Warum fressen Hunde Gras und Erde?

Erleben | Vom 02.06.22

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Warum fressen Hunde Gras und Erde?

Titelbild: Markéta Machová | Pixabay

Warum fressen Hunde Gras und Erde? Mehr als zwei Drittel aller Hunde fressen regelmäßig Gras, einige dazu auch noch Erde. Am meisten verbreitet ist die Annahme, dass sie dies tun, weil sie erbrechen möchten. Doch stimmt das wirklich?  Gibt es noch andere Gründe? Und was kannst du dagegen tun? Wir klären alle drängenden Fragen, damit du dir keine Sorgen machen musst.

Mögliche, völlig harmlose Gründe

Das Fressen von Gras und Erde ist bei vielen Hunden einfach ein normales Verhalten, ohne dass es dafür gesundheitliche Ursachen gibt. Es kann durch verschiedene Umstände hervorgerufen oder bestärkt werden, abhängig vom Alter und Charakter des Hundes. Wahrscheinlich wirst du in den meisten Fällen aber gar keine definitive Ursache herausfinden können. Zur Abgrenzung zu gesundheitlichen Problemen ist dabei wichtig, dass dein Vierbeiner nicht übermäßig Gras frisst und keine weiteren Symptome zeigt.

Folgende harmlose Gründe können dahinterstecken:

  • Neugierde

  • Langeweile

  • Beruhigung

  • Unterstützung der Verdauung

Neugierde

Besonders Welpen und Junghunde sind ständig auf Entdeckertour und haben einen großen Spieltrieb. Dabei nehmen sie alles Mögliche ins Mäulchen. So probieren sie nicht nur Gras und Erde, sondern auch Kot, Spielsachen, Socken usw. Behalte deinen Kleinen gut im Auge, damit er nicht aus Versehen einen unverdaulichen Fremdkörper herunterschluckt. Dies kann im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen.

Langeweile

Wenn Hunde unterfordert sind und sich langweilen, kommen sie auf seltsame Ideen. Auch das Fressen von Gras und Erde kann dazuzählen, genauso wie das Zerstören von Dingen oder Bellen und Jaulen. Lass deinen Vierbeiner nicht so viel allein, beschäftige ihn ausreichend und gib ihm einen geregelten Tagesablauf vor. Dann wird er viel ausgeglichener und stellt weniger Dummheiten an.

Beruhigung

Kauen beruhigt. In stressigen Situationen im Freien kannst du deinen Vierbeiner vielleicht dabei beobachten, wie er ab und zu an Gras knabbert. Bei diesem Verhalten entspannt er sich kurz und wird danach sicher wieder voll ins Geschehen eintauchen.

Unterstützung der Verdauung

Gras ist größtenteils unverdaulich für Hunde. Die enthaltenen Ballaststoffe helfen aber der Verdauung und regen die Darmbewegung an. Das scheinen Hunde instinktiv zu wissen.

Beim Graben fressen einige Hunde auch Erde.

Bild: Ratikova | Shutterstock

Mögliche körperliche Ursachen und Erkrankungen

Gras- und Erdefressen kann auch ein Hinweis darauf sein, dass dein Hund möglicherweise krank ist. Betroffene Tiere fressen dann oft große Mengen Gras, reißen es büschelweise aus und schlucken es herunter, ohne zu kauen. Häufig erbrechen sie kurz darauf, oder zeigen weitere Symptome wie Durchfall, vermehrtes Trinken oder Fellveränderungen.

Folgende krankhafte Gründe können dahinterstecken:

  • Gastritis

  • Fremdkörper im Darm

  • Eisenmangel

  • Stoffwechselerkrankung

Gastritis

Wenn Hunde Gras und Erde fressen und daraufhin erbrechen, steckt am häufigsten eine Magenschleimhautentzündung, Gastritis genannt, hinter den Symptomen. Es wird angenommen, dass die Hunde deshalb Gras und Erde fressen, weil sie so den Magen beruhigen möchten. Der ist aber gereizt und reagiert mit Erbrechen. Das Erbrochene kann sogar Blut enthalten, wenn sich ein Magengeschwür gebildet hat. Manche Hunde belecken auch Gegenstände und Wände und erhoffen sich, die Magenschmerz auf diese Weise verringern zu können. Eine Gastritis ist in vielen Fällen nämlich sehr unangenehm.

Als Auslöser kommen verschiedene Dinge infrage, zum Beispiel verdorbenes Futter, eine Futtermittelintoleranz, ein plötzlicher Futterwechsel, ein Parasitenbefall oder bei empfindlichen Tieren einfach Stress. Manchmal liegen dem Hund auch aufgeleckte Haare oder gefressene Knochenstücke schwer im Magen, die auf diesem Weg wieder nach draußen befördert werden. Das kommt aber weitaus seltener vor, als oft angenommen wird.

