragen. Natürlich können wir nicht in den Kopf deines Hundes schauen, trotzdem ist es wichtig, dass du ihn gut kennst, um seine Körpersprache lesen zu können. Häufig passiert es, dass Hundebesitzer:innen ihre Tiere nur unzureichend beobachten oder nur Teile der Körpersprache beachten. Außerdem werden häufig eigene Gefühle in den Hund projiziert und dadurch Verhalten missinterpretiert.
Versuche bei der Analyse der Körpersprache deines Hundes stets objektiv zu sein. Schau dir immer den ganzen Hund und die Situation an, dann wird es dir viel einfacher fallen, adäquat zu reagieren.
Hundesprache verstehen
Nicht immer sind die Verhaltensweisen leicht zu deuten, oft kommt es auf Kleinigkeiten, wie die Stellung der Ohren und des Schwanzes, an. So können zwei sehr ähnliche Haltungen eine total gegensätzliche Aussage haben. Z.B. muss man gut hinschauen, um zu unterscheiden, ob ein Hund wütend ist oder Angst hat, wenn er aggressiv auf uns wirkt.
Natürlich ist das Verhalten von Hunden nicht in Stein gemeißelt, jeder Hund hat auch individuelle Eigenheiten. Trotzdem gibt es viele wiedererkennbare Verhaltensweisen. Um die weiter unten näher beschriebene Körpersprache von Hunden besser zu erkennen und zu verstehen, kannst du deinen und andere Hunde in verschiedenen Situationen beobachten. Hierbei sind vor allem die Körperhaltung, die Stellung von Ohren und Schwanz und der Gesichtsausdruck von Bedeutung.
Die Körpersprache in Bildern
Hundeverhalten kann man erklären, aber besser ist es, die beschriebene Körpersprache auch an Beispielen zu sehen. Im folgenden Abschnitt findest du deshalb Bilder der am häufigsten gezeigten Stimmungen und Signale von Hunden mit Beschreibungen.
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Entspannt
Ist ein Hund entspannt, zeigt er das mit allen Körperteilen. Er steht mittig ausbalanciert auf seinen 4 Beinen, der Schwanz hängt locker nach unten. Die Ohren sind in der natürlichen Position oder leicht nach vorn gerichtet. Der Kopf ist angehoben und liegt etwas über der Rückenlinie. Die Augen sind mandelförmig oval. Das Maul ist locker geöffnet, die Lefzen hängen locker herunter. Auch die Zunge ist entspannt und hängt eventuell aus dem Maul.
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Verspielt
Es ist meist leicht zu erkennen, wenn ein Hund jemanden zum Spielen auffordert. Er senkt den Vorderkörper ab, die Vorderbeine wind weit gespreizt und die Ellenbogen liegen fast auf dem Boden auf. Der Schwanz wird nach oben gebogen und manchmal auch freudig hin und her bewegt. Die Ohren sind nach oben oder hinten gerichtet. Kopf und Blick sind oft dem Gegenüber abgewandt. In den Augen ist oft der weiße Teil zu sehen. Das Maul ist geöffnet, die Mundwinkel sind nach hinten gezogen.
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Aufmerksam
Ein aufmerksamer und neugieriger Hund steht mittig ausbalanciert auf seinen 4 Beinen und neigt sich eventuell etwas nach vorn. Der Schwanz ist leicht oberhalb der Rückenlinie. Die Ohren sind leicht nach vorn oder oben gerichtet. Der Kopf ist leicht angehoben. Die Augen sind etwas weiter als mandelförmig. Das Maul ist locker geschlossen, die Zunge nicht sichtbar.
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Gestresst
Stress kann durch viele Umstände bei einem Hund ausgelöst werden und sich unterschiedlich zeigen. Der Körper ist angespannt, die Rückenhaare können aufgestellt sein. Der Hund zittert, kratzt sich häufig oder schüttelt immer wieder den ganzen Körper. Die Beine sind durchgedrückt und der Gang dadurch staksig. Der Schwanz hängt kraftlos nach unten. Die Ohren sind nach hinten gerichtet. Der Kopf ist angehoben. Die Augen sind schlitzförmig verengt. Die Lefzen sind nach hinten gezogen, die Backenmuskulatur wird deutlich sichtbar. Gestresste Hunde speicheln oft zusätzlich.
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Ängstlich
Durch Angst wird bei Hunden das sympathische Nervensystem aktiviert, was den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das ist für uns vor allem an den geweiteten Pupillen und der Körperhaltung erkennbar.
