Was kostet ein tierärztlicher Notfall? Beispiele für Hund und Katze

Verarzten | Vom 04.12.24

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Was kostet ein tierärztlicher Notfall? Beispiele für Hund und Katze

Titelbild: Sereja Ris | Unsplash

Kosten für tierärztliche Notfälle. Tierische Notfälle können jederzeit eintreten und stellen für Hunde- und Katzenhalter:innen nicht nur eine emotionale Herausforderung, sondern auch eine finanzielle Belastung dar. Ob nach einem Unfall, einer akuten Erkrankung oder einer Notfallbehandlung - die Kosten einer Notfallbehandlung können je nach Schwere des Vorfalls und der erforderlichen Untersuchungen und Behandlungen stark variieren.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die typischen Kosten, die bei einem tierärztlichen Notfall für Hunde und Katzen anfallen können und geben dir einen Überblick über die möglichen Ausgaben von der ersten Untersuchung bis hin zu chirurgischen Eingriffen oder Intensivbehandlungen. So bekommst du eine bessere Vorstellung davon, wie du dich auf unerwartete tierärztliche Notfälle vorbereiten kannst.

Was tun, wenn mein Tier einen Notfall hat?

Wenn dein Tier einen Notfall hat, ist schnelles Handeln wichtig. Als erstes solltest du ruhig bleiben und die Situation einschätzen. Nutze sofort den kostenlosen confidu Diagnose Finder oder rufe deine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik an, um Anweisungen zu erhalten. Bei schweren Verletzungen oder Symptomen wie Atemnot, starkem Blutverlust, Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen solltest du dein Tier sofort in die nächste Tierarztpraxis oder Tierklinik bringen.

Für weitere Informationen darüber, wann ein Notfall vorliegt und wie man in verschiedenen Situationen richtig reagiert, siehe den Artikel Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze. Er hilft dir, die Symptome richtig einzuschätzen und zu entscheiden, ob ein sofortiger Tierarztbesuch notwendig ist.

Dürfen Tierärzte verlangen, was sie wollen?

Nein, Tierärzt:innen dürfen in Deutschland nicht einfach jeden Preis verlangen. Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) regelt die Höchstsätze, die Tierärzt:innen für ihre Leistungen verlangen dürfen. Sie legt fest, wie viel ein:e Tierärzt:in für bestimmte Behandlungen, Untersuchungen, Medikamente und Operationen berechnen darf.

Die GOT berücksichtigt dabei die Komplexität der Behandlung, die Dauer und den Aufwand der Leistung. Für viele Leistungen gibt es Pflichtgebühren, die Tierärzt:innen nicht unter- oder überschreiten dürfen. In bestimmten Fällen (z.B. bei Spezialuntersuchungen oder Notfällen) kann der/die Tierärzt:in einen Zuschlag verlangen, der jedoch ebenfalls an bestimmte Höchstsätze gebunden ist.

Bild: freepik | Freepik

Was kostet der tierärztliche Notdienst?

Ein Tierarztbesuch im Notdienst ist immer teurer als zu normalen Sprechzeiten und das hat gute Gründe, denn vor allem die Bereitstellung von Personal kostet im Notdienst mehr. Trotzdem sollte man sich im Notfall natürlich nicht davon abschrecken lassen - die Gesundheit des Vierbeiners geht vor. So gibt es klare Richtlinien, welche Symptome Notfallsymptome sind und welche nicht.

Tierärzt:innen in Deutschland müssen ihre Leistungen anhand einer gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenordnung (GOT) abrechnen. Dort ist festgelegt, zu welchen Zeiten der Notdienst gilt und welche Kosten abgerechnet werden müssen. Laut GOT muss jede:r Tierärzt:in im Notdienst die Behandlungskosten mindestens zum doppelten und maximal zum vierfachen Satz abrechnen und zusätzlich immer eine Notdienstgebühr von 50 € berechnen. So kommen schnell mehrere hundert Euro für den Tierarztbesuch zusammen, auch wenn es sich nicht um einen Notfall gehandelt hat.

Ist die Tierklinik teurer als der Tierarzt?

