Vitamin E (Tocopherol)
Unter dem Begriff Vitamin E werden eine Reihe verwandter Stoffe (sog. Tocopherole) mit ähnlicher Wirkung zusammengefasst. Vitamin E gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und wird nur von Pflanzen gebildet. Sowohl im Körper als auch in der Tierernährung ist Vitamin E ein wichtiges Antioxidans. Im Gegensatz zu Vitamin A und Vitamin D wird es jedoch nur in geringem Maße im Körper gespeichert.
Die Aufnahme erfolgt über den Dünndarm und wird durch die gleichzeitige Verdauung von Futterfetten verstärkt. Interessanterweise hat die Futterzusammensetzung einen Einfluss auf den Bedarf an Vitamin E. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (v.a. aus Fischöl), Vitamin A und verschiedene Spurenelemente erhöhen den Bedarf, während die gleichzeitige Anwesenheit von anderen Antioxidantien, Selen und den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein den Bedarf senkt.
In seiner wichtigen Funktion als biologisches Antioxidans vermindert Vitamin E die schädigende Wirkung freier Sauerstoffradikale auf die Körperzellen. In der Nahrung schützt es oxidationsempfindliche essentielle Nährstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, Vitamin A und Carotinoide (z.B. die Vitamin A-Vorstufe) vor chemischen Reaktionen mit Sauerstoff. Es greift in den Energiestoffwechsel ein und ist an der Synthese von Fettsäuren beteiligt.
Typische Vitamin-E-Mangelzustände werden nur selten beobachtet. Dies liegt vermutlich an ihrem unspezifischen Charakter: Zu beobachten sind unter anderem Wachstums- und Bewegungsstörungen als Folge von Schädigungen der Skelett- und Herzmuskulatur, Appetitlosigkeit, allgemeine Abwehrschwäche und Hauterkrankungen. Im späteren Verlauf treten zentralnervöse Störungen, Sehstörungen und eine gelbliche Verfärbung des Körperfetts auf.
Ursachen für eine Unterversorgung können eine unzureichende Versorgung über das Futter oder die Aufnahme von Futtermitteln mit ranzigen Fetten sein. Erhöht sich der Bedarf, z.B. durch Störungen des Gallenflusses, gerät das Tier in eine Mangelsituation, wenn die Differenz nicht über das Futter gedeckt wird.
Tiere und Menschen vertragen hohe Mengen an Vitamin E ohne Nebenwirkungen. Es ist eines der am wenigsten toxischen Vitamine bei Überversorgung. Typische Vergiftungserscheinungen wie bei Vitamin A und Vitamin D sind bei Vitamin E nicht bekannt.
Sehr hohe Zufuhrmengen können jedoch die Wirkung anderer fettlöslicher Vitamine, also Vitamin K, Vitamin A und Vitamin D aufheben. Die Folgen sind Knochenbrüchigkeit und Blutgerinnungsstörungen. Werden Antioxidantien in zu großen Mengen aufgenommen, kann ihre Schutzfunktion umgekehrt werden und es kommt sogar vermehrt zu Oxidationsschäden an Körperzellen.
Futterquellen für Vitamin E sind:
• pflanzliche Öle (v.a. Keimöle)
• Getreide und Getreideprodukte
Futtermittel tierischer Herkunft (v.a. Milchprodukte und fettarme Schlachtnebenprodukte) enthalten im Allgemeinen wenig Vitamin E.
Tragende und säugende Hündinnen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin E, da sie ihre Welpen versorgen müssen. Sehr aktive Hunde (z.B. Rennhunde) benötigen ebenfalls erhöhte Mengen, um ihre Leistung erbringen zu können.
Stoffwechselstörungen, die im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten, beeinflussen die Aufnahme und Verarbeitung von Vitamin E. So vermindert ein gestörter Gallenfluss die Aufnahmefähigkeit im Darm. In der Folge gelangt weniger Vitamin D in den Körperkreislauf. Auch bei herzkranken Hunden wurde ein erhöhter Bedarf festgestellt.
Die vorbeugende Gabe von Vitamin E wird in Fällen empfohlen, in denen die Zellgesundheit unterstützt werden soll. Dazu gehören ältere Tiere, Hunde mit chronischen Erkrankungen und Tumoren sowie Patienten mit entzündlichen Hauterkrankungen.