Ballaststoffe
Ballaststoffe

Ballaststoffe

Ballaststoffe sind pflanzliche Gerüstsubstanzen, auch Faserstoffe genannt. Biochemisch gehören sie zu den Kohlenhydraten. Sie sind ähnlich aufgebaut wie Stärke, die einzelnen Zuckermoleküle sind jedoch anders verknüpft.

Ballaststoffe sind für Hunde unverdaulich, da sie nicht über die notwendigen Verdauungsenzyme verfügen, um sie aufzuspalten. Daher werden sie auch als unverdauliche Kohlenhydrate bezeichnet. Diese speziellen Verbindungen können nur von Darmbakterien, der sogenannten Darmflora, gespalten werden.

Der bakterielle Abbau dieser unverdaulichen Ballaststoffe wird Fermentation genannt. Sie findet im Dickdarm statt. Dabei wird Energie freigesetzt, die der Körper nutzen kann. Je nach Abbaugeschwindigkeit unterscheidet man schnell und langsam fermentierbare Ballaststoffe. Neben den fermentierbaren Ballaststoffen (z.B. Zellulose, Pektine) gibt es auch nicht fermentierbare Ballaststoffe (z.B. Lignin), die unverdaut wieder ausgeschieden werden.

Der Ballaststoffgehalt eines Futtermittels wird als Rohfaser angegeben. Der Rohfasergehalt wird nach einer einheitlichen Analysemethode für Futtermittel als Bestandteil der Analytischen Bestandteile bestimmt und ist eine Pflichtangabe auf der Verpackung kommerzieller Futtermittel. Der erforderliche Mindestanteil an Rohfaser in der Ration hängt von der Futteraufnahme des Tieres und der Zusammensetzung der Rohfaser selbst ab. Rationen für Hunde sollten etwa 1-3 % Rohfaser in der Trockensubstanz enthalten.

Ballaststoffe sind wichtig für eine gesunde Darmfunktion und Darmflora. Fasern, die von den Dickdarmbakterien nur langsam abgebaut werden (z.B. Zellulose), tragen zur Regulierung der Darmtätigkeit bei und sorgen für eine gesunde Kotkonsistenz. Sie beeinflussen den Füllungsdruck gegen die Darmwand, vor allem im Dickdarm. Dadurch werden die Darmbewegungen und der Weitertransport des Nahrungsbreis im Darmtrakt gefördert. Bei hohem Fasergehalt des Futters ist die Transportgeschwindigkeit höher. Bei geringerem Gehalt wird der Weitertransport entsprechend verlangsamt. Im Durchschnitt verweilt der Futterbrei 18 bis 24 Stunden im Dickdarm, bevor er als Kot ausgeschieden wird.

Fasern, die von den Dickdarmbakterien schnell abgebaut werden (z.B. Pektine), dienen dem Hund hingegen als sogenannte Präbiotika. Sie sind Nahrung für die guten bzw. erwünschten Darmbakterien. Präbiotika sind für die schlechten bzw. unerwünschten Darmbakterien nicht oder nur schwer verdaulich, wodurch diese geschwächt und sozusagen ausgehungert werden. Ein weiterer Vorteil: Es entstehen weniger schädliche Eiweißabbauprodukte (z.B. Ammoniak), die von den schlechten Darmbakterien gebildet werden.

Ob die Versorgung des Hundes mit Ballaststoffen ausreichend ist, lässt sich gut am Kot erkennen. Wenn nur sehr kleine Kotmengen abgesetzt werden, kleine trockene „Kotbällchen“ abgesetzt werden oder das Tier unter Verstopfung leidet, kann dies auf einen Mangel an Ballaststoffen im Futter zurückzuführen sein.

Bei einer Unterversorgung können der Darm und die Darmbakterien ihre Aufgaben nicht voll erfüllen. In der Folge wird das Futter nicht richtig verdaut, dem Tier stehen nicht alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Analdrüsen können sich nur dann richtig entleeren, wenn die Kotkonsistenz physiologisch (d.h. nicht zu hart und nicht zu weich) ist.

Es muss unterschieden werden, um welche Art von Ballaststoff-Überversorgung es sich in erster Linie handelt. Futtermittel mit einem hohen Anteil an bakteriell abbaubaren Kohlenhydraten, wie z.B. Äpfel, führen vor allem bei hohen Futtermengen zu Verträglichkeitsproblemen wie weicher Kot und Durchfall. Ein Überangebot an bakteriell nicht abbaubaren Ballaststoffen beeinträchtigt vor allem die Verdaulichkeit anderer Nährstoffe.

