Schnell und richtig handeln | Hilfe im Notfall für Hund und Katze

Verarzten | Vom 08.08.24

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Schnell und richtig handeln | Hilfe im Notfall für Hund und Katze

Titelbild: Jaromir Chalabala | Shutterstock

Hilfe im Notfall für Hunde und Katzen. Im Notfall zählt jede Sekunde - das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere vierbeinigen Begleiter. Seien es plötzliche Verletzungen, Vergiftungen oder akute Erkrankungen: Wer schnell und richtig handelt, kann Hund und Katze im Ernstfall das Leben retten. Doch was tun, wenn der geliebte Vierbeiner in Gefahr ist?

In diesem Artikel geben wir dir praktische Tipps und wertvolle Hinweise, wie du im Notfall Ruhe bewahrst, richtig reagierst und die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen für dein Haustier durchführst. So kannst du wertvolle Zeit gewinnen, bis dein Tier professionell tierärztlich versorgt werden kann.

Wann braucht ein Hund oder eine Katze Hilfe?

Ein Hund oder eine Katze benötigt Hilfe, wenn sie Anzeichen einer akuten Verletzung, Krankheit oder eines anderen Gesundheitsproblems zeigen. Hier sind einige Situationen, in denen dein Haustier sofortige Hilfe benötigt:

  • Atemnot: Schweres Atmen, Keuchen, bläuliche Zunge oder Lippen deuten auf Atemprobleme hin. Dies kann durch Ersticken, Asthma, Herzprobleme oder eine allergische Reaktion verursacht werden.

  • starke Blutungen: Offensichtliche Blutungen, die nicht gestoppt werden können, sei es durch einen Unfall, einen Biss oder einen Schnitt, erfordern sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen und tierärztliche Versorgung.

  • Lähmung oder Stehunfähigkeit: Plötzliche Bewegungsunfähigkeit, Lahmheit oder Schwierigkeiten beim Aufstehen können auf ernsthafte Probleme wie Wirbelsäulenverletzungen, Vergiftungen oder Schlaganfälle hinweisen.

  • Vergiftungserscheinungen: Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe, übermäßiger Speichelfluss oder plötzliche Schwäche können durch den Verzehr giftiger Substanzen (z.B. Schokolade, bestimmte Pflanzen, Chemikalien) hervorgerufen werden.

  • schwere Verletzungen: Knochenbrüche, tiefe Wunden oder andere traumatische Verletzungen nach einem Unfall erfordern sofortige Aufmerksamkeit.

  • anhaltendes Erbrechen oder Durchfall: Wenn dein Haustier wiederholt erbricht oder an Durchfall leidet, insbesondere wenn dies mit Lethargie, Appetitlosigkeit oder anderen ungewöhnlichen Verhaltensweisen einhergeht, kann dies auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen.

  • Krämpfe oder Anfälle: Wiederholte Krämpfe oder unkontrollierte Muskelzuckungen deuten auf neurologische Störungen oder Vergiftungen hin und erfordern sofortige tierärztliche Hilfe.

  • Fieber: Eine Körpertemperatur über 39,5 °C bei Hunden und Katzen deutet auf Fieber hin, das durch eine Infektion oder Entzündung verursacht sein kann und tierärztlich abgeklärt werden sollte.

  • Veränderungen des Bewusstseins oder des Verhaltens: Plötzliche Verwirrung, Apathie, Ohnmacht oder ungewöhnliche Aggressivität können auf eine ernsthafte Erkrankung oder Verletzung hinweisen.

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlgang: Anhaltende erfolglose Versuche, Wasser zu lassen oder Stuhl abzusetzen, können auf eine Verstopfung oder ein anderes ernsthaftes Problem im Harn- oder Verdauungstrakt hinweisen.

In all diesen Fällen ist schnelles Handeln wichtig. Wenn du solche Symptome bei deinem Hund oder deiner Katze bemerkst, solltest du sofort eine Tierarztpraxis oder Tierklinik aufsuchen oder gegebenenfalls Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen, um das Leben deines Tieres zu retten. Wie das geht, erklären wir weiter unten im Artikel.

