Ellbogendysplasie beim Hund | Erkennen und vorbeugen

Verarzten | Vom 17.10.24

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Ellbogendysplasie beim Hund | Erkennen und vorbeugen

Titelbild: Bianca Grueneberg | Shutterstock

Ellbogendysplasie beim Hund. Ellbogendysplasie (ED, auch Ellenbogendysplasie) ist eine häufige Erkrankung bei Hunden, insbesondere bei großen und schweren Rassen. Sie tritt auf, wenn sich das Ellbogengelenk nicht richtig entwickelt, was zu schmerzhaften Veränderungen und Bewegungseinschränkungen führt. Die Symptome reichen von Lahmheit bis hin zu steifen Bewegungen, und unbehandelt kann ED zu chronischer Arthrose führen. Doch wie erkennt man die Anzeichen frühzeitig und was kann man tun, um dieser Gelenkerkrankung vorzubeugen?

In diesem Artikel erfährst du, wie Ellbogendysplasie diagnostiziert wird, welche Risikofaktoren eine Rolle spielen und welche vorbeugenden Maßnahmen du ergreifen kannst, um deinem Hund ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.

Lahmheit: Warum kann mein Hund plötzlich nicht mehr laufen?

Lahmheit ist die Unfähigkeit eines Hundes, sich normal zu bewegen, in der Regel verursacht durch Schmerzen oder Funktionsstörungen der Gliedmaßen. Sie kann sich in einer verminderten Belastung einer Gliedmaße oder in einem auffälligen Gangbild wie Humpeln oder Vermeiden bestimmter Bewegungen äußern. Lahmheit kann plötzlich auftreten (akut) oder sich schleichend über einen längeren Zeitraum entwickeln (chronisch).

Lahmheiten beim Hund können viele verschiedene Ursachen haben. Leichte Verletzungen durch Zusammenstöße oder Fehlstellungen bei Sprüngen kommen häufig vor, verschwinden aber meist von selbst wieder. Nicht ganz so harmlos sind Knochenveränderungen wie Frakturen oder Dysplasien.

Ursachen von Lahmheit:

  • Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen: Weichteilverletzungen wie Muskelzerrungen oder Sehnenverletzungen können durch übermäßige Belastung oder falsche Bewegung entstehen.

  • Knochenbrüche: Knochenbrüche oder -risse können zu plötzlicher Lahmheit führen.

  • Bänderverletzungen: Besonders häufig sind Kreuzbandrisse, die zu akuter Lahmheit führen.

  • Arthrose: Chronische Gelenkentzündungen führen zu einem schmerzhaften Abbau des Gelenkknorpels, der die Beweglichkeit einschränkt.

  • Ellbogendysplasie (ED) oder Hüftgelenksdysplasie (HD): Diese genetischen Fehlbildungen führen zu Fehlstellungen der Gelenke, die Schmerzen und Lahmheit verursachen.

  • Gelenkentzündungen (Arthritis): Entzündungen der Gelenke durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Überbeanspruchung können Lahmheiten verursachen.

  • Abszesse oder Wunden: Infektionen durch Verletzungen oder Fremdkörper wie Dornen können Schmerzen und Lahmheit verursachen.

  • Bandscheibenvorfälle: Kompression der Nerven im Rückenmark kann zu Lahmheit oder sogar Lähmung führen.

  • Nervenverletzungen: Schäden an peripheren Nerven durch Trauma oder Krankheit können die normale Funktion der Gliedmaßen beeinträchtigen.

  • Panostitis: Diese Erkrankung tritt bei jungen, schnell wachsenden Hunden auf und betrifft die Röhrenknochen, was zu vorübergehender Lahmheit führt.

Um die genaue Ursache der Lahmheit festzustellen, ist eine gründliche tierärztliche Untersuchung erforderlich, einschließlich bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Kernspintomographie, um mögliche Verletzungen oder Anomalien zu diagnostizieren.

Schema zum Aufbau des Ellbogengelenks von Hunden

Was bedeutet ED beim Hund?