Zu hohe Fasergehalte führen nicht nur zu deutlich höheren Kotmengen, sondern wirken sich auch negativ auf die Gesamtverdaulichkeit der Ration aus. Gründe hierfür sind die generell relativ geringe Verdaulichkeit von Faserstoffen, die Umschließung wichtiger Futternährstoffe durch die Ballaststoffe im Magen-Darm-Trakt, eine verminderte Fließfähigkeit durch Eindickung des Futterbreis und gleichzeitig eine schnellere Passage des Futters durch den Darm. Von dieser sogenannten Verdauungsdepression sind Kohlenhydrate am stärksten und Fette am wenigsten betroffen.

Futtermittel mit fermentierbaren Ballaststoffe wie Pektin und Inulin:

    •     Obst (Äpfel, Bananen)

    •     Karotten

    •     Tomaten

    •     Obsttrester

    •     Zuckerrübenschnitzel

    •     Rübenmark

    •     Trockenschnitzel

Futtermittel mit nicht fermentierbare Ballaststoffe wie Zellulose und Lignin:

    •     Kleie (z.B. aus Weizen oder Hafer)

    •     Futterzellulose

    •     Flohsamenschalen

    •     Luzernegrünmehl

    •     grüner Pansen und Blättermagen*

Der Ballaststoffgehalt von Getreide ist abhängig vom Spelzen- bzw. Schalenanteil. Ballaststoffreich sind Hafer und Gerste, Getreidekleie und Vollkornprodukte allgemein.

*Grüner Pansen und Blättermagen sind zwar tierische Futtermittel, sie enthalten aber im Gegensatz zum weißen, gereinigten Pansen pflanzliches Material als Mageninhalt. Sie sind daher die einzigen tierischen Futtermittel mit einem gewissen Ballaststoffgehalt.

Die erforderliche Menge an Rohfaser hängt stark von den Umständen und dem Gesundheitszustand des Hundes ab.

Ballaststoffe erhöhen das Sättigungsgefühl. Für Hunde, die abnehmen oder ein einmal erreichtes Idealgewicht halten sollen, ist es daher sinnvoll, ballaststoffreiche Futtermittel (z.B. Gemüse oder Futterzellulose) in die Ration zu mischen. Dadurch wird die Energiedichte des Futters verringert und der Hund hat trotzdem das Gefühl, einen vollen Magen zu haben.

Bei Hunden, die zu weichem Kot neigen, wird empfohlen, den Faseranteil im Futter zu erhöhen. Futterzellulose eignet sich hierfür besonders gut.

Bei älteren Tieren wird empfohlen, den Rohfaseranteil in der Ration etwas zu erhöhen. Der erhöhte Anteil an bakteriell nicht abbaubaren Fasern (z.B. aus Futterzellulose) gewährleistet eine ausreichende Darmbewegung für eine gesunde Darmfunktion und Verdauung. Der erhöhte Anteil an bakteriell abbaubaren Ballaststoffen (z.B. aus Karotten) sichert eine physiologische Zusammensetzung und Stoffwechselaktivität der guten Darmbakterien

Bei Hunden mit erhöhtem Stoffwechsel und damit erhöhtem Nährstoffbedarf (z.B. Junghunde, säugende Hündinnen, Arbeitshunde) kann es sinnvoll sein, den Rohfasergehalt der Ration etwas zu reduzieren. Dadurch werden die Energiedichte und die Verdaulichkeit des Futters erhöht und die Nährstoffverwertung verbessert. Dennoch sollte eine Mindestmenge an Rohfaser im Futter vorhanden sein, um eine ausreichende Darmbewegung bei hoher Gesamtverdaulichkeit zu gewährleisten.

Bei Hunden mit Lebererkrankungen ist es wichtig, dass der Faseranteil in der Ration nicht zu hoch ist, da es sonst zu einer erhöhten Bildung von schädlichem Ammoniak kommen kann. In den Körper aufgenommenes Ammoniak belastet die Leber, ein erkranktes Organ wird dadurch weiter geschwächt. Die vermehrte Fütterung von bakteriell abbaubaren Ballaststoffen (z.B. Karotten, Äpfel oder der synthetische Zweifachzucker Lactulose) kann über eine Ansäuerung des Nahrungsbreis im Darm die Ammoniakbildung reduzieren.