Epuliden beim Hund – wenn das Zahnfleisch wuchert

Verarzten | Vom 04.12.24

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Epuliden beim Hund – wenn das Zahnfleisch wuchert

Titelbild: Bruno Nascimento | Unsplash

Epuliden beim Hund. Sie können sehr unterschiedlich aussehen und schnell wachsen. Epuliden gehören zu den häufigsten, meist gutartigen Tumoren in der Maulhöhle des Hundes und treten meist am Zahnfleisch auf. Obwohl diese Wucherungen harmlos sein können, beeinträchtigen sie häufig das Wohlbefinden des Tieres, insbesondere wenn sie in umliegendes Gewebe wachsen, Schmerzen verursachen oder die Futteraufnahme erschweren. Die Ursachen für Epuliden sind noch nicht vollständig geklärt, aber bestimmte Rassen scheinen anfälliger zu sein.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Entstehung, die Symptome und die Behandlungsmöglichkeiten von Epuliden und geben Tipps, wie Hundebesitzer:innen frühzeitig erkennen können, ob ihr Vierbeiner betroffen ist.

Warum hat mein Hund eine Beule am Zahnfleisch?

Eine Beule am Zahnfleisch deines Hundes kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Veränderungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Hier sind die häufigsten Ursachen:

  • Epuliden: Epuliden sind eine der häufigsten Ursachen für Erhebungen am Zahnfleisch. Sie treten häufig bei Hunden auf und sind gutartig oder semimaligne. Sie können das Fressen erschweren oder Schmerzen verursachen, wenn sie zu groß werden.

  • Zahnprobleme: Abszesse, die von entzündeten oder infizierten Zähnen herrühren, können als Erhebungen im Zahnfleisch erscheinen. Sie sind oft die Folge von Karies, Zahnfrakturen oder Parodontitis.

  • Entzündungen oder Verletzungen: Manchmal entsteht eine Schwellung durch eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder durch kleinere Verletzungen, z.B. durch scharfkantige Speisen oder Fremdkörper wie Stöcke oder Knochen.

  • Tumore: Manchmal kann es sich bei einer Beule um einen bösartigen Tumor handeln, z.B. ein malignes Melanom oder ein Plattenepithelkarzinom. Solche Tumore treten häufig bei älteren Hunden auf und sollten so schnell wie möglich von einem Tierarzt untersucht werden.

  • Zysten: Zahn- oder Schleimhautzysten können ebenfalls als Beulen auftreten. Sie enthalten oft Flüssigkeit und sind in der Regel nicht schmerzhaft, sollten aber behandelt werden.

  • Fremdkörper-Infektionen: Wenn ein Fremdkörper (z.B. ein Splitter oder ein Grashalm) im Zahnfleisch stecken bleibt, kann es zu einer lokalen Infektion und Schwellung kommen.

Eine Beule am Zahnfleisch sollte immer von einem/einer Tierärzt:in untersucht werden, insbesondere wenn sie wächst, blutet, schmerzhaft ist oder der Hund Probleme beim Fressen hat. Eine gründliche Untersuchung - eventuell mit einer Röntgenaufnahme oder einer Gewebeentnahme - kann die Ursache klären und die richtige Behandlung ermöglichen.

Hund mit teilweise dunkel pigmentiertem Zahnfleisch

Bild: Erkam Hayta | Pexels

Was bedeutet schwarzes Zahnfleisch beim Hund?

Schwarzes Zahnfleisch bei Hunden kann verschiedene Ursachen haben. Bei einigen Hunderassen wie Chow-Chow oder Shar-Pei ist dunkles oder schwarzes Zahnfleisch genetisch bedingt und völlig normal. Auch natürliche Melaninablagerungen können für dunkle Flecken oder Bereiche verantwortlich sein, insbesondere bei Mischrassen.