Die Katze ist verletzt und braucht umgehend Hilfe.

Bild: luisami | Shutterstock

Was tun, wenn mein Hund oder meine Katze einen Notfall hat?

Bei welchen Fällen es sich um Notfallsituationen für Hunde und Katzen handelt, erläutern wir detailliert im Artikel Wann ist ein Notfall ein Notfall? Entscheidungshilfe für Hund und Katze.

Wenn ein Notfall eingetreten ist, bist du wahrscheinlich sehr aufgeregt, verunsichert und vielleicht auch hektisch. Informiere dich daher am besten vorab, wo in deinem Umkreis die nächste Tierklinik ist oder ein:e Tierärzt:in mit Notdienst erreichbar ist. Am besten speicherst du dir die Telefonnummer und Adresse ab, damit du sie immer griffbereit hast.

Idealerweise hast du auch immer ein Notfallset für deinen Vierbeiner griffbereit. Dies ist sinnvoll, um im Verletzungsfall oder anderen Notsituationen schnell und effektiv handeln zu können. Das gehört in ein Erste-Hilfe-Set für Hunde und Katzen:

1. Verbandsmaterial

  • Mullbinden und elastische Binden

  • sterile und nicht sterile Kompressen

  • Verbandswatte

  • Pflasterrolle

  • Verbandschere

2. Medikamente

  • desinfizierende Salbe (z.B. Betaisodona)

  • Wunddesinfektionsmittel (z.B. 3%ige Wasserstoffperoxidlösung) 

  • sterile Kochsalzlösung zum Spülen von Hautwunden und Augenverletzungen

3. Sonstiges

  • Maulkorb und Ersatzleine bei Hunden

  • Einweghandschuhe

  • Zeckenzange

  • Pinzette

  • Wattestäbchen

  • Fieberthermometer und Vaseline

  • Decke

Wie leistet man Erste Hilfe bei Hund und Katze?

Wenn du dir sicher bist, dass es sich um einen Notfall handelt, versuche Ruhe zu bewahren, denn Ruhe überträgt sich auch auf dein Tier. Begebt euch zuerst aus der Gefahrenzone, damit nicht noch mehr passieren kann. Denke auch immer daran, dich selbst vor Verletzungen zu schützen, denn in Extremsituationen und unter Schmerzen können unsere Haustiere oft unerwartet reagieren und sogar aggressiv werden. Greife deinem Tier deshalb nicht ins Maul und lege ihm gegebenenfalls einen Maulkorb an. Dann benachrichtige die ausgewählte Tierarztpraxis oder Tierklinik mit Notdienst und kündige euch an. Erst dann solltest du mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen.

Am Anfang einer jeden Notfallbehandlung steht immer die Erfassung der lebenswichtigen Körperfunktionen, auch bei Hund und Katze. Du musst kontrollieren, ob Herz und Lunge arbeiten und das Gehirn mit Sauerstoff versorgen. Erkennbar ist dies über das Bewusstsein, die Atmung und den Herzschlag bzw. Puls. Überprüfe zuerst alle drei Organsysteme, bevor du mit den Notfallmaßnahmen beginnst.

Hier sind die Schritte, die du in einem Notfall befolgen solltest:

1. Ruhe bewahren

  • Panik hilft weder dir noch deinem Tier. Atme tief durch und versuche, die Situation ruhig einzuschätzen.

2. Sicherheit gewährleisten

  • Vergewissere dich, dass weder du noch dein Tier in unmittelbarer Gefahr sind (z.B. Straßenverkehr, giftige Stoffe). Bringe dein Tier gegebenenfalls an einen sicheren Ort.

3. Erste Einschätzung der Lage

  • Überprüfe die Vitalzeichen deines Tieres:

1. Bewusstsein: Reagiert das Tier auf Ansprache oder Berührung?

2. Atmung: Atmet das Tier normal? Gibt es Atemgeräusche?

3. Herzschlag: Lege deine Hand auf die Brust deines Tieres, um den Herzschlag zu fühlen.

4. Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Blutung stillen: Eine saubere, sterile Kompresse auf die Wunde drücken, um die Blutung zu stillen. Sanft Druck ausüben und, wenn möglich, die Wunde verbinden.