ED steht für Ellbogendysplasie oder Ellenbogendysplasie beim Hund, eine genetisch bedingte Fehlbildung des Ellbogengelenks. Diese Erkrankung tritt besonders häufig bei großen und schweren Hunderassen auf und kann bereits im jungen Alter zu chronischen Gelenkproblemen führen. 

Das Ellbogengelenk besteht aus drei Knochen (siehe Grafik): Der Oberarmknochen bildet eine Art Rolle, in die sich die beiden Unterarmknochen Elle und Speiche einfügen. Die Unterarmknochen bilden dabei eine Führungsschiene bzw. Rinne für den Oberarmknochen, wodurch ein sogenanntes Scharniergelenk entsteht. Bei der Ellbogendysplasie wachsen die Knochen im Ellbogengelenk nicht richtig zusammen, was zu Fehlstellungen und ungleichmäßiger Belastung führt.

In der Wachstumsphase eines jungen Hundes ist das Ellbogengelenk, wie alle anderen Gelenke des Körpers, noch nicht vollständig stabil ausgebildet und die Knochen sind besonders anfällig für Fehlbildungen. Durch genetische Veranlagung, zu schnelles Wachstum, falsche Ernährung und Fehlbelastung können sich die Knochen nicht richtig entwickeln, verformen sich und sind dadurch anfälliger für Schäden und Verschleiß.

Die Folge ist eine starke Belastung des Gelenkknorpels, die häufig zu Schmerzen, Lahmheit und schließlich zu Arthrose führt. Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Lebensqualität des Hundes stark eingeschränkt sein. Typische betroffene Hunderassen sind Labrador Retriever, Deutsche Schäferhunde, Berner Sennenhunde und Rottweiler.

Die Formen der ED

Die Ellbogendysplasie ist keine Bezeichnung für EINE bestimmte Erkrankung. Es handelt sich vielmehr um einen Oberbegriff für knöcherne Veränderungen im Bereich des Ellenbogens. Die ED beim Hund wird daher in verschiedene Formen unterteilt, je nachdem, welcher Knochen oder welche Knochenteile betroffen sind. Da die Bezeichnungen sehr lang sind, werden sie der Einfachheit halber meist abgekürzt.

Isolierter Processus anconaeus (IPA)

Der Processus anconaeus ist ein kleiner Knochenvorsprung am Ellbogenhöcker (siehe Grafik oben). Wenn dieser bei Welpen (16.-20. Lebenswoche) nicht mit der Elle verwächst, liegt er isoliert im Gelenk und destabilisiert dieses. Dies ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch zur Entwicklung einer Arthrose führen, d.h. zur langfristigen Abnutzung des Gelenkknorpels und zum Umbau des Gelenks.

Fragmentierter Processus coronoideus medialis (FPC)

Der Processus coronoideus medialis ist ebenfalls ein kleiner Knochenvorsprung an der Elle, liegt aber tiefer. Er kann abbrechen und als freies Knochenstück im Gelenkspalt den Knochen und andere umgebende Strukturen verletzen. Diese Erkrankung tritt auch bei jungen Hunden auf.

Osteochondrosis dissecans (OCD)

OCD ist eine Erkrankung des Knorpels im Ellbogengelenk. Der Knorpel bedeckt normalerweise die Gelenkfläche und wirkt als natürlicher Stoßdämpfer. Bei der Arthrose ist er nicht richtig ausgebildet, was langfristig zu einer Schädigung und Ablösung einer so genannten Knorpelschuppe führt, die sich dann frei im Gelenk bewegen kann. Die geschädigte Gelenkfläche wird stärker belastet, der darunterliegende Knochen kann sich entzünden und sogar zurückbilden. Der gesamte Prozess ist oft mit starken Schmerzen und Lahmheit verbunden.