Treten die Verfärbungen jedoch plötzlich auf oder verändern sich bereits vorhandene Pigmentierungen, kann dies auf gesundheitliche Probleme hindeuten. Mögliche Ursachen sind Verletzungen, Infektionen, abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) oder in seltenen Fällen Tumore. Wenn schwarzes Zahnfleisch mit Symptomen wie Mundgeruch, Blutungen oder Appetitlosigkeit einhergeht, sollte unbedingt eine Tierarztpraxis aufgesucht werden.

Was sind Epuliden?

Epuliden (Einzahl Epulis) sind sogenannte odontogene Tumoren, die von den Zähnen ausgehen und aus verschiedenen Geweben bestehen können. Epulis kommt aus dem Griechischen und bedeutet „auf dem“ (epi) und „Zahnfleisch“ (oulon). Bei einem Tumor vermehren sich die Zellen unkontrolliert und können ihre eigentliche Funktion nicht mehr erfüllen. Epuliden können bei allen Hunderassen auftreten, besonders häufig bei Boxern und Boxermischlingen. Auch Katzen und Menschen können daran erkranken.

Beim Hund gibt es zwei verschiedene Arten von Epuliden. Der erste Typ ist die sogenannte fibromatöse Epulitis, die heute vorzugsweise als peripheres odontogenes Fibrom bezeichnet wird. Sie besteht aus Bindegewebszellen der Gingiva, ist gutartig und wächst langsam, ohne umliegende Strukturen zu zerstören. Es kommt nicht zur Bildung von Metastasen, d.h. zur Ausbreitung des Tumors im Körper über die Blut- oder Lymphbahnen.

Der zweite Typ ist die akanthomatöse Epulis, die heute als akanthomatöses Ameloblastom bezeichnet wird. Der Tumor geht von den Zellen des Zahnfleisches aus, die den Zahnschmelz bilden. Er wird als semimaligne, also halb bösartig, bezeichnet, weil er invasiv wächst. Das bedeutet, dass er die unter dem Zahnfleisch liegenden Strukturen wie Zähne und Knochen zerstören kann, aber keine Metastasen bildet. Er kann relativ schnell wachsen.

Sind Epuliden Tumore?

Ja, Epuliden sind Tumore, aber in der Regel gutartig. Sie entwickeln sich aus dem Zahnfleischgewebe und können lokal wachsen, ohne sich auf andere Teile des Körpers auszubreiten.

Sind Epuliden beim Hund bösartig?

Etwa 80 % der Epuliden sind gutartig, der Rest ist semimaligne, d.h. halb bösartig. Die semimalignen akanthomatösen Epuliden bilden zwar keine Metastasen, wachsen aber invasiv in die umliegenden Zähne und Knochen ein und zerstören diese allmählich. Auch wenn sie gutartig sind, ist ihr Wachstum und ihre Ausbreitung problematisch.

Wie entstehen Epuliden?

Epuliden entstehen aus dem Zahnfleischgewebe und sind gutartige Tumore, die durch übermäßiges Zellwachstum in der Mundhöhle entstehen. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, chronische Reizungen oder Entzündungen können jedoch eine wichtige Rolle spielen. Wiederholte mechanische Belastungen, z.B. durch Zahnstein oder Zahnfehlstellungen, regen das Zahnfleischgewebe zu verstärktem Wachstum an. Auch eine genetische Veranlagung kann das Risiko erhöhen, insbesondere bei Hunderassen wie Boxern, Bulldoggen oder anderen brachyzephalen Rassen. Epuliden treten auch häufiger bei älteren Hunden auf, was auf altersbedingte Veränderungen der Zellregulation hinweist. Darüber hinaus könnten hormonelle oder immunologische Faktoren das Wachstum begünstigen, auch wenn diese weniger gut erforscht sind.

Gutartige Wucherung: Fibromatöse Epulis bzw. peripheres odontogenes Fibrom.

Bild: Henk Vrieselaar | Shutterstock

Aussehen von Epuliden

Die Form der Epuliden kann sehr unterschiedlich sein. Sie können höckerig, pilzförmig, rund oder stielförmig wachsen. Daher ist es schwierig, die beiden Tumorarten anhand ihrer Form zu unterscheiden. Es gibt jedoch einige Merkmale, die eindeutig zugeordnet werden können.