Verschließt ein Fremdkörper den Darm, ist der Hund in Lebensgefahr.

Bild: KatrinaToompere | Shutterstock

Fremdkörper im Darm

Als Fremdkörper gelten alle Dinge, die den Magen-Darm-Trakt nicht passieren können und auch nicht verdaut werden können. Nicht nur junge Hunde sind gefährdet, aus Neugier oder Gier Fremdkörper aufzunehmen. Die Symptome sind zuerst einer Gastritis sehr ähnlich, wobei ein Fremdkörper im Darm schnell zum Notfall werden kann. Hat dein Hund einen Fremdkörper verschluckt, der zu groß ist und den Darm nicht passieren kann, kommen mit dem Fortschreiten des Problems noch mehr Symptome hinzu. Betroffene Hunde können keinen Kot mehr absetzen, haben Bauchschmerzen, sind schwach und fressen nicht mehr. Es besteht Lebensgefahr!

Eisenmangel

Selten liegt den Symptomen ein Nährstoffmangel zugrunde. So kann ein Eisenmangel dazu führen, dass Hunde vermehrt Erde fressen und darüber die fehlenden Mineralien aufnehmen wollen. Zu Eisenmangel kann es zum Beispiel bei einer chronischen Blutungsanämie kommen. Dabei verliert der Körper über längere Zeit Blut, etwa über ein Magen- oder Darmgeschwür, und nimmt nicht genug Eisen über die Nahrung auf, um den Verlust auszugleichen.

Stoffwechselerkrankung

Wenn dein Hund plötzlich Heißhunger bekommt und alles Mögliche verschlingt, kann bei ihm auch eine Stoffwechselerkrankung vorliegen. Dir werden dann wahrscheinlich auch andere Symptome auffallen, zum Beispiel eine Gewichtszunahme, Fellverlust, vermehrtes Trinken oder eine zunehmende Faulheit. Diese Symptome sind typisch bei Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion oder dem Cushing Syndrom. Verschiedene Bluttests können die Erkrankungen nachweisen.

Wie verhalte ich mich richtig?

Frisst dein Hund ab und zu Gras oder Erde, ist ansonsten aber quietschfidel, solltest du dir keine Sorgen machen. Lass ihn nur keine giftigen Pflanzen oder Gräser von Feldränder fressen, da diese häufig mit Düngemitteln belastet sind. Pass außerdem auf, dass er keine scharfkantigen Gräser anknabbert und sich so eventuell das empfindliche Maul und die Speiseröhre verletzt. Ziehe auch nie kräftig an aus dem Po hängenden Grashalmen. Auch sie können die Schleimhaut einschneiden. Kürze sie im Zweifel vorsichtig mit einer Schere, dein Hund wird den Rest später einfach ausscheiden. 

Eine Sache solltest du beim Grasfressen immer bedenken: Dein Hund kann damit möglicherweise Parasiten aufnehmen. Vor allem sogenannte Lungenwürmer, deren Zwischenstadien in kleinen Schnecken leben, können mit verschluckt werden. Sie entwickeln sich im Hund weiter und führen zu Husten und Fieber. Um eine Infektion nachzuweisen, können Röntgenaufnahmen der Lunge und eine spezielle Kotuntersuchung helfen, das sogenannte Auswanderungsverfahren. Zur Behandlung werden Antiparasitika eingesetzt.

Spielen und Training fordert den Hund.

Bild: Welshea | Shutterstock

Ist dein Hund unterfordert oder gelangweilt?

Könnte dein Hund möglicherweise unterfordert oder gelangweilt sein? Gehe täglich mit ihm raus, mache lange Gassirunden und powere ihn aus. Du kannst auch ein regelmäßiges Trainingsprogramm aufstellen oder deinem Hund Tricks mit dem Clickertraining beibringen. Was immer euch Spaß macht, legt einfach los!

Zeigt dein Hund Anzeichen für eine Gastritis, kannst du ihm mit einfachen Hausmitteln helfen, dass sich der Magen beruhigt. Meist verschwindet eine Magenschleimhautentzündung nach wenigen Tagen wieder mit der richtigen Kost und etwas Ruhe. Du solltest aber auch auf Ursachensuche gehen. Lass zum Beispiel eine Kotprobe auf Parasitenbefall untersuchen. Bei dem Verdacht auf einen Darmverschluss oder bei blutigem Erbrechen solltest du allerdings unverzüglich eine Tierarztpraxis aufsuchen, damit dein Hund dort gründlich untersucht werden kann.



Fazit

Hunde fressen meistens Gras, weil es ihnen einfach schmeckt und das Kauen beruhigt. Selten wird es zum Verhaltensproblem oder ist ein Anzeichen für eine Gastritis. Beobachte deinen Vierbeiner also gut und ergreife die nötigen Maßnahmen, wenn er weitere Symptome zeigen sollte.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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