  • Vergiftung: Bringe dein Haustier sofort in eine Tierarztpraxis. Versuche nicht, das Tier zum Erbrechen zu bringen.

  • Erstickungsgefahr: Wenn dein Tier etwas verschluckt hat, das die Atemwege blockiert, versuche, es vorsichtig aus dem Maul zu entfernen. Achte darauf, dass du dabei nicht gebissen wirst.

  • Atem- oder Herzstillstand: Eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) ist nur bei einem sicheren Herzstillstand erforderlich und sollte so lange durchgeführt werden, bis das Tier wieder selbstständig atmet oder ein:e Tierärzt:in mit der Behandlung beginnen kann. Wie eine HLW funktioniert, wird weiter unten im Text erklärt.

5. Tierarzt verständigen

  • Rufe sofort eine Tierarztpraxis oder Tierklinik an und schildere die Situation. Mache genaue Angaben zum Zustand deines Tieres.

  • Bitte um Anweisungen für die Erstversorgung während der Fahrt zur Klinik.

6. Transport in die Tierarztpraxis

  • Bereite dein Tier auf den Transport vor:

    • Kleine Tiere können in einer Transportbox untergebracht werden.

    • Größere Tiere sollten auf eine Decke oder ein Brett gesetzt werden, wenn sie nicht selbst laufen können.

  • Achte darauf, dass dein Tier während der Fahrt stabil und sicher liegt.

Schnelles und gezieltes Handeln kann im Notfall das Leben deines Tieres retten. Wenn du unsicher bist, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In Notfällen kann es erforderlich sein, Hunden einen Maulkorb anzulegen.

Bild: Michel Meuret | Pixabay

Wie fixiert man einen Hund im Notfall?

Die Fixierung eines Hundes im Notfall ist eine wichtige Maßnahme, um den Hund und sich selbst zu schützen, während man Erste Hilfe leistet oder den Hund für den Transport vorbereitet. Die Sicherheit aller Beteiligten sollte jedoch immer an erster Stelle stehen. Hier sind die Schritte, um einen Hund sicher zu fixieren:

1. Sicherheit geht vor

  • Bisse vermeiden: Auch der liebste Hund kann in einer Notsituation aggressiv reagieren, wenn er Schmerzen hat oder Angst verspürt. Verwende, wenn möglich, eine Maulschlinge oder einen Maulkorb, um dich vor Bissen zu schützen. Wenn du keinen Maulkorb hast, kannst du aus einer Bandage, einem Schal oder einem Stück Stoff eine provisorische Maulschlinge anfertigen.

  • vorsichtige Annäherung: Gehe langsam und von vorne auf den Hund zu, um ihn nicht zu erschrecken. Ruhig und beruhigend sprechen, um den Hund zu entspannen.

2. Maulschlinge anlegen

  • Material: Weiche Leine, Band, Schal oder Tuch verwenden.

  • Anlegen:

  1. In der Mitte des Stoffstreifens eine lockere Schlaufe binden.

  2. Die Schlaufe vorsichtig über die Schnauze des Hundes legen und festziehen, aber nicht zu fest.

  3. Die Enden des Stoffstreifens unter der Schnauze kreuzen und hinter den Ohren zusammenbinden.

  • Hinweis: Die Maulschlinge nicht verwenden, wenn der Hund Atemprobleme hat oder erbricht.

3. Fixierung des Körpers

  • kleine bis mittelgroße Hunde: Wickle den Hund in eine Decke oder ein großes Handtuch, um ihn zu fixieren. Wickle das Tuch eng um den Körper des Hundes, so dass die Beine fixiert sind, aber die Atmung nicht behindert wird.

  • große Hunde: Lege den Hund flach auf die Seite. Halte den Kopf des Hundes sanft, aber fest, um plötzliche Bewegungen zu vermeiden. Wenn nötig, binde die Beine locker zusammen, um unkontrollierte Bewegungen zu verhindern.

