Katze trinkt viel – soll ich mir Sorgen machen?

Verarzten | Vom 14.09.23

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Katze trinkt viel – soll ich mir Sorgen machen?

Titelbild: rihaij | Pixabay

Katze trinkt viel – soll ich mir Sorgen machen? Es bereitet dir Kummer, dass deine Samtpfote neuerdings mehr trinkt und du immer größere Klumpen aus der Katzentoilette entfernen musst? Da scheint in der Tat etwas nicht zu stimmen… Gehe dem in jedem Fall nach und versuche herausfinden, was die Ursache ist. Wir erklären dir, was alles dahinterstecken kann, wie du es erkennst und was du am besten tun kannst, um deiner Katze schnell zu helfen.

Wieviel Wasseraufnahme am Tag ist normal?

Katzen sind ursprünglich Wüstenbewohner und kommen mit sehr wenig Wasser aus, unter anderem weil sie ihren Urin stark konzentrieren. Erhalten sie Feuchtfutter, nehmen sie den Großteil des Wassers über die Nahrung auf und man sieht sie so gut wie nie trinken.

Zuerst ist es wichtig abzuschätzen, ob es nur ein Eindruck ist oder deine Katze tatsächlich zu viel trinkt und Urin absetzt. Diese Symptome werden in der Fachsprache Polyurie/Polydipsie (PU/PD) genannt und gehen fast immer miteinander einher, denn wenn mehr Wasser aufgenommen wird, wird auch mehr ausgeschieden. In der Literatur findet man Zahlen von 20 ml bis 50 ml/kg pro Tag als normale Trinkmenge einer Katze. Die normale tägliche Trinkmenge einer 5 kg schweren Katze entspräche demnach 100 ml bis 250 ml. Ab 100 ml/kg/Tag gilt die Trinkmenge als krankhaft, was bei derselben Katze mehr als ein halber Liter Wasser pro Tag wäre.

Soviel zur Theorie. Doch nicht nur, weil sie von vielen äußeren Faktoren abhängt, ist die Trinkmenge in der Praxis schwierig zu ermitteln. Man müsste die Wassermenge im Trinknapf morgens und abends genau wiegen und alle Ungenauigkeiten wie Verdunstung oder Verschütten von Wasser mit einbeziehen. Außerdem darf es keine andere erreichbare Quelle zum Trinken geben – Blumentöpfe, Wasserhähne etc. einbezogen.

Warum trinkt meine Katze so viel?

Der Körper ist ein wahres Wunderwerk, das Außergewöhnliches vollbringt. Eine besonders komplizierte Leistung ist die Aufrechterhaltung der Wasserbilanz, also das Gleichgewicht zwischen der Wasseraufnahme über das Trinken und Fressen und der Wasserausscheidung über Urin, Kot, Atemluft und Schweißdrüsen. Denn angepasst an die Umweltbedingungen muss der Körper mehr oder weniger Wasser aufnehmen und ausscheiden, damit alle anderen Körperfunktionen ungestört ablaufen können.

Die Wasseraufnahme wird über das Durstzentrum im Gehirn gesteuert. Es bekommt Signale aus dem Körper, der über verschiedene Mechanismen feststellt, wieviel Flüssigkeit er gerade braucht. Zum Beispiel kann er messen, wieviel Wasser im Blut oder zwischen den Körperzellen vorhanden ist, und dementsprechend das Signal geben, dass der Durst hoch- oder herunterreguliert werden soll. 

Die Wasserausscheidung erfolgt überwiegend über die Nieren, die auf das Hormon ADH (antidiuretisches Hormon oder Vasopressin) reagieren. Seine Ausschüttung wird vom Gehirn erhöht, wenn weniger Urin produziert werden soll. Auch hier liegen Mechanismen zugrunde, die feststellen, wieviel Wasser im Körper an verschiedenen Stellen vorhanden ist.

Das System der Wasserbilanz reagiert also kurzfristig, wenn der Körper zum Beispiel aufgrund äußerer Umstände mehr Wasser benötigt. Aber es kann auch passieren, dass bei einer Erkrankung eine Fehlregulierung auftritt und die Katze deshalb übermäßig viel trinkt und Urin ausscheidet.