Ellbogen-Inkongruenz

Diese Form tritt auf, wenn die Gelenkflächen (Oberarmknochen, Elle und Speiche)des Ellenbogens nicht richtig zueinander passen. Ein häufiges Problem ist, dass Elle und Speiche unterschiedlich schnell wachsen, was zu einer Fehlstellung im Gelenk führt. Vor allem bei großen Hunderassen kann schnelles Wachstum die Inkongruenz verstärken. Durch die Inkongruenz wird der Gelenkknorpel ungleichmäßig belastet, was zu Entzündungen, Schmerzen und schließlich zu Gelenkverschleiß und Arthrose führt. Hunde mit dieser Erkrankung zeigen häufig Symptome wie Lahmheit, eingeschränkte Beweglichkeit und Schmerzen beim Bewegen des Ellbogens.

Große Hunderassen und Möpse sind am häufigsten von ED betroffen.

Bild: Steshka Willems | Pexels

Welche Hunde bekommen ED?

Die Ellbogendysplasie (ED) tritt vor allem bei großen und mittelgroßen Hunderassen auf. Eine Ausnahme bildet der Mops, bei dem fast ⅔ der Tiere betroffen sind. Diese Rassen sind häufiger betroffen, da ED erblich ist und eng mit dem Körperbau oder dem schnellen Wachstum dieser Hunde zusammenhängt. Rüden sind etwas häufiger betroffen als Hündinnen.

Hunderassen mit hoher Prädisposition für ED:

Hunderasse Prozent der betroffenen Hunde¹
Mops 61,4 %
Chow Chow 47,6 %
Rottweiler 40,3 %
Berner Sennenhund 29 %
Shar Pei 24,5 %
Bordeauxdogge 21,3 %
Deutscher Schäferhund 19,3 %
American Staffordshire Terrier 18,0 %
Labrador Retriever 17,8 %
Bernhardiner 16,2 %
Bullmastiff 13,8 %
Irischer Wolfshund 12,1 %
Golden Retriever 11,2 %
Malinois 10,1 %
Deutsche Dogge 3,8 %

¹ Veterinary Medical Guide to Dog and Cat Breeds, Bell, Cavanagh, Tilley and Smith, 2012

Die Ellbogendysplasie (ED) tritt bei den betroffenen Hunden in der Regel im jungen Alter auf, meist im Alter zwischen 4 und 12 Monaten. In dieser Zeit wachsen und entwickeln sich die Knochen des Hundes. Vor allem bei großen, schnell wachsenden Rassen treten die ersten Anzeichen oft sehr früh auf.

Wie macht sich Ellenbogendysplasie bemerkbar?

Ellbogendysplasie (ED) äußert sich bei Hunden durch eine Reihe von Symptomen, die typischerweise in den Vorderbeinen auftreten, da das Ellbogengelenk betroffen ist. Die Symptome können je nach Schweregrad der Erkrankung variieren:

Häufige Symptome der Ellbogendysplasie:

  • Lahmheit: Eines der ersten und auffälligsten Symptome. Die Hunde hinken oft mit den Vorderbeinen, wobei sich die Lahmheit nach Bewegung oder Anstrengung verschlimmert. Die Lahmheit eines Vorderbeines ist am Kopfnicken zu erkennen. Es entsteht, wenn der Hund das kranke Bein entlastet und dadurch mit dem gesunden Bein eine anstrengende Bewegung ausführt. Ein Merksatz dazu lautet: Der Hund sagt ja zum gesunden Bein. Wenn also der Kopf in der Laufbewegung nach unten geht, läuft der Hund mit der gesunden Gliedmaße. Die Lahmheit betrifft dann das andere Vorderbein.

  • steifes Gangbild: Der Hund geht steif oder zeigt einen unregelmäßigen Gang, besonders nach dem Aufstehen oder nach längerem Liegen.

  • Bewegungsunlust: Der Hund zeigt weniger Lust auf Bewegung, springt nicht mehr so gerne und vermeidet Aktivitäten wie Treppensteigen.

  • Schwellungen des Ellenbogengelenks: Oft ist eine Schwellung oder Vergrößerung des Ellbogengelenks sichtbar oder tastbar.

  • Schmerzen bei Bewegung: Der Hund zeigt Schmerzen bei Druck auf das Gelenk oder bei Bewegung, z.B. durch Winseln oder Wegziehen.