4. Ruhig halten

  • ruhig sprechen: Sprich ruhig und beruhigend mit dem Hund, während du ihn fixierst, um ihm die Angst zu nehmen.

  • beruhigen: Wenn der Hund es zulässt, streichle sanft seinen Körper oder Kopf, um ihm Sicherheit zu geben.

5. Vorbereitung auf den Transport

  • stabile Unterlage: Wenn der Hund nicht laufen kann, verwende eine stabile Unterlage wie eine Trage, ein Brett oder eine Decke, um ihn zur Tierarztpraxis zu transportieren.

  • gemeinsam heben: Wenn der Hund groß ist, bitte um Hilfe, um ihn gemeinsam hochzuheben, wobei du darauf achtest, dass du den Rücken, den Nacken und die Beine des Hundes unterstützt.

6. So schnell wie möglich zum Tierarzt

  • Bringe den Hund so schnell wie möglich in eine Tierarztpraxis oder Tierklinik. Informiere die Praxis oder Klinik im Voraus, damit sie auf den Notfall vorbereitet ist.

Ein Kollaps kann verschiedene Ursachen haben.

Bild: ykaiavu | Pixabay

Was ist, wenn der Hund auf einmal umkippt?

Wenn ein Hund plötzlich umkippt, kann dies verschiedene Ursachen haben, von harmlosen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Das Verhalten des Hundes nach dem Umkippen gibt wichtige Hinweise darauf, was passiert ist und wie man reagieren sollte. Hier sind möglichen Ursachen und Maßnahmen:

1. Der Hund kippt um und steht sofort oder nach kurzer Zeit wieder auf.

Mögliche Ursachen:

  • Synkope (Ohnmacht): Kurzzeitige Bewusstlosigkeit, häufig aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursache können Herzprobleme (z.B. Herzrhythmusstörungen, Herzerkrankungen), niedriger Blutdruck oder plötzliche Aufregung sein.

  • Kreislaufkollaps: Kurzzeitige Schwäche aufgrund von Flüssigkeitsmangel, Überhitzung oder Erschöpfung.

  • niedriger Blutzucker (Hypoglykämie): Besonders bei kleinen Hunden oder Diabetikern kann ein Abfall des Blutzuckerspiegels zu Schwäche und kurzzeitigem Kollaps führen.

  • epileptischer Anfall: Manche Anfälle können kurz und mild sein, so dass sich der Hund schnell wieder erholt.

  • kurzzeitiger Schock oder Schreck: Ein plötzlicher Schock oder eine starke Angstreaktion kann dazu führen, dass der Hund kurzzeitig ohnmächtig wird.

Was tun?

  • beobachten: Achte darauf, wie sich der Hund verhält, nachdem er wieder aufgestanden ist. Ist er desorientiert, lethargisch oder verhält er sich wieder normal?

  • Vitalzeichen kontrollieren: Kontrolliere die Atmung, den Herzschlag und das Zahnfleisch (es sollte rosa sein). Blasses oder blaues Zahnfleisch kann auf Sauerstoffmangel oder Kreislaufprobleme hinweisen.

  • beruhigen: Beruhige den Hund und lass ihn sich in einer ruhigen Umgebung erholen.

  • Tierarzt kontaktieren: Auch wenn der Hund sich schnell erholt, solltest du den Vorfall mit einem/einer Tierärzt:in besprechen, um die Ursache abzuklären, insbesondere wenn sich solche Vorfälle wiederholen.

2. Der Hund kippt um und bleibt bewusstlos liegen.

Mögliche Ursachen:

  • schwere Herzprobleme: Ein Herzinfarkt, schwere Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz können zu anhaltender Bewusstlosigkeit führen.

  • Schlaganfall oder Hirnblutung: Ein Schlaganfall oder eine plötzliche Hirnblutung können zur Bewusstlosigkeit führen.

