Vitamin B4 (Cholin)
Cholin ist kein Vitamin im klassischen Sinne. Es ist zwar ein essentieller Nährstoff für Tiere, kann aber vom Körper (vor allem in der Leber) selbst gebildet werden. Da die Eigensynthese jedoch unter bestimmten Bedingungen nicht ausreicht und festgestellt wurde, dass geringe Mengen Cholin im Futter die Entwicklung von Krankheitssymptomen verhindern können, wird Cholin traditionell zu den B-Vitaminen gezählt. Streng genommen erfüllt es jedoch nicht die Kriterien eines Vitamins.
Cholin wird vom Körper in deutlich höheren Mengen (ca. 40-fach) als die anderen Vitamine benötigt. Der Tagesbedarf an Cholin liegt beim ausgewachsenen Hund bei ca. 25 mg pro kg Körpergewicht. Der genaue Bedarf wird jedoch stark von der Zusammensetzung der Nahrung beeinflusst. Vitamin B12 und Folat (Folsäuresubstanz) haben im Körper ähnliche Aufgaben wie Cholin, so dass ein Mangel an diesen beiden Stoffen den Bedarf an Cholin erhöht. Es wird durch Verdauungsenzyme im Magen-Darm-Trakt aus der Nahrung freigesetzt und im Dünndarm resorbiert. Dabei wird nur ein Drittel tatsächlich verdaut, zwei Drittel werden von der Darmflora umgewandelt und später mit dem Urin ausgeschieden.
Cholin ist in der Regel kein Bestandteil von Vitaminpräparaten, da es die Feuchtigkeit in seiner Umgebung bindet und damit die Stabilität der anderen enthaltenen Vitamine beeinträchtigen würde.
Die Aufgaben und Funktionen des Cholins sind vielfältig. Es fungiert als Strukturelement der Zellmembran (der äußeren Begrenzung jeder Körperzelle) und beeinflusst die Durchlässigkeit der Blutgefäße. Es ist an der Blutgerinnung, der Immunabwehr, der Signalübertragung von Nervenzellen und einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt.
Außerdem mobilisiert Cholin die Glukosespeicher und stellt dem Körper so Energie zur Verfügung. Besonders wichtig ist die unterstützende Funktion beim Fetttransport. So verhindert Cholin die organschädigende Fettansammlung in der Leber.
Unter bestimmten Bedingungen scheint die Eigensynthese von Cholin nicht auszureichen. Dazu gehören schnelles Wachstum, ein hoher Fettgehalt im Futter, geringe Mengen an Methionin und Cystin (beides Aminosäuren) im Futter und ein Mangel an Vitamin B12. Die Folge ist eine schädliche Verfettung der Leber.
Weitere Mangelerscheinungen sind Appetitlosigkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, verlängerte Blutgerinnungszeit, verminderter Cholesterinspiegel im Blut und Funktionsverlust der Nieren. Bei jungen Hunden kommt es zu Wachstumsstörungen und zur vorzeitigen Rückbildung der Thymusdrüse, einem wichtigen Organ des Immunsystems heranwachsender Haustiere.
Aufgrund verschiedener Studienergebnisse herrscht Uneinigkeit über die maximal tolerierbare Cholinmenge bei Hunden. Als Folge einer Überversorgung wurde eine Abnahme der roten Blutkörperchen im Blut und eine Anämie beobachtet. Beides führt zu einer eingeschränkten Sauerstoffversorgung und damit zu einer verminderten Leistungsfähigkeit des Organismus.
Cholin ist in allen natürlichen Fetten enthalten.
Fettreiche tierische Futtermittel sind z.B.:
• Fisch
• Leber
• Drüsengewebe
Fettreiche pflanzliche Futtermittel kommen vor in:
• Eigelb
• Soja
• Hefe
• Getreidekeime
• Ölsaat
Heranwachsende Hunde haben aufgrund ihres erhöhten Stoffwechsels einen etwa doppelt so hohen Cholinbedarf wie erwachsene Tiere.