  • Muskelschwund: Durch Schonhaltung und verminderte Bewegung kann sich die Muskulatur der betroffenen Beine zurückbilden.

Die Symptome treten meist im jungen Alter (4 bis 12 Monate) auf, verschlimmern sich aber mit der Zeit, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird.

Röntgenbild eines gesundes Ellenbogengelenks beim Hund

Bild: Henk Vrieselaar | Shutterstock

Wie wird eine ED diagnostiziert?

Die Diagnose einer Ellbogendysplasie (ED) erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Im Folgenden sind die wichtigsten Schritte der Diagnosestellung aufgeführt:

  • klinische Untersuchung: Der Hund wird zunächst gründlich untersucht. Dabei wird er auf Symptome wie Lahmheit, Schwellung des Ellbogengelenks und eingeschränkte Beweglichkeit geachtet. Der Hund wird auch auf Schmerzen beim Abtasten des Ellbogengelenks untersucht. Hunde mit ED zeigen häufig Schmerzen, wenn Druck auf das betroffene Gelenk ausgeübt wird.

  • Bewegungsbeobachtung: Das Gangbild des Hundes wird beobachtet, um Unregelmäßigkeiten oder Lahmheiten festzustellen, insbesondere nach Bewegung oder Belastung.

  • Röntgenuntersuchung: Röntgenaufnahmen sind der wichtigste diagnostische Schritt zur Feststellung von Anomalien des Ellbogengelenks. Sie zeigen, ob Fehlstellungen, Knorpelschäden oder Arthrose im Gelenk vorliegen. Es werden mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln gemacht, um ein vollständiges Bild des Gelenks zu erhalten.

  • CT oder MRT: In komplexen Fällen oder bei Verdacht auf bestimmte Formen der ED (z.B. fragmentierter Processus coronoideus oder OCD) können Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden. Diese Verfahren liefern detailliertere Bilder als Röntgenaufnahmen und können feinere Strukturen des Gelenks besser darstellen.

  • Arthroskopie: In einigen Fällen wird eine Arthroskopie durchgeführt, bei der eine winzige Kamera in das Gelenk eingeführt wird. Dies ermöglicht eine direkte Beurteilung der Gelenkstrukturen und hilft, die genaue Ursache der ED festzustellen.

  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen sind in der Regel nicht notwendig, um eine ED zu diagnostizieren, können aber dazu dienen, den allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes zu überprüfen und Entzündungen auszuschließen.

Bei Beschwerden, bei denen der Verdacht auf eine ED besteht, sollte umgehend eine Röntgenuntersuchung oder eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Je früher eine ED erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf eine langfristige Beschwerdefreiheit.

Was ist ED-Röntgen?

Das ED-Röntgen (Ellbogendysplasie-Röntgen) ist ein bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Ellbogendysplasie (ED) bei Hunden. Dabei werden mehrere Aufnahmen des Ellbogengelenks aus verschiedenen Blickwinkeln gemacht, um eine vollständige Diagnose zu ermöglichen. Das ED-Röntgen dient dazu, die strukturellen Anomalien des Ellbogengelenks, die für ED verantwortlich sind, sichtbar zu machen. Die Röntgenaufnahme ermöglicht es dem/der Tierärzt:in, Fehlstellungen, Knorpelschäden, Absplitterungen von Knochenteilen oder Anzeichen von Arthrose zu erkennen.

Zweck des ED-Röntgens:

  • Früherkennung von ED: Bei jungen Hunden (normalerweise im Alter von 6 Monaten und älter) kann das Röntgen helfen, die ersten Anzeichen von ED zu erkennen, bevor die Symptome schwerwiegender werden.

  • Beurteilung des Schweregrades: Röntgenaufnahmen zeigen, wie stark das Ellbogengelenk betroffen ist, und helfen, den Schweregrad der ED in verschiedene Grade (0-3) einzuteilen.

  • Behandlungsplanung: Anhand der Röntgenbilder kann der/die Tierärzt:in entscheiden, ob konservative Behandlungen wie Physiotherapie und Medikamente ausreichen oder ob ein chirurgischer Eingriff notwendig ist.