  • Vergiftung: Der Verzehr giftiger Substanzen (z.B. Schokolade, Haushaltschemikalien, bestimmte Pflanzen) kann zu Kollaps und Bewusstlosigkeit führen.

  • schwerer Schock: Ein traumatisches Ereignis wie ein Unfall oder eine schwere Verletzung kann den Hund in einen Schockzustand versetzen, der zur Bewusstlosigkeit führt.

  • schwerer epileptischer Anfall: Ein lang anhaltender oder sehr schwerer epileptischer Anfall (Status epilepticus) kann zur Bewusstlosigkeit führen.

Was ist zu tun?

  • Vitalzeichen kontrollieren: Überprüfe sofort die Vitalzeichen, also die Atmung und den Herzschlag. Wenn kein Herzschlag spürbar ist, beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW).

  • Atemwege freihalten: Stelle sicher, dass die Atemwege frei sind. Entferne Fremdkörper vorsichtig aus dem Mund.

  • Notfalltransport: Rufe sofort eine Tierarztpraxis an und schildere die Situation. Transportiere den Hund so schnell wie möglich in die Klinik und überwache weiterhin seine Vitalzeichen.

Was tun, wenn Hund oder Katze ohnmächtig ist?

Sprich deinen Vierbeiner an. Reagiert er auf seinen Namen? Achte auf die Bewegungen der Ohren, der Augen und des Schwanzes. Du kannst ihn auch kneifen, um zu sehen, ob er auf Schmerz reagiert. Wenn er bei Bewusstsein ist, funktionieren Atmung und Herzschlag. In diesem Fall kannst du sofort mit der Wundversorgung beginnen, falls er verletzt ist. Trage dazu am besten Einweghandschuhe. Stoppe eventuelle Blutungen und lagere verletzte Gliedmaßen weich und stabil. Bringe dein Tier dann in die nächste Tierarztpraxis oder Tierklinik.

Kann man einen Hund oder eine Katze beatmen?

Ja, mit der sogenannten Mund-zu-Nase-Beatmung. Zuvor muss jedoch geklärt werden, ob eine Beatmung notwendig ist. Wenn Atmung und Herzschlag aussetzen, kann die Mund-zu-Nase-Beatmung lebensrettend sein.

1. Atmung prüfen

Die Atmung erkennt man daran, dass sich der Brustkorb eines Tieres regelmäßig hebt und senkt. Wenn dies nicht deutlich zu erkennen ist, kannst du eine Hand vor die Schnauze halten und den Atemstrom fühlen. Hilfreich ist auch ein kleiner Spiegel, der durch die feuchte Atemluft beschlägt, wenn man ihn vor die Nase hält.

2. Puls prüfen

Als nächstes überprüfst du, ob das Herz schlägt und das Blut durch den Kreislauf pumpt. Dazu prüfst du den Puls deines Tieres, indem du mit Zeige- und Mittelfinger leicht auf die Mitte des inneren Oberschenkels drückst. Dort befindet sich die Oberschenkelschlagader, die du gut fühlen kannst. Du kannst auch versuchen, den Herzschlag am Brustkorb zu fühlen. Lege dazu die flache Hand hinter den Ellenbogen.

Pulsfühlen bei an der Oberschenkelarterie

Atmet dein Tier nicht oder ist kein Puls zu fühlen, musst du sofort handeln und eine Mund-zu-Nase-Beatmung oder eine Herzdruckmassage durchführen! Beides wird auch Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) genannt. Bringe das Tier dazu in die stabile Seitenlage.

3. Stabile Seitenlage
In der stabilen Seitenlage liegt das Tier auf seiner rechten Körperseite. Die Atemwege müssen frei sein. Strecke deshalb den Kopf des Tieres.

Rechte Seitenlage

Öffne das Maul und überprüfe, ob Erbrochenes oder Fremdkörper die Atemwege blockieren. Wenn ja, versuche, die Atemwege frei zu machen.