Ja, Tierkliniken sind in der Regel teurer als normale Tierarztpraxen, aber der Preisunterschied hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Notdienst und 24-Stunden-Bereitschaft: Tierkliniken haben oft einen Notdienst und sind rund um die Uhr geöffnet, während viele Tierarztpraxen nur zu festen Zeiten arbeiten. Die Verfügbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten, insbesondere nachts und an Feiertagen, ist einer der Hauptgründe für höhere Kosten in Tierkliniken.

  • Komplexität der Behandlungen: Tierkliniken verfügen häufig über spezialisierte Geräte und Fachtierärzt:innen für komplexe Behandlungen (z.B. Chirurg:innen, Internist:innen, Radiolog:innen), was die Kosten erhöhen kann.

  • Infrastruktur und Personal: Tierkliniken verfügen in der Regel über größere Einrichtungen und mehr Personal, einschließlich Fachtierärzt:innen und technischer Ausstattung (z.B. Röntgen, MRT), was zu höheren Betriebskosten führt, die auf die Tierhalter:innen umgelegt werden.

  • Diagnose und Behandlung: Kliniken bieten häufig umfangreichere diagnostische Tests und spezialisierte Behandlungen an, die kostenintensiver sind. Bei einfacheren Problemen oder Routineuntersuchungen sind normale Tierarztpraxen in der Regel günstiger.

Wann beginnt der Notdienst?

Wann die Tierärzt:innen einen Notdienst anbieten und Notdienstgebühren abrechnen können, wird in der GOT genau definiert. So gelten alle Leistungen, die zu folgenden Zeiten erbracht werden, als Notdienst:

  • nachts (zwischen 18 Uhr und 8 Uhr)

  • am Wochenende (zwischen Freitag 18 Uhr und Montag 8 Uhr)

  • an Feiertagen (zwischen 0 Uhr und 24 Uhr)

Es gibt jedoch eine Ausnahme von dieser Regel. Die von vielen Tierarztpraxen angebotenen Abend- und Samstagssprechstunden sind von den Notfalltarifen ausgenommen. Solange es sich um reguläre Sprechstunden handelt, können die Leistungen zum einfachen Gebührensatz abgerechnet werden und die Notdienstgebühr entfällt.

Beispielrechnungen für tierärztliche Leistungen im Notdienst

Um eine Vorstellung vom Kostenunterschied zwischen regulärer Sprechstunde und tierärztlichem Notfalldienst zu bekommen, haben wir zwei Beispielrechnungen erstellt. Notfälle können natürlich auch in der regulären Sprechstunde behandelt werden und werden dann nicht zu Notdiensttarifen abgerechnet. Umgekehrt werden aber auch medizinische Probleme, die keine Notfälle sind, im Notdienst zu Notdiensttarifen abgerechnet. Zum Vergleich werden daher die Kosten für den einfachen und den vierfachen Gebührensatz zuzüglich der Notdienstgebühr angegeben. 

In den Beispielen wurden auch keine Medikamente und Verbrauchsmaterialien berücksichtigt, da die Kosten hierfür stark schwanken und bei größeren Tieren höher sind als bei kleineren, da größere Tiere mehr verbrauchen. Außerdem kommt in der Endabrechnung noch die Mehrwertsteuer hinzu. In der Realität wären die Kosten also höher.

Hunde und Katzen können sich indirekt mit Rattengift vergiften, indem sie eine vergiftete Ratte fressen.

Bild: Nicholas_Demetriades | Pixabay

Beispiel 1, Rattengift:

Ein klassischer Notfall: Die Katze hat am Wochenende Rattengift gefressen. Der/die Besitzer:in hat sie auf frischer Tat ertappt und bringt sie sofort in die Tierarztpraxis. Nach der allgemeinen Untersuchung wird Blut abgenommen und im praxiseigenen Labor untersucht. Dann wird der Katze ein Brechmittel gespritzt, um sie zum Erbrechen zu bringen, und sie erhält Vitamin K, das Gegenmittel gegen Rattengift.

In der regulären Sprechstunde würden die Kosten 95,79 € netto betragen. Im Notdienst würden die gleichen Leistungen 433,16 € netto kosten.