Wenn Katzen vermehrt trinken, nutzen sie oft auch ungewöhnliche Wasserquellen wie Gläser, Blumentöpfe usw.

Bild: joelzuehlke | Pixabay

Wenn die Katze plötzlich viel Wasser trinkt

Es gibt also verschiedene Gründe, warum die Wasseraufnahme heraufreguliert wird. Du solltest deshalb beobachten, ob deine Katze unter bestimmten Umständen oder dauerhaft zu viel trinkt. So verstärken – wie bei uns Menschen – heiße Tage, eine erhöhte körperliche Aktivität oder eine salzige Mahlzeit das Durstgefühl. Auch die Umstellung von Feucht- auf Trockenfutter kann dazu führen, dass die Katze sichtlich mehr trinkt. Das ist völlig normal und dient der Regulierung der Wasserbilanz.

Folgende Umstände verstärken das Durstgefühl:

  • hohe Umgebungstemperatur

  • niedrige Luftfeuchtigkeit

  • salzige Leckerlis (z.B. Sardellen)

  • erhöhte Aktivität

  • Ernährung mit Trockenfutter

  • Stress

  • Trächtigkeit

  • Laktation

Auch einige Medikamente verstärken die Wasserausscheidung und damit den Durst. Nimmt deine Katze also Präparate dieser Art ein, ist ein vermehrtes Trinken wahrscheinlich darauf zurückzuführen. Das Trinkverhalten sollte sich normalisieren, sobald die Medikamente nicht mehr eingenommen werden. Bitte setze sie aber nicht auf eigene Faust ohne tierärztliche Rücksprache ab.

Folgende Medikamente verstärken das Durstgefühl:

  • Diuretika (z.B. Furosemid und Torasemid)

  • Glukokortikoide (z.B. Kortison und Prednisolon)

  • Antikonvulsiva (z.B. Diazepam und Phenobarbital)

Ein vermehrtes Trinken über Tage bis Wochen ohne erklärbare Umstände oder Medikamenteneinnahme deutet hingegen auf eine krankhafte Ursache hin. Erkrankte Katzen mit starkem Durstgefühl trinken oft aus ungewöhnlichen Wasserquellen und schrecken auch vor Vasen und herumstehenden Wassergläsern nicht zurück. Außerdem treten meist gleichzeitig weitere Symptome auf, die dir auffallen können.

Folgende Erkrankungen verstärken das Durstgefühl:

  • chronische Nierenerkrankung

  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)

  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

  • vereiterte Gebärmutter (Pyometra) bei unkastrierten Katzen

  • eitrige Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

  • Wasserharnruhr (Diabetes insipidus, sehr selten)

Wenn die Katze wenig isst und viel trinkt

Bei sehr heißem Wetter kann es passieren, dass deine Katze nicht nur zu viel trinkt, sondern auch auffällig weniger frisst. Uns Menschen geht es dabei ähnlich. Warme Temperaturen reduzieren das Hungergefühl und erhöhen den Durst. Durch vermehrtes Schwitzen wird der Körper gekühlt und möchte die verlorene Flüssigkeit wieder auffüllen. Katzen kühlen den Körper weniger über das Schwitzen, aber sie atmen schneller und verlieren so über die Atemluft viel Flüssigkeit.

Ist es aber nicht heiß und geben die Umstände keine Erklärung der Symptome her, kann ein akutes Gesundheitsproblem bei deiner Katze vorliegen, zum Beispiel ein Nierenversagen oder eine schwere Entzündung. Verliere in dem Fall keine Zeit und suche mit deiner Katze umgehend eine Tierarztpraxis auf, damit sie gründlich untersucht werden und die benötigte Behandlung bekommen kann.

Katze mit normaler Fußung der Hintergliedmaße.

Bild: JACLOU-DL | Pixabay

Katze mit beginnender flacher Fußung (z.B. bei Diabetes mellitus).

Bild: 9436196 | Pixabay

Wann zum Tierarzt?

Du solltest mit deiner Katze immer dann ein:e Tierärzt:in aufsuchen, wenn du keine der oben genannten Erklärungen finden kannst, warum sie auffällig mehr trinkt als üblich, und zusätzliche Symptome auftreten. Warte nicht zu lange dabei und vereinbare am besten für denselben oder den nächsten Tag einen Termin. Denn eine frühzeitige Behandlung führt in aller Regel zu einer Normalisierung des Trinkverhaltens und verhindert Langzeitschäden. Häufig steckt eine endokrinologische Erkrankung oder eine Entzündung der Nieren dahinter. Diese Krankheiten wirken sich auf viele Körperfunktionen aus und rufen weitere Symptome hervor, die dir auffallen könnten.

 Symptome, die häufig zusammen mit vermehrtem Trinken auftreten:

  • Gewichtsverlust (Beckenknochen werden deutlich sichtbar)

  • Absenken der Hinterpfote beim Laufen (sog. plantigrade Fußung, siehe Bilder)

  • struppiges, glanzloses Fell

  • erhöhter Appetit oder Appetitverlust

  • vermehrte Aggression

  • Teilnahmslosigkeit

  • Fieber

In der Tierarztpraxis sollte deine Katze gründlich untersucht und abgetastet werden. So kann der/die Tierärzt:in zum Beispiel eine Schwellung der Schilddrüse ertasten, die auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweist. Auch geschwollene oder knotige Nieren, wie sie bei einer chronischen Nierenerkrankung auftreten, sind oft ertastbar.

Weiterhin ist eine Blutanalyse wichtig, denn mit ihr können viele Erkrankungen diagnostiziert und auch ausgeschlossen werden. Im Blutbild kann der/die Tierärzt:in zum einen an den weißen Blutkörperchen erkennen, ob es eine Entzündung im Körper gibt. Zum anderen werden der Blutzucker, die Nierenwerte und verschiedene Hormone gemessen. Der/die Tierärzt:in kann auch eine Harnuntersuchung durchführen, um Hinweise auf einen Diabetes mellitus, eine chronische Nierenerkrankung oder eine Nierenbeckenentzündung zu erhalten. Bei Verdacht auf eine Entzündung kann mit steril entnommenem Harn eine Bakterienkultur angelegt werden, um die beteiligten Erreger zu ermitteln und ein gezielt wirksames Antibiotikum einzusetzen. 

Die häufigsten Erkrankungen und deren Behandlung kurz erklärt

Die Therapie der verschiedenen möglichen Erkrankungen ist so unterschiedlich wie die Mechanismen, die hinter den Erkrankungen stecken. Oft muss die Katze ein Leben lang Medikamente erhalten, da die Organe dauerhaft verändert sind und ihre Gesundheit nur so stabil gehalten werden kann. Bei einigen Problemen kann auch eine Operation helfen. Da die Ernährung einen großen Einfluss auf die meisten Erkrankungen hat, sollte zudem eine Anpassung der Fütterung erfolgen.

Chronische Nierenerkrankung (CNE)

Die CNE ist eine weitverbreitete Erkrankung vor allem älterer Katzen, bei der die Nieren nach und nach kaputtgehen und ihre Funktion verlieren. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber selten noch feststellbar, sobald sich die CNE ausprägt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, nur ihr Voranschreiten kann verlangsamt werden. Mit einer Behandlung und Futterumstellung können der Katze noch viele Lebensjahre geschenkt werden. Klinische, also sichtbare Symptome treten erst auf, wenn bereits 2/3 der Nieren geschädigt sind. Der starke Durst entsteht, weil der Körper viel Flüssigkeit über die kaputten Nieren verliert. 

Je nach Voranschreiten kann die Erkrankung in Stadien eingeteilt werden, an die die Therapie angepasst wird. Die Therapie basiert immer auf einer Versorgung des Körpers mit Flüssigkeit und einer Schonung der Nieren über das Futter. Weitere Informationen zur chronischen Nierenerkrankung der Katze findest du im Artikel Was ist die chronische Nierenerkrankung der Katze?

Therapeutische Möglichkeiten bei CNE:

  • Aufstellen vieler Trinkmöglichkeiten in der Wohnung

  • Feuchtfutter statt Trockenfutter oder Trockenfutter mit Wasser mischen

  • nierenschonende, proteinreduzierte Diät (z.B. Hill's Prescription Diet k/d)

  • phosphatbindende Ergänzungsfuttermittel (z.B. Ipakitine®)

  • Infusionen bei Austrocknung und zum Elektrolytausgleich

  • Blutdrucksenker (oft auch Bluthochdruck vorhanden)

  • milde Abführmittel bei Verstopfung (z.B. Laxanorm®)

Diabetes mellitus

Die Zuckerkrankheit tritt relativ häufig bei Katzen auf, vor allem bei übergewichtigen Tieren. Am häufigsten ist der dem Menschen ähnliche Typ-2-Diabetes. Bei dieser Form spricht der Körper nicht auf das ausgeschüttete Hormon Insulin an, das eigentlich dafür sorgt, dass die Zellen Energie in Form von Glukose aufnehmen können. Die Glukose bleibt somit nach der Futteraufnahme vermehrt im Blut, was die Urinproduktion ankurbelt und dadurch auch vermehrten Durst erzeugt. Die Zellen, die die Glukose zum Erfüllen ihrer Funktion benötigen, bekommen hingegen nicht genug Energie und können nicht ausreichend arbeiten. Ein auffälliges Symptom ist die flache Fußung der Hintergliedmaße, die manche Katzen mit Diabetes entwickeln. Weitere Informationen zu Diabetes bei der Katze findest du im Artikel Füttern statt spritzen | Wie Katzen mit Diabetes ohne Insulin auskommen.

Die Therapie basiert vor allem auf einer Normalisierung des Körpergewichts und der Verabreichung von Insulin.

Therapeutische Möglichkeiten bei Diabetes:

  • Gewichtsreduktion

  • proteinreiche, kohlenhydratarme Diät (z.B. Royal Canin Veterinary Diet Diabetic)

  • Insulintherapie

Magere, struppige Katze, die möglicherweise unter einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leidet.

Bild: HansLinde | Pixabay

Schilddrüsenüberfunktion

Auch die sogenannte Hyperthyreose ist wie der Diabetes mellitus eine häufig bei älteren Katzen auftretende, endokrinologische Erkrankung. Die betroffenen Tiere sind allerdings in der Regel dünn bis mager, obwohl sie normal oder sogar übermäßig viel fressen. Das liegt daran, dass die Schilddrüse zu viele Hormone produziert, die den Stoffwechsel der Katze hochfahren und sie somit mehr Energie verbrennt, als sie aufnimmt. Das Fell sieht häufig struppig und glanzlos aus und die Katzen sind vermehrt gestresst, hyperaktiv oder sogar aggressiv. Meist liegt der Erkrankung ein gutartiger Tumor der Schilddrüse zugrunde.

Zur Behandlung kann der erkrankte Teil der Schilddrüse operativ entfernt werden oder mit einer Radiojodtherapie zerstört werden. Da beide Verfahren aber gewisse Risiken tragen, werden sie in Deutschland selten angewendet. Am häufigsten ist deshalb eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Thyreostatika.

Therapeutische Möglichkeiten bei Hyperthyreose:

  • Thyreostatika (Medikamente, die die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen)

  • jodreduzierte Diät (z.B. Hill's Prescription Diet y/d)

  • Radiojodtherapie (zerstört gezielt das Schilddrüsengewebe)

  • chirurgische Entfernung der Schilddrüse



Fazit

Trinkt deine Katze plötzlich vermehrt, solltest du dies ernst nehmen. Besonders bei älteren Katzen ab 10 Jahren ist das Symptom ein Anzeichen für eine vorliegende Erkrankung. Bring deine Katze zeitnah in eine Tierarztpraxis, damit dort eine allgemeine Untersuchung und eine Blutanalyse durchgeführt werden können. Mit diesen Mitteln ist es in den meisten Fällen möglich, schnell eine Diagnose zu stellen und deiner Katze mit der passenden Therapie zu helfen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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