Freimachen der Atemwege: Zunge herausziehen, Fremdkörper herausholen

4. Beatmen

Als nächstes beatmest du dein Tier mit der Mund-zu-Nase-Beatmung. Dabei hältst du Nase und Maul fest, setzt deinen Mund auf die Nasenöffnung und atmest kräftig aus (bei kleinen Patienten eher vorsichtig). Aus hygienischen Gründen kannst du eine dünne Kompresse oder ein Taschentuch auf die Nase legen.

Mund-zu-Nase-Beatmung

Was tun, wenn der Hund fast erstickt?

Wenn ein Hund keine Luft mehr bekommt, z.B. weil ein Fremdkörper die Atemwege blockiert hat, kann wie folgt vorgegangen werden:

  • Ruhe bewahren und handeln: Es ist wichtig, ruhig zu bleiben und sofort mit den richtigen Maßnahmen zu beginnen.

  • überprüfe die Atemwege: Öffne das Maul des Hundes und prüfe, ob ein Fremdkörper sichtbar ist. Sei vorsichtig, wenn du mit den Fingern ins Maul greifst, da der Hund aus Angst oder Panik zubeißen könnte.

  • Fremdkörper entfernen: Wenn du einen Fremdkörper siehst und gefahrlos entfernen kannst, tu dies vorsichtig.

  • Heimlich-Manöver bei Hunden: Kleine Hunde kannst du Hund vorsichtig mit dem Kopf nach unten anheben (z.B. an den Hinterbeinen) und sie vorsichtig schütteln, um den Fremdkörper zu lösen. Klopfe dabei leicht auf den Rücken. Stelle dich bei einem großen Hund hinter das Tier, lege deine Arme um seinen Bauch und drücke mit einer schnellen Aufwärtsbewegung unterhalb des Rippenbogens (ähnlich dem Heimlich-Manöver beim Menschen). Dies erzeugt Druck auf das Zwerchfell und kann den Fremdkörper aus den Atemwegen befördern.

  • Mund-zu-Nase-Beatmung: Wenn der Fremdkörper nicht entfernt werden kann und der Hund keine Luft mehr bekommt, beginne mit der Notfallbeatmung durch die Nase (siehe oben).

  • Tierarztpraxis aufsuchen: Bringe den Hund sofort in eine Tierarztpraxis, auch wenn es dir gelungen ist, den Fremdkörper zu entfernen. Es können Verletzungen der Atemwege vorliegen, die behandelt werden müssen.

Wie erkenne ich Sauerstoffmangel beim Hund?

Sauerstoffmangel (Hypoxie) kann bei Hunden schnell gefährlich werden. Die folgenden Anzeichen deuten darauf hin:

  • Farbveränderung der Schleimhäute: Blasses oder blaues Zahnfleisch (Zyanose) ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Hund nicht genug Sauerstoff bekommt.

  • Atemnot: Der Hund hat Schwierigkeiten beim Atmen, kann keuchen oder pfeifen und den Hals überstrecken, um besser atmen zu können.

  • Unruhe oder Panik: Der Hund wird unruhig, ängstlich oder zeigt Anzeichen von Panik.

  • Schwäche oder Kollaps: Bei fortschreitendem Sauerstoffmangel kann der Hund schwach werden, taumeln oder zusammenbrechen.

  • erhöhte Herzfrequenz: Das Herz schlägt schneller, um den Sauerstoffmangel auszugleichen.

  • Bewusstlosigkeit: Bei anhaltendem Sauerstoffmangel kann der Hund bewusstlos werden.

Wie macht man eine Herzmassage bei Hund und Katze?

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) bei Hunden und Katzen ist eine lebensrettende Maßnahme, die durchgeführt wird, wenn das Tier keinen Herzschlag mehr hat. Die Technik unterscheidet sich je nach Größe des Tieres, die Grundprinzipien sind jedoch ähnlich.

Zur Herzdruckmassage wird der Brustkorb hinter dem linken Ellenbogen mit flach aufgelegter Hand zehnmal schnell zusammengedrückt (bei kleinen Hunden und Katzen sanfter, bei großen Hunderassen entsprechend kräftiger). Danach zweimal Mund-zu-Nase-Beatmung (Erklärung siehe oben). Warte kurz, ob Herzschlag und Atmung wieder einsetzen. Wenn nicht, setze die Wiederbelebungsmaßnahmen fort: 10-mal Herzdruckmassage, dann 2-mal Beatmung.

