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Was kostet ein tierärztlicher Notfall? Beispiele für Hund und Katze. Der tierärztliche Notdienst wird angeboten, um Tieren in Lebensgefahr zu helfen, und er kostet. Wir erläutern dir, wie die Notdienstkosten zustande kommen und wann überhaupt die Notdienstzeiten gelten. Zur Veranschaulichung rechnen wir dir zudem an zwei Beispielen vor, wie der Kostenunterschied zwischen Notdienst und regulärer Sprechzeit ist.
Was kostet der tierärztliche Notdienst?
Ein Tierarztbesuch im Notdienst ist immer teurer als zu normalen Sprechzeiten, und das hat gute Gründe, denn vor allem die Bereitstellung von Personal kostet im Notdienst mehr. Trotzdem solltest du dich im Ernstfall natürlich nicht davon abschrecken lassen – die Gesundheit deines Vierbeiners geht vor. So gibt es klare Vorgaben, bei welchen Symptomen es sich um Notfallsymptome handelt und bei welchen nicht.
Tierärzt:innen in Deutschland müssen ihre Leistungen anhand einer gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenordnung (GOT) abrechnen. Dort ist festgehalten, zu welchen Zeiten der Notdienst gilt und welche Kosten abgerechnet werden müssen. Laut GOT muss jede:r Tierärzt:in im Notdienst die Behandlungskosten im mindestens doppelten und maximal vierfachen Satz abrechnen und zusätzlich immer auch eine Notdienstgebühr von 50 € berechnen. So beläuft sich die Rechnung schnell auf mehrere hundert Euro für den Tierarztbesuch, auch wenn das Problem am Ende gar kein Notfall war.
Wann beginnt der Notdienst?
Wann die Tierärzt:innen einen Notdienst anbieten und Notdienstgebühren abrechnen können, wird in der GOT genau definiert. So werden alle Leistungen, die zu folgenden Zeitpunkten erbracht werden, als Notdienst angesehen:
bei Nacht (zwischen 18 Uhr und 8 Uhr)
am Wochenende (zwischen Freitag 18 Uhr und Montag 8 Uhr)
an einem Feiertag (zwischen 0 und 24 Uhr)
Doch es gibt eine Ausnahme von der Regel. Die von vielen Tierarztpraxen angebotenen Abendöffnungszeiten und Samstagssprechstunden sind von den Notdienstpreisen ausgenommen. Solange es sich um reguläre Sprechstunden handelt, dürfen die Leistungen zum einfachen Satz abgerechnet werden und außerdem entfällt die Notdienstgebühr.
Beispielrechnungen für tierärztliche Leistungen im Notdienst
Damit du eine Vorstellung davon bekommst, wie sich die Kosten zwischen regulärer Sprechzeit und tierärztlichem Notdienst unterscheiden, haben wir zwei Beispielrechnungen aufgestellt. Notfälle können natürlich auch in der regulären Sprechstunde behandelt werden und werden dann einfach abgerechnet. Umgekehrt werden aber auch medizinische Probleme, die keine Notfälle sind, im Notdienst zu den Notdienstpreisen abgerechnet. Daher sind zum Vergleich die Kosten im einfachen und im vierfachen Satz plus Notdienstgebühr aufgeführt.
Bei den Beispielen wurden außerdem keine Medikamente und Verbrauchsmaterialien mitberechnet wurden, da die Kosten hierfür sehr schwanken und bei größeren Tieren höher ausfallen als bei kleineren, da größere Tiere logischerweise mehr verbrauchen. Zudem kommt auf der Endabrechnung noch die Mehrwertsteuer hinzu. In der Realität würden die Kosten also höher ausfallen.
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Beispiel 1, Rattengift:
Ein klassischer Notfall: Die Katze hat am Wochenende Rattengift gefressen, der Besitzer ertappte sie auf frischer Tat und stellte sie unverzüglich in der Tierarztpraxis vor. Nach der Allgemeinuntersuchung wird Blut abgenommen und im eigenen Labor der Praxis untersucht. Anschließend wird die Katze durch die Injektion eines Brechmittels zum Erbrechen gebracht und erhält Vitamin K, das Antidot für Rattengift.