Die fibromatöse Epulis hat eine glatte und meist intakte Schleimhautoberfläche. Wenn der Tumor größer wird, kann er durch den gegenüberliegenden Zahn geformt oder beim Kauen verletzt werden. Sie fühlt sich rau an und kann mit der Zeit verkalken.

Akanthomatöse Epuliden befinden sich häufig an den Unterkieferschneidezähnen, sind meist stark gerötet und leicht verletzlich. Sie sind immer in Kontakt mit dem darunter liegenden Zahn und zerstören ihn nach und nach, sodass er mit der Zeit immer lockerer wird. Bei weiterem invasiven Wachstum kann auch der Kieferknochen zerstört werden. 

Symptome von Epuliden

Epuliden sind zwar nicht schön anzusehen, stören den betroffenen Hund aber meist wenig. Sie können jedoch einen sehr unangenehmen Maulgeruch verursachen. Wenn sie sehr groß oder schmerzhaft sind, können sie den Hund am Fressen hindern und mit der Zeit zu Gewichtsverlust führen. Häufig speicheln Hunde mit großen Epuliden auch vermehrt, bei Verletzungen der Schleimhaut ist der Speichel auch mit Blut vermischt. Wächst eine akanthomatöse Epulis in den Kieferknochen ein, ist dies oft an einer Schwellung, d.h. Verdickung der betroffenen Stelle zu erkennen. Befallene Zähne können gelockert sein.

Wie schnell wachsen Epuliden beim Hund?

Die Wachstumsgeschwindigkeit von Epuliden beim Hund kann sehr unterschiedlich sein und hängt von der Art der Epuliden ab. Fibromatöse Epuliden wachsen in der Regel langsam und verursachen über einen längeren Zeitraum keine größeren Probleme. Akanthomatöse Epuliden wachsen oft aggressiver und können das umliegende Gewebe und Knochen infiltrieren.

Insgesamt kann das Wachstum von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten dauern. Bei schnell wachsenden oder sich verändernden Wucherungen sollte ein:e Tierärzt:in konsultiert werden, da sie das Wohlbefinden des Hundes beeinträchtigen können.

Können sich Epuliden zurückbilden?

Nein, Epuliden beim Hund bilden sich in der Regel nicht von selbst zurück oder fallen einfach ab, da es sich um gutartige Tumore handelt, die durch ständiges Zellwachstum entstehen. Unbehandelt bleiben sie bestehen und können mit der Zeit an Größe zunehmen.

Eine Rückbildung ist meist nur durch chirurgische Entfernung möglich, insbesondere bei größeren oder störenden Epuliden. Die Wucherung sollte regelmäßig von einem/einer Tierärzt:in untersucht werden, um das Wachstum oder Veränderungen zu überwachen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten.

Epuliden müssen operativ entfernt werden.

Bild: Juan Figueroa | Pexels

Die Therapie: Wie Epuliden entfernen?

Epuliden sollten immer entfernt werden. Um über die geeignete Therapie entscheiden zu können, muss der/die Tierärzt:in sicher sein, um welchen Epulidentyp es sich handelt. Bei untypischem Erscheinungsbild kann er/sie eine Gewebeprobe aus dem Tumor entnehmen, diese mikroskopisch untersuchen und anhand der Zellstruktur sicher bestimmen, um welchen Typ es sich handelt. Die chirurgische Entfernung von akanthomatösen Epuliden ist wesentlich umfangreicher, um ein Wiederauftreten und eine Ausbreitung des Tumors zu verhindern.

Die Operation muss unter Vollnarkose durchgeführt werden. Die Epuliden können mit einem Skalpell abgetrennt und die Blutung mit einem Kauter gestillt werden. Besser ist der Einsatz eines Lasers oder anderer elektrochirurgischer Geräte, die gleichzeitig schneiden und Hitze zuführen und so die Blutung minimieren. Trotz Entfernung wachsen fibromatöse Epuliden häufig wieder nach und müssen erneut entfernt werden. Bei akanthomatösen Epuliden kann man dieses Risiko nicht eingehen und muss sie großflächig entfernen. Das bedeutet, dass auch der darunterliegende Zahn und bereits verändertes Kiefergewebe entfernt werden müssen. Einige Tierarztpraxen und Tierkliniken bieten alternativ eine Bestrahlung des Tumorbereichs an, wobei die Rezidivrate, also die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens des Tumors, etwas höher ist und Komplikationen auftreten können.

Sollte ich meinem Hund die Epuliden entfernen lassen?

Ja, Epuliden sollten schnellstmöglich entfernt werden, auch wenn sie noch klein sind. Obwohl Epuliden gutartige Tumore sind, können sie die Mundgesundheit des Hundes beeinträchtigen, indem sie benachbarte Zähne oder Gewebe verdrängen oder zerstören. Die chirurgische Entfernung ist die wirksamste Methode, um das Wachstum zu stoppen und mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Was kostet eine Epuliden OP beim Hund?

Die Kosten für eine Epulidenoperation beim Hund in Deutschland hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Größe des Epuliden, der Komplexität der Operation, dem Standort der Klinik und den anfallenden Nachsorgekosten. Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) bildet die Grundlage für die Abrechnung tierärztlicher Leistungen, so dass die Kosten in einem gewissen Rahmen variieren können.

Im Allgemeinen können die Kosten für eine Epulidenoperation beim Hund gemäß GOT wie folgt angesetzt werden:

  • operative Entfernung: Eine einfache Epulidentfernung kostet ab 41,04 € netto im einfachen Satz, eine komplizierte Epulidentfernung ab 76,96 €. Müssen Zähne oder befallene Teile des Kieferknochens entfernt werden, erhöhen sich die Kosten.

  • Anästhesie: Die Kosten für die Narkose sind unterschiedlich. Eine Injektionsnarkose kostet 23,44 € netto im einfachen Satz, eine Intubationsnarkose ab 73,52 € zuzüglich Medikamente und Überwachung.

  • Nachsorge: Nach der Operation können zusätzliche Kosten für die Nachsorge wie Kontrolluntersuchungen oder Schmerzmedikamente zwischen 50 und 150 € anfallen.

  • zusätzliche Faktoren: Wenn eine Biopsie durchgeführt wird, um den Epulidentyp genauer zu analysieren, können weitere 50 bis 150 € anfallen. In manchen Fällen sind auch Röntgenaufnahmen erforderlich, um die Lage des Tumors und seine Auswirkungen auf das umliegende Gewebe besser beurteilen zu können.

Beim Zähneputzen kannst du Epuliden frühzeitig erkennen.

Bild: DWhiteeye | Shutterstock

Epuliden vorbeugen: Was hilft gegen Epuliden?

Die Ursachen für das Auftreten von Epuliden konnten bisher nicht geklärt werden. Daher scheint es unmöglich, ihr Wachstum zu verhindern. Es ist daher besonders wichtig, Veränderungen in der Maulhöhle frühzeitig zu erkennen und die Epuliden zu entfernen, solange sie noch klein sind, damit so wenig Gewebe wie möglich entfernt werden muss.

Aus diesem Grund ist es von Vorteil, den Hund frühzeitig daran zu gewöhnen, sich ins Maul zu schauen und die Zähne zu putzen. Diese Maßnahmen sorgen auch für eine gute Mundhygiene und beugen Zahnstein und Zahnfleischentzündungen vor.



Fazit

Epuliden sind Zahnfleischtumore, die frühzeitig operativ entfernt werden sollten. Sie sind meist gutartig, können aber stark wachsen und Zähne und Knochen zerstören. Wenn du eine Wucherung am Zahnfleisch bemerkst, solltest du deinen Hund so schnell wie möglich in einer Tierarztpraxis vorstellen. Dein:e Tierärzt:in kann unterscheiden, um welchen Tumor es sich handelt und wird deinen Hund entsprechend behandeln.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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