Herzdruckmassage beim Hund

Wie lange Hund oder Katze reanimieren?

Wiederbelebungsmaßnahmen sind sehr anstrengend und können sehr belastend sein, da sie über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden müssen, wenn Atmung und Herzschlag nicht wieder einsetzen. Erst wenn der Patient in der Tierklinik oder Tierarztpraxis über einen Tubus beatmet werden kann, kreislaufanregende Medikamente erhält oder eine andere notwendige Therapie durchgeführt werden kann, besteht die Chance, das Tier zu retten. Es ist also wichtig, das Tier in dieser Situation schnellstmöglich zu einem/einer Tierärzt:in zu bringen.

Wie für Menschen gibt es auch für Tiere Erste-Hilfe-Kurse.

Bild: Andrzej Rembowski | Pixabay

Erste Hilfe Kurs für Hunde und Katzen

Die Durchführung von Notfallmaßnahmen kannst du mit deinem Vierbeiner vorbereitend üben, damit ihr euch daran gewöhnt und schon etwas routiniert seid, wenn der Ernstfall eintritt. Dazu gehören zum Beispiel das Anlegen eines Maulkorbes oder von Verbänden, das Fiebermessen sowie die Untersuchung der Maulhöhle und der Pfoten. Lobe und belohne dein Tier mit Leckerlis, damit es bereitwillig mitmacht.

Reanimationsmaßnahmen dürfen jedoch nur bei Atem- oder Kreislaufstillstand und niemals bei einem wachen, ansprechbaren Tier durchgeführt werden. Der Ernstfall kann an Plüschtieren oder speziellen Puppen geübt werden. Viele Tierarztpraxen bieten auch Erste-Hilfe-Kurse mit Übungen vor Ort an.

Weitere Fragen zum Thema Notfall

Was mache ich, wenn ich einen Hund finde?

  • Sicherheit geht vor: Vergewissere dich, dass die Umgebung sowohl für den Hund als auch für dich sicher ist. Nähere dich dem Hund langsam und vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken.

  • sichere den Hund: Versuche, den Hund zu sichern, indem du ihn an die Leine nimmst, falls er eine hat. Wenn nicht, kannst du versuchen, ihn mit einem provisorischen Halsband oder einer provisorischen Leine zu sichern.

  • untersuche den Hund: Überprüfe, ob der Hund ein Halsband mit einer Telefonnummer oder einem Adressanhänger trägt. Achte auch auf Tätowierungen.

  • beobachte das Verhalten: Beobachte, wie der Hund reagiert. Ist er ängstlich, aggressiv oder freundlich? Dies kann dir Hinweise für das weitere Vorgehen geben.

Wen rufe ich an, wenn ich einen Hund finde?

  • Tierheim oder Tierschutzverein: Rufe das örtliche Tierheim oder einen Tierschutzverein an. Diese Organisationen haben Erfahrung im Umgang mit Fundtieren und können helfen, den Hund zu identifizieren und sicher unterzubringen.

  • Polizei oder Ordnungsamt: In einigen Regionen ist das Ordnungsamt oder die Polizei für Fundtiere zuständig. Sie können dir Anweisungen zum weiteren Vorgehen geben oder den Hund abholen lassen.

  • Tierarztpraxis: Ein:e Tierärzt:in kann den Mikrochip des Hundes scannen, um die Besitzer:innen zu identifizieren. In vielen Fällen sind Tierärzt:innen auch bereit, Fundhunde kurzfristig aufzunehmen.

  • Nachbar:innen fragen: Frage in der Nachbarschaft, ob jemand den Hund kennt oder vermisst.

Was mache ich, wenn ich eine kranke Katze finde?