Leistung mit Bezeichnung nach GOT einfacher Satz vierfacher Satz
Allgemeinuntersuchung mit Beratung - Katze 23,62 € 94,48 €
Blutprobenentnahme venös 10,26 € 41,04 €
Großes Blutbild, maschinell 23,52 € 94,08 €
Blutuntersuchung, Gerinnungsbestimmung 15,39 € 61,56 €
2x Injektion, subkutan - Katze 2x 11,50 € 2x 46,00 €
Notdienstgebühr - 50,00 €
Rechnungssumme 95,79 € 433,16 €

Beispiel 2, blutiger Durchfall:

In diesem Beispiel wird ein Hund mit blutigem Durchfall in der Tierarztpraxis vorgestellt. Nach der allgemeinen Untersuchung wird der Bauch gründlich abgetastet und es werden Röntgenaufnahmen angefertigt, um eventuelle Auffälligkeiten im Bauchraum zu erkennen. Außerdem wird eine Kotprobe auf Parasiten untersucht. Zur Behandlung erhält der Hund eine Infusion und zwei Medikamente per Injektion.

Für die reguläre Sprechstunde würden 183,81 € netto anfallen. Im Notdienst würden die gleichen Leistungen 785,24 € netto kosten.

Leistung mit Bezeichnung nach GOT einfacher Satz vierfacher Satz
Allgemeinuntersuchung mit Beratung - Hund 23,62 € 94,48 €
Eingehende klinische Untersuchung einzelner Organe 17,25 € 69,00 €
Venenkatheter peripher einlegen 14,62 € 58,48 €
Infusion per Schwerkraft 42,00 € 168,00 €
2x Röntgen, erste u. zweite Aufnahme, jeweils 2x 26,53 € 2x 106,12 €
Mikroskopische Kotuntersuchung, Nativpräparat 10,26 € 41,04 €
2x Injektion, subkutan - Hund 2x 11,50 € 2x 46,00 €
Notdienstgebühr - 50,00 €
Rechnungssumme 183,81 € 785,24 €

Bild: Joanna Reichert | Pixabay

Wie viel kostet eine Nacht beim Tierarzt?

Die Kosten für eine Nacht- oder Notfallbehandlung in einer Tierarztpraxis oder Tierklinik sind je nach Klinik und Situation sehr unterschiedlich. Die reine stationäre Unterbringung eines Hundes kostet im einfachen Satz 19,08 € netto pro Tag, die einer Katze 11,45 €. Hinzu kommen die Kosten für alle in dieser Zeit durchgeführten Maßnahmen und Behandlungen, eventuelle Notdienstgebühren, verbrauchte Materialien und verabreichte Medikamente.

Was kostet Hund oder Katze einschläfern 2024?

Die Kosten für das Einschläfern eines Hundes oder einer Katze können variieren. Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) regelt die Preise, aber Faktoren wie Methode, Aufwand, Medikamente, Notdienstgebühren und eventuelle Zusatzleistungen spielen eine Rolle.

Kostenfaktoren für das Einschläfern eines Tieres:

  • Narkose: Je nach Methode ist eine Injektionsnarkose mit Legen einer Braunüle notwendig, um dem Tier eine schmerz- und stressfreie Einschläferung zu gewährleisten. Die Kosten für eine Injektionsnarkose betragen 23,44 € netto (einfacher Satz).

  • Euthanasie: Der Preis für das Einschläfern eines Hundes oder einer Katze beträgt 30,78 € netto im einfachen Satz.

  • Abholung des Tieres (falls erforderlich): Einige Tierärzt:innen oder Tierkliniken bieten einen Abholservice an, der zusätzliche Kosten verursachen kann.

  • Notdienst: Eine Euthanasie außerhalb der regulären Öffnungszeiten (z.B. nachts oder an Feiertagen) verursacht einen Notfallzuschlag von 50 € und ein eine Erhöhung des Gebührensatzes für alle Leistungen bis zum 4-fachen.

  • Einäscherung oder Erdbestattung: Eine Einzeleinäscherung (mit Rückgabe der Asche) kostet in der Regel zwischen 100 und 250 €, je nach Größe des Tieres. Eine Sammelkremierung (ohne Rückgabe der Asche) ist günstiger und kostet ca. 50 bis 100 €. Eine Bestattung auf einem Tierfriedhof kann je nach Region und gewünschtem Service zwischen 150 und 300 € oder mehr kosten.

