Epuliden beim Hund – wenn das Zahnfleisch wuchert

Verarzten | Vom 23.09.22

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Epuliden beim Hund – wenn das Zahnfleisch wuchert

Titelbild: Bruno Nascimento | Unsplash

Epuliden beim Hund – wenn das Zahnfleisch wuchert. Sie können sehr unterschiedlich aussehen und schnell wachsen: Wucherungen am Zahnfleisch. In der Fachsprache werden sie Epuliden genannt und machen bei Hunden etwa ein Viertel aller Maulhöhlentumoren aus. Doch sind sie gutartig oder bösartig? Musst du dir Sorgen machen? Wir wollen klären, was du tun solltest, wenn du eine Zahnfleischwucherung bei deinem Hund feststellst.

Was sind Epuliden?

Epuliden (in der Einzahl Epulis) sind sogenannte odontogene Tumoren, die von den Zähnen ausgehen und aus unterschiedlichen Geweben bestehen können. Epulis kommt aus dem Griechischen und bedeutet „auf dem“ (epi) und „Zahnfleisch“ (oulon). Bei einem Tumor vermehren sich die Zellen unkontrolliert und können ihre eigentliche Funktion nicht mehr ausführen. Epuliden können bei allen Hunderassen auftreten, wobei Boxer und Boxermischlinge besonders häufig betroffen sind. Auch Katzen und Menschen können sie bekommen.

Beim Hund gibt es zwei verschiedene Epulidentypen. Der erste Typ ist die sogenannte fibromatöse Epulis, heute vorzugsweise peripheres odontogenes Fibrom genannt. Sie besteht aus Bindegewebszellen des Zahnfleischs, ist gutartig und wächst langsam, ohne umliegende Strukturen zu zerstören. Es gibt keine Metastasenbildung, also eine Ausbreitung des Tumors in den Körper über die Blut- oder Lymphbahnen. Der zweite Typ ist die akanthomatöse Epulis, heute akanthomatöses Ameloblastom genannt. Der Tumor besteht aus den Zellen des Zahnfleischs, die eigentlich den Zahnschmelz bilden. Er wird als semimaligne, also halb-bösartig bezeichnet, da er invasiv wächst. Das bedeutet, dass er die unter dem Zahnfleisch liegenden Strukturen wie Zähne und Knochen zerstören kann, aber keine Metastasen bildet. Er kann relativ schnell wachsen.

Gutartige Wucherung: Fibromatöse Epulis bzw. peripheres odontogenes Fibrom.

Bild: Henk Vrieselaar | Shutterstock

Aussehen von Epuliden

Die Form von Epuliden kann sehr variieren. Sie können höckerig, pilzförmig, rund oder stielförmig wachsen. Beide Typen des Tumors an der Form zu unterscheiden, ist also schwierig. Es gibt aber ein paar eindeutig zuzuordnende Eigenschaften. Die fibromatöse Epulis hat eine glatte und normalerweise intakte Schleimhautoberfläche. Wird der Tumor größer, kann er durch den gegenüberliegenden Zahn geformt oder beim Kauen verletzt werden. Er fühlt sich derb an und kann mit der Zeit verkalken. Akanthomatöse Epuliden sitzen oft an den Unterkieferschneidezähnen, sind meist hochrot und leicht verletzlich. Sie haben immer Kontakt zum darunterliegenden Zahn und zerstören diesen nach und nach, wodurch dieser mit der Zeit immer lockerer wird. Wachsen sie weiter invasiv, kann auch der Kieferknochen zerstört werden. 

Symptome von Epuliden

Epuliden sind nicht schön anzusehen, stören den betroffenen Hund aber meist wenig. Sie können allerdings einen stark unangenehmen Maulgeruch verursachen. Sind sie sehr groß oder schmerzhaft, können sie deinen Hund beim Fressen hindern und über längere Zeit zu einer Gewichtsabnahme führen. Oft speicheln Hunde mit großen Epuliden auch vermehrt, bei Verletzungen der Schleimhaut ist der Speichel auch mit Blut vermengt. Wächst eine akanthomatöse Epulis in den Kieferknochen, wird dies häufig an einer Auftreibung, also Verdickung der betroffenen Stelle sichtbar. Betroffene Zähne können gelockert sein.

Sind Epuliden beim Hund bösartig?

Jein. Etwa 80 % der Epuliden sind gutartig, der Rest aber ist semimaligne, also halb-bösartig. Die semimalignen akanthomatösen Epuliden bilden zwar keine Metastasen, wachsen aber invasiv in umliegende Zähne und Knochen und zerstören diese somit fortschreitend. Und auch wenn sie gutartig sind, ist es problematisch, wenn die Tumoren wachsen und sich ausbreiten.

Die Therapie: Wie Epuliden entfernen?

Um sich für die geeignete Therapie zu entscheiden, muss der/die Tierärzt:in sichergehen, um welchen Epulistyp es sich handelt. Wenn das Aussehen nicht typisch ist, kann er/sie eine Gewebeprobe des Tumors nehmen, unter dem Mikroskop analysieren und anhand der Zellstruktur sicher feststellen, um welchen Typ es sich handelt. Beide Tumortypen müssen entfernt werden, wobei die Operation bei einer akanthomatösen Epulis weitaus umfassender ausfällt, um ein Wiederauftreten und Ausbreiten des Tumors zu verhindern.

Die Operation muss unter Vollnarkose geschehen. Die Epuliden können mit dem Skalpell weggeschnitten und die Blutungen mit einem Kauter gestillt werden. Besser ist der Einsatz eines Lasers oder anderer elektrochirurgischer Werkzeuge, mit denen gleichzeitig geschnitten und Wärme angewendet wird, und somit kaum Blutungen entstehen. Trotz Entfernung wachsen fibromatöse Epuliden häufig nach und müssen erneut entfernt werden. Bei akanthomatösen Epuliden kann man dieses Risiko nicht eingehen und muss sie deshalb großflächig entfernen. Das bedeutet, dass auch der darunterliegende Zahn und bereits verändertes Kiefergewebe herausgenommen werden müssen. Einige Tierarztpraxen und -kliniken bieten alternativ eine Bestrahlung des Tumorbereichs an, wobei hier die Rezidivraten, also die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens des Tumors, etwas höher sind und Komplikationen auftreten können.

Beim Zähneputzen kannst du Epuliden frühzeitig erkennen.

Bild: DWhiteeye | Shutterstock

Epuliden vorbeugen

Warum Epuliden auftreten, konnte bisher nicht geklärt werden. Deshalb scheint es unmöglich, ein Wachstum zu verhindern. Es ist daher besonders wichtig, Veränderungen in der Maulhöhle frühzeitig zu erkennen und die Epuliden zu entfernen, solange sie klein sind, damit so wenig Gewebe wie nötig entfernt werden muss. Daher ist es von Vorteil, wenn du deinen Hund frühzeitig an das Ins-Maul-schauen und Zähneputzen gewöhnst. Diese Maßnahmen sorgen außerdem für eine gute Maulhygiene und beugen Zahnstein und Zahnfleischentzündungen vor.



Fazit

Epuliden sind Zahnfleischtumoren, die frühzeitig operativ entfernt werden sollten. Sie sind meist gutartig, können aber stark wachsen und auch Zähne und Knochen zerstören. Stell deinen Hund zeitnah in einer Tierarztpraxis vor, wenn dir eine Wucherung am Zahnfleisch auffällt. Dein:e Tierärzt:in kann unterscheiden, um welchen Tumor es sich handelt, und wird deinen Hund entsprechend behandeln.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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