  • sichere die Katze vorsichtig: Gehe langsam auf die Katze zu. Kranke Katzen können ängstlich oder aggressiv sein. Verwende, wenn möglich, eine Transportbox, um die Katze zu sichern. Achte auf deinen eigenen Schutz. Wenn die Katze wild ist, trage dicke Lederhandschuhe oder wickle sie in eine Decke. Wasche dir nach dem Fangen die Hände.

  • Tierarztpraxis kontaktieren: Bringe die Katze so schnell wie möglich in eine Tierarztpraxis, auch wenn es sich um eine streunende Katze handelt. Der/die Tierärzt:in kann eine erste Einschätzung vornehmen und die notwendige Behandlung einleiten.

  • kontaktiere ein Tierheim oder einen Tierschutzverein: Informiere das örtliche Tierheim oder einen Tierschutzverein. Diese Organisationen können die weitere Versorgung der Katze übernehmen und versuchen, die Besitzer:innen ausfindig zu machen.

Was mache ich mit meinem Hund, wenn er tot ist?

  • emotionale Unterstützung: Der Verlust eines Haustieres ist schmerzlich. Nimm dir Zeit, um von deinem Hund Abschied zu nehmen, und hole dir bei Bedarf emotionale Unterstützung.

  • Tierarztpraxis benachrichtigen: Informiere deine:n Tierärzt:in. Viele Tierarztpraxen bieten an, den toten Hund zu übernehmen und ihn entweder einzuäschern oder auf einem Tierfriedhof zu bestatten.

  • Einäscherung oder Bestattung: Du kannst dich für eine Einzeleinäscherung, bei der du die Asche zurückerhältst, oder für eine Sammeleinäscherung entscheiden. Du kannst deinen Hund auch auf einem Tierfriedhof bestatten lassen. 

  • Transport des Tierkörpers: Wenn der Hund zu Hause gestorben ist, lege ihn auf eine Decke oder in eine Kiste und bringe ihn zum Tierarzt oder ins Tierkrematorium. In den meisten Fällen kann das Tier auch gegen eine Gebühr zu Hause abgeholt werden.

  • Bestattung im Garten: Auch eine Bestattung im eigenen Garten ist möglich. Es gibt jedoch einige Bedingungen, die erfüllt werden müssen:

    • Du solltest Eigentümer:in des Grundstücks sein. Wenn der Garten gemietet ist, musst du den/die Vermieter:in um Erlaubnis fragen.

    • Das Grab darf nicht in der Nähe von öffentlichen Wegen und Plätzen liegen.

    • Das Grab muss mindestens einen halben Meter tief sein.

    • Das Grab darf nicht in einem Wasserschutzgebiet liegen. Das Grab muss sich in sicherer Entfernung von öffentlichen Gewässern und Brunnen befinden.

    • Das Tier darf nicht an einer ansteckenden Krankheit wie Tollwut gestorben sein.

Was tun, wenn der Hund oder die Katze am Wochenende stirbt?

  • Nottierärzt:in verständigen: Viele Tierarztpraxen bieten auch am Wochenende einen Notdienst an. Dort kannst du das verstorbene Tier abgeben.

  • Tierkrematorium kontaktieren: Einige Tierkrematorien bieten einen 24-Stunden-Service an und können das Tier auch am Wochenende abholen oder annehmen.

  • Tierkörper kühlen: Wenn du mit der Abholung bis Montag warten musst, lagere das verstorbene Tier an einem kühlen Ort, z.B. im Keller oder in einer Kühlbox, um die Verwesung zu verlangsamen.

  • plane die Bestattung: Nutze die Zeit, um das weitere Vorgehen zu planen, sei es eine Einäscherung oder eine Erdbestattung.

  • selbst bestatten: Wenn du einen Garten hast, kannst du dein verstorbenes Haustier dort begraben.


Das confidu-Magazin wird von unseren Tierärzt:innen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards verfasst. Die Artikel ersetzen keine tierärztliche Diagnose, sondern sollen dir erste Informationen zu vielen Themen rund um dein Tier geben. Bei spezifischen Fragen zu deinem Tier beraten dich unsere Tierärzt:innen gerne über die confidu App.


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