Vitamin B1 (Thiamin)
Thiamin (Vitamin B1) gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Ein Teil dieser Nährstoffgruppe wird von der Darmflora synthetisiert und kann dann vom Dünndarm in den Körper aufgenommen werden.
B-Vitamine werden fast gar nicht im Körper gespeichert und müssen daher kontinuierlich mit dem Futter aufgenommen werden (eine Ausnahme bildet Vitamin B12). Aufgrund ihrer Wasserlöslichkeit können überschüssige Mengen problemlos über die Nieren wieder ausgeschieden werden.
Der Bedarf hängt stark vom Stoffumsatz des Körpers und der Futterzusammensetzung ab. Mit steigendendem Kohlenhydratanteil im Futter steigt die benötigte Menge.
Thiamin ist ein sehr instabiles, hitzeempfindliches Vitamin. Bei der Verarbeitung von Futtermitteln (z.B. Herstellung von Trockenfutter) kann es deshalb zu Verlusten von bis zu 90 % kommen. Dieser im Voraus eingeplante Mangel wird durch den Zusatz von synthetischem Thiamin vor der Verarbeitung ausgeglichen.
Die Funktion vieler Enzyme im Stoffwechsel des Körpers ist von B-Vitaminen abhängig. Thiamin spielt beispielsweise eine zentrale Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel und unterstützt die Funktion der Nervenzellen.
Eine Unterversorgung mit Vitamin B1 kommt nur gelegentlich vor. Die häufigste Ursache ist der Verzehr von zu viel rohem Süßwasserfisch und Hering. Diese Fischsorten enthalten thiaminspaltende Enzyme, sogenannte Thiaminasen. Daneben kann auch eine einseitige Fütterung mit thiaminarmen Futtermitteln, wie z.B. poliertem Reis oder Weißmehlprodukten, zu einer Mangelsituation führen. Vorsicht ist auch bei längerfristigen Antibiotikagaben geboten: Die unter Umständen abgetöteten Darmbakterien sind Produzenten von B-Vitaminen.
Ein Thiaminmangel äußert sich zunächst in unspezifischen Symptomen wie Appetitlosigkeit und Kotabsatz. Später können schwere Störungen des zentralen Nervensystems (gestörte Bewegungskoordination, Lähmungen, Nervenentzündungen), Krämpfe und Kreislaufstörungen (verlangsamter Herzschlag) auftreten. Die rechtzeitige Gabe von Thiamin kann in den frühen Stadien des Mangels zu einer raschen Besserung führen.
Die Toleranz von Hunden gegenüber einer Überdosierung ist hoch. Im Futter kann Thiamin praktisch nicht überdosiert werden. Überschüssige Mengen werden über die Nieren ausgeschieden.
In seltenen Fällen kann es zu unregelmäßiger Atmung, verlangsamter Herzfrequenz und niedrigem Blutdruck kommen.
Der Thiaminbedarf kann mit folgenden Futtermitteln gedeckt werden:
• grüner Pansen
• grüner Blättermagen
• Getreidekleie
• Schweinefleisch (besonders Leber)
Hinweis: Durch Einweichen von Futtermitteln oder Kochen mit anschließendem Verwerfen des Kochwassers geht Thiamin verloren.
Säugende Hündinnen und heranwachsende Hunde haben aufgrund ihres erhöhten Stoffwechsels einen erhöhten Bedarf an Thiamin. Auch bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. einer Schilddrüsenüberfunktion, muss auf eine ausreichende Versorgung im Futter geachtet werden.