  • Zuchttauglichkeitsprüfung: ED-Röntgen wird auch bei Zuchttieren meist im Alter von 12 bis 15 Monaten durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine genetische Veranlagung für ED weitergegeben wird. Zur Beurteilung wird ein:e Gutachter:in zu Rate gezogen, der/die standardisierte Röntgenaufnahmen von hoher Qualität aus verschiedenen Blickwinkeln anfertigt.

Was bedeutet ED 0 bei Hunden?

ED wird je nach Schweregrad in verschiedene Grade eingeteilt, die anhand von Röntgenaufnahmen bestimmt werden:

  • Grad 0: keine Anzeichen einer ED (normaler Befund)

  • Grad 1: leichte ED (leichte Knochenanomalien)

  • Grad 2: mittlere ED (ausgeprägte Gelenkveränderungen)

  • Grad 3: schwere ED (ausgeprägte Deformitäten und Arthrose)

ED 0 bedeutet also, dass bei der Röntgenuntersuchung des Ellbogengelenks keine Anomalien oder Veränderungen festgestellt wurden. Der Hund zeigt keine klinischen Symptome oder strukturellen Abnormalitäten im Ellbogengelenk, was auf eine gesunde Gelenkstruktur hinweist. Hunde mit ED 0 haben ein geringeres Risiko, im späteren Leben Gelenkprobleme oder Schmerzen zu entwickeln, was zu einer besseren Lebensqualität führt.

Ein ED 0-Befund ist für Züchter:innen von Bedeutung, da er anzeigt, dass der Hund genetisch weniger wahrscheinlich Nachkommen mit ED produziert und somit in Bezug auf ED zuchttauglich ist.

Wann auf HD und ED röntgen?

Züchter:innen sollten ihre Zuchttiere vor der Zucht auf Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED) untersuchen lassen, um sicherzustellen, dass keine genetische Prädisposition vorliegt. Die Röntgenuntersuchung auf HD und ED kann gleichzeitig durchgeführt werden.

Die meisten Züchter:innen und Tierärzt:innen empfehlen, Hunde im Alter von mindestens 12 bis 18 Monaten röntgen zu lassen, um eine zuverlässige Beurteilung der Hüftgelenke und Ellbogengelenke vornehmen zu können. In diesem Alter haben sich Knochen und Gelenke weitgehend entwickelt, so dass genauere Ergebnisse erzielt werden können.

Wenn ein Hund jedoch bereits Symptome wie Lahmheit oder Schmerzen zeigt, sollte die Röntgenuntersuchung jedoch unabhängig vom Alter früher durchgeführt werden.

Bei ED ist häufig eine Operation erforderlich.

Bild: stefamerpik | Freepik

Was tun bei ED beim Hund?

Die Behandlung von ED erfordert einen individuellen Ansatz, der auf dem Schweregrad der Erkrankung und den Bedürfnissen des Hundes basiert. Es gibt mehrere Ansätze zur Behandlung und Verbesserung der Lebensqualität des Tieres, die in der Regel kombiniert werden:

  • medikamentöse Behandlung: Entzündungshemmende Medikamente wie Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. In manchen Fällen sind stärkere Schmerzmittel erforderlich.

  • chirurgische Eingriffe: In vielen Fällen ist eine Operation notwendig, um lose Knochenstücke wieder zu befestigen oder zu entfernen, außerdem werden die Gelenkflächen wiederhergestellt. Es gibt verschiedene Methoden wie arthroskopische oder offene Operationen.

  • Ernährung: Ergänzungsfuttermittel mit Glucosamin und Chondroitinsulfat können die Gelenkgesundheit unterstützen. Eine angepasste Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, kann entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen.

  • Gewichtsmanagement: Ein gesundes Körpergewicht kann die Belastung der Gelenke verringern und die Beschwerden lindern. Übergewichtige Hunde sollten langsam abnehmen. Wichtig sind eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu lindern. Dazu gehören Massagen, gezielte Übungen und Hydrotherapie.

