Vitamin A (Retinol)
In der tierärztlichen Ernährungsberatung ist Vitamin A das wichtigste Vitamin. Es ist fettlöslich und kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor.
Im Gegensatz zur Katze kann der Hund die in grünen Pflanzen und Karotten enthaltene Vorstufe Beta-Carotin in Vitamin A umwandeln und somit diese pflanzlichen Lebensmittel als indirekte Vitamin A-Quelle nutzen. Allerdings ist die Aufnahmefähigkeit von Beta-Carotin im Darm nur halb so groß wie die von Vitamin A.
Der Bedarf an Vitamin A hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ausgewachsene Hunde sollten täglich etwa 75-100 IE pro kg Körpergewicht erhalten. Welpen, trächtige und säugende Hündinnen sowie alte und kranke Tiere haben einen erhöhten Bedarf.
Nach der Resorption, die bei Störungen des Magen-Darm-Traktes, bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und bei gestörtem Gallefluss beeinträchtigt sein kann, wird Vitamin A über die Blutbahn direkt in die Gewebe bzw. Speicherorgane transportiert.
Leber und Niere sind die klassischen Speicherorgane für Vitamin A. Ein Mangel kann so über Monate ausgeglichen werden. In Abhängigkeit vom Blutspiegel wird Vitamin A mit dem Urin ausgeschieden. Die Konzentration im Blut ist beim Hund weniger stark reguliert als bei anderen Tierarten und schwankt auch bei bedarfsgerechter Zufuhr.
Vitamin A ist an zahlreichen Reaktionen im Körper beteiligt und wird als Wachstumsvitamin bezeichnet. Es ist wichtig für die Eiweißsynthese, das Knochen- und Muskelwachstum, die Fortpflanzung und als Bestandteil des Sehpurpurs, auch Rhodopsin genannt, unentbehrlich für den Sehvorgang.
Es ist an der Synthese von Gerüst- und Schleimstoffen beteiligt, die für den Aufbau, die Bedeckung und die Abdichtung der Haut und der Schleimhäute (Atmungs-, Geschlechts- und Harntrakt) notwendig sind. Daher ist auch der Begriff Epithelschutzvitamin ein gebräuchliches Synonym.
Die häufigste Ursache für eine Unterversorgung bei selbst zubereiteten Rationen ist eine unzureichende Ergänzung oder gar das Fehlen von Gemüse.
Die einzigen eindeutigen Symptome eines Vitamin-A-Mangels sind Nachtblindheit und extrem trockene Bindehäute der Augen. Symptome, die auch bei anderen Mangelkrankheiten auftreten, sind unter anderem Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, trockene und verhornte Schleimhäute, Hautveränderungen, Schwächung des Immunsystems, Bindehautentzündung, Hornhauttrübung, Seh- und Hörstörungen und vieles mehr.
Die häufigste Ursache für eine Überversorgung ist eine einseitige Fütterung von Leber. Aufgrund des hohen Gehaltes an Vitamin A reicht bereits eine geringe Menge pro Tag aus. Bei langfristig stark erhöhter Zufuhr kann sich das Vitamin im Körper anreichern und zu Vergiftungserscheinungen führen. Übererregbarkeit, Abbau der Knochensubstanz und Neigung zu Knochenbrüchen, Skelettfehlbildungen, Hautverdickung, verminderte Futteraufnahme und geringe Gewichtszunahme sind typische Folgen.
Die Gefahr einer Überversorgung besteht bei der Vorstufe Beta-Carotin nicht, da der Hund immer nur so viel Beta-Carotin in Vitamin A umwandelt, wie der Körper benötigt.
Die Toleranz des Hundes gegenüber hohen Mengen an Vitamin A ist aufgrund einer speziellen Bindungsform im Blut deutlich höher als bei anderen Spezies. Dies erklärt den höheren Maximalbedarf des Hundes.
Leber enthält am meisten Vitamin A. Futterquellen für Vitamin A sind u.a.:
• Leber (vor allem Rind, aber auch Geflügel und Schwein)
• Lebertran
• Fischöle (z.B. Lachsöl)
• Eier
• Vollmilch
Quellen für Beta-Carotin (Vitamin-A-Vorstufe) sind viele Obst- und Gemüsesorten, insbesondere:
• grüne Pflanzen (Salate)
• Karotten
• Luzernegrünmehl
Der Gehalt an Vitamin A in Futtermitteln ist sehr unterschiedlich. Die in den Futterpflanzen enthaltenen Mengen an Beta-Carotin hängen von den jeweiligen Wachstums- und Reifebedingungen ab. Dementsprechend nehmen die Tiere, die diese Pflanzen fressen, auch unterschiedliche Mengen auf. Bei der Ergänzung von selbst zubereiteten Rationen ist es daher wichtig, einen Puffer einzuplanen, um die schwankenden Gehalte vorsorglich auszugleichen.
Heranwachsende und kranke Tiere sowie trächtige und säugende Tiere benötigen vergleichsweise mehr Vitamin A. Vitamin A kann die Plazenta nicht passieren, sodass die Welpen mit relativ niedrigen Gehalten in der Leber zur Welt kommen. Um die Versorgung nach der Geburt sicherzustellen, ist es notwendig, die Hündin während der Trächtigkeit mit bedarfsgerechten Mengen zu versorgen, die sie über die Milch weitergeben kann.