Ein ängstlicher Hund duckt den Körper ab und krümmt den Rücken. Die Beine werden eingeknickt und die Hinterbeine z.T. unter den Körper gestellt. Der Schwanz ist unter der Rückenlinie oder wird zwischen den Beinen eingeklemmt. Die Ohren sind nach hinten oder unten gerichtet. Der Kopf ist abgesenkt und auf Höhe der Rückenlinie. Die Augen sind weit aufgerissen und rund, die Pupillen geweitet. Die Lippenspalte ist stark nach hinten gezogen und läuft spitz zu. Die Zähne sind nicht sichtbar.
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Sicher drohend
Ob Hunde aus Wut oder Angst drohen, ist auf den ersten Blick schwierig zu unterscheiden. Beides wirkt auf jeden Fall angsteinflößend. Es gibt aber einige Unterschiede in der Körpersprache, an denen du das feststellen kannst. Beachte hierzu vor allem die Körperhaltung und die Ohren- und Schwanzstellung.
Ein sicher drohender Hund ist angespannt und steht auf stark durchgedrückten Beinen sehr aufrecht. Der Schwanz steht weit oberhalb der Rückenlinie und ist steif. Die Ohren sind nach vorn oder oben gerichtet. Der Kopf ist deutlich angehoben und liegt über der Rückenlinie. Die Augen sind rund und weit geöffnet, der Blick wirkt hart und fokussiert. Die Lippenspalte ist stark verkürzt und die Mundwinkel sind rund. Die Zähne werden gezeigt, aber die Zunge ist nicht sichtbar.
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Unsicher drohend
Auch ein unsicher drohender Hund ist angespannt, aber die Beine sind leicht eingeknickt und der Körper dadurch abgeduckt. Oft werden die Rückenhaare gesträubt. Der Schwanz ist zwischen den Beinen eingeklemmt. Die Ohren sind nach hinten gerichtet oder am Kopf angelegt. Der Kopf ist abgesenkt und liegt unter der Rückenlinie. Die Augen sind mandelförmig vergrößert, oft ist der weiße Teil zu sehen. Die Lippenspalte ist stark verkürzt und die Mundwinkel sind rund. Die Zähne werden gezeigt, aber die Zunge ist nicht sichtbar.
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Aktiv unterwürfig
Ordnet sich ein Hund dem anderen unter, kann er das auf zwei Weisen tun. Eine aktive Unterwerfung geht vom demütigen Hund aus, das Gegenüber verhält sich passiv.
Ein aktiv unterwürfiger Hund bewegt den Körper viel. Die Vorderbeine sind dabei eingeknickt und er hat eher eine kurvige Körperhaltung. Der Schwanz wird tief getragen und wedelt schnell. Die Ohren sind nach hinten angelegt. Der Kopf wird von unten kommend dem Gegenüber angenähert. Die Augen sind schlitzförmig. Das Maul ist geschlossen, die Mundwinkel sind weit nach hinten gezogen. Oft versucht der demütige Hund, dem überlegenen Hund mit der Zunge über die Mundwinkel zu lecken.
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Passiv unterwürfig
Passiv unterwürfiges Verhalten wird dann gezeigt, wenn ein Hund innerhalb einer Auseinandersetzung ein unterwürfiges Verhalten vom anderen Hund verlangt.
Der passiv unterwürfige Hund legt sich vor dem anderen auf den Rücken ab, zieht die Beine an und verharrt reglos in dieser Stellung für einige Zeit. Manchmal verliert er dabei auch Urin. Der Schwanz ist zwischen den Beinen eingeklemmt. Ohren sind nach hinten angelegt. Der Kopf ist dem Gegenüber abgewandt. Die Augen sind schlitzförmig, auch der Blick ist abgewandt. Das Maul ist geschlossen, die Mundwinkel sind nach hinten gezogen.
Wie zeigen Hunde Liebe?
Genauso wie wir haben Hunde ganz unterschiedliche Verhaltensweisen, um uns ihre Liebe zu zeigen. Nicht immer sind die Gesten dabei wirklich ein Zeichen von Zuneigung, sondern manche Hunde nutzen sie auch, um uns zu manipulieren und z.B. Futter oder Aufmerksamkeit zu bekommen.
Bereits ein liebevoller Blick kann eine Liebeserklärung sein. Eindeutiger ist hingegen das Ablecken von Mund, Nase, Ohren und Händen, was bei Hunden eine zärtliche und fürsorgliche Geste ist. Oft suchen sie zudem beim Ruhen oder Schlafen Körperkontakt zur geliebten Person. Kuschelt sich dein Hund also an oder reibt seinen Kopf an dir, ist das eindeutig eine Dankbarkeits- und Zuneigungsgeste.
