Vitamin B9 (Folsäure)
Vitamin B9 (Folsäure) gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen. Ein Teil der B-Vitamine wird von der Darmflora synthetisiert und kann dann über den Dünndarm in den Körper aufgenommen werden. B-Vitamine werden im Körper kaum gespeichert und müssen daher kontinuierlich mit der Nahrung zugeführt werden (Ausnahme: Vitamin B12). Aufgrund ihrer Wasserlöslichkeit können überschüssige B-Vitamine problemlos über die Nieren ausgeschieden werden.
Folsäure liegt in den meisten Futtermitteln in gebundener Form vor. Sie muss erst freigesetzt werden, bevor sie über den Dünndarm in den Körper aufgenommen werden kann. Die Darmflora produziert erhebliche Mengen an Folat. Folat ist chemisch eng mit der Folsäure verwandt und besitzt die gleichen Vitaminaktivitäten. Ausgewachsene Hunde mit gesunder Darmfunktion haben nur einen geringen Folsäurebedarf von ca. 4,5 µg pro kg Körpergewicht und Tag, der über das Futter gedeckt werden muss. Die Versorgung des Körpers mit Folsäure kann durch die Bestimmung des Folatspiegels im Blut beurteilt werden.
Folsäure gehört zu den weniger stabilen Vitaminen. Erhitzen, langes Einfrieren und Lagerung in Wasser führen zur Zerstörung. Kommerzielle Futtermittel werden häufig mit Folat angereichert, um Verluste durch Verarbeitung und Lagerung auszugleichen.
Die Funktion zahlreicher Enzyme ist von B-Vitaminen abhängig. So spielt Folsäure eine wichtige Rolle im Aminosäurestoffwechsel, bei der Bildung der DNA und von Stoffen, die Signale an Nervenzellen weiterleiten (Neurotransmitter).
Außerdem können bestimmte chemische Reaktionen, an denen auch Vitamin B12 beteiligt ist, ohne Folsäure nicht ablaufen.
Ist der Darm durch Entzündungen oder andere Störungen geschädigt, ist die Versorgung mit Folsäure durch den bakteriellen Befall eingeschränkt. Dieses Defizit muss bis zur Genesung über das Futter ausgeglichen werden - durch Futtermittel, die Folsäure in ausreichender Menge enthalten, oder durch ein Ergänzungsfuttermittel.
In der tierärztlichen Praxis wird ein Folsäuremangel bei ansonsten gesunden Tieren eher selten diagnostiziert. In experimentellen Studien wurden als Mangelerscheinungen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blutarmut und ein geschwächtes Immunsystem beobachtet. In entsprechenden Versuchsreihen mit Katzen wurde festgestellt, dass ein Folsäuremangel bei Muttertieren während der Trächtigkeit und Laktation zu Mangelerscheinungen bei den Welpen führt. Die Kätzchen litten unter Zungenläsionen, Wachstumsstörungen und einer verminderten Anzahl von Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind.
Folsäure gilt als nicht toxisch. Fälle von Überversorgung sind in der tierärztlichen Praxis bisher nicht bekannt.
Zu den Futtermitteln mit hohem Folsäuregehalt gehören:
• grünes Gemüse
• Leber
• Eigelb
Hunde mit einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut wie IBD leiden häufig an einem erniedrigten Folsäurespiegel im Blut aufgrund einer verminderten Resorptionsfähigkeit. In diesen Fällen sollte Folsäure täglich durch entsprechende Futtermittel oder spezielle Ergänzungsfuttermittel zugeführt werden. Auch trächtige Hündinnen und Jungtiere haben aufgrund ihres erhöhten Stoffwechsels einen erhöhten Folsäurebedarf.
Krebsmedikamente und Präparate, die den Darm bzw. die Darmflora negativ beeinflussen, wirken sich ebenfalls auf den Folsäurestoffwechsel aus. Hunde, die mit diesen Medikamenten behandelt werden, benötigen daher entsprechend mehr Folsäure.