Merle-Faktor beim Hund: extravagante Fellfärbung auf Kosten der Gesundheit

Erleben | Vom 27.04.22

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Merle-Faktor beim Hund: extravagante Fellfärbung auf Kosten der Gesundheit

Titelbild: Aneta Jungerova | Shutterstock

Merle-Faktor: extravagante Fellfärbung auf Kosten der Gesundheit. Merle-Fellfarben sind bei Hundebesitzer:innen beliebt. Die Hunde sind gekennzeichnet durch eine ungewöhnliche weiße Fleckung und oft helle Augen. Häufig gehen mit dieser genetischen Variation jedoch gesundheitliche Probleme einher, zum Beispiel angeborene Blindheit. Wir erklären dir, worauf du achten solltest, wenn du dir einen Merle-Hund anschaffen möchtest.

Was ist Merle?

Mittlerweile gibt es viele Fellvariationen bei unseren Haustieren, die so individuell sind wie die Besitzer:innen selbst. Eine besonders auffällige und beliebte ist die sogenannte Merle-Farbe bei Hunden. Bei dieser Fellfarbe sind die normalerweise braunen oder schwarzen Fellareale unregelmäßig gefärbt und dadurch gesprenkelt. Bei einigen Hunderassen, wie zum Beispiel dem Australian Shepherd oder Collie, ist diese Fellzeichnung besonders häufig anzutreffen. Aber auch vielen anderen Rassen wurde die Fellfarbe mittlerweile angezüchtet, wie zum Beispiel den Dackeln oder Doggen.

Vererbung des Merle-Faktors

Welche Fell- oder Augenfarbe ein Tier bekommt, wird von dem Erbgut seiner Eltern bestimmt. Dabei bekommt das Tier immer einen Genanteil, ein sogenanntes Allel vom Vater vererbt und ebenso eines von der Mutter. Das Allel hat einen festen Platz im Erbgut.

Das für die Fellfarbe Merle verantwortliche Genfragment befindet sich auf dem Chromosom 10 und wird als M-Faktor bezeichnet. Ist dieses Allel beschädigt oder fehlt es, entsteht die besondere Färbung des Fells. Die Merle-Färbung ist somit ein Gendefekt, der die Pigmentierung des Fells und anderer Körperteile beeinflusst (oft haben diese Hunde zudem strahlend blaue Augen). Die besonderen Färbungen entstehen nur, wenn das Tier ein gesundes m-Allel und ein defektes M-Allel von seinen Eltern erhalten hat.

Reinerbiger Merle-Hund (weißes Fell, blind, taub).

Bild: GoodFocused | Shutterstock

Auswirkungen auf die Gesundheit

Der M-Faktor kann in drei verschiedenen Kombinationen ausgeprägt sein, was nicht nur Auswirkungen auf die Fellfarbe hat, sondern unter Umständen auch auf die Gesundheit.

  • reinerbige Wildtypen (m│m): zwei gesunde Ausprägungen des M-Faktors, Tiere haben eine einheitliche Fellfärbung (kein Merle-Tier)

  • mischerbige Hunde (M│m): eine gesunde und eine defekte Ausprägung, Tiere weisen die gewünschte Merle-Fellfärbung auf, u.U. Gleichgewichtsprobleme, Hör- oder Sehschwäche

  • reinerbige Merle (M│M): zwei defekten Kopien, Tiere sind komplett weiß gefärbt und u.U, blind, taub oder gar nicht lebensfähig

Der Defekt im M-Gen hat also auch Einfluss auf weitere Körperfunktionen. Reinerbige Merle-Tiere können Ohren- und Augenschäden haben, sie sind oft taub und blind. Teilweise kommt es sogar vor, dass gar keine Augen angelegt sind. Doch nicht nur die reinerbigen Merle-Hunde sind stark behindert, auch die gescheckten mischerbigen Hunde können unter Gleichgewichtsstörungen oder eingeschränktem Hörvermögen leiden. Oft merkt man das nicht sofort, denn die meisten Merle-Hunde mit milden Einschränkungen können die Symptome im Alltag kompensieren.

Wie entstehen reinerbige Merle-Hunde?

Die Züchter:innen von Hunden mit Merle-Farbe tragen eine enorme Verantwortung. Reinerbige Merle-Tiere können nämlich nur entstehen, wenn zwei Hunde mit reinerbigen oder mischerbigen Merle-Anlagen miteinander verpaart werden. Das bedeutet, dass zwei Merle-Hunde NIE gemeinsam Welpen bekommen dürfen. Rein rechnerisch würde bei zwei mischerbigen Elterntieren einer von vier Welpen als reinerbiger Merle-Hund mit Schäden zur Welt kommen. Das verursacht vermeidbares Leid und ist somit per Tierschutzgesetz verboten.

Australian Shepherd mit Merle-Färbung.

Bild: Heather Skau | Shutterstock

Fazit: Auf die inneren Werte kommt es an 

Als Käufer:in und zukünftige:r Hundebesitzer:in solltest du dir der Problematik bewusst sein. Was macht einen Hund besonders? Sind es nicht der Charakter und seine Wesenszüge, die ihn einzigartig machen? Ist die Scheckung des Fells es wert, die Gesundheit der Tiere aufs Spiel zu setzen?

Die klare Antwort ist nein. Suche dir deinen zukünftigen Hund daher lieber anhand der Persönlichkeit aus und achte bei der Welpenwahl auf eine gute Aufzucht und Gesundheit. Auch kurznasige Modehunde sind oft von gesundheitlichen Problemen geplagt und ihre Behandlung kostet so manche:n Besitzer:in mehr als ein Kleinwagen. Wenn du auf der Suche nach gesunden Hunderassen bist, schau doch einmal im Hunderassen-Lexikon vorbei.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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