  • regelmäßige tierärztliche Kontrollen: Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um den Fortschritt zu überwachen und die Behandlung anzupassen.

Folgeerkrankungen wie Arthrose können manchmal auch trotz Operation nicht komplett vermieden werden, werden jedoch stark abgemildert.

Was kostet eine ED-OP beim Hund?

Die Kosten für eine Operation der Ellbogendysplasie (ED) können je nach Schweregrad der Erkrankung und Art der Operation sehr unterschiedlich sein. In der Regel liegen die Kosten für eine Operation zwischen 1.500 und 3.000 €. Zusätzlich zu den Operationskosten müssen die Kosten für Nachsorge, Physiotherapie und Medikamente berücksichtigt werden, die sich auf weitere 500 bis 1.500 € belaufen können.

Damit dein Liebling die bestmögliche medizinische Versorgung erhält, solltest du dir daher überlegen, ob eine Tierkrankenversicherung sinnvoll ist. Gegen eine geringe monatliche Prämie sind teure Operationen und Behandlungen abgedeckt.

Wie lange humpelt ein Hund nach einer ED-Operation?

Die Dauer der Lahmheit nach einer ED-Operation kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Erkrankung, dem Alter des Hundes, der Art der durchgeführten Operation und dem individuellen Heilungsprozess.

In den ersten Tagen nach der Operation kann der Hund stark humpeln oder das betroffene Bein gar nicht belasten. Dies ist normal und gehört zum Heilungsprozess. In der ersten Woche nach der Operation kann bereits eine Besserung eintreten und einige Hunde beginnen, das Bein wieder vorsichtig zu belasten. Das Humpeln kann jedoch noch sichtbar sein. Nach 2 bis 6 Wochen sollte eine kontinuierliche Verbesserung der Beweglichkeit und des Gangbildes zu beobachten sein. Viele Hunde zeigen bereits nach zwei bis drei Wochen eine deutliche Besserung.

Abhängig vom individuellen Heilungsverlauf kann es mehrere Monate dauern, bis der Hund völlig beschwerdefrei ist und normal laufen kann. Physiotherapie kann in dieser Phase hilfreich sein, um die Genesung zu unterstützen.

Alternative Behandlung von ED beim Hund

Eine alternative Behandlung der Ellbogendysplasie (ED) kann in bestimmten Fällen eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Therapie sein, jedoch sollten vor der Entscheidung für eine alternative Methode einige Faktoren berücksichtigt werden. Bei leichten Fällen von ED oder im Anfangsstadium der Erkrankung können alternative Behandlungsmethoden wie Physiotherapie und Ergänzungsfuttermittel wirksam sein, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Nach einer Operation können Physiotherapie und Akupunktur hilfreich sein, um den Heilungsprozess zu unterstützen und die Beweglichkeit zu verbessern.

Viele alternative Behandlungsmethoden wie Homöopathie oder Akupunktur sind jedoch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Ihre Wirksamkeit kann variieren und sie können nicht immer die gewünschte Wirkung erzielen. In einigen Fällen kann eine alternative Behandlung die Symptome sogar verschlimmern oder neue Gesundheitsprobleme verursachen. Zum Beispiel können unsachgemäße physiotherapeutische Übungen mehr schaden als nützen.

Einige Ergänzungsfuttermittel oder alternative Therapien können mit konventionellen Medikamenten interagieren und deren Wirkung beeinträchtigen. Es ist wichtig, dies mit einem/einer Tierärzt:in zu besprechen. Die ausschließliche Anwendung alternativer Methoden kann auch dazu führen, dass wertvolle Zeit für die Behandlung mit konventionellen Methoden verloren geht, insbesondere bei fortgeschrittenen Erkrankungen.

Welpen großer Hunderassen sollten nicht zu schnell wachsen.

Bild: VSM Fotografia | Shutterstock

Vorbeugung von ED

Um der Entwicklung einer Ellbogendysplasie vorzubeugen, ist eine altersgemäße Ernährung und Bewegung von Welpen und Junghunden sehr wichtig.