Hunde machen manchmal auch Geschenke als Liebesbeweis. Bringt dein Hund dir einen Stock oder sein Lieblingsspielzeug, ohne dass er dich zum Werfen oder Spielen auffordert, ist das ein Zeichen seiner Zuneigung. Ein weiterer Vertrauens- und Liebesbeweis ist es, wenn sich dein Hund von dir überall berühren lässt und sanfte Streicheleinheiten auch am Bauch, der Kehle und den Flanken genießt.
Was bedeutet es, wenn mich mein Hund anstupst?
Auch das Anstupsen mit der Nase oder der Pfote kann, wie die meisten Verhaltensweisen, verschiedene Bedeutungen haben. Dein Hund möchte dir z.B. seine Zuneigung zeigen, indem er den Körperkontakt sucht. Es kann aber auch sein, dass er einfach nur deine Aufmerksamkeit möchte und dich etwa darauf hinweisen möchte, dass es seiner Meinung nach Zeit zum Fressen ist.
Beim Interpretieren der Körpersprache ist es daher immer wichtig, dass du auch die Umstände analysierst und dir den restlichen Körper deines Hundes anschaust. Ist er entspannt, aufgeregt oder ängstlich? Dann kannst du auch sein absichtliches Verhalten besser einordnen.
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Missverständnisse unter Hunden
Auch Hunde haben Missverständnisse miteinander. Das liegt vor allem an anatomischen Besonderheiten, die zu einer unabsichtlichen Kommunikation führen, was von anderen Hunden aber als absichtliches Verhalten gelesen wird. Hierzu zählen extreme Unterschiede in der Körpergröße und die Ausprägung von Körperteilen.
Kleine Hunde zeigen tendenziell häufiger Verhaltensprobleme und reagieren oft übermäßig ängstlich auf größere Hunde¹. Vor allem sogenannte Teacup- oder Toyrassen sind problematisch. Doch selbst wenn sie keine Angst haben, wirken sie auf größere Hunde, als hätten sie Angst oder wären unsicher. Das liegt daran, dass sie durch die geringe Körpergröße leicht Körperwärme verlieren, frieren und dann zittern. Größere Hunde werden sich deshalb wahrscheinlich oft dominant verhalten und versuchen, den kleinen Hund zu unterwerfen.
Das genaue Gegenteil ist bei sogenannten brachyzephalen Rassen wie Mops, Französische Bulldogge und Co. der Fall. Durch die kurze Schnauze, die Glubschaugen, den runden Kopf und den Ringelschwanz erscheinen sie zwar niedlich für uns Menschen, für andere Hunde aber oft bedrohlich. Zum einen wirken die Gesichtszüge auf Hunde aggressiv, zum anderen können viele Hunde die Körpersprache schlichtweg nicht lesen, da sie so anders aussehen als der „Durchschnittshund“, fast wie ein Alien. Da hilft es nicht, dass der kurze Schwanz meist eng am Körper anliegt und auf andere Hunde als ein Zeichen von Ängstlichkeit wirkt. Auch das oft röchelnde Atmen der Kurznasen, das durch verengte Atemwege und ein übergroßes Gaumensegel entsteht, erschreckt viele Hunde.
Ein weiterer Klassiker von missverständlichen Hunden ist der Rhodesian Ridgeback. Sein Rückenfell steht durch eine genetische Veranlagung dauerhaft hoch und bildet einen Kamm. Normalerweise sträuben Hunde den Fellstreifen am Rücken aber nur dann, wenn sie aggressiv oder unsicher erregt sind. Deshalb wirkt auch ein freundlicher Ridgeback immer als Aggressor auf andere Hunde, weshalb diese oft unsicher reagieren. Ähnliches gilt für Windhunde mit ihrem abgerundeten Rücken, der bei anderen Hunden eigentlich ein Ausdruck von Angst ist. Oft werden sie daher von anderen Hunden gemobbt, obwohl sie keineswegs unterwürfig sind.
¹ Dog Behavior Co-Varies with Height, Bodyweight and Skull Shape, McGreevy et al., PLoS One, 2013
Fazit
Hundesprache ist vielseitig und lässt auch einigen Raum zur Interpretation, schließlich können wir nicht in den Kopf unserer Vierbeiner hineinschauen. Mache dich also mit deinem Hund und seiner Körpersprache vertraut und beobachte nicht nur Körperhaltung und Verhalten, sondern analysiere auch die Umstände. So findest du heraus, was dein Hund dir oder anderen sagen möchte und kannst angemessen reagieren.
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