Zur regulären Sprechstunde würden sich die Gebühren auf 95,79 € netto belaufen. Im Notdienst würden sich dieselben Leistungen auf 433,16 € netto summieren.
Leistung mit Bezeichnung nach GOT (einfacher Satz / vierfacher Satz ohne MwSt.)
Allgemeinuntersuchung mit Beratung – Katze (23,62 € / 94,48 €)
Eingehende klinische Untersuchung einzelner Organe (17,25 / 69,00)
Blutprobenentnahme venös (10,26 € / 41,04 €)
Großes Blutbild, maschinell (23,52 € / 94,08 €)
Blutuntersuchung, Gerinnungsbestimmung (15,39 € / 61,56 €)
2x Injektion, subkutan – Katze (23,00 € / 92,00 €)
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Rechnungssumme: einfacher Satz 95,79 € / vierfacher Satz 433,16 €
Beispiel 2, blutiger Durchfall:
In diesem Beispiel wird ein Hund mit blutigem Durchfall in der Tierarztpraxis vorgestellt. Nach der Allgemeinuntersuchung wird der Bauch eingehend abgetastet und es werden Röntgenaufnahmen angefertigt, um eventuelle Auffälligkeiten im Bauchraum aufzudecken. Zudem wird eine Kotprobe auf Parasiten untersucht. Als Behandlung bekommt der Hund eine Infusion und zwei Medikamente per Injektion verabreicht.
Zur regulären Sprechstunde würden sich die Gebühren auf 183,81 € netto belaufen. Im Notdienst würden sich dieselben Leistungen auf 785,24 € netto summieren.
Leistung mit Bezeichnung nach GOT (einfacher Satz / vierfacher Satz ohne MwSt.)
Allgemeinuntersuchung mit Beratung – Hund (23,62 € / 94,48 €)
Eingehende klinische Untersuchung einzelner Organe (17,25 / 69,00)
Venenkatheter peripher einlegen (14,62 € / 58,48 €)
Infusion per Schwerkraft (42,00 € / 168 €)
2x Röntgen, erste u. zweite Aufnahme, jeweils (53,06 € / 212,24 €)
Mikroskopische Kotuntersuchung, Nativpräparat (10,26 € / 41,04 €)
2x Injektion, subkutan – Hund (23,00 € / 92,00 €)
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Rechnungssumme: einfacher Satz 183,81 € / vierfacher Satz 785,24 €
Wie die Notdienstkosten reduzieren?
Zuerst muss noch einmal klargestellt werden, dass der Notdienst wichtig ist und du dein Tier dort lieber einmal zu viel vorstellst als einmal zu wenig. Trotzdem solltest du immer gut abwägen, ob dein Tier wirklich in einer Notsituation steckt oder nicht. Um dies besser entscheiden zu können, haben wir eine übersichtliche Entscheidungshilfe mit allen Notfallsymptomen für dich erstellt, die du dir abspeichern und jederzeit wieder anschauen kannst.
Ein weiteres praktisches Hilfsmittel ist die confidu App. Sie enthält den kostenlosen, von Tierärzt:innen entwickelten Diagnose Finder mit allen Notfallsymptomen und einer genauen Beschreibung, wie du sie erkennst. Bist du dir sicher, dass ein Notfall vorliegt, bekommst du konkrete Handlungsempfehlungen, um deinem Vierbeiner schnell helfen zu können. Möchtest du lieber persönlich mit einem/einer Tierärzt:in sprechen, bietet confidu auch eine kostenpflichtige Videosprechstunde an. So könnt ihr besprechen, was zu tun ist, und gemeinsam eine Lösung finden.
Fazit zu Notdienstpreisen
Notdienst ist teuer, aber das muss so sein. Bereite dich auf den Ernstfall vor und präge dir die Notfallsymptome ein. Wenn du dir unsicher bist, kannst du den confidu Diagnose Finder nutzen und Tipps erhalten. Überlege dir zudem, ob eine Tierkrankenversicherung für dich in Frage kommt. Mit ihr kann deinem Vierbeiner im Notfall angemessen geholfen werden, ohne dass die Kosten ein Problem darstellen.
Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.