Die Fütterung von Junghunden ist äußerst wichtig, und sie sollten nicht mehr Kalorien erhalten, als sie benötigen, da sie sonst zu schnell wachsen. Bei einer Überversorgung mit Nährstoffen wachsen die Knochen zwar schneller, aber die Bänder und Sehnen können nicht mithalten. Durch dieses Ungleichgewicht verliert das Gelenk an Stabilität. Berechne daher regelmäßig den Energiebedarf deines Junghundes und passe die Fütterung entsprechend an.

Der zweite Baustein ist Bewegung. Dein Junghund sprüht wahrscheinlich vor Energie und Bewegungsdrang. Dabei kann er selbst noch nicht einschätzen, was zu viel Bewegung für ihn ist und du als Halter:in musst ihm helfen, seine Bewegung anzupassen. So sollte dein Hund als Welpe und Junghund keine Treppen steigen und starke Drehungen und Sprünge, z.B. durch übermäßiges Ballspielen und Zerren, vermeiden. Schwimmen und lockere Spaziergänge sind dagegen gut für deinen Hund, weil sie seine Muskeln langsam aufbauen und seine Gelenke stützen.

Lebenserwartung: Wie lange kann ein Hund mit ED leben?

Die Lebenserwartung eines Hundes mit Ellbogendysplasie kann sehr unterschiedlich sein und hängt von mehreren Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Erkrankung, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes und der Behandlungsstrategie. Im Allgemeinen haben viele Hunde mit Ellenbogendysplasie eine normale Lebenserwartung, insbesondere wenn sie eine angemessene medizinische Versorgung und Betreuung erhalten.

Hunde mit leichten bis mittelschweren Fällen von ED, die angemessen behandelt werden (z.B. durch Physiotherapie, Schmerzmanagement und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe), können oft noch viele Jahre ohne wesentliche Einschränkungen leben. In schweren Fällen, bei denen erhebliche Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten, kann die Lebensqualität beeinträchtigt sein, was sich auf die Lebenserwartung auswirken kann. In diesen Fällen ist eine regelmäßige tierärztliche Betreuung wichtig, um den Zustand zu überwachen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.

Sollte man einen Hund mit Ellbogendysplasie einschläfern lassen?

Die Entscheidung, einen Hund mit Ellbogendysplasie einzuschläfern, ist eine sehr persönliche und sollte sorgfältig abgewogen werden. Wenn ein Hund trotz Behandlung anhaltend starke Schmerzen hat, sich nicht mehr normal bewegen kann und seine Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist, kann eine Euthanasie in Betracht gezogen werden. Tierärzt:innen verwenden häufig die "Quality of Life Scale" (QoL), um die Lebensqualität zu beurteilen.



Fazit

Besonders große Hunderassen sind gefährdet, eine Ellenbogendysplasie (ED) auszubilden. Zur Vorbeugung sollten sie daher altersgerecht gefüttert werden und keine die Ellenbogen belastenden Bewegungen machen. Tritt trotzdem eine Lahmheit an den Vorderbeinen auf, sollte dein Junghund frühzeitig in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden, damit er therapiert wird und sich keine langfristigen Schäden entwickeln.

Ellbogendysplasie (ED) ist eine häufige Erkrankung, die vor allem bei bestimmten Hunderassen auftritt und die Lebensqualität des Hundes erheblich beeinträchtigen kann. Sie entsteht durch eine Fehlentwicklung des Ellbogengelenks, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Die Symptome reichen von Lahmheit und Schwierigkeiten beim Aufstehen bis hin zu chronischen Schmerzen, die das tägliche Leben des Hundes stark beeinträchtigen können.

Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche tierärztliche Untersuchung und spezielle bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und Schmerzmanagement bis hin zu operativen Eingriffen, die in schwereren Fällen notwendig werden können.

ED kann durch verantwortungsvolle Zucht, regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung verhindert werden. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um die Lebensqualität der betroffenen Hunde zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Insgesamt ist ein frühzeitiges Eingreifen und die Zusammenarbeit mit Tierärzt:innen der Schlüssel zur Bewältigung dieser komplexen Erkrankung.


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