Alter Hund hechelt und ist unruhig – was steckt dahinter?

Verarzten | Vom 12.09.23

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Alter Hund hechelt und ist unruhig – was steckt dahinter?

Titelbild: Kev Costello | Unsplash

Alter Hund hechelt und ist unruhig. Hechelt dein alter Hund anhaltend und läuft unruhig hin und her, braucht er möglicherweise schnell tiermedizinische Hilfe. Denn die Symptome treten oft bei Atemnot auf, die z.B. durch eine Herzerkrankung ausgelöst werden kann. Wir erklären dir alles, was du rund um das Thema wissen solltest und wie deinem Hund langfristig geholfen werden kann.

Warum hechelt mein alter Hund und ist unruhig?

Hechelt ein Hund, ist seine Atmung oberflächlich und beschleunigt. Das Maul steht dabei offen und die Zunge wird sichtbar, manchmal hängt sie auch aus dem Maul. Hunde hecheln in der Regel, um sich abzukühlen, da das Hecheln das Schwitzen ersetzt. Über die Atemluft werden Wärme und Feuchtigkeit abgegeben, was den Körper nach Anstrengung oder bei heißen Temperaturen abkühlt.

Vor allem bei älteren Hunden kann aber auch eine Krankheit hinter dem Hecheln stecken, meist handelt es sich um eine fortgeschrittene Herzerkrankung mit Herzschwäche. Es können alle Teile des Herzens von krankhaften Veränderungen betroffen sein, also die Herzklappen, die Herzwand, der Herzbeutel oder die großen abgehenden Gefäße. Am häufigsten treten degenerative Herzklappenveränderungen (Endokardiosen) oder Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) auf.

Ursachen für Herzschwäche:

  • Mitralklappenendokardiose

  • dilatative Kardiomyopathie

  • Herzklappenentzündung (Endokarditis)

  • Herzwandverdickung (hypertrophe Kardiomyopathie)

  • Herzbeutelerguss (Perikarderguss)

Bei den verschiedenen Herzerkrankungen sammelt sich aufgrund einer Pumpschwäche Flüssigkeit in den Atemwegen an (sog. Lungenödem), die nicht ausgeschieden werden kann und die Atmung erschwert. Deshalb tritt das Hecheln auch außerhalb von heißen Tagen und in Ruhe auf, also ohne dass sich der Hund vorher angestrengt hat.

Die Hinweise auf eine Herzerkrankung verdichten sich, wenn das Hecheln anhält oder die Atmung pumpend wird. Das erkennst du daran, dass der Brustkorb und der Bauch stark bei der Atmung bewegt werden. Bei schweren Fällen kannst du auch rasselnde oder blubbernde Atemgeräusche hören. Und ein weiteres Symptom ist charakteristisch: Unruhe. Legt sich der Hund nämlich hin, verschlimmert das die Atemprobleme. Das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen, ist hochgradig unangenehm und löst Angstzustände bis hin zu Todesangst bei den betroffenen Hunden aus. Manchmal verhalten sie sich deshalb auch aggressiv.

Symptome bei Herzschwäche:

  • Hecheln, beschleunigte und pumpende Atmung

  • Unruhe

  • Leistungsschwäche

  • Husten (meist nachts, teilweise wird dabei Schaum hochgebracht)

  • kurze Anfälle von Bewusstlosigkeit (Synkopen)

  • blasse oder bläuliche Schleimhäute

  • Gewichtsverlust

Weitere mögliche Gesundheitsprobleme, die Hecheln hervorrufen, sind Fieber, Schmerzen und endokrinologische Erkrankungen wie das Cushing Syndrom und ein hormonproduzierender Tumor namens Phäochromozytom. Hierbei treten jedoch andere Begleitsymptome als Unruhe auf.

Unruhe und Hecheln - wann was tun?

Ist dein Hund unruhig, hechelt und zeigt weitere oben genannte Symptome, solltest du ohne zu zögern, also noch am selben Tag eine Tierarztpraxis aufsuchen. Dein Hund muss schnellstmöglich untersucht und behandelt werden, ansonsten droht er zu ersticken oder sein Herz zu versagen. Außerdem leidet ein Hund mit Atemnot stark darunter.

Die Symptome können aber auch weniger eindeutig sein oder ein anderes Problem als eine Herzerkrankung dahinterstecken. Damit du weißt, was zu tun ist, zeigen wir dir weitere mögliche Verhaltensweisen und geben Tipps, wie du handeln solltest, wenn sie auftreten.

Auch ältere Hunde brauchen Bewegung und müssen geistig gefordert werden.

Bild: Carola68  | Pixabay

Hund wechselt ständig den Platz und ist unruhig

Ist dein Hund unruhig, ohne dass er dabei Atemprobleme oder andere Symptome zeigt, ist er möglicherweise gestresst oder nicht ausgelastet. Gerade sehr aktive Hunderassen brauchen viel Beschäftigung und Bewegung, um ihre Energie herauslassen zu können. Doch generell gilt für alle Hunde, dass du täglich lange Spaziergänge und Spieleinheiten in den Alltag einbauen solltest.