  • Beratung und Nachsorge: Einige Tierärzt:innen bieten auch Beratungsgespräche an, um bei der Entscheidungsfindung und der Trauerbewältigung zu helfen. Diese können gesondert in Rechnung gestellt werden.

Wie die Notdienstkosten reduzieren?

Zunächst sei noch einmal betont, dass der Notdienst wichtig ist und du dein Tier lieber einmal zu viel als einmal zu wenig dort vorstellst. Trotzdem solltest du immer gut abwägen, ob sich dein Tier wirklich in einer Notsituation befindet oder nicht. Um dir diese Entscheidung zu erleichtern, haben wir für dich eine übersichtliche Entscheidungshilfe mit allen Notfallsymptomen erstellt, die du speichern und jederzeit wieder aufrufen kannst.

Ein weiteres praktisches Hilfsmittel ist die confidu App. Sie enthält den kostenlosen, von Tierärzt:innen entwickelten Diagnose Finder mit allen Notfallsymptomen und einer genauen Beschreibung, wie du sie erkennst. Bist du dir sicher, dass es sich um einen Notfall handelt, bekommst du konkrete Handlungsempfehlungen, wie du deinem Vierbeiner schnell helfen kannst. Wenn du lieber persönlich mit einem/einer Tierärzt:in sprechen möchtest, bietet confidu auch eine kostenpflichtige Videosprechstunde an. So könnt ihr das weitere Vorgehen besprechen und gemeinsam eine Lösung finden.

Was ist, wenn man Tierarztkosten nicht bezahlen kann?

Wenn du die Tierarztkosten nicht bezahlen kannst, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du sicherstellen kannst, dass dein Tier trotzdem die notwendige Behandlung erhält:

  • Tierkrankenversicherung: Wenn du eine Tierkrankenversicherung abgeschlossen hast, kann diese je nach Vertrag einen Teil oder die gesamten Tierarztkosten übernehmen, insbesondere bei unvorhergesehenen Krankheiten oder Unfällen. Es gibt auch spezielle Unfallversicherungen für Hunde und Katzen, die einen Teil der Behandlungskosten übernehmen können.

  • Ratenzahlung: Viele Tierarztpraxen bieten die Möglichkeit, die Kosten in Raten zu bezahlen. Du solltest vor der Behandlung mit dem/der Tierärzt:in besprechen, ob eine solche Regelung möglich ist.

  • Zahlungsaufschub: In manchen Fällen kann der/die Tierärzt:in einen Zahlungsaufschub gewähren, wenn du vorübergehende finanzielle Schwierigkeiten nachweisen kannst.

  • Sozialfonds für Tiere: Es gibt Hilfsorganisationen und Stiftungen (z.B. Tierschutzvereine), die in bestimmten Fällen in Not geratenen Tierhaltern finanzielle Unterstützung gewähren. Bei den Tierschutzvereinen vor Ort kann man sich erkundigen, ob eine solche Unterstützung möglich ist.

  • Kredite: Einige Banken oder Online-Plattformen bieten kleine Kredite für tierärztliche Behandlungen an. In diesem Fall solltest du sicherstellen, dass du die Raten langfristig bezahlen kannst.

  • Kreditkarten: Wenn du über eine Kreditkarte verfügst, kannst du die Tierarztkosten über diese abrechnen und in monatlichen Raten zurückzahlen.

  • Tierschutzorganisationen: In dringenden Fällen, wenn das Tier in medizinischer Not ist und die finanziellen Mittel fehlen, können Organisationen wie der Deutsche Tierschutzbund oder die Pfotenhilfe helfen. Diese Organisationen finanzieren manchmal die Behandlung von Tieren, wenn das Leben des Tieres auf dem Spiel steht.

Fazit zu Notdienstkosten

Der Notdienst ist teuer, aber das muss so sein. Bereite dich auf den Ernstfall vor und präge dir die Notfallsymptome ein. Wenn du dir unsicher bist, kannst du den confidu Diagnose Finder nutzen und dir Tipps holen. Überlege dir auch, ob eine Tierkrankenversicherung für dich in Frage kommt. Damit kann deinem Vierbeiner im Notfall adäquat geholfen werden, ohne dass die Kosten ein Problem darstellen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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