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Andere Hunde ignorieren lernen. Es graut dir vor jedem Gassigehen, weil dein Hund übermäßig stark auf andere Hunde reagiert? Er bellt sie an, stürmt auf sie zu und hört nicht auf dich? Vor allem bei größeren Hunden ist es ein Problem, sie zurückzuhalten. Im schlimmsten Fall kann die Situation in einem Kampf enden.
Doch es gibt eine Lösung. Wir stellen dir verschiedene Übungen und Kommandos vor, die du nutzen kannst, um die Aufmerksamkeit deines Hundes umzulenken und fremde Hunde zu ignorieren bzw. als ungefährlich einzustufen. Probiere aus, was am besten funktioniert.
Hundebegegnungen – jedes Mal ein Drama?
Hunde sind soziale Tiere und leben natürlicherweise in Rudeln, die sie gegen Eindringlinge beschützen. Deshalb reagieren sie auf fremde Hunde mit Aggression, wenn sie diese als Gefahr einstufen. Es kann aber auch sein, dass sie unsicher sind und deshalb übertrieben reagieren.
Das Verhalten ist in jedem Fall unangebracht. Außerdem kann es gefährlich werden, wenn die Situation außer Kontrolle gerät. Begrenze deshalb aber nicht den Kontakt zu anderen Hunden, um problematische Situationen zu vermeiden. So wird dein Hund nie lernen, mit der Herausforderung umzugehen. Es ist wichtig, ihm beim Spazieren Sicherheit zu geben und das gewünschte Verhalten mit und ohne Leine zu trainieren. Leckerlis helfen dabei als Belohnung.
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Häufige Probleme bei Hundebegegnungen
Es gibt verschiedene Verhaltensweisen als Reaktion auf unbekannte Hunde. Einige Hunde flippen jedes Mal aus, wenn sie einen anderen sehen, andere haben sich nur auf bestimmte Hundegrößen oder -rassen eingeschossen. Je nach Grundstimmung, also Aggression, Unsicherheit oder Angst, zeigen sich andere Muster.
Häufige Verhaltensweisen beim Zusammentreffen fremder Hunde:
Schwanz senken oder zwischen die Hinterläufe klemmen
aggressiv anbellen (anpöbeln)
knurren
sich in Lauerstellung legen
mit Blicken fixieren
an der Leine ziehen
Zähne zeigen, fletschen
auf anderen Hund zu stürmen
angreifen
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Wie beruhige ich meinen Hund bei Hundebegegnungen?
Es ist wichtig, dass du in jedem Fall Ruhe bewahrst, auch wenn es schwerfällt, denn du gibst deinem Hund die Richtung vor. Wenn du dich aufregst oder schreist, signalisierst du ihm, dass auch du dich bedroht fühlst. Schimpfe auch nicht mit deinem Hund. Er möchte dir nichts Böses, sondern dich beschützen.
Vermeide zunächst die Gefahrensituationen, bis du mit deinem Hund das richtige Verhalten trainiert hast. Beginne das Training in einer ruhigen Umgebung ohne andere Hunde. Wähle bei der anschließenden Konfrontation mit fremden Hunden anfänglich einen großen Abstand und verkleinere ihn nach und nach.
Trainiere täglich mit deinem Hund für 10 bis 15 Minuten, bis sich sein Verhalten bessert. Bleib am Ball und gib nicht auf. Es wird etwa zwei Wochen dauern, bis sich Erfolge zeigen.
1. Sozialverhalten
Je früher dein Hund den Kontakt zu anderen Hunden übt, desto besser. Nur so kann er artgerechtes Verhalten lernen und anwenden. Verabrede dich mit anderen Hundehalter:innen oder suche Hundeplätze, um (Hunde-) Freundschaften aufzubauen.
Übertreibe es dabei aber nicht. Auch wenn Hunde sozial sind, müssen sie nicht mit jedem Hund Kontakt aufnehmen, dem sie beim Spazieren begegnen. Gerade fremde Hunde können unsympathisch wirken und Stress auslösen. Vermeide Situationen mit zu vielen Hunden und suche eher ruhigere Strecken für das Gassigehen aus.
2. Distanz
Halte anfänglich Distanz zu unbekannten Hunden, damit sich dein Hund nicht bedroht fühlt. Passiere fremde Hunde beim Gassigehen mit einem gewissen Abstand. Entspannt sich dein Hund, kannst du dich ihnen langsam nähern. Im Laufe des Trainings solltest du erreichen, dass ihr an einem anderen Hund vorbeigehen könnt, ohne dass dein Hund ihn anspringt.
Trifft dein Hund auf dem Hundeplatz auf fremde Hunde, sollte es ähnlich ablaufen. Der Erstkontakt sollte immer freiwillig und entspannt sein. Zeigt einer der Hunde Angst, Nervosität oder sogar Aggression, solltest du abbrechen und auf Distanz bleiben. Warte auf einen besseren Moment für die Annäherung.
3. Kommandos
Um deinem Hund Sicherheit und Vertrauen zu geben, solltest du mit ihm von Anfang an die Grundkommandos “Sitz!”, “Bei Fuß!”, “Komm’!” und “Aus!” üben. So disziplinierst du ihn und kannst Situationen leichter unter Kontrolle halten. Hunde, die auf Kommandos hören, sind konzentrierter und auf ihre:n Halter:in fixiert.
4. Blickkontakt
Du bist der/die Rudelführer:in für deinen Hund. Er wird dich daher anschauen, wenn er unsicher ist. Gib ihm jedes Mal Feedback durch Blickkontakt und vermittle ihm dadurch Sicherheit. Auch beruhigende Worte helfen. Ignorierst du deinen Hund, fühlt er sich alleingelassen, möchte dich verteidigen und den fremden Hund abwehren.
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5. Leine
Eine angespannte Leine überträgt Spannung auf deinen Hund. Meist haben die Hunde dann das Gefühl, den/die Besitzer:in verteidigen zu müssen. Lass die Leine also locker, wenn ihr auf andere Hunde trefft. Ist es erlaubt und hört dein Hund auf Kommandos, kannst du ihn auch ableinen.
6. Ablenkung
Ist dein Hund erkennbar von anderen Hunden gestresst, kannst du seine Aufmerksamkeit von diesen auf dich umlenken. Nutze hierzu Leckerlis, ein Spielzeug oder Streicheleinheiten.
Du kannst die Ablenkung auch mit Kommandos und Leckerlis trainieren. Bringe deinem Hund zuerst bei, dich auf Kommando anzusehen, wenn es keine Ablenkung gibt. Steigere die Übung dann. Lass ihn dich ansehen, wenn es eine kleine Ablenkung gibt und lass die Ablenkung Stück für Stück immer stärker werden. Begegnet ihr schließlich einem fremden Hund, kannst du deinen Hund mit dem Kommando einfach davon ablenken.
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Was tun bei einer Beißerei?
Lassen kämpfende Hunde nicht voneinander ab, müssen sie getrennt werden. Bringe dich dabei aber nicht selbst in Gefahr, z.B. durch das Greifen in Maulnähe. Bleibe so ruhig, wie es geht, denn Schreien und Schimpfen können die Aggression der Kontrahenten noch verstärken. Wende den Hunden gegenüber auch nie Gewalt (Tritte, Einschlagen, Pfefferspray etc.) an! Die zugefügten Schmerzen machen sie nur noch kampfeslustiger.
Es gibt verschiedene Methoden, die je nach Situation besser oder schlechter funktionieren. Ziel ist es, die Hunde abzulenken, sodass sie voneinander ablassen. Hebe beide Hunde gleichzeitig an den Hinterbeinen an, bis die Vorderbeine keinen Bodenkontakt mehr haben, oder verpasse ihnen eine kalte Dusche. Auch ein bitteres Spray (z.B. Bitter Apple-Spray), das Hunde eigentlich vom Lecken und Knabbern abhalten soll, kann die Hunde ablenken. Man liest immer wieder den Rat, den Hunden mit den Händen oder dem Halsband die Luft abzudrücken, wenn sie sich nicht trennen lassen. Das versetzt sie allerdings in Todesangst und kann bleibende Schäden am Kehlkopf hinterlassen. Deshalb sollte es das letzte Mittel sein, wenn nichts anderes hilft.
Wurde ein Hund bei einer Beißerei verletzt, sollte er unverzüglich in eine Tierarztpraxis gebracht werden. Die Bisswunden müssen untersucht und versorgt werden. Auch wenn sie auf den ersten Blick klein und oberflächlich erscheinen, können die Bisswunden verborgen unter dem Fell ein schlimmes Ausmaß haben. Außerdem können sie sich schwer entzünden.
Für die Kosten muss der/die Besitzer:in des Hundes aufkommen, der angegriffen hat bzw. dessen/deren Hundehaftpflichtversicherung. Tausche also mit dem Gegenüber die persönlichen Daten aus, fotografiere dazu am besten den Personalausweis und speichere dir die Telefonnummer ab.
Fazit
Wittern Hunde Gefahr von fremden Hunden, zeigen sie auf verschiedenen Wegen Aggression. Gib deinem Hund daher Sicherheit und entschärfe die Situationen. Mit Training und Kommandos wirst du nach kurzem ein viel entspannteres Spazierengehen erleben.
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