Es kann aber auch sein, dass ein unruhiger Hund Bauchschmerzen oder Schmerzen anderer Art hat. Dann reagiert er z.B. mit Abwehrverhalten auf Berührung, spannt den Bauch an oder der Bewegungsablauf sieht ungewöhnlich aus. Hierzu zählt ein Entlasten der betroffenen Gliedmaße oder ein wankender Gang.

Hund ist vor allem abends unruhig

Ältere Hunde können genauso wie Menschen an Demenz erkranken. Dabei nehmen ihre körperliche und geistige Fitness ab, die Hunde werden vergesslich und benehmen sich seltsam. Sie betteln z.B. kurz nach der Mahlzeit wieder um Futter, hören nicht mehr auf altbekannte Kommandos oder starren nicht vorhandene Dinge an. Auch sind sie häufig desorientiert und wandern abends oder nachts unruhig durch die Gegend. Demente Hunde sind zudem oft inkontinent und verlieren Kot oder Harn.

Demenz ist nicht heilbar und betroffene Hunde brauchen spezielle Pflege. Du kannst einiges tun, um deinem Hund den Alltag zu erleichtern und Momente der Verwirrung zu reduzieren. Es hilft z.B., nachts ein kleines Licht anzulassen, damit sich der Hund besser zurecht findet. Weitere Tipps zum Umgang mit Seniorenhunden findest du im Artikel Vorsorge für Seniorenhunde | Anpassungen ans Älterwerden.

Hund hechelt und trinkt viel

Fangen Hunde plötzlich zu hecheln und vermehrt zu trinken an, ohne dass etwa warmes Wetter herrscht oder der Hund sportlich aktiv ist, könnte er unter einer endokrinologischen Erkrankung leiden. Diese Erkrankungen betreffen die hormonbildenden Organe und führen zu einer veränderten Stoffwechselsituation im Körper.

Häufig kommt das Cushing-Syndrom vor, eine Überfunktion der Nebennierenrinde. Hierbei wird vermehrt das Hormon Cortisol gebildet, was über Wochen und Monate zur Ausprägung verschiedener Symptome führt. Typische Symptome beim Cushing-Syndrom neben Hecheln und vermehrtem Trinken sind die sogenannte Stammfettsucht mit Hängebauch, also ein Dickerwerden nur am Bauch. Betroffene Hunde werden oft als tonnenförmig beschrieben. Hinzu kommen Fellverlust, eine dünner werdende Haut mit durchscheinenden Blutgefäßen, eine vermehrte Pigmentbildung, Hautentzündungen, Teilnahmslosigkeit und Muskelschwäche. Das Cushing-Syndrom kann mit einem Bluttest diagnostiziert werden und muss mit Medikamenten behandelt werden.

Herzerkrankungen sind gut mit Medikamenten behandelbar.

Bild: Laura Beach | Shutterstock

Wie wird eine Herzerkrankung festgestellt und behandelt?

Zeigt dein Hund Symptome, die auf eine Herzerkrankung hinweisen, solltest du ihn umgehend untersuchen lassen. Am besten suchst du dir eine Praxis oder Klinik aus, die Herzultraschalluntersuchungen anbietet bzw. in der ein:e spezialisierte:r Tierkardiolog:in arbeitet. Dann kann dein Hund eingehend untersucht werden und die angemessene Behandlung erhalten. Denn je nach zugrunde liegender Herzerkrankung und deren Ausprägung werden verschiedene Behandlungsmethoden empfohlen.

Eine Herzschwäche wird beim Hund analog zum Menschen in 4 Stadien von leicht bis schwer eingeteilt. Sie richten sich nach den Befunden von bildgebenden Verfahren, Elektrokardiografie (EKG), Bluttests und auftretenden Symptomen. Mit Röntgenaufnahmen kann das Herz vermessen und Flüssigkeitsansammlungen in den Atemwegen dargestellt werden. Bei Ultraschalluntersuchungen werden der Blutfluss, die Herzklappen, die Herzwand und die abgehenden Blutgefäße beurteilt. Ein EGK stellt fest, ob die Reizleitung im Herzen und somit die Pumpfunktion gestört ist. Blutuntersuchungen können zusätzlich Veränderungen im Körper feststellen, die durch eine Herzkrankheit verursacht werden.

Die Therapie von Herzschwäche richtet sich zum einen gegen die Ursache, zum anderen aber auch gegen die durch sie entstehenden Symptome. Deshalb ist eine genaue Diagnose der Erkrankung wichtig. Für die Behandlung stehen verschiedene Medikamentenklassen zur Verfügung. Die Medikamente müssen in der Regel bis ans Lebensende eingenommen werden. Eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle ist wichtig, um das Voranschreiten der Erkrankung zu monitoren und gegebenenfalls die Medikation anzupassen.

Bei Herzschwäche eingesetzte Medikamente:

  • Entwässerungsmittel (Diuretika, z.B. Furosemid, Torasemid)

  • ACE-Hemmer (Angiotensin-converting-enzyme-inhibitors, z.B. Ramipril, Enalapril)

  • Betablocker (z.B. Atenolol, Propanolol)

  • herzkraftsteigernde Herzmedikamente (z.B. Pimobendan)

  • Kalzium-Kanal-Blocker (z.B. Verapamil, Diltiazem)

  • nachlast- und blutdrucksenkende Medikamente (z.B. Amlodipin)

  • Digitalis- und Herzglykoside (z.B. Digoxin)

  • Antiarrhythmika (z.B. Sotalol)

Beim Abhören können frühzeitig Herzgeräusche auffallen.

Bild: Friends Stock | Shutterstock

Wie sehe ich, ob mein Hund herzkrank ist?

Meist dauert es Monate bis Jahre, bis sich eine Herzkrankheit entwickelt und sichtbare Symptome hervorruft. Am Anfang der Erkrankung sind nur kleine Veränderungen am Herzen vorhanden, die höchstens bei einer tierärztlichen Untersuchung als Zufallsbefund auffallen. Meist ist zuerst ein Herzgeräusch zu hören, was dadurch entsteht, dass das gepumpte Blut nicht gleichmäßig fließt, sondern verwirbelt wird. 

Erste klinische Symptome treten oft erst nach Jahren auf. Meist sind es Appetitlosigkeit, trockener, meist nächtlicher Husten und eine zunehmende Leistungsschwäche, der Hund ermüdet also z.B. schneller bei Spaziergängen. Ein weiteres Anzeichen ist Gewichtsverlust bei gleichbleibender Fütterung. Mit zunehmender Herzschwäche kommt es zu Wasseransammlungen in den Atemwegen und anderen Körperteilen, was zu einer schnelleren Atmung, Unruhe und Schwellungen führt.

Bei ersten Anzeichen für eine Herzerkrankung solltest du deinen Hund in einer Tierarztpraxis untersuchen lassen. Auch wenn im Anfangsstadium noch keine Medikation nötig ist, sollte das Fortschreiten der Erkrankung bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beobachtet werden. Denn früher oder später ist eine Medikamentengabe nötig, um Herz und Kreislauf zu entlasten. Wartet man zu lange damit, kann die Erkrankung schnell voranschreiten und sich der Gesundheitszustand rapide verschlechtern. Sind die Veränderungen am Herz weit fortgeschritten, helfen die Medikamente nur noch bedingt.

Ersten Anzeichen für eine Herzerkrankung:

  • Appetitlosigkeit

  • trockener, meist nächtlicher Husten

  • zunehmende Leistungsschwäche

  • Gewichtsverlust

Was dem herzkranken Hund füttern?

Eine frühzeitig an die Herzerkrankung angepasste Fütterung kann helfen, ihr Fortschreiten zu verlangsamen. Betroffene Hunde sollten natrium-, also salzarm gefüttert werden. Im Handel gibt es speziellen Diätfuttermittel für herzerkrankte Hunde, bei denen das berücksichtigt wird. Denke daran, dass menschliches Essen und auch Hundekekse oft verhältnismäßig viel Salz enthalten. Vermeide es also, deinen Hund damit zu füttern.

Ein weiteres Problem für herzkranke Hunde ist Übergewicht. Es ist sehr belastend für das Herz, weshalb übergewichtige Tiere schonend abnehmen sollten. Hunde mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche hingegen magern häufig unkontrolliert ab und verlieren an Muskelmasse. Meist liegt dies daran, dass ihr Appetit vermindert ist. Damit der Appetit wiederkommt, sollten Herzpatienten eine optimal an ihr Problem angepasste Medikation erhalten sowie besonders leckeres Futter mit Lachsöl als Futterzusatz bekommen. Um das Futter attraktiver zu machen, kann es helfen, es mit natürlichen Geschmacksverstärkern zu verfeinern. Probiere z.B. kleine Mengen Bratenfett, Leberwurst, Schmalz, Thunfischwasser oder salzarme Fleischbrühe aus.



Fazit

Ein älterer Hund, der hechelt und zunehmend unruhig ist, leidet möglicherweise unter einer fortgeschrittenen Herzschwäche, es können aber auch andere Erkrankungen zugrunde liegen. Deshalb solltest du beim Auftreten dieser Symptome umgehend mit deinem Hund eine Tierarztpraxis oder -klinik aufsuchen. Mit verschiedenen Untersuchungsmethoden kann dort die Erkrankung diagnostiziert werden und eine lebensrettende Behandlung beginnen.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellem wissenschaftlichen Standard verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir Erstinformationen zu vielen Themen rund um dein Tier liefern. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier, beraten unsere Tierärzt:innen dich